BLKÖ:Grossi, Thomas

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 5 (1859), ab Seite: 370. (Quelle)
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Grossi, Thomas (Dichter, geb. zu Bellano am Comer-See 20. Jän. 1791, gest. zu Mailand 10. Dec. 1853). Der Sohn mittelloser Eltern, verlebte die Kinderjahre in der reizenden Gegend seines Geburtsortes, welche er in seinen Werken so oft und mit Recht verherrlicht. Sein Onkel, auch ein Thomas G. und Pfarrer zu Treviglio, nahm sich des Knaben an und sorgte für seine Erziehung. Als er acht Jahre alt war, bekam er schon, wie das in Italien Sitte, das geistliche Gewand und trat 1800 in das erzbischöfl. Seminar zu Lecco. Aber die Lebenslust und der frische Geist des Jünglings stimmten nicht zu dem Beruf, den sein Onkel für ihn gewählt. Nichtsdestoweniger mußte G. auf dem betretenen Wege verharren, bis er mit einem Jugendfreunde, dieses Zwanges müde, zu fliehen beschloß. Komisch ist der Gedanke der beiden Ausreißer, die nichts Geringeres vor hatten, als von Lecco nach Holland zu fliehen. Die Flucht wurde mit etlichen Kreuzern in der Tasche ausgeführt, aber die Mühen und Entbehrungen auf derselben bezahlte G. mit einem Fieber, in welchem Zustande er mehrere Tage bei einem Freunde seines Genossen auf der Flucht zubrachte. Endlich war es gelungen, die Spuren der Flüchtigen aufzufinden, und der junge Deserteur wurde in das Seminar zurückgebracht. Nachdem G. gesehen, daß dieser Plan, aus dem ihm verhaßten Orte zu kommen, mißlungen war, versuchte er es auf anderem Wege. Schwätzen in der Schule, Inschriften, beißende Witze auf den Wänden des Seminars, und hundert andere tolle Streiche, die der jugendliche Uebermuth ersann, sollten ihn an das ersehnte Ziel führen, und in der That sah sich der Seminarrector genöthigt, den Zögling aus der Anstalt zu weisen. Dies geschah 1804. Nun besuchte G. die Humanitätsclassen zu Rezzonico und kam zuletzt nach Mailand, [371] wo er in die Schulen an der Brera ging, an welcher der Exjesuit Calimer Cattaneo und der Priester Luigi Albertolli, beide Muster ihres Faches, lehrten. Zwar immer noch trug er das clericale Gewand, weil sonst sein Onkel die Hand von ihm abzuziehen drohte; aber fest entschlossen war er, bei der ersten Gelegenheit, die ihm zur Ausführung seiner Ideen geeignet erschien, es abzulegen, um es nie wieder zu tragen. Zugleich mit den vorgeschriebenen Lehrfächern betrieb er fleißig das Studium der classischen Dichter seiner Heimat, und Petrarca, Ariosto, Tasso, Parini, wußte er auswendig; besonders angezogen aber fühlte er sich zu den Dialect-Dichtungen, welche eben damals Carlo Porta herausgegeben hatte, und ist es namentlich G., der mit seinen späteren Dichtungen das Andenken Porta’s auffrischte. Nachdem er die Studien an der Brera beendet, zog er das geistliche Gewand aus und ging nach Pavia, um die Rechte zu studiren. Schon damals dichtete er, und machten seine Arbeiten, meistens im Dialect und Satiren auf die Lehrer, die Runde unter den Collegen. Das größte Aufsehen erregte aber seine Satire auf Professor Piccioli, halb im Mailänder, halb im Venetianer Dialect, die, jemehr man sich Mühe gab ihrer habhaft zu werden, in um so mehr Hände kam. 1810 erhielt er die jurid. Doctorswürde und trat nun bei Ludovico Capretti, Advocat in Mailand, in die Praxis; 1815 wurde er selbst Advocat, sollte aber, da die Zahl der Advocaten in Mailand bestimmt und voll war, in die Provinz gehen. G. zog es vor, in Mailand zu bleiben und auf die Stelle zu verzichten. Indessen begann er die ersten Stufen auf der Ruhmesleiter mit seinen Dichterwerken zu erklimmen. Das Gedicht auf den Finanzminister Prina, betitelt „Prineide“, erschien anonym und machte großes Aufsehen. Man hielt allgemein Porta für den Verfasser. G. aber wollte nicht, daß ein Anderer seinetwegen gefährdet werde. Er ging zu dem damaligen Gubernial-Präsidenten Grafen Saurau und gab sich als den Autor der Satire an. Dieser Zug gefiel dem Staatsmanne. G. wurde freigesprochen und das Urtheil lautete dahin, daß ihm diese That weder jetzt noch sonst jemals in seiner Laufbahn angerechnet werden solle. Vor der Hand bestanden seine Dichtungen immer noch in Handschrift und erst 1816 wurden zwei derselben:„La Pioggia d’oro“ und „La fuggitiva“ in der von Franc. Cherubini (s. d. II. Bd. S. 337) herausgegebenen „Collezione delle migliori opere scritte in dialetto milanese“ abgedruckt. Der wachsende Ruf des geistvollen Dichters brachte G. mit Porta zusammen und bald entwickelte sich zwischen beiden die innigste Freundschaft, welche nur Porta’s Tod löste (5. Jän. 1821). Im J. 1820 war G.’s „Ildegonda“ erschienen. Nun aber brachte er dem Freunde ein Todtenopfer dar, indem er dessen zerstreute Dichtungen sammelte, und 1821 in zwei Bänden, von Porta’s Biographie eingeleitet, herausgab. Den verblichenen Freund sollte nun ein zweiter nicht weniger hochsinniger, Alexander Manzoni, ersetzen, und wirklich fühlten sich die gleichgestimmten Seelen so mächtig zu einander gezogen, daß sie beisammenwohnten und 18 Jahre hindurch in dieser Gemeinschaft blieben. 1826 ging G. daran, sein Werk: „I Lombardi alla prima crociata“ zu veröffentlichen. Die Unterzeichnung auf das Werk, wie dies in Italien Sitte, wurde eröffnet und nahm einen bis dahin nicht erlebten Fortgang. In kurzer Zeit waren 2500 Exemplare gezeichnet, welche dem Dichter einen Reingewinn von 30,000 Francs abwarfen. G. kaufte sich für diese Summe eine kleine Villa bei Treviglio, welche [372] er sinnig Lombarda nannte. Als das Werk herauskam, machte es großes Aufsehen. Schriften dafür und dagegen erschienen [siehe unten G.’s Werke]. Der Dichter wurde – wie bei uns einst Grillparzer, als man sein „Weh’ dem, der lügt“ nicht verstand, und die dem Dichter schuldige Rücksicht vergaß – verstimmt und brach 8 Jahre hindurch nicht sein Schweigen, erst 1834 ließ er den „Marco Visconti“ erscheinen, in welchem Werke sich der Einfluß seines Freundes, des Dichters der „Promessi sposi“ bemerkbar macht. Drei Jahre später 1837 beschloß G. seine poetische Laufbahn mit dem Gedichte: „Ulrico e Lida“, dem letzten Werke, welches er veröffentlichte. In diesem Jahre erhielt er auch eine Notarstelle in Mailand, bei welcher Gelegenheit der Appellations-Präsident Anton Mazzetti den von einer Partei gemachten Versuch, den Verfasser der „Prineide“ zu verdrängen, auf Grund der damaligen Freisprechung mit ihrem Zusatze vereitelte. G. lebte nun ganz seinem Geschäfte. 1838 vermälte er sich mit Johanna Alfieri, welchen Bund nach 15 Jahren sein Tod löste. Die liebliche, ungetrübte Häuslichkeit seines geschäftlichen Lebens trübten nur noch die Stürme des Jahres 1848, in welchem er vorübergehend zum Director der lombardischen Gymnasien ernannt wurde. Die letzte Zeit seines Lebens war er leidend und unter wechselnden Zuständen, die bald eine Besserung hoffen ließen, bald sich verschlimmerten, starb er, 62 Jahre alt, um drei Uhr Nachmittags am 10. Dec. 1853. G. hatte mehrfache Auszeichnungen und Beweise der Achtung seiner Mitbürger erfahren. Er war Mitglied der Mailänder Notariatskammer, Kanzler und Syndicus des Collegiums della Guastalla, Secretär mehrerer volkswirthschaftlichen Vereine, correspondirendes Mitglied des Istituto lombardo und vieler anderen ausländischen gelehrten Gesellschaften. Als G.’s Tod in Italien bekannt geworden, schrieb sein Freund Massimo d’Azeglio in der „Gazzetta piemontese“ (13. Dec. 1853) u. A.: „Alle, die G.’s Schriften gelesen haben, müssen, wenn sie ein edles Herz und nicht gemeinen Verstand besitzen, fühlen, daß mit seinem Tode nicht blos für Italien, sondern für die ganze gebildete Welt eines seiner reinsten Lichter erloschen sei.“ Aus seiner glücklichen Ehe stammen zwei Söhne. Ein drittes Kind hatte er schon 1842 verloren, und aus diesem Anlasse schrieb er eines seiner schönsten und ergreifendsten Gedichte.

I. Grosses Werke. „Strambott de Meneghin Foresetta in occasion de la laurea in 1egg del sur Peppin Viglezz ecc.“ Sestine (Mailand 1813, Pulini); – „La Fuggitiva. Novella in dialetto milanese colla traduzione libera italiana dello stesso“ (Mailand 1817, Pulini). Grossi schrieb dieses pathetische Gedicht vornehmlich um zu sehen, wie sich der Dialect auf ernste Stoffe anwenden lasse. Es fand allgemein Beifall und erschien in mehreren Auflagen. Die Schönheit und Kraft der Dichtung bewogen den Spanier Joan Cortada, es in’s Spanische und zwar in den catalonischen Dialect zu übersetzen, unter dem Titel: „La Noya Fuggitiva, romans escrit en dialecte milanès y en octovas reals per Tomas Grossi y traduhit en los mateix metro y en dialecte catala“ (Barcellona 1836); – „Per el matrimoni Verr e Borromee. Sestine“ (Mailand 1819); – „La Prineide“ (Italia 16°.), eine poetische Vision im Mailänder Dialect, veranlaßt durch das fürchterliche Ende des Finanzministers Prina, der ein Opfer der Volkswuth geworden (24. April 1824). Das Gedicht, welches anonym erschien und für dessen Autor Porta gehalten ward, bis Grossi sich selbst angab, wurde heimlich verbreitet und erlebte mehrere Auflagen. Eine nicht gelungene Uebersetzung von Vincenz Cesati befindet sich in dessen „Commenti e riflessioni sulle condizioni della Lombardia e Venezia“ (Vercelli 1854), eine zweite von G. Cadolini ist noch nicht gedruckt; – „La Pioggia d’oro e la Fuggitiva“ (Mailand 1822, Ferrarlo, 12°., zuletzt Mailand 1847) . Den Stoff zu dieser [373] heiteren Dichtung entnahm G. einer orphischen Sage, welche Melchior Cesarotti aus einem noch unedirten Codex in’s Italienische übersetzt und in seine Werke aufgenommen hatte. Orpheus wollte die noch rohen und wilden Menschen von dem Dasein eines Gottes überzeugen, worüber diese in einen Aufruhr geriethen und Orpheus steinigen wollten, wenn ihm nicht Jupiter mit seinen Blitzen zu Hilfe kam. Kaum war der erste Schreck vorüber, so begannen die Unverbesserlichen wieder zu toben; nun wollte Zeus neue Blitze schleudern, erst über Orpheus’ Bitten warf er sein Geschoß weg, schlug aber, als er im Zorne auf die Himmelsdecke stampfte, ein Loch in dieselbe, so daß durch dieses Loch die Menschen auf der Erde einen großen Theil des Himmels sehen konnten. Die Menschen staunten alle die Herrlichkeiten des Himmels an und schon hoffte Orpheus, jetzt sie auf bessere Wege zu bringen. Aber vergeblich. Nun berathschlagten die Götter, ob man nicht diese Erdenbrut vernichten solle. Aber Phöbus überredet die Götter noch zu einem Versuche, sie sollten selbst zur Erde steigen und durch gefällige Sitten das Volk für die Religion empfänglich machen. Die Götter kamen in Gestalt von Astrologen, Wahrsagern, Spielleuten, Seiltänzern u. d. m. unter die Menschen; diese sind ganz entzückt und Jupiter wird gütig, heißt die Musen kommen, damit sie den Ursprung der Welt, die Sitten, die Kämpfe der Giganten mit den Göttern etc. singen; Jupiter hoffte davon eine erfreuliche Wirkung bei den Menschen, aber er hatte sich getäuscht, die Zuhörer waren eingeschlafen und Jupiter, erzürnt, ließ die ganze Phantasmagorie verschwinden. Was mit den bisherigen Mitteln nicht gelingen wollte, wurde aber durch eine fürchterliche Hungerpest erreicht, indem die Qualen der Entbehrung und der Anblick der täglichen zahllosen Leichen die Menschen erschütterte und zuletzt bewog, von Orpheus die Abhilfe des Jammers zu erflehen. Kaum hatten sie die Bitten beendet, so fiel schon vom Himmel treffliches Brot und köstlicher Wein, welche Hunger und Durst der Menschen stillten, wodurch diese aber nunmehr gesänftigt wurden. Die Moral dieser Fabel ist, die Stärke erzeugt Furcht, der Reichthum Neid, die Weisheit Erstaunen, aber nur der Hochsinn allein bewirkt Verehrung. Diesen für eine heitere Behandlung nicht undankbaren Stoff hatte G. mit Meisterschaft im Dialecte ausgeführt; – „Ildegonda. Novella“ (Mailand 1820, zuletzt Ebenda 1844, 8°.). G. behandelt darin die Geschichte einer Unglücklichen, welche in den heiligsten Gefühlen verletzt, durch die Härte des Vaters in’s Kloster getrieben wird, wo sie zuerst den Tod ihres Geliebten, dann jenen ihrer Mutter erfährt; gegen die Qualen, welche sie von ihren Mitschwestern erleiden muß, findet sie einigen Trost im Mitgefühl einer Freundin, Erlösung aber erst im sehnlichst erwarteten Tode. Dieses Gedicht in ottave rime, im schönsten italienischen Styl fand großen und verdienten Beifall; – „I Lombardi alla prima crociata, canti quindici“, 3 Bde. (Mailand 1826, 8°.), ein episches Gedicht, worin die Geschicke des Arvino da Ro auf seinem Zuge nach und während der Kämpfe in Jerusalem in hochpoetischer Form erzählt werden. Das Aufsehen, welches die Dichtung in Italien hervorgebracht, war ungeheuer. Schriften für und gegen erschienen und als eine literarische Curiosität lassen wir die Uebersicht derselben folgen. Gegen das Gedicht: „Sui primi cinque canti dei Lombardi alla prima crociata … ragionamento di don Libero professore d’umanità, tenuto a mente e pubblicato da don Sincero di lui discepolo“ (Mailand, 48 S. 8°.); – „Don Libero, secondo ragionamento sui Lombardi alla prima crociata … pubblicato da Don Sincero“ (eb. 58 S. 8°.); – „Sonetto di maestro Soppiattone poeta romantico … sulla leggenda dei Lombardi alla prima crociata, indiritto a don Libero, premessavi una lettera“ (eb. 16 S. 8°.); – „Secondo sonetto di maestro Soppiattone poeta romantico ec.“ (eb. 32 S. 8°.); – „Sonetto terzo di maestro Soppiattone ec. (eb. 32 S. 8°.); – „Sulla leggenda dei Lombardi alla prima crociata, capitolo indiritto a don Libero da don Filalete condiscepolo di don Sincero“ (eb. 14 S. 12°.); – für das Gedicht: „Congratulazione di Ambrogio Mangiagalli al suo amico Tommaso Grossi sui primi cinque canti dei Lombardi alla prima crociata, sermone“ (eb. 12 S. 8°.); – „Lettera del professore D. Ironico, membro di venti accademie letterarie … intorno ai primi cinque canti dei Lombardi alla prima crociata“ (ebd. 32 S. 8°.); – „Su la critega del sciur don Liber, sestinu improvvisa da don Giustin“ (eb. 8 S. 8°); – „I Lombardi alla prima crociata del signor Tommaso Grossi pensieri del lombardo E. D. (Egidio De-Magri)“ (eb. 16 S. 8°.); – „Rimmi improvisa a sui Lombard a la prima crociadaa del sciur Gross ....“ (eb. 16 S. 8°.); – „Cartello di sfida, che un imparziale senza don invia a don Sincero ....“ (eb. 16 S. 8°.); – „Don Libero e don Sincero citati al tribunale [374] della ragione, canti due serio-faceti in terza rima di C... C...“ (eb. 16 S. 8°.); – „Una lezione ai critici del genere di don Libero, don Sincero, maestro Soppiattone … dell’ anticritico E. D. (Egidio De-Magri)“ (eb. 18 S. 8°.); – „Don Libero all’inferno, canti quattro: terza rima“ (eb. 32 S. 8°.); – „Risposta di don Arcilibero alla critica di don Libero sui primi cinque canti di Tommaso Grossi“ (eb. 32 S. 8°.). – „La storia dei quindici canti di Tommaso Grossi predetta in alcune novelle antiche scoperte e pubblicate da Nicolò Tommaseo“ (eb. 16 S. 8°.). In allen diesen Schriften wurden die Gebrechen und Vorzüge der Dichtung beleuchtet: die letzteren überwiegen und das Werk zählt zu den Zierden der italienischen Literatur der Neuzeit; – „Marco Visconti, storia del trecento, cavata dalle cronache di quel secolo“, 4 Bde. (Mailand 1834, 16°.), das Werk ist seinem Freunde Torti, der mit Grossi und Manzoni die glorreiche Trias der italienischen Literatur der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bildet, gewidmet. 1834, 1840, 1847 erschienen neue Auflagen in Mailand, die letztere in einem Bande, die von 1840 ist illustrirt. Auch dagegen versuchte eine Partei sich zu erheben und es erschien eine „Lettera d’un solitario scritta da Terpandro Orobio sopra Marco Visconti storia del trecento ....“, aber allen Umtrieben wurde bald ein Ende gemacht mit der Schrift: „De romanz storico Marco Visconti lettera d’Ambrogio Mangiagalli a Tommaso Grossi“ (eb. 1835 28 S. 8°.). Eine deutsche Uebersetzung dieses Romans erschien von O. von Czarnowski unter dem Titel: „Marco Visconti, ein historischer Roman aus dem 14. Jahrhundert“, 2 Thle. (Köln 1835, Kohner, gr. 12°.); – „Ulrico e Lida, novella“ (Mailand 1837, 16°., zuletzt 1844), Gedicht in Ottave rime, eine einfache Begebenheit behandelnd, aber durch den Schmelz einer gefühlvollen Sprache und die Reinheit eines den besten Mustern ebenbürtigen Styles ausgezeichnet. – Noch erschienen von ihm „Novelle“ (Mailand 1847 16°.); – seine gesammelten Schriften in einem Neapolitaner Nachdruck: „Opere complete, edizione diligentemente corretta“ (Neapel 1849, 8°.) – und ein Theil derselben im beliebten Format Lemonnier zu Florenz: „Marco Visconti“„Ildegonda“„La fuggitiva“„Ulrico e Lida“„Novelle“ (Florenz 1849, Le Monnier, 12°.). – Eine Sammlung seiner Poesien, von denen viele zerstreut gedruckt, noch mehrere in Handschrift geblieben sind, ist nicht vorhanden. Was G.’s Stellung zur Literatur betrifft, so gehört er zur dünngesäeten Reihe jener Schriftsteller, welche die italienische Literatur auf neue Bahnen lenkend, sie aus dem Verfall, in den sie im vorigen Jahrhunderte gesunken, in die Höhe gebracht, und in eiserner Beharrlichkeit ihr neben den anderen Literaturen der cultivirten Völker Europa’s eine ehrenvolle Stelle erobert haben. Mit der Kühnheit des Styls große Reinheit der Sprache verbindend, kennzeichnen seine Dichtungen tiefes Gefühl, seltener Bilderreichthum, Reinheit der Empfindung. Ist auch seine Phantasie minder reich, so liegt eben in der Einfachheit seines Stoffes eine oft bewältigende Kraft, die freilich eben nur durch die Herrlichkeit der Dichtung erzielt wird,.
II. Zur Biographie G.’s. Cantu (Ignazio), Vita ed Opere di Tommaso Grossi. Memoria di … (Mailand 1853, Borroni e Scotti, gr. 8°.). – Fuggilozio (Unterhaltungsblatt in Mailand) 1855 (Anno I) Nr. 36, S. 57 [enthält S. 576 G.’s Porträt]. – Il Vaglio (Mailänder polit. Blatt) 1853, S. 420. – Crepuscolo (Mailänder liter. polit. Blatt) 1853. – Cosmorama pittorico (Mailänder Journal) 1854 (Anno XIX, Serie III) Nr. 24: „Tommaso Grossi e Silvio Pellico“ [mit den lithograph. Porträts Beider]. – Gazzetta Piemontese. 1853 13. December [Massimo d’Azeglio gibt Nachricht von G.’s Tode]. – Il Risorgimento 1856 im December und 1857 im Jänner von Boetti. – Schmidl (Ad. Dr.) Oestr. Blätter für Literatur und Kunst. I. Jahrg. (Wien 1844, 4°.) 1. Quart. Literaturblatt Nr. 10, S. 77.[BN 1] – Bemerkenswerth ist es, daß Brockhaus’ Conversations-Lexikon den Namen des großen Dichters Italiens nicht enthält.
III. Porträt. Zugleich auf einem Blatte mit Parini, Manzoni, Casti, Monti, Pellico, Leopardi, Carrer und Mamiani. Ein schönes Blatt, Stahlstich. Die Porträte sind sämmtlich ähnlich. –

Berichtigungen und Nachträge

  1. E Grossi, Thomas [Bd. V, S. 370].
    Nell’ inaugurazione del monumento a Tommaso Grossi in Milano il primo giorno di Luglio 1858. Discorso di Giulio Carcano (Milano 1858, Franc. Colombo, gr. 8°.) [S. 1–19 eine Darstellung von Grossi’s Leben von Carcano; S. 20–48 Verzeichniß der Subscribenten auf das Denkmal]. [Band 28, S. 344]