BLKÖ:Hanka, Wenzeslaw

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Hanisch, Franz
Band: 7 (1861), ab Seite: 301. (Quelle)
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Hanka, Wenzeslaw (Bibliothekar des böhmischen Nationalmuseums, berühmter Slavist, geb. zu Hořiniewes im Königgrätzer Kreise Böhmens 10. Juni 1791, gest. zu Prag am 12. Jänner 1861). Der Sohn eines wohlhabenden Landpächters, den der Vater für die Landwirtschaft erzog. Wie es bei volksthümlichen Poeten gewöhnlich der Fall, war es auch bei Hanka die Mutter, die mit ihrem Schatze čechischer[1] Volkslieder die Phantasie des leicht erregten Knaben weckte und fesselte, und lange war dieß aller Unterricht, den er genoß; denn erst 1807, also als er schon 16 Jahre zählte, brachte ihn der Vater in eine ordentliche Schule nach Königgrätz. Die Begünstigung seiner Lehrer, die Aufsätze, die er zu liefern hatte, in čechischer Sprache zu schreiben, da er der deutschen sehr wenig mächtig war, und der Umstand, daß das [302] serbische sogenannte Peterwardeiner Regiment Nr. 9 in Königgrätz stationirt war, förderten seine Kenntniß der slavischen Sprache und als er 1810 die Schule verließ, besaß er außer der Kenntniß seiner Muttersprache bereits einige Kenntnisse in der serbischen, croatischen und russischen. Bei seinem erwachten Wissensdrange erbat er sich vom Vater, seine Absicht Geistlicher zu werden aussprechend, die Erlaubniß, seine Studien fortzusetzen; er kam nach Prag und dort begann er nicht nur sich selbst in der Muttersprache auszubilden, sondern für deren Verbreitung in den Kreisen, in denen er lebte und namentlich unter seinen Collegen zu wirken. Die Annäherung an Dobrowsky [Bd. III, S. 334], der damals mit Studien über die serbische Sprache sich beschäftigte und welchem Hanka einige Ausdrücke, deren Kenntniß er eben durch den vorerwähnten Umgang mit den Grenzsoldaten gewonnen, glücklich übersetzte, war unter solchen Umständen leicht ermöglicht und gestaltete sich immer freundschaftlicher und beziehungsvoller. Die Idee jedoch, sich dem geistlichen Stande zu widmen, mit der H. sich ursprünglich getragen, wich bald der weltlichen Anschauung der Dinge, welche eine Frucht des heiteren Studentenlebens war. Er entschloß sich, die Rechte zu studiren, brachte in dieser Absicht Ein Jahr, 1813/1814, in Wien zu und kehrte dann wieder nach Prag zurück, wo er seine Studien beendete. Weit über seinen rechtswissenschaftlichen Eifer erfüllte ihn aber der Drang sprachlicher Studien im Gebiete der heimischen Sprache und der mit ihr nah und fern verwandten Mundarten. Im Jahre 1815 erschienen seine ersten Lieder (Nr. 1) [die bibliographischen Titel von Hanka’s Werken siehe unten in den Quellen bei der Aufzählung seiner Schriften], deren Ausgaben vermehrt sich öfter wiederholten. Auch gab er, als Dobrowsky’s „Neues Hilfsmittel, die russische Sprache leichter zu verstehen“, 1813 in neuer Auflage erschien, in einem Anhange die „Beschreibung der russischen Staats- und Kriegsmacht“ (1815) (Nr. 65) heraus, ein Werkchen, welches mit sprachlichen Studien nichts zu schaffen hatte, aber Hanka’s Sympathien zur nordischen Großmacht, welche mit den Jahren sich steigerten, schon damals beurkundeten. Der Umstand, daß Tomaschek, der beliebte Componist, Hanka’s Lieder in Musik setzte und dessen leicht sangbare und dem Volkscharakter trefflich angepaßte Melodien bald ihren Weg in’s Volk fanden, trug auch wesentlich dazu bei, Hanka’s Namen im Volke bekannt und beliebt zu machen. Im Jahre 1817 kam Hanka’s „Čechische Grammatik“ (Nr. 3) heraus. Mit diesem „Pravopis český“, denn unter diesem Titel war die Sprachlehre erschienen, begannen die ersten Fehden, durch welche die Slavisten in zwei Lager getheilt wurden, deren Charakter mitunter ein sehr erbitterter war, und die später, als Hanka mit seinen literarischen Funden auftrat, in Gehässigkeit ausarteten, bis sie in neuester Zeit, eben als Hanka starb, seiner Partei eine glänzende Veranlassung gaben, dem Todten Ovationen darzubringen, die kaum mehr einen literarischen, als vielmehr einen politischen Anstrich trugen. Der Kampf über die Grammatik endete aber mit der Thatsache, daß die Schreibweise, die übrigens nicht sein, sondern nur Dobrowsky’s auf die Praxis angewandtes System war und für welche H. muthig eine Lanze brach, gegenwärtig in ganz Böhmen durchgängig eingeführt ist. Für die Angriffe der Gelehrten wurde Hanka durch den gerechten Beifall der Menge reichlich belohnt, mit dem seine čechische Uebersetzung (1817) der herrlichen [303] serbischen Volkslieder von Wuk Stephanowitsch Karadschitsch (Nr. 2) aufgenommen wurde, welcher alsbald jene der Gesner’schen Idyllen (Nr. 3) folgte. Unwillkürlich wird man bei der bald darauf stattgehabten Auffindung der „Königinhofer Handschrift“ von der Verschmelzung des Geistes der serbischen Volkslieder und der Gesner’schen Idylle, welcher aus den Gesängen der „Königinhofer Handschrift“ unverkennbar weht, eigenthümlich berührt. In diese Zeit, jedoch vor Herausgabe der „Königinhofer Handschrift“[WS 1], fällt die Herausgabe čechischer Sprachdenkmäler unter dem Titel: „Starobylá skládanie“, d. i. Alterthümliche Gedichte (Nr. 27), wovon der erste Band eingeleitet von Jungmann und mit einem Glossar versehen vom Herausgeber 1817 erschien und mit welchem er das Gebiet der Handschriftenkunde betrat, auf demselben einen in der Gegenwart von der strengen Wissenschaft stark angefochtenen Ruhm erntend. Das genannte Jahr sollte für Hanka denkwürdig und verhängnißvoll werden. Hanka entdeckte in demselben die oberwähnte nachmals so berühmt gewordene Königinhofer Handschrift (Nr. 24). Hanka war bei einem Geistlichen, einem Jugendfreunde zu Königinhof, einem in der Nähe seines Geburtsortes gelegenen Städtchen auf Besuch. Es war am 16. September 1817, als im traulichen Gespräche über die Vergangenheit, namentlich über die Hussiten, Hanka von seinem Freunde erfährt, daß in einer Kammer an der Stadtkirche nebst alten Waffen und Geräthen aus der Hussitenzeit sich daselbst auch alte Handschriften, Bücher, Pergamente u. dgl. m. befänden. Hanka eilt an Ort und Stelle und zieht aus einem Haufen Gerölle nach und nach zwei schmale an Hussitenpfeile befestigte Pergamentstreifen und zwölf vollständige Pergamentblätter hervor. Diese Pergamentreste wurden nun unter dem Namen der Königinhofer Handschrift berühmt und von Hanka dem böhmischen Museum geschenkt. Die auf den Pergamentblättern enthaltenen Lieder stellten sich als Theile einer größeren Sammlung dar, welche, wie vermuthet wurde, zu Ende des 13. oder zu Anfang des 14. Jahrhunderts, jedenfalls zu einer Zeit veranstaltet worden sein mußte, in welcher man dem um sich greifenden Deutschthum gegenüber slavischer Seits kein anderes Rettungsmittel fand, als indem man diese Denkmäler alter Cultur und Sprache sammelte und verwahrte. Von den vierzehn aufgefundenen Liedern sind mit Ausnahme des ersten und letzten alle vollständig, sie sind in reimlosen Zeiten abgefaßt, bilden aber ein fortlaufendes Ganzes, das zuweilen von freien strophenartigen Absätzen unterbrochen wird. Neun dieser Lieder sind lyrischen Charakters, eigenthümlich gedacht, lebendig empfunden, zart und doch kräftig, klar, und durch und durch volksthümlich, fünf derselben sind sogenannte Heldenlieder, wie sie aus den serbischen Liedern von Karadschitsch Jedermann bekannt sind; sie behandeln Vorfälle, welche in die Zeit 1241, bis in’s 9. Jahrhundert und die Zeiten der Bekehrung der Čechen zum Christenthume zurückreichen. Die kritische Herstellung des Textes verzögerte die Herausgabe des Fundes bis in’s Jahr 1819. Dieser Fund war ein Ereigniß. Ein geringerer Enthusiasmus, eine schwächere Theilnahme von Seite des großen Publikums hätten vielleicht die Folge gehabt, daß dieser merkwürdige Fund unangefochten geblieben und zuletzt die Echtheit der Königinhofer Handschrift ohne weitere Prüfung als unzweifelhaft festgestellt [304] worden wäre. So aber erregten die Huldigungen und Beweise von Theilnahme, mit denen Hanka überschüttet wurde, einerseits, und der in seinem Glücke über einen Fund, der die tausendjährige Cultur der Čechen sicherzustellen scheint, sich fassungslos geberdende Stolz der Nationalen andererseits, eine Opposition, ebenso heftig, ebenso alle Schranken überspringend, wie der Enthusiasmus der Gegenpartei, und noch heute ruht erstere nicht, alle Hilfsmittel und Beweise der Wissenschaft in’s Feld stellend, um den Sieg in dieser merkwürdigen Frage zu behaupten. Welchen hohen Werth man aber auf diese angefochtenen Dichtungen von allen Seiten legte, dafür geben einen genügenden Beweis die vielen Uebersetzungen in allen lebenden Sprachen. So wurde die Königinhofer Handschrift bisher fünfmal in’s Deutsche übersetzt von Wenzel Alois Swoboda, Joseph Mathias Grafen von Thun-Hohenstein, Siegfried Kapper, Joseph Wenzig und theilweise von Moriz Hartmann; in’s Vlämische von Ida von Düringsfeld; zweimal in’s Englische von John Bowring und A. H. Wratislaw; in’s Dänische von P. L. Möller; in’s Italienische von Felix Francesconi; dreimal in’s Französische von Edgar Quinet, Eichhof und Ida von Düringsfeld; zweimal in’s Russische von Minister Schischkow und Nikolaus Berg; in’s Polnische von Lucian Siemiński; zweimal in’s Croatische von Stanko Vraz und Ignaz Berlič; ebenso oft in’s Serbische von Hadžic und Slawko Zlatojevic; in’s Kleinrussische von Sroznewski und Halka; in’s Lausitz’sche von Smoler und J. P. Jordan; dann in’s Slovenische und endlich in’s Bulgarische, die letzten zwei von Ungenannten. Diese Zahl der Uebersetzungen ist so groß – im Ganzen 26 – daß Hanka in die im Jahre 1852 veranstaltete Polyglottenausgabe kaum die Hälfte derselben aufnehmen konnte. Mit der Auffindung dieses nationalen Sprachdenkmales war aber auch das Signal gegeben, alle Archive, Bibliotheken, Sakristeien, Burgverließe in Böhmen zu durchforschen, die zu Büchereinbänden verwendeten Pergamentblätter abzulösen u. dgl. m., was zur Auffindung manchen Sprachschatzes führte, unter andern zu der des altdeutschen Gedichtes Merigarto, welches Hoffmann von Fallersleben in Gemeinschaft mit Legis-Glückselig herausgegeben hat. Eben dieser Forschungseifer aber war mit Veranlassung, die Echtheit des Fundes zu verdächtigen, denn eine Frucht desselben war die Auffindung des an die mythische Libussa anknüpfenden Gedichtes „Libusin Soud“[WS 2], d. i. Libussa’s Gericht, welches zwölf Monate nach der Entdeckung der Königinhofer Handschrift, aber noch vor deren Herausgabe in geheimnisvoller Weise mittelst der Prager Stadtpost an das böhmische Museum gesendet wurde. Hanka, der sich der Echtheit des Fragmentes mit aller Wärme annahm, erregte den Verdacht der Kritiker nur noch mehr gegen sich, der selbst dann noch fortdauerte, als er eine böhmische Interlinearversion des Evangeliums Johannes, angeblich aus dem zehnten Jahrhunderte, veröffentlichte, welche er auf einem Bücherdeckel gefunden zu haben vorgab. Wer über die Einzelheiten dieser Funde und die aus Anlaß derselben entstandenen Controversen in bündiger und übersichtlicher Weise unterrichtet sein will, den verweisen wir auf die im „Tagesboten aus Böhmen“ im Jahre 1858 in den Nummern 276, 285, 289, 292 und [305] 299; ferner 310 und 312 abgedruckten Aufsätze: „Handschriftliche Lügen und paläographische Wahrheiten“ und „Herr Palacky und der kategorische Imperativ seiner paläographischen Moral“, für deren Verfasser, wenn es überhaupt gestattet ist, ein Gerücht nachzusprechen, Herr Legis-Glückselig vermuthet wird. Vornehmlich traten Dobrowsky und Kopitar gegen die Echtheit der Funde auf, während Hanka auf seiner Seite auch zwei Autoritäten im Gebiete der Slavistik in den Kampf führte, nämlich Safařik und Palacky. Dobrowsky, Hanka’s Gönner, sprach schonungslos das Wort „Literarischer Betrug“ aus, und nach seiner Ansicht waren Hanka der Verfasser der Interlinearversion, Hanka und Jungmann die Dichter des Libussinischen Fragmentes und Linda, ein mittelmäßiger Poet, hatte die Abschriften geliefert. Kopitar aber ging noch weiter und bestritt sogar die Echtheit der Königinhofer Handschrift. In seinem „Hesychii Epiglossita russus“ steht ein eigenes Capitel „Ueber die unverhoffte Auffindung alter böhmischer Handschriften, welche einigermaßen verdächtig sind“. Kopitar weist darin vorerst die Unechtheit mehrerer Handschriften nach und bemerkt an einer Stelle: „Wie nun, wenn derselbe Verdacht auch gerechtfertigt wäre gegen gewisse Glossen (altböhmische Glossen der Mater verborum vom Jahre 1202), ja sogar gegen die Königinhofer Lieder, die eine außerordentliche Aehnlichkeit haben mit früher veröffentlichten serbischen Liedern, so daß man nicht ohne Grund glaubt, sie seien eine Nachahmung eines jetzt lebenden (recentis) böhmischen Dichters?“ Und in der That, wer die serbischen Volkslieder und bald darnach die Lieder der Königinhofer Handschrift gelesen hat, sich anbei der von Hanka ausgeführten glücklichen Uebersetzung der Gesner’schen Idyllen erinnert, der kann sich des Gedankens nicht erwehren, daß die Königinhoferlieder Nachahmungen der serbischen, durch die Zartheit der Gesner’schen Idylle gemilderten Dichtungen sein könnten. Angriffe, wie die Dobrowsky’s und Kopitar’s, konnten nicht unerwidert bleiben; von den Gegnern wurde nun Kopitar als Fälscher, seine hesychischen Epiglossen als in einen Wiener Codex von ihm hineingeschrieben erklärt, ein Vorgang, der im Vergeltungsrechte seine Erklärung, aber in der Wissenschaft, die nach Wahrheit strebt, kein Echo und keinen Beweis fand. Safařik und Palacky edirten einen starken Quartband: „Die ältesten Denkmäler der böhmischen Sprache mit Facsimiles“, worin sie die alten Handschriften vertheidigten und insbesondere die Echtheit der Königinhofer Handschrift in Schutz nahmen. Alle diese Kämpfe hatten aber eine andere nachhaltige und bedeutsame Folge: Die Realisirung der seit Jahren, jedoch immer vergeblich angestrebten Gründung eines Nationalmuseums in Böhmen, welcher die Errichtung ähnlicher Kunstsammlungen in den anderen Provinzen des Kaiserstaates in kleinen Zeiträumen folgte. Im Jahre 1818 wurde die Unterzeichnung für diesen Plan eröffnet, der hohe böhmische Adel nahm lebhaften Antheil daran und in Kürze warm über 60.000 fl. beisammen; außerdem wurden höchst werthvolle Geschenke, ganze Bibliotheken und Naturaliencabinete gespendet. Dobrowsky und Graf Sternberg stellten sich an die Spitze der Angelegenheit und Hanka wurde zum Vorsteher der literarischen Sammlung des Museums ernannt. Bald nach der Gründung des Museums, dessen Allerhöchste Sanction 1822 erfolgte, begann die Herausgabe der čechischen[306] Quartalschrift „Časopis Musea královstvi českého“ zugleich mit einer deutschen; wovon letztere schon in 5 Jahren aufhörte, erstere aber noch besteht und im Augenblicke in ihrem 34. Jahrgange erscheint. Hanka hat in ihr einen großen Theil seiner Arbeiten aus verschiedenen Disciplinen des menschlichen Wissens, vornehmlich aus der sprachlichen und historisch-literarischen niedergelegt. Theilweise war der „Časopis“ auch das Feld, auf welchem die verschiedenen Fehden ausgefochten wurden, zu denen vornehmlich die von Hanka octroyirte čechische Rechtschreibung reichen Anlaß bot, und welche mit der von ihm besorgten Ausgabe des von dem Grafen Mussin Puschkin[WS 3] 1795 entdeckten Igorliedes[WS 4] (Nr. 26) wieder aufgenommen wurden. Hanka hatte nämlich, um dieses Gedicht allen Slavenstämmen zugänglich zu machen, zu seiner Rechtschreibung eine eigene Schrift ersonnen, welche aus cyrillischen, lateinischen und von ihm erfundenen Buchstaben zusammengesetzt ist. Das war Nahrung genug zu neuem Streite, er wurde auch von allen Seiten, theils mit Erbitterung, theils mit Heftigkeit und einer den wissenschaftlichen Endzweck wenig fördernden Mikrologie geführt. Hanka war indessen nicht literarisch unthätig geblieben, er vollendete die Herausgabe des deutsch-böhmischen Wörterbuches von Dobrowsky (Nr. 6), dessen Etymologikon der slavischen Sprache (Nr. 10), arbeitete seine Glagolitica (Nr. 13), seine Grammatik der polnischen Sprache (Nr. 14); übersetzte die polnischen Volkslieder, Krakowiaken (Nr. 4), unterhielt mit den Gelehrten des Auslandes eine lebhafte Correspondenz und wirkte namentlich nach Rußland hin, wo er die Anlage slavischer Bibliotheken und die Errichtung von slavischen Lehrkanzeln, ob im österreichischen Interesse und um das Čechenthum für die Monarchie zu stärken, ist noch nicht festgestellt, eifrig betrieb. Einem in jener Zeit an ihn ergangenen Rufe als Bibliothekar der in Petersburg begründeten slavischen Bibliothek, mit dem Range eines Hofrathes und dem Jahrgehalte von 4000 Rubel gab H. keine Folge; auf sein Ablehnungsschreiben war die Verleihung des russischen St. Wladimir-Ordens die diplomatische Antwort. Die im Jahre 1836 in Prag stattfindende Krönung gab mit einem Male den Studien Hanka’s eine veränderte Richtung; er begann mit der Numismatik sich zu beschäftigen und veröffentlichte nach dieser Richtung mehrere schätzenswerthe Monographien über Böhmens Krönungsmünzen (Nr. 57), die Reverslegenden, die böhmischen Münzen des 10. Jahrhunderts, über Familienmünzen und Medaillen des Hauses Rosenberg (Nr. 60), der Grafen Schlick (Nr. 39), Albrecht’s, Herzogs von Friedland (Nr. 58) u. dgl. m. Auch begann er, von seiner weit verzweigten literarischen Correspondenz unterstützt, seine Forschungen nach dem slavischen Evangelien-Codex in Rheims, den man seit 1790 vermißte und welchen der russische Geheimrath A. J. von Turgeniew[WS 5] im December 1835 bei einem Besuche der Stadtbibliothek in Rheims wirklich wieder auffand. Von den verschiedenen Ausgaben dieses Codex besorgte 1846 Hanka die eine (Nr. 34). Die Herausgabe dieses Sprachdenkmales veranlaßte einen neuen, nicht weniger heftigen Federkrieg, als es die früheren gewesen. Hanka behauptete den böhmischen Ursprung dieses Codex und nach diesem wäre er von dem Abte Prokop von Sazawa[WS 6] im Jahre 1030 verfaßt. Kopitar verlegte den Ursprung des Codex nach Rußland und in’s 14. Jahrhundert. Kopitar veröffentlichte diese [307] Ansicht in seiner erst nach seinem Tode 1845 auf Kosten des Kaisers Nikolaus zu Paris erschienenen Prachtausgabe dieses Codex, und zwar in den dem Codex vorausgeschickten „Prolegomena historica“, und Hanka in seiner oben angeführten, ein Jahr später erschienenen. Den numismatischen Forschungen folgten deren über das alte böhmische Recht und im Jahre 1841 veröffentlichte H. in dem ersten čechischen Actenbande der kön. böhmischen Akademie der Wissenschaften seine aus 55 böhmischen handschriftlichen Rechtsbüchern geschöpfte Quellenkunde, dann das Neunbücherrecht des Victorin Cornelius von Vsehrd aus dem Ende des 15. Jahrhunderts und mehrere Ueberreste aus dem 14. Jahrhundert, als: das Rosenbergerbuch, Duba’s Rechtsauslegung, die Landgerichtsordnung und die Majestas Carolina (Nr. 36). Diese Arbeiten sind sämmtlich zu einer Zeit ausgeführt, als sich das deutsche und čechische Element in Böhmen feindlich gegenüber standen und das Verhalten der Určechen nichts weniger als darnach angethan war, diesen Zwiespalt friedlich auszugleichen. Hanka nahm an allen diesen feindseligen Kundgebungen keinen äußerlichen Antheil, und es wird ihm nur das Eine zur Last gelegt, an Jordan’s slavischen Jahrbüchern auch dann noch thätig mitgewirkt zu haben, als diese in ihrer Polemik gegen das Deutsche in die schmutzigsten Tiefen der Gemeinheit herabgestiegen waren. Bis vor dem Jahre 1848 erschienen noch einige historische und sprachliche Arbeiten: Eine Correspondenz zwischen Kaiser Rudolph II. und König Mathias in Betreff des passauischen Kriegsvolkes (Nr. 61), die Herausgabe der Geschichte des Kaisers Karl IV. von Prokop Lupáč (Nr. 62), über die slavische Kirchensprache (Nr. 15), über die cyrillische Orthographie (Nr. 17) und über die Reformen der čechischen Rechtschreibung (Nr. 20). Der politische Umschwung des Jahres 1848 blieb auch nicht ohne Einfluß auf Hanka’s literarische Thätigkeit. Nunmehr in der Lage, für seine Lieblingsidee, eine Hegemonie der Čechen, in der slavischen Literatur unmittelbar wirken zu können, unterließ er nichts, was in seinen Kräften stand, den nationalen Geist anzufachen. Bemerkenswerth erscheint es uns aber, wie Hanka, diesen Lebenszweck unverrückt im Auge behaltend, immer alles Aufsehen vermied, jedoch durch sein ruhiges aber sicheres und ununterbrochenes Vorwärtsgehen immer mehr Terrain für seine Zwecke zu gewinnen und deren Erreichung immer näher zu rücken wußte. In der Politik eine rein demokratische Richtung verfolgend, lehnte er, als ihn sein Wahlbezirk Königgrätz zu seinem Abgeordneten für den vorbereiteten böhmischen Landtag, und als dieser nicht zu Stande kam, für den Reichstag erwählte, beide Wahlen ab, übernahm aber opferwillig das Präsidium des eine energische Thätigkeit entwickelnden Vereines der slavischen Linde (slovanská lipa), welches er bis zu dessen Auflösung führte. Auch habilitirte er sich im Jahre 1848 als Docent der slavischen Sprachen an der Prager Hochschule und las seither alljährlich über altslavische und russische Sprache und Literatur und seit Koubek’s Tode auch über die polnische, indem er 1849 bei der Reform des Studienwesens zum Professor dieser Sprachen ernannt worden war. Zu seinen literarischen Arbeiten, meist polemischer Natur und gegen den berühmten Slavisten Miklosich gerichtet, gesellen sich nun noch mehrere politische Lieder, zu denen wir auch die Dithyrambe aus den gewesenen Unterrichtsminister Leo Grafen [308] Thun zählen wollen und die Ausgabe von Dalimil’s[WS 7] böhmischer Chronik (Nr. 64), welche Hanka zu einem seine nationalen Zwecke wesentlich fördernden Volksbuche umgearbeitet hat. Von seinen letzten Arbeiten rief ihn vor deren Vollendung der Tod ab, das sind nämlich ein Werk über altböhmische Münzen, wovon nur ein Theil gedruckt ist, die 12. Ausgabe der Königinhofer Handschrift, welche auch bereits unter der Presse ist, und eine neue Polyglottenausgabe derselben, wovon bisher nur das erste Heft des Urtextes herausgekommen ist. Was seine amtliche Wirksamkeit betrifft, so bekleidete H. bis an seinen Tod die Stelle eines Bibliothekars im böhmischen Museum. Diese Bibliothek – 20.000 Bände, 26.000 Urkunden, 20.000 Siegelabdrücke und über 5000 Wappen nach einer Zählung vom Jahre 1856, welche Zahlen seither bedeutend gestiegen sein dürften – hielt er in einer musterhaften Ordnung und eine zweimalige Uebersiedelung dieser Sammlung hat dieselbe nicht merkbar gestört. Seit 1822 verheirathet, ist seine Ehe kinderlos geblieben und hat H. seine Frau überlebt. Mutter und Schwester seiner Gattin theilten seinen einfachen Haushalt. H. starb 70 Jahre alt. Böhmen verlor an ihm einen sehr thätigen Gelehrten, die nationale Literatur einen rastlosen und begeisterten Förderer, die čechische Jugend einen aufmunternden, die Macht ihrer Begeisterung kennenden Freund. Während in der Heimat seine, um dieselbe erworbenen Verdienste unberücksichtigt blieben, fügte Rußland zu dem ihm 1830 verliehenen Wladimir-Orden im Jahre 1846 das Commandeurkreuz des St. Annen-Ordens, „für – wie es im Diplome heißt – „eifrige Mitwirkung bei gelehrten Unternehmungen des Ministeriums der Aufklärung im Fache der slavischen Philologie“. Am 1. Februar 1848 war H. zum correspondirenden Mitgliede der kais. Akademie der Wissenschaften ernannt worden; sonst war er noch Mitglied von nahezu 20 gelehrten Akademien.

I. Hanka’s literarische Arbeiten, selbstständige Werke und in gelehrten Zeitschriften gedruckte wichtigere Abhandlungen, a) Poetisches, Originalien und Uebersetzungen. 1) Hankovy písně (Prag 1815, neue vermehrte Ausgaben erschienen ebenda 1816, 1819, 1831, 1841, 1851). – 2) Prostonárodní srbská Musa do Čech převedená, d. i. Die volksthümliche serbische Muse in’s Čechische übertragen (Prag 1817); dieses Werk ist eine Uebersetzung der herrlichen serbischen Gesänge von Wuk Stefanowitsch Karadzitsch. – 3) Gesnerovy idylly, d. i. Geßner’s Idyllen (Prag 1819). – 4) Krakoviaky polské národní zpěvky původně i v českém překladu“, d. i. Krakowiaken, polnische Volkslieder im Urtext und in čechischer Uebertragung (Prag 1834, 2. Auflage 1851).
I. b) Sprachliches, mit Inbegriff seiner Ausgaben sprachlicher Werke von anderen Autoren, 5) Pravopis český, d. i. Čechische Rechtschreibung (Prag, erste Auflage 1817; neue Auflagen erschienen in den Jahren 1821, 1833, 1835, 1839, 1844, 1847, 1848 und 1849). – 6) Dobrowsky’s deutsch-böhmisches Wörterbuch, 2. Theil (Prag 1821); die Herausgabe dieses 2. Theiles besorgte Hanka. – 7) Mluvnice čili soustava českého jazyka. Podle Dobrovského, d. i. Sprachlehre oder System der čechischen Sprache. Nach Dobrowsky (Prag 1822, Brüder Haase, 2. Aufl. 1831, und 3. Aufl. ebd. 1849, Heß, 8°.). – 8) O počátku a proměnách pravopisu českého, d. i. vom Ursprung und den Veränderungen der čechischen Sprache (Prag 1828). – 9) Böhmische Vorschriften. 2 Hefte (Prag 1832). – 10) Dobrowsky’s Etymologikon der slavischen Sprache (Prag 1833). – 11) Vetustissima vocabularia latino-bohemica (Prag 1833). – 12) Slavin, Botschaft aus Böhmen an alle slavischen Völker, von Dobrowsky. 2. verbess., berichtigte u. verm. Auflage von W. Hanka (Prag 1833, mit K. K. u. Tab., 8°.). – 13) Glagolitica oder über die glagolitische Literatur. 2. verb. u. verm. Aufl. (Prag 1834). – 14) Mluvnice polského jazyka, d. i. Grammatik der polnischen [309] Sprache (Prag 1834, verm. Ausg. 1850). – 15) Ueber die Grundzüge der slawischen Kirchensprache. In den Abhandlungen der k. böhm. Ges. d. Wiss. V. Folge (1845, Bd. 4, S. 12; auch abgedr. im Evangelium Sazavo-Emautinum). – 16) Analogien in der Bildung böhmischer Zeitwörter. Ebenda, V. Folge (1845, Bd. 4, S. 8, auch im Časopis). – 17) Ueber den Charakter der cyrillischen Orthographie. Ebenda, V. Folge (1845, Bd. 4, S. 14). – 18) Начала священнаго языка словянъ. Вачеслава Ганки (Въ чешской ПрагЬ 1846). – 19) Počátky posvátného jazykaslovanského, d. i. Anfangsgründe der slavischen Kirchensprache (Prag 1846, Heß). – 20) Ospravedlnění nejnovějších oprav českého pravopisu proti nářkům pojednání čteného dne 17 září 1846 ve sboru pro řeč a literaturu českou v Praze, d. i. Rechtfertigung der neuesten Reformen in der čechischen Rechtschreibung u. s. w. (Prag 1847). – 21) Начала русскаго языка. Počátky ruského jazyka, d. i. Anfangsgründe der russischen Sprache (Prag 1850, 8°.). – 22) Slovanská mluvoveda, d. i. Slavische Sprachwissenschaft (Prag 1850 und 1852). – 23) Pravopis rusko-český. Od Jaroslava Puchmíra. Vydání opravené i doplněné, d. i. Russisch-čechische Rechtschreibung. Von Jaroslav Puchmaier. Verbesserte und vermehrte Ausgabe (Prag 1851, Heß); diese Ausgabe besorgte Hanka.
I. c) Ausgaben alter Sprachdenkmäler. Rukopis kralodvorský. Zbírka staročeských spěvo-pravných národních básní (Prag 1819). Von diesem Sprachdenkmale der čechischen Literatur erschienen viele Ausgaben und Uebersetzungen; hier folgen sie nach den Angaben des Almanachs der kais. Akademie der Wissenschaften 1853, S. 310. – Königinhofer Handschrift. Sammlung altböhmischer lyrisch-epischer Nationalgesänge. Uebersetzt von W. Swoboda (Prag 1819). – Dieselbe mit Swoboda’s Einleitung (Prag 1829). – Dieselbe mit Proben slavischer Uebersetzungen (Prag 1835). – Der Originaltext in cyrillischen Lettern nebst Igor Svjatoslavič (Prag 1836). – Der Originaltext mit vollständiger polnischer und deutscher Uebersetzung, dem größeren Theile englischer Uebersetzung von John Bowring und Proben kleinrussischer, croatischer, krainerischer, oberlausitzischer Uebersetzung (Prag 1843). – Der Originaltext mit deutscher Uebersetzung (Prag 1847). – Der Originaltext allein (Prag 1851). – Der Originaltext mit deutscher Uebersetzung (Prag 1851). – Dieselbe in der neuböhmischen Sprache (Prag 1853). – Краледворская рукопись. Переводъ H. Берга (Прага 1851). – Краљодворски рукопис. Превод С. Златojевића (Прага 1851). – Poesie nazionali lirico-epiche della Boemia tratte dal codice di Králové Dvór. Versione di Felice Francesconi (Praga 1851). – Kraljodvorski rukopis. Převod Ignatia Běrlića (Prag 1852). – Królodvorski rękopis. Przełożony przez Lucyana Siemiéńskiego (Prag 1852). – Kralodvórski rukopis. Prełożony wot I. E. Smolerja (Prag 1852). – Manuscript of the Queen’s court. Translated by A. H. Wratislaw (Prag 1852). – Victoire de Zaboï. Version de Mr. Eichhoff (Prag 1852). – 25) Polyglotta Kralodvorského rukopisu. Text u původním i obnoveném pravopisu; překlad ruský, srbský, illyrský, polský, hornolužický, vlaský, anglický, německý; ukázky dolnolužického, maloruského, krajinského, francouzského i bulgarského, d. i. Polyglotte der Königinhofer Handschrift. Text in der ursprünglichen und neueren Schreibart. Uebersetzung in’s Russische, Serbische, Illyrische, Polnische, Oberlausitzische, Italienische, Englische, Deutsche und Proben der Niederlausitzischen, Kleinrussischen, Krainischen, Französischen und Bulgarischen (Prag 1852). – 26) Igor Svatoslavič (Prag 1821), der Urtext mit gegenüberstehender Uebertragung in die neuere böhmische Sprache, mit historischen Anmerkungen, Spracherläuterungen und deutscher Uebersetzung des Gedichtes. – 27) Starobylá skladanie, památka XIII a XIV věku“, d. i. Alterthümliche Dichtungen. Denkmäler des 13. und 14. Jahrhunderts. 3 Theile (Prag 1817 und 1818). – Tristram veliký rek, d. i. Tristram der große Held (Prag 1820). – Tandariás a krásná Floribella a jiné básně, d. i. Tandari und die schöne Floribelle und andere Geschichten. Nachtragsband (ebd. 1823). – 28) Tkadleček aneb nárěk nad strátou milenky Prosou“, d. i. Der kleine Weber oder der Jammer um die verlorene Geliebte (Prag 1824). – 29) Dcerka M. J. H(usa) aneb poznání cesty pravé k spasení. Z rukopisu 15. století, d. i. Die Erkenntniß des wahren Weges zum Heil, von J. Huß. Aus einer Handschrift des 15. Jahrhunderts (Prag 1825, Heß, 8°). – 30) Stará pověst o Stojmirovi a Griseldě, d. i. Alte Erzählung [310] von Stojmirov und Griseldis (Prag 1827). – 31) Žalmové aneb: Zpěvové sv. Davida ... v rytmy české vyloženi a v spůsob zpívárí uvedeni od Jiřího Strejce Zabřezského, d. i. Die Psalmen oder Gesänge David’s, in čechische Verse gebracht und für den Gesang eingerichtet von Georg Strejc, neuerdings herausgegeben von Wenz. Hanka (Prag 1827, Pospisil). – 32) Petrohradská legenda o sv. Václavu ze staroslavanského, d. i. Petersburger Legende vom h. Wenzeslaus, aus dem Altslavischen (Prag 1830). – 33) Святое евангелие по остромировоу спискоу (ПразЬ 1843). – 34) Sazavo-Emautinum Evangelium nunc Remense (Prag 1846). – Божьственная слоужьба. Divinum officium. Mit glagolitischen Lettern (Prag 1854).
I. d) Bibliographisches und Literarhistorisches. 36) Přehled pramenův právních Čechách, d. i. Uebersicht der Rechtsquellen bei den Čechen. In den Abhandlungen der kön. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften, V. Folge (1841, Bd. 2, S. 151). – 37) Výpisy Remešského a Ostromírského evangelium, d. i. Abschriften der Evangelien von Rheims und Ostromir. Ebenda, V. Folge (1843, Bd. 2, S. 204). – 38) Smrti tanec, d. i. Der Todtentanz. Ebenda. V. Folge (1845, Bd. 3, S. 681). – 39) Komedуe česká o bohatci a Lazarovi, d. i. Čechische Comödie vom reichen Prasser und armen Lazarus. Ebenda, V. Folge (1845, Bd. 3, S. 683). – 40) Zrcadlo moudrosti, d. i. Der Spiegel der Klugheit. Ebenda, V. Folge (1845, Bd. 3, S. 686). – 41) Jakob Palaeologus i památník Matouši Kolínu z Chotěřiny, d. i. Jacob Palaeolog und das Gedenkbuch des Matthäus Kolin. Ebenda, V. Folge (1845, Bd. 3, S. 696). – 42) Tři náboženské traktáty z 15. století filologicky vysvětleny, d. i. Drei religiöse Abhandlungen aus dem 15. Jahrhunderte sprachlich erläutert. Ebenda, V. Folge (1845, Bd. 3, S. 711). – 43) Ueber eine Handschrift von Libusa’s Prophezeiung. Ebenda, V. Folge (1850, Bd. 6, S. 40). – 44) Bibliographie der böhmischen Ausgaben Aesopischer Fabeln seit dem 15.–19. Jahrhunderte. Ebenda. V. Folge (1851, Bd. 6, S. 11). – 45) Přehled literatury české. Dle druhého vydání historie literatury české Jos. Jungmanna, d. i. Uebersicht der čechischen Literatur. Nach der zweiten Ausgabe von Jungmann’s Geschichte der čechischen Literatur (Prag 1852). – 46) Körnlein zur altslavischen Palaeographie. In den Abhandlungen der k. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften. V. Folge (1852, Bd. 7, S. 30). – 47) Ueber die neuesten Leistungen der russischen Literatur. Briefliche Berichte. Ebenda, V. Folge (1852, Bd. 7, S. 33). – 48) Ueber die ersten böhmischen Drucke. Ebenda, V. Folge (1852, Bd. 7, S. 45). – 49) Bibliografie prvotiskův českých od r. 1468 až do 1526 leta, d. i. Bibliographie der ersten čechischen Bücherdrucke vom Jahre 1468 bis 1526 (Prag 1853, mit 5 Steintafeln). – 50) Die ersten bisher bekannten böhmischen Hexameter, enthaltend einen Cisiojanus nebst einer Reihenfolge der ersten 24 Prager Bischöfe und Quatember-Namen. Nach einer Münchener Handschrift aus dem 13. Jahrhunderte. In den Abhandlungen der k. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften, V. Folge (1853, Bd. 2. S. 186, u. Bd. 8) [vergleiche auch den Časopis českého Museum, 27. Jahrgang, 3. Heft, S. 415]. – 51) Ueber die illustrirte Inkunabel: „Traktát o mládenci marnotrátnem“ vom Jahre 1515. Ebenda, V. Folge (1853, Bd. 8). – 52) Ueber ein Manuscript vom Jahre 1574 unter dem Titel: Matouše Philomatesa Dačického: o vyvysění a vysokém důstojenství lidského pokolení und dessen Verhältniß zur „Zahrádka žeň plodných i. t. d.“ vom Jahre 1577. Ebenda, V. Folge (1853, Bd. 8). – 53) Ueber den Inhalt der in Petersburg 1853 erschienenen „Глоссы Mater verborum[WS 8] des Konst. Skworcow. Ebenda, V. Folge (1854, Bd. 8). – 54) Ueber ein zu Königgrätz aufgefundenes Fragment eines cyrillischen Perikopen-Evangeliums. Ebenda. V. Folge (1854, Bd. 8).
I. e) Geschichtliches und Numismatisches. 55) Krátká historie slovanských národů starých časů dle F. Rühsa od V. Hanky, d. i. Kurze Geschichte der alten slavischen Völker nach Rühs (Prag 1818, Haase Söhne, 8°.). – 56) Dějiny české v kamenopisných obrazich, d. i. Böhmische Geschichten auf Steinbildern (Prag 1824). Die zweite Auflage unter dem Titel: Obrazy dejin ceskych, d. i. Bilder böhmischer Geschichte (ebd. 1850, Heß, mit Abbildungen). Auch soll Hanka zu der von Bohmann’s Erben (Calve in Prag 1824–1829) herausgegebenen „Geschichte Böhmens in lithographirten und ausgeführten Blättern, dargestellt von einem Vereine akademischer Künstler Prags (mit deutschem und böhmischem Texte, 4°., 69 Blätter), [311] den Text geliefert haben. – 57) Böhmens Krönungsmünzen (Prag 1836). Auch in den Abhandlungen der k. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften, im Actenbande der anläßlich der ersten Jubelfeier der Gesellschaft 1836 gehaltenen Vorträge, S. 55. – 58) Münzen und Medaillen Albrecht Herzogs von Friedland (Prag 1840 und 1841). – 59) Familienmünzen und Medaillen des gräflich Schlikischen Hauses (Prag 1838). – 60) Familienmünzen und Medaillen des Hauses Rosenberg (Prag 1837); alle auch abgedruckt in den Abhandlungen der kön. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften. – 61) Correspondenz zwischen Kaiser Rudolph, dem ungarischen Könige Mathias, den Erzherzogen Leopold und Albrecht ... in Betreff des Passauischen Kriegsvolkes (Prag 1845); auch in den Abhandlungen der k. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften, V. Folge (1845, Bd. 4, S. 155). – 62) Historia o Císaři Karlovi, toho jména Čtvrtém králi Českém. Sepsána a nově vůbec vydána od M. Prokopa Lupáče z Hlavačova, d. i. Geschichte des Kaisers Karl, genannt der Vierte, böhmischen Königs, geschrieben und überhaupt neu herausgegeben von Prokop Lupac von Hlavacov (Prag 1848, A. C. Kronberger, mit der Abbildung von Karl’s Denkmal); eine Festschrift zur fünften Säcularfeier der von Karl zu Prag gegründeten Hochschule. – 63) Obracy dějin českých, d. i. Bilder böhmischer Geschichten (Prag, 2. Auflage 1850, Heß, mit 12 Abbildungen). – 64 Dalimílová Kronika Česká v nejdávnější ctění navrácená s různoslovím i přídavky deseti rukopisů opatřená, d. i. Dalimil’s böhmische Chronik auf ihre älteste Lesart zurückgeführt u. s. w. (Prag 1851, Heß; 2. Auflage 1853, 8°.).
I. f) Vermischtes. 65) Krátké vypsání Rusie a jejího vojska, d. i. Kurze Beschreibung Rußlands und seiner Kriegsmacht (Prag 1815). – 66) Modlitby při službach Božích. Pro osobu mužskou (i ženskou), d. i. Gebete und gottesfürchtige Verrichtungen. Für das männliche (und weibliche) Geschlecht (Prag 1833, Haase, 8°.). – 67) O starobylé české malbě od A. Popova, d. i. Von einem alten böhmischen Gemälde von A. Popov (Prag 1850). – 68) Cvičeni a užívání zbraně její částky, jejich čistotné chováné a o některých jiných vojáku potřebných věcech, d. i. Unterricht im Gebrauche der Waffen, ihrer Tempo’s, ihrer Reinhaltung und in anderen dem Soldaten nöthigen Dingen (Prag 1848, Kronberg). [J. V. Rozum in seinem „Seznam českých knih“ (Prag 1854), S. 16 und 203, gibt Hanka ausdrücklich als Verfasser dieser Schrift an; auf diese Quelle hin wird sie unter Hanka’s Schriften aufgenommen; wahrscheinlich schrieb er dieses Reglement für die Swornost, deren Capitän er war.]
I. g) Chronologie der literarischen Arbeiten Hankas. 1815, Nr. 1, 65; 1816, Nr. 1; 1817, Nr. 2, 27; 1818, Nr. 27, 55; 1819, Nr. 1, 3, 24; 1820, Nr. 27; 1821, Nr. 5, 6, 26; 1822, Nr. 7; 1823, Nr. 27; 1824, Nr. 28, 56; 1825, Nr. 29; 1827, Nr. 30, 31; 1828, Nr. 8; 1829, Nr. 24; 1830, Nr. 32; 1831, Nr. 1, 7; 1832, Nr. 9, 66; 1833, Nr. 5, 10, 11, 12; 1834, Nr. 4, 13, 14; 1835, Nr. 5, 24; 1836, Nr. 24, 57; 1837, Nr. 60; 1838, Nr. 59; 1839, Nr. 5; 1840, Nr. 58; 1841, Nr. 1, 36; 1843, Nr. 24, 35, 37; 1844, Nr. 5; 1845, Nr. 15, 16, 17, 38, 39, 40, 42, 61; 1846, Nr. 18, 19, 34; 1847, Nr. 5, 20, 24; 1848, Nr. 5, 62, 68; 1849, Nr. 5, 7; 1850, Nr. 14, 21, 22, 43, 56, 63, 67; 1851, Nr. 1, 23, 24, 44, 64; 1852, Nr. 22, 24, 45, 46, 47, 48; 1853, Nr. 24, 25, 49, 50, 51, 52, 64; 1854, Nr. 35, 53, 54.
II. Biographien und Nekrologe, a) In deutscher und französischer Sprache. Almanach der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften (Wien, Staatsdruckerei, kl. 8°.) Jahrgang V (1855), S. 310–312; „Verzeichniß seiner Schriften“ [im Almanach, u. z. in den Jahrgängen 1851 bis 1854 wird irrig der 10. März für Hanka’s Geburtstag angegeben]. – Beschreibung der bisher bekannten böhmischen Privatmünzen und Medaillen. Herausgegeben von dem Vereine für Numismatik zu Prag (Prag 1853 u. f., Alex. Storch, 4°.) S. 121. – Die Biene (Neutitscheiner Unterhalt. Blatt, kl. 4°.) 1861, Nr. 9: „Nekrolog“ [mit Hanka’s Porträt]. – BrockhausConversations-Lexikon, 10. Aufl. Bd. VII, S. 439. – Conversations-Lexikon der neuesten Zeit und Literatur. In vier Bänden (Leipzig 1830, Brockhaus, gr. 8°.) Bd. II, S. 336. – Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber, Fol.) 1861, Nr. 923 (9. März), S. 171: „Nekrolog“, von Ida von Reinsberg-Düringsfeld [mit der photographirten Abbildung von Hanka’s Büste]. – Libussa, Jahrbuch für 1852, herausg. von Alois Klar (Prag, Taschenbuchformat): Biographie von Legis-Glückselig. – Männer der Zeit. Biographisches Lexikon der Gegenwart (Leipzig 1860, Carl B. Lorck, 4°.) Erste Serie, Sp. 45. – [312] Meyer (J.). Das große Conversations-Lexikon für das gebildete Publikum (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Bd. XIV, S. 1083, Suppl. Bd. III, S. 1289. – Oesterreich. National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. II, S. 498 [nach dieser ist Hanka am 10. März 1791 geboren; diese Angabe ist irrig]. – Sonntagsblätter, herausg. von Ludwig August Frankl (Wien, gr. 8°.) 1842 (I. Jahrgang), Nr. 27: „Gallerie vaterländischer Künstler und Gelehrter. Wenceslaw Hanka“. – Dieselben 1845 (IV. Jahrg.) S. 62. – „Neue čechische Poesie“. – Steger (Fr. Dr.), Ergänzungsblätter (Leipzig und Meissen, gr. 8°.) 7. Bd. Nr. 340, S. 433–439. – Von Haus zu Haus. Illustrirte Blätter, herausg. von I. L. Kober (Prag, 4°.) 1861, Nr. 11. S. 144: „Biographie“, von Ernst Hellmuth [mit H.’s Porträt]. – Wiener Zeitung (amtliches Blatt) 1861, Nr. 12, S. 171: „Correspondenz aus Prag“, welche Hanka’s Lebensskizze enthält. – Dieselbe, Nr. 32, S. 472: „Correspondenz aus Prag“ (vornehmlich von Hanka handelnd]. – Nouvelle Biographie générale … publiée par MM. Firmin Didot frères, sous la direction de M. le Dr. Hoefer (Paris 1850 et sq., gr. 8°.) Bd. XXIII, Sp. 293. – Zeitschrift des böhmischen Museums (Prag) 1840, 1. Heft (und wie mir dünkt auch nachgedruckt in „Ost und West“ 1840, S. 211): „Brief des Grafen Berchtold an Wenzel Hanka“. – b) In čechischer Sprache. Boleslavan. Časopis naučný a zábavný (ein zu Jungbunzlau in Böhmen erscheinendes Unterhaltungsblatt, 4°.) 1861, Nr. 12: „Nekrolog“ (dieser läßt ihn bereits 1691 geboren sein, was offenbar ein Druckfehler ist]. – Čas (Prager polit. Blatt). Redigirt von Dr. Alois Krása, 1861, Nr. 14, 15, 16, 17, 18: „Biographie“. – Glasnik Dalmatinski 1861, Nr. 9: „Nekrolog“. – Gwiazdka Cieszyńska (Teschner Unterhaltungsblatt, 4°.) 1861, Nr. 14, S. 110: „Nekrolog“. – Lumír. Belletristický týdenník, d. i. Lumir, ein belletristisches Wochenblatt, herausgegeben von Mikoweć (Prag, gr. 8°.) XI. Jahrgang (1861), Nr. 3, 4 und 5, S. 61, 86: „Nekrolog“. – Národní listy (Prager polit. Blatt, Fol.) 1861, Nr. 22 und 23: „Nekrolog“. – Postep, d. i. Der Fortschritt (ein polnisches, in Wien ausgegebenes Blatt, 4°.) 1861, Nr. 7, S. 137: „Nekrolog“, mit Hanka’s Porträt. – Rittersberg, Kapesni slovníček (Prag, 16°.) Bd. I, S. 565–574: „Biographie“. – Slovenski Glasnik (ein in Klagenfurt erscheinendes Volksblatt, 4°.) 1861, Nr. 3 (25. Jänner): „Nekrolog“. – Svĕtozor. List pro zábavu e literaturu (Unterhaltungsbeiblatt der in Wien erscheinenden Slovenske Noviny) 1861, Nr. vom 5. Februar.[BN 1]
III. a) Literarische Würdigung, vornehmlich Angriffe und Polemik. Oesterreichische Blätter für Literatur und Kunst, herausg. von Dr. Adolph Schmidl (Wien, 4°.) 1845, Nr. 8, im Artikel: „Die neuböhmische Literatur. Wissenschaftliche Bestrebungen“, und Nr. 47, S. 366: „Schönwissenschaftliche Literatur“. – Dieselben 1847, Nr. 158, 159, 163, 166, 170, 171, 172, 173, im Aufsatze: „Kritische Beyträge zur slavischen Filologie“, von Dr. Legis-Glückselig, insbesondere in den Nummern 166, 170, 171. – Tagesbote aus Böhmen 1858, Nr. 276, 285, 289, 292, 299: „Handschriftliche Lügen und paläographische Wahrheiten. I–V“. [Dieß sind die in letzter Zeit vielgenannten, mit schonungsloser Schärfe gegen die Königinhofer Handschrift und ihren Entdecker gerichteten fünf Artikel, welcherwegen der Herausgeber des Journals, Herr David Kuh, zu einer Strafe wegen Ehrenbeleidigung verurtheilt wurde, von welcher ihn schließlich nur die Gnade des Monarchen befreite. Den Text der Urtheile siehe: Wiener Zeitung (amtliches Blatt) 1859, Nr. 268, S. 4518.] – Dasselbe Journal, Nr. 310 und 312: „Herr Palacky und der kategorische Imperativ seiner paläographischen Moral. I–III“. [Diese, mit obigen fünf Aufsätzen in Verbindung stehenden drei Excurse sind eine Antwort auf die in der Bohemia 1858, Nr. 288 und 289, von Palacky veröffentlichte Entgegnung auf die fünf Artikel: „Handschriftliche Lügen und paläographische Wahrheiten“.] – Kritische Blätter für Literatur und Kunst. Redigirt von Dr. I. J. Hanuš (Prag und Leipzig, Kober, Lex. 8°.) II. Jahrgang (1858), 2. Bd. S. 32, 48, 68, 88. – Dieselben, 3. Bd. S. 340 u. f. [in der Beurtheilung von Feifalik’s: Ueber König Wenzel]. – Wenzig (Joseph), Blicke über das böhmische Volk, seine Geschichte und Literatur, mit einer reichen Auswahl von Literaturproben (Leipzig 1855, Friedr. Brandstetter, 8°.) S. 136.
III. b) Hanka’s Charakteristik. Einer seiner Biographen schildert Hanka wie folgt: „Seine meisten literarischen Freunde hat er in Rußland und Polen, aber auch Jakob Grimm zieht ihn bei slavischen Gegenständen zu Rathe. Seine Correspondenz, die eine achtbare Reihe von [313] Quartbänden umfaßt, ist dem böhmischen Museum einverleibt worden. Er spricht alle slavischen Dialecte, seine Correspondenz führt er im Idiom dessen, mit dem er sich eben unterhält. Bei fester Gesundheit, zu deren Zustande er durch Abhärtung viel beigetragen hat, ist er noch sehr rüstig und fast jugendlich (1856). Die Naturfreuden sind ihm die liebsten. Reisen hat er außerhalb Böhmens fast nicht gemacht. Dresden und Wien sind die Endpuncte seiner Ausflüge.“ – Ida von Düringsfeld schreibt in der Leipziger „Illustrirten Zeitung“ über Hanka: „Mit großer Lebhaftigkeit betheiligte er sich an jedem vaterländischen Unternehmen und war überall, wo es galt, den Sinn und die Liebe für das Čechische zu fördern und zu heben. So fehlte er, wenn er nicht krank war, fast nie bei einer dramatischen Vorstellung in böhmischer Sprache, bei einer böhmischen Vorlesung oder einem Concerte, wo slavische Musik vorgetragen wurde. Sogar die Bälle, welche čechische Gesellschaften und Vereine gaben, versäumte er nicht zu besuchen, so ungern er auch große Toilette machte. Merkwürdiger Weise hatte Hanka trotz seiner großen Herzensgüte, seiner Menschenfreundlichkeit und seines zurückhaltenden Wesens eine ungewöhnliche Zahl von gehässigen Angriffen zu bestehen. Schon Dobrowsky, den er so sehr geliebt, trat gegen ihn auf und der bekannte Proceß, welchen Hanka wegen Verläumdung seines Namens führte und gewann (gegen den Herausgeber des „Tagesboten aus Böhmen“ im Jahre 1858), verbitterte ihm durch den unerwarteten Ausgang noch die letzte Zeit seines Lebens.“ – In einer im Jahre 1849 in einem Berlinerblatte erschienenen Reihe von „Porträts čechischer Gelehrter“ wird von Hanka das folgende Bild entworfen: „...... wenn Sie im Nationalmuseum waren, erinnern[WS 9] Sie sich gern des liebenswürdigen Empfanges von Seiten des Bibliothekars Wenceslaus Hanka, Ritter u. s. w. Wenn Sie ihn vor dem März gesehen im unscheinbaren grünen Oberrock – in dessen einem Knopfloche aber stets zwei Ordenskreuze hingen – in den kurzen schwarzen Unaussprechlichen ohne Stegen, in dicken grauen Filzschuhen am Arbeitspult stehend, wie er, die mächtige Adlerfeder in der von Brillant- und Rubin-Ringen strotzenden Hand, mit colossalen Schriftzügen irgend einen cyrillischen Text zusammenstauchte, würden Sie ihn im April, Mai und den folgenden Monaten des verflossenen Jahres schwerlich wieder erkannt haben, wenn Ihnen das volle, geröthete, behäbige, etwas pockennarbige Gesicht, die gutmüthigen Augen, die runde braune Atzel und die hohe embonpointirte Gestalt nicht zu fest im Gedächtniß geblieben wäre. An der Spitze eines Zuges Swornost – blutdürstigen und verrufenen Andenkens – sah man den würdigen Gelehrten in der vollen, schön verschnürten Uniform eines wohlbestallten Capitäns einherschreiten, die graue Kosakenmütze mit der langen rothen Troddel auf dem Haupte, den blanken Säbel in der Rechten, den er jedoch genau mit denselben stereotypen Geberden und Handgriffen zu schwingen liebte, wie sonst die lange Schreibfeder aus dem Fittich des Steinadlers daheim im Museums-Bureau. Hanka, unstreitig eine der ersten Celebritäten der slavischen Gelehrtenwelt, verdankt seinen Ruhm und seine Tüchtigkeit sich selbst, er ist ein homo per se factus. Bei einer und der andern barocken Eigenheit ist Hanka ein durch und durch edler, gediegener Charakter und trotz der russischen Ehrenzeichen schlägt in ihm ein echt volksfreundliches Herz. Von außen ein aristokratischer Gelehrter, in seinem Herzen ein Demokrat vom reinsten Wasser, ist er doch bei all’ seiner großen Gelehrsamkeit nichts weniger als eine politische Capacität. Seine Thätigkeit als Präsident der slovanská lípa war eine rein ceremonielle, er war ein bloßer Name, nie aber ein wirklicher Factor der Agitation. H. hielt sich nicht aus kluger Vorsicht so passiv, sondern aus Selbstkenntniß, weil er wohl einsah, daß seine politische Bildung weit hinter seinem redlichen Willen und seiner übrigen Gelehrsamkeit nachhinke.“
IV. Hanka’s Ansicht und Ausspruch über den Panslavismus. „Eine Schriftsprache ist den slavischen Stämmen ein unabweisliches Bedürfniß. Verschiedene gleichberechtigte Idiome wetteifern miteinander und dasjenige wird den Preis davontragen, dem die meiste Pflege des Staates zu Theil. Eine solche Pflege wird der russischen Sprache zu Theil, und zwar sehr freigebig, sie eilt mit Riesenschritten vorwärts. Das einzige Hinderniß für die Russen ist ihre cyrillische Schrift, so lange sie diese beibehalten, können die Diplomaten ruhig schlafen, aber wehe, wenn ihnen die lateinische Schrift anzunehmen einfällt, dann haben sie alle Slaven für sich. Dieser Gefahr läßt sich begegnen, sobald die österreichische Regierung ebenso für die čechische Sprache und Literatur sorgt, wie Rußland für die russische. Die Vorsehung hat Böhmen an die äußerste Spitze des aufgeklärten Nachbarn gestellt, von dieser bedeutsamen Stelle aus werden alle slavischen Stämme [314] freudig und willig das Licht der Aufklärung entgegennehmen. Der böhmische Dialect eignet sich am Besten zur allgemeinen Schriftsprache, denn er hat schöne Monumente, ist frühzeitig ausgebildet und war einmal schon nahe daran, in Polen und Litthauen als Sprache des Hofes und der Gelehrten angenommen werden.“ [Diese Ansicht könnte sich behaupten – wenn – wenn in dieser Beweisführung nicht ein Hauptfactor übersprungen wäre: das Polenthum, welches in Schönheit und Bildung der Sprache, Reichthum der Literatur und politischer Machtstellung das Čechenthum weit überragt. Der Kampf des Čechenthums und Polenthums bildet das beste Gegengewicht gegen den Panslavismus.]
V. Porträte und Büsten. Porträte: 1) Mit dem Facsimile der Unterschrift: Vaceslav Hanka. Steindruck von Frz. Sir in Prag, Fol.; außerdem öfters im Holzschnitte als Illustration zu seinen Biographien oder Nekrologen; – 2) Kupferstich von Teplar; – 3) Kupferstich von Dwořak; – 4) lithogr. von Machek; – 5) lithogr. von Taddeo Maier. – Büsten. Eine Büste Hanka’s, kurz vor dessen Erkrankung, verfertigte Herold, ein Prager, der sich zu München bildete; – nach der von Pellegrini abgedruckten Todtenmaske modellirt Effenberger der jüngere, ein Schüler des Jos. Max, eine große Büste W. Hanka’s als Gegenstück zu seiner Büste Jungmann’s; eine sehr gelungene Statuette Hanka’s ging bald nach seinem Tode aus dem Atelier des noch jungen Künstlers Thomas Seidan hervor.
VI. Hanka’s Devise, Handschrift, Gedichte und Denkmal auf ihn. Devise:

Národy nehasnou
Dokud jazyk žije

[vergl. Časopis 1855, Heft IV, S. 522]. – Handschrift. Das Facsimile seiner originellen Handschrift – wirklich derbe stehende Schriftzüge aus einem Codex des 15. Jahrhunderts – enthält die Illustrirte Zeitung 1850, Bd. XV, Nr. 381. – Gedichte. Auf den Tod Hanka’s erschienen deren von Dobr. Výšek im „Boleslawan“ 1861, Nr. 12; – von V. Furch in der „Slovenské Noviny“ 1857, Nr. 112; – von Franz Schwarz im „Lumír“ 1861, Nr. 3, und noch von vielen Anderen. – Denkmal. Die Idee eines Denkmales für Hanka wurde unmittelbar nach seinem Tode ausgesprochen und fand allgemeinen Anklang und die Subscription dafür eröffnete der hochw. Bischof von Budweis, J. Valerian Jirsik, mit einer namhaften Gabe.
VII. Medaillen. Von Hanka’s Freunden und Verehrern ist im Jahre 1834 die Prägung mehrerer Medaillen veranlaßt worden, und zwar: 1) Aversseite: Hanka’s Porträt, darunter MDCCCXXXIV, Umschrift: WACLAW HANKA Ř.(ádu) S.(vátého) WL.(adimíra) RYTIŘ. NARO.(dního) MUS.(eum) KNIH.(ovnik), d. i. Ritter des St. Wladimir-Ordens, Bibliothekar des National-Museums. Revers: in einem von dem Bande des herabhängenden St. Wladimir-Ordens umwundenen Palmenkranze ein strahlender Stern über einem auf Palmen- und Lorbeerzweigen liegenden Buche. Umschrift: ЧЕСТЬ СЛАБА ПОЛЗА (d. i. Čest, sláva, užitek, deutsch: Ehre, Ruhm, Nutzen. Devise des Wladimir-Ordens), darunter: Z WDĚČNOSTI (aus Dankbarkeit). Am Rande: J.(oseph) LERCH Z.(von) L.(erchen) Au (Münzgraveur in Prag) R(ýl) (gravirt). Es gibt davon Stücke in Gold (im böhmischen Museum), Silber, Kupfer und Zinn. – 2) Avers: Kopf, Umschrift: WACLAW HANKA. Revers: Der Wladimir-Orden. Umschrift: ЧЕСТЬ u. s. w. wie bei der Vorigen. – 3) Avers: Kopf ohne Umschrift. Revers: Wie bei dem Vorigen. – 4) Avers: Kopf ohne Umschrift (wie bei der Vorigen). Revers: Ein behelmter mit dem Wladimir-Orden behangener Wappenschild. Umschrift: WACL.(aw) HANKA-Ř(ádu) S.(vatého) WLA.(dimíra) RYTIŘ (d. i. Ritter des St. Wladimir-Ordens). Die letzten drei Medaillen sind klein, etwa drei Linien im Durchmesser, und gibt es Exemplare in Gold (böhmisches Museum) und in Zinn.
VIII. Leichenfeier. Hanka’s Tod gab in Böhmen das Signal zu einer Nationaltrauer, die Blätter erschienen mit einem Trauerrande und in vielen Städten und Ortschaften wurde seine Leichenfeier festlich begangen. In Prag wurde das solenne Requiem von dem Weihbischof P. Krejči abgehalten und der Canonicus Stulc trug eine längere Gedächtnißrede vor, in welcher er mit warmen Worten die Verdienste H.’s um die Entwicklung und den literarischen Aufschwung seiner Nation und dessen eifriges unermüdliches Wirken schilderte. – Der Ausschuß der „Matice“ erließ unmittelbar nach der bekannt gewordenen Todesnachricht einen Aufruf zur Einsendung von Beiträgen für die zu Ehren Celakowsky’s und Hanka’s zu errichtenden Denkmäler und zu begründenden Stiftungen. [Vergl.: Вoleslavan. Časopis (ein in Jungbunzlau [315] erscheinendes Blatt, 4°.) 1861, S. 106 bis 108, wo Nachrichten aus Prag, Pisek, Gitschin, Bielce und anderen Ortschaften über die Hanka zu Ehren begangene Todtenfeier enthalten sind; – Prager Zeitung 1861, Nr. 20, wo über den Hanka zu Ehren abgehaltenen Trauergottesdienst berichtet wird.]

  1. Sprich: tschechischer.

Berichtigungen und Nachträge

  1. E Hanka, Wenzeslaus [Bd. VII, S. 301].
    Oslava památky Váceslava Hanky v Hoříněvsi dne 7. září 1862, d. i. Feier des Andenkens des Wenzel Hanka zu Hořinoves am 7. September 1862 (Prag 1862, K. Schreyer u. H. Fuchs, gr. 8°., 26 S. u. 1 Bl.). [Band 28, S. 346]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Königinhofer Handschrift (Wikipedia).
  2. Vergleiche dazu Grünberger Handschrift (Wikipedia).
  3. Aleksei Musin-Pushkin (englische Wikipedia).
  4. Igorlied (Wikipedia).
  5. Alexander Iwanowitsch Turgenew (Wikipedia).
  6. Prokop (Heiliger) (Wikipedia).
  7. Dalimil (Wikipedia).
  8. Mater Verborum (russische Wikipedia).
  9. Vorlage: errinnern.