BLKÖ:Heller von Hellwald, Friedrich

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 8 (1862), ab Seite: 267. (Quelle)
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Heller von Hellwald, Friedrich (Feldmarschall-Lieutenant, geb. zu Stuttgart 3. Februar 1798).[BN 1] Der Sohn unbemittelter Eltern, fand er in dem Könige Friedrich von Württemberg [268] einen väterlichen Wohlthäter, der den Knaben auf seine Kosten erziehen ließ. Heller kam in die bergmännische Abtheilung des k. Cadeteninstitutes, fand aber an dem Bergwesen selbst weniger Freude als am Soldatenstande, dem mehrere seiner Freunde angehörten. Er trieb also fleißig das Studium der militärischen Wissenschaften und – in seinen Mußestunden – das Landschaftszeichnen, wofür er ein schönes Talent besaß. Die großen politischen Ereignisse der Jahre 1812 und 1813 blieben nicht ohne Einfluß auf des Jünglings Standeswahl, der überdieß in dem kön. württembergischen General-Lieutenant Grafen von Diller den fördernden Mäcen fand und durch dessen Vermittlung im 8. Infanterie-Regimente eine Lieutenantsstelle erhielt (28. Jänner 1814). H. machte noch den Schluß des Winterfeldzuges im benannten Jahre in Frankreich mit, in welchem er der Schlacht bei Arcis sur Aube und dem Gefechte bei Vitry, wie der Affaire von Paris beiwohnte, wurde zum 6. Infanterieregimente übersetzt, und kam im Herbste 1814 in seine Heimat zurück. Den Feldzug 1815 machte H. am Rhein, im Badenschen, später im Elsaß mit, und kam zu Weissenburg zuerst mit der österreichischen Armee, deren Mitglied er später werden sollte, in Berührung, denn er versah unter dem kais. österr. Major von Schikh (nachmaligem Feldmarschall-Lieutenant) Platzadjutantensdienste. Die Strapazen beider Feldzüge hatten H. aufs Krankenlager geworfen. Von schwerer Krankheit genesen, benützte er die Muße des Garnisonsdienstes zu historischen Studien und Arbeiten, und an der nun eingetretenen Friedensepoche wenig Gefallen findend, bat er um Verwendung im Bergwesen, ohne Gewährung seiner Bitte zu finden. Seine Begierde, fremde Länder zu sehen, verbunden mit dem Fehlschlagen seines Wunsches, veranlaßten ihn, 1816 seinen Abschied aus der württembergischen Armee zu nehmen, den er auch erhielt. Im folgenden Jahre begab er sich nach Oesterreich, in dessen Armee er als Officier einzutreten hoffte. Als er im October 1817 in Wien eintraf, fand er aber, daß sich ihm bei der großen Zahl überzähliger Officiere, welche nach der Herabsetzung der Armee auf den Friedensstand zu unterbringen waren, wenig Aussichten boten. Der ehemalige württembergische Lieutenant besann sich aber nicht lange und trat über Verwendung des Obersten Freiherrn von Pley in das damals zu Brück an der Leitha stationirte Sappeurcorps als Cadet ein (31. October 1818). Nahezu eilfthalb Jahre verlebte H. in dieser untergeordneten Stellung, kam auf einige Monate zur Katastralaufnahme in Oesterreich und marschirte im Winter 1821 mit seiner Compagnie nach Neapel. Sein Forschergeist fand hier reichliche Nahrung. Wissenschaftlich gebildet begann er daselbst archäologische Studien, machte Ausflüge nach Paestum, Capri, Ischia, trat in Berührung mit den hervorragendsten Gelehrten des Landes, besuchte Puzzuoli, Cumae, wo er als gewandter Landschafter die interessantesten Gegenden und Alterthümer aufnahm und mit erläuterndem Texte versah. Ein Gleiches that er mit Amalfi, Sorrent, Capua, Neapel; zum correspondirenden Mitgliede der Akademie von Herculanum ernannt, war es ihm nun gestattet, die reichen Fundgruben von Pompeji und Herculanum, wie das bourbonische Museum in Neapel zu wissenschaftlichen Arbeiten zu benützen. Jedoch kam von den Ergebnissen dieser gelehrten Wanderungen im Neapolitanischen [269] nichts in die Oeffentlichkeit als mehrere Aufsätze in der „Wiener Zeitschrift für Kunst und Literatur“. Im Jahre 1825 nach Bruck an der Leitha zurückgekehrt, erhielt er den Auftrag – da er sich während seines Aufenthaltes in Italien die gründliche Kenntniß der italienischen Sprache angeeignet – des Feldmarschall-Lieutenants Vacani „Storia delle campagne e degli assedij degli Italiani in Ispania“ in’s Deutsche zu übertragen; unter Einem versah er das Lehramt in der Corpsschule, u. z. zuerst in der Arithmetik, später auch im Zeichnen; endlich wurde er Unterlieutenant im Corps (30. März 1828) und war nun wieder das, was er schon vor 14 Jahren gewesen. Zuerst bei Vermessungen in Ungarn verwendet, kam er bald in’s Corps zurück, um über Militär- und Civilbaukunst vorzutragen; zugleich sich für das Ingenieurexamen vorbereitend, wurde er in seiner Eigenschaft in’s Geniecorps übersetzt (19. November 1828) und kam nach Mantua. Einige um diese Zeit in der Schels’schen Militär-Zeitschrift erschienenen Aufsätze lenkten die Aufmerksamkeit des General-Majors und damaligen Chefs des General-Quartiermeisterstabes Grafen Rothkirch auf Heller und er wurde Oberlieutenant im General-Quartiermeisterstabe (27. Mai 1831). Jetzt trat H. in Verwendung bei Oberst Heß (nunmehrigen Feldmarschall), welcher damals dem General-Quartiermeisterstabe in Italien vorstand, und nun begann seine eigentliche Ausbildung in der Generalstabs-Wissenschaft; nach Heß’ Angabe arbeitete H. an den neuen Manöverinstructionen der Infanterie und Cavallerie und an der Feldinstruction; rückte zum Hauptmann vor (15. Juni 1834) und kam im folgenden Jahre (December 1835) nach Wien zur kriegsgeschichtlichen Abtheilung, wo er mit der Bearbeitung der Feldzüge des siebenjährigen Krieges 1756 und 1757 beauftragt wurde. Eine fast sechsjährige Benützung des reichhaltigen Kriegsarchives und der Kriegsbibliothek (1. November 1835 bis März 1841) gab ihm Gelegenheit zu den zahlreichen kriegsgeschichtlichen Arbeiten, die er in der „Oesterreichischen Militär-Zeitschrift“ erscheinen ließ. Sie behandeln die Kriegsgeschichte und vornehmlich den spanischen Erbfolgekrieg; das Artillerie- und Brückenwesen; enthalten einige Nekrologe, wie jene der Generale Schneider von Arno, Birago, Hardegg, oder sind literarisch-militärischen Inhalts, z. B. Besprechungen kriegswissenschaftlicher Werke. Auf einer in dieser Periode in seine Heimat Württemberg unternommenen Reise knüpfte er mehrere wissenschaftliche Verbindungen an, zugleich bearbeitete er in dieser Zeit im Auftrage des Grafen Rothkirch einige Theile der neuen Anleitung zum Felddienste, mit deren Abfassung Graf Rothkirch vom Hofkriegsrathe betraut war. Im Jahre 1837 wohnte er den Waffenübungen bei Wosnesensk in Südrußland und 1840 jenen des 8. deutschen Bundescorps am Neckar und Rhein bei. Im Frühlinge 1841 noch als Hauptmann zum Chef der General-Quartiermeisterstabs-Abtheilung beim 2. Armeecorps in Padua ernannt, erfolgte dann seine Ernennung zum Major im Corps (12. August 1842). Vom März 1843 bis Mai 1844 als Unterdirector bei der Landesbeschreibung in Oesterreich unter der Enns, vom Mai 1844 bis Mai 1845 zu Bozen in Südtirol verwendet, kam er im Frühlinge 1845 nach Wien zurück, wo er im Marsch- und statistischen Bureau Dienste that und daselbst mit Arbeiten der Reorganisation [270] der militärischen Grenzschulen betraut wurde. Auch ordnete er in dieser Zeit seine seit Jahren gesammelten und von ihm selbst treu copirten Schriftstücke der Militärcorrespondenz des großen Eugen, welche zuerst in zwei Bänden (1848) erschien, die bis zum Jahre 1704 reichen und denen später ein dritter Band folgte, Schriftstücke aus den Archiven von Stuttgart und Turin enthaltend. Material für einen vierten Band bewahrt noch sein Pult. Am 20. September 1847 zum Oberstlieutenant im Corps befördert, blieb H. im statistischen Bureau in Verwendung, bis er Anfangs 1848 dem Kriegsministerium zugetheilt wurde, um die für die Oeffentlichkeit bestimmten Bulletins des eben begonnenen Feldzuges in Italien zu redigiren und jene militärischen Artikel zu arbeiten, in welchen die Angriffe auf die verschiedenen militärischen Anordnungen und Vorfälle jener ordnungslosen Zeit in den zahllosen Blättern der Hauptstadt zurückgewiesen wurden. Am 19. September d. J. wurde H. Oberst im General-Quartiermeisterstabe und als solcher am 10. October zum Commandanten des Neugebäudes nächst Simmering ernannt, und nahm später an der Einnahme Wiens Theil. Nun in Verwendung bei Feldmarschall Fürst Windisch-Grätz, focht er im ungarischen Feldzuge, u. z. bei Prellnkirchen, Hatvan, Isaszag, war Chef der geheimen Abtheilung des Hauptquartiers und als solcher mit wichtigen Arbeiten betraut. Als aber Windisch-Grätz vom Commando in Ungarn abberufen wurde, erhielt auch H. eine andere Verwendung, u. z. als Generalstabs-Chef des damals im Marchfelde zu concentrirenden Reservecorps, für dessen 20 Bataillone er mit einem Lagerbaue beauftragt wurde; aber mitten in dieser Beschäftigung erhielt er Befehl, bei Ungarisch-Hradisch Anstalten zu einer Dislocation der 17.000 Mann starken russischen Infanterie-Division Paniutine zu treffen. Bald darauf erbat sich ihn der russische General Berg, der Heller noch aus dem Lager von Wosnesensk kannte, und an dessen Seite machte Heller das Ende des ungarischen Feldzuges vom 23. Juni bis zur Capitulation bei Vilagos (13. August 1849) mit, in welcher Zeit er den Schlachten bei Raab, Comorn und Temesvár beiwohnte. Am 25. August kehrte H. von Temesvár nach Wien zurück, wo ihn die überstandenen Strapazen auf das Krankenbett warfen. Erst langsam genas H. von einem schweren Typhus, der ihn dem Tode nahe gebracht. Nach seiner Genesung wurde er wieder zu kriegsgeschichtlichen Arbeiten verwendet. Nach Feldacten des kais. Kriegsarchives bearbeitete er die Geschichte des Feldzuges in Ungarn unter dem Oberbefehle des Fürsten Windisch-Grätz. Nach beendeter Arbeit wurde H. General-Major (20. April 1850) und erhielt seine Bestimmung als Brigadier im 3. Armeecorps zu Prag, später erhielt er auch das Interimscommando der Festung Theresienstadt, bis Feldmarschall-Lieutenant Baron Ramberg als Festungscommandant eintraf. Als im October 1851 das 3. Armeecorps nach Innerösterreich verlegt wurde, kam H. mit seiner Brigade nach Kärnthen und wurde Militärcommandant in Klagenfurt. Mit Allerhöchster Entschließung vom 23. März 1856 wurde General-Major Heller über sein Ansuchen in den Ruhestand versetzt und ihm der Feldmarschall-Lieutenantscharakter ad honores verliehen. Am 16. Mai d. J. erfolgte seine Erhebung in den erbländischen Adel mit Verleihung des Prädicates von Hellwald. [271] Außer den schon oben erwähnten literarischen Arbeiten ist H. auch der Verfasser der bei Cotta in Stuttgart erschienenen „Biographische Skizze des Feldmarschalls Grafen Radetzky“, für deren Verfasser lange Zeit der Feldzeugmeister Schönhals gehalten und öffentlich bezeichnet wurde, bis die „Militär-Zeitung“ den Schleier lüftete und mit Bestimmtheit den Feldmarschall-Lieutenant Heller als deren Verfasser benannte.[WS 1] Man vergleiche darüber die „Presse“ vom 13. März 1858. Die Verdienste Heller’s, der zur Zeit seinen Ruhestand in Wien verlebt, sind mehrseitig anerkannt worden, es haben ihn die Könige von Preußen, Württemberg, der Niederlande, die Großherzoge von Baden und Hessen mit ihren Decorationen ausgezeichnet.

Oesterreichisches Militär-Konversations-Lexikon herausg. von Hirtenfeld (Wien 1850 u. f., gr. 8°.) Bd. III, S. 152. [Die chronologischen Angaben in diesem Aufsatze sind zum größeren Theile unrichtig und hier nach der Conduitebeschreibung berichtigt.] – Presse (Wiener polit. Journal) 1858, Nr. vom 13. März. – Adelstands-Diplom vom 16. Mai 1856. – Wappen. Im blauen Schilde ein goldener Sparren[WS 2] von zwei gegengekehrten überbogenen und geharnischten Armen mit Achselblech begleitet, deren jeder ein Schwert am goldenen Griffe über sich schwingt, dann unten einen auf grünem Boden üppig wachsenden Wald einschließend, welcher von einem goldenen Sterne überstiegen ist. Auf dem Schilde ruht ein gekrönter Helm, von welchem blaue mit Gold unterlegte Helmdecken herabhangen. Aus der Helmkrone wächst ein weißes schwarz gezäumtes Pferd hervor. –

Berichtigungen und Nachträge

  1. Heller von Hellwald, Friedrich, Feldmarschall-Lieutenant [s. d. Bd. VIII, S. 267], gestorben am 16. Jänner 1864.
    Wiener Zeitung 1864, Nr. 17 (22. Jänner). – Weiland Friedrich Heller von Hellwald, k. k. Feldmarschall-Lieutenant. Als Manuscript gedruckt von Jacob u. Holzhausen in Wien (47 S. kl. 8°.). [Band 11, S. 430]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vergleiche dazu: Radetzky, Joseph Graf Seite 184: „… Der Veteran ist Feldzeugmeister Schönhals, dessen Arbeit der Feldmarschall-Lieutenant Heller vollendete und veröffentlichte.“.
  2. Vorlage: Sparen.