BLKÖ:Klicpera, Wenzel

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 12 (1864), ab Seite: 88. (Quelle)
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Klicpera, Wenzel (čechischer Dramatiker, geb. zu Chlumec in Böhmen 23. November 1792, gest. zu Prag 1859). Sein Vater, ein armer Schneider, lehrte seinen Sohn, nachdem er die Normalschule beendet, das Handwerk, das er selbst trieb. Aber schon in kurzer Zeit änderte er sein Vorhaben und gab den Sohn zu einem Fleischer in die Lehre. 14 Jahre alt, hatte K. ausgelernt und ging als Fleischergeselle auf die Wanderung. Als um diese Zeit einer seiner Brüder starb, berief ihn der Vater von Brünn, wo er eben bei einem Meister in Dienste getreten war, nach Prag zurück, damit nun er die Studien beginne. Im Jahre 1806 bezog K. das Altstädter Gymnasium in Prag, 1812 beendete er die Gymnasialclassen und begann 1815 den Besuch der philosophischen Jahrgänge, um sich dann dem Studium der Arzneiwissenschaft zu widmen. Er hat dieses letztere auch bereits begonnen, empfand er aber bald einen Ekel davor, gab es auf und bereitete sich für das Lehramt an einem Gymnasium vor. Im Jahre 1819, K. zählte damals 27 Jahre, wurde er Humanitäts-Professor zu Königgrätz. Diese Stelle bekleidete er bis zum Jahre 1846, in welchem er an das Prager Altstädter Gymnasium übersetzt wurde. Als 1850 der neue Unterrichtsplan in’s Leben trat und das akademische Gymnasium in Prag als Landesanstalt erklärt wurde, erhielt K. die Directorstelle an demselben und wurde bald darauf zum Schulrath ernannt. Im Jahre 1853 zog sich K. nach 34jähriger Dienstzeit in den wohlverdienten Ruhestand zurück, welchen er noch einige Jahre genoß, bis ihn im Alter von 67 Jahren der Tod abrief. Weniger diese einfache Laufbahn eines Schulmannes, wie desgleichen seine pädagogische Thätigkeit fesseln unsere Aufmerksamkeit. Klicpera der Dichter und vorzugsweise der dramatische Dichter erweckt unseren Antheil. Frühzeitig suchte den Dichter die Muse heim und schon der Hörer der Philosophie und Medicin entwarf und schrieb Dramen und war ein großer Verehrer des Theaters und der dramatischen Poesie, welche Neigung durch die Liebe zu einer jungen Schauspielerin, die später auch seine – erste – Frau wurde, nur noch mehr Nahrung erhielt. In Königgrätz widmete er neben seinem Berufe als Lehrer der dramatischen Poesie und den Blumen seine ganze Muße. Die letzteren pflegte er auf einem ihm in den Festungswerken zugewiesenen [89] Stück Grund mit einer Sorgfalt und Liebe ohne Gleichen, und für seine dramatischen Schöpfungen begründete er ein Dilettanten-Theater, dessen Director und Dichter in einer Person eben er war. Im Jahre 1812, damals zählte K. 20 Jahre und war noch Gymnasialschüler, hatte er sein erstes Drama vollendet, aber erst acht Jahre später erschienen seine ersten Arbeiten im Drucke. Diese sind in chronologischer Folge: Diwadlo. Swazek I–IV, d. i. Theater, Heft 1–4 (Königgrätz 1820 bis 1822, 8°.); das erste Heft enthält: „Dobré jitro“, d. i. Guten Morgen, Lustsp. in 1 Aufzuge; – „Diwotworny klobauk“, d. i. Der Zauberhut, Posse in 3 Aufz.; – „Blaník“, d. i. Blanik, Drama in 5 Aufz.; – das zweite Heft: „Úhlířka“, d. i. Die Köhlerin, Lustsp. in 5 Aufz.; – „Bělauši“, d. i. Die Schimmeln, Lustsp. in 4 Aufz.; – „Hadrian z Rimsu“, d. i. Hadrian aus Rheims, Ritterschausp. in 4 Aufz.; – das dritte Heft: „Božena“, d. i. Bozena, Schausp. in 4 Aufz.; – „Lhář a jeho rod“, d. i. Der Lügner und sein Sohn, Lustsp. in 4 Aufz.; – „Žižkůw meč“, d. i. Žiška’s Schwert, Posse in 3 Aufz.; – das vierte Heft: „Rod Swojanowský“, d. i. Das Haus Swojanowsky, Drama in 4 Aufz. Im Jahre 18253 begann er die Herausgabe eines čechischen Theater-Almanachs, den er durch sechs Jahre fortsetzte, unter dem Titel: „Almanach dramatických her na rok 1825–1830“, d. i. Almanach dramatischer Spiele auf die Jahre 1825–1830 (Königgrätz, Pospissil, 12°.). Dieser Almanach enthält im Jahrgange 1825: „Waldek“, d. i. Waldek, rom. Drama in 5 Aufz.; – „Loketský zwon“, d. i. Die Ellbogner Glocke, dram. Märchen in 3 Aufz.; – „Rohowín čtwerrohý“, d. i. Rohowin Viereck, Posse in 1 Aufz.; – im Jahrg. 1826: „Soběslav selský kníže“, d. i. Sobieslaw der Bauernfürst, Tragödie in 4 Aufz.; – „Žižkův dub“, d. i. Žiška’s Eiche, romant. Oper in 2 Aufz.; – im Jahrg. 1827: „Ženský boj“, d. i. Der Weiberkrieg, Lustsp. in 3 Aufz.; – „Tři hrabata najednau“, d. i. Drei Grafen auf einmal, Lustsp. in 4 Aufz.; – „Weselohra na mostě“, d. i. Das Lustspiel auf der Brücke, Posse in 1 Aufz.; – im Jahrg. 1829: „Jan za chrta dán“, d. i. Der Hanns um ein Windspiel, dramat. Märchen in 3 Aufz.; – „Laupež“, d. i. Ein Raub, Drama in 5 Aufz, nach Christoph Schmid’s Erzählung: Heinrich von Eichenfels; – „Každý něco pro wlast“, d. i. Jeder Etwas für das Vaterland, Lustsp. in 1 Aufz.; – im Jahrg. 1830: „Opatowický poklad“, d. i. Der Schatz von Opatow, Drama in 2 Acten. Sonst noch sind erschienen theils einzeln, theils in Almanachen und Jahrbüchern: „Dwojčata“, d. i. Die Zwillinge, dramat. Märchen in 6 Aufz. (Königgrätz 1825, Pospissil, 8°.); – „Libušin saud“, d. i. Das Urtheil Libussa’s, Drama in 1 Aufz., abgedruckt im 5. Hefte des Dobroslaw; – „Kytka“, d. i. Der Blumenstrauß, Lustsp. in 1 Aufz., abgedr. im Jahrbuch Noworočenka 1823; – „Zlato neblaží“, d. i. Gold macht nicht glücklich, ebenda; – „Bratří“, d. i. Die Brüder, Drama in 1 Aufz.; – „Swatislaw“, Drama in 1 Aufz.; – „Popelka Waršawská“, d. h Das Aschenbrödel von Warschau, in der Zeitschrift Kwety 1844. Außer diesen bei Lebzeiten Klicpera’s von ihm selbst durch den Druck veröffentlichten dramatischen Arbeiten ist aber noch eine bedeutende Anzahl von ihm gedichtet worden, als: „Bedřích Bojovný“, d. i. Friedrich der Streitbare; – „Čeští [90] pytláci“, d. i. Die böhmischen Raubschützen; – „Laudon“, d. i. Loudon; – „Lázebník Friedlanský“, d. i. Der Wundarzt von Friedland; – „Potopa světa“, d. i. Die Sündfluth; – „Poslední Přemyslovna“, d. i. Der letzte Przemyslide; – „Pověrčivý“, d. i. Der Abergläubige; – „Prsteny“, d. i. Die Ringe; – „Psaní Hasensteinova“, d. i. Die Briefe Hasenstein’s; – „Ptáčník“, d. i. Der Vogelsteller; – „Rok po smrti“, d. i. Ein Jahr nach dem Tode; – „Škaredá“, d. i. Die Häßliche; – „Staré a nové město“, d. i. Die alte und neue Stadt; – „Sen“, d. i. Der Traum; – „Únos z hrobky“, d. i. Die Entführung aus der Gruft; – „Zbraslavské tetičky a Pražští strejčkové“, d. i. Die Tanten von Königsaal und die Oheime von Prag; – „Brněnské kolo“, d. i. Das Brünner Rad. Alle diese haben zum Theile schon einen Platz gefunden in der Gesammtausgabe der Werke K.’s, welche Kober in Prag veranstaltet unter dem Titel: „Spisy Václ. Klim. Klicpery“ und welche bereits (1863) bis zum neunten Bande (Taschenformat) gediehen ist. Dieselbe enthält auch die prosaischen Arbeiten des Dichters, unter denen sich mehrere čechische Novellen, u. a. die Tataren in Olmütz, der Drechsler, Veit Vitkovic, die Ankunft Karl’s IV. in Böhmen, Karl IV. vor Frankenstein, König Johann der Blinde, der H. Ivan befinden. Von Klicpera’s dramatischen Arbeiten sind nur einige wenige der deutschen Lesewelt durch Uebersetzung bekannt geworden, und zwar das „Lustspiel auf der Brücke“, welches von Mirani übersetzt im Taschenbuche für das Theater in der Leopoldstadt 1838 erschien; ferner „Der Zauberhut“, „Rohowin Viereck“, „Der Traum“, „Das Brünner Rad“, „Der Lügner und sein Sohn“, die genannten sämmtlich von F. A. Werner übersetzt, aber nicht gedruckt, sondern nur handschriftlich für den Bühnengebrauch vorhanden; auch sollen die Lustspiele „Die Schimmeln“ und „Die Zwillinge“ deutsche Bearbeiter gefunden haben, doch gelang mir nicht, darüber Bestimmtes zu erfahren. Noch hat Klicpera im Jahre 1823 ein deutsches Lustspiel, betitelt „Der Traum“ verfaßt, welches von Dilettanten in Königgrätz gespielt wurde und eine ganz treffliche Arbeit sein soll. Für die Entfaltung, den höheren Aufschwung seiner Muse war der 26jährige Aufenthalt in einer kleinen Kreisstadt wenig günstig und gewiß würde K. als Poet, wenn er diese Zeit in Prag verlebt hätte, durch den Umgang mit literarischen Fachgenossen und durch eine freiere Anschauung und Auffassung der Verhältnisse nur gewonnen haben. Um so mehr aber ist es zu verwundern, wie sich der Genius in diesen unfreiwilligen Fesseln geschickt bewegt und wie seine Arbeiten, namentlich seine Lustspiele ein Geist durchweht, der ihm eine Ehrenstelle in der Literatur seines Volkes für alle Zeiten sichert. Klicpera ist einer der Edelsten seiner Nation, der die Gleichberechtigung in des Wortes wahrster Bedeutung geübt und auch schon darum die Achtung und Beachtung der deutschen Mit- und Nachwelt verdient. Wie aber jener Theil seines eigenen Volkes, dessen Führer (Verführer) jetzt immer die Backen voll nehmen, wenn es Politik zu machen gilt, sich aber nicht sehen lassen, wenn es gilt, den Genius zu ehren, wie dieser Bruchtheil seines Volkes den Dichter, der ihm so viele heitere Stunden zu bereiten verstand, noch wenig zu würdigen und zu ehren weiß, dafür gibt die Geschichte über das ihm auf dem Wolschaner Friedhofe errichtete Denkmal [91] komische Aufschlüsse. Ein Deutscher, der Director des Prager deutschen Theaters, Herr Thomé, faßte den Gedanken und führte ihn ohne weitere Unterstützung von Seite der Čechen, selbst durch. Das Nähere berichtet ausführlich die Reichenberger Zeitung 1861, Nr. 144. Klicpera’s erste Gemalin Anna (geb. zu Prag 20. November 1796, gest. zu Königgrätz 25. März 1837), eine geborne Schwamberg, hatte von früher Kindheit neben schönen Talenten eine besondere Vorliebe für die Muttersprache an den Tag gelegt. Diese Neigung wuchs mit den Jahren und gab ihrer geistigen Entwickelung die entscheidende Richtung. Damals, 1812, war die čechische Bühne noch ein Kindlein in der Wiege, aber schon nahmen sich die Brüder Klicpera, Schwanda, Štěpánek des Kindleins an, ein Dilettanten-Theater kam zu Stande und an diesem wirkte Anna Schwamberg mit und nahm unter den Mitspielenden bald eine hervorragende, wenn nicht die erste Stelle ein. Im Jahre 1819 vermälte sie sich mit Wenzel K., wirkte auch im Ehestande wie bisher für die Fortbildung einer čechischen Bühne mit, welche sie mit ihrem Gatten, als dieser nach Königgrätz übersetzt wurde, auch dahin verpflanzte. Aber nicht bloß „seine Muse“, wie K. seine Gattin nannte, auch seine tüchtige, den Hausstand mit Energie und Weiblichkeit leitende Hausfrau war sie. Nach 26jähriger glücklicher Ehe starb sie, erst 43 Jahre alt, an den Folgen eines Schreckens, von dem sie bei Gelegenheit der in Königgrätz 1836 ausgebrochenen Feuersbrunst befallen worden. Sie war ebenso ausgezeichnet in der Tragödie wie in Lustspielen.

I. Zur Biographie. A) Čechische Quellen. Lumír (Prager belletristisches Blatt, gr. 8°.), herausgegeben von Mikovec, Jahrg. 1860, Nr. 38, S. 903; Nr. 39, S. 925; Nr. 40, S. 952: „Zpominka na V. Klicpera Od Dra J. A. Gabriela, d. i. Erinnerung an W. Klicpera. – Obrazy života, d. i. Bilder des Lebens (Prag, 4°.), herausgegeben von J. Neruda, Jahrg. 1859; Jahrg. 1860, Nr. 9, S. 413: „Upominka na V. K. Klicpera“. – Jason (čechisches Unterhaltungsbl., Fol.) 1860, Nr. 14 u. 15. – Rittersberg, Kapesní slovníček novinářský i konversační, d. i. Kleines Taschen-Conversations-Lexikon (Prag 1850, 12°.) Theil II, S. 134. – Jungmann (Josef), Historie literatury české, d. i. Geschichte der böhmischen Literatur (Prag 1849, F. Řiwnáč, 4°.) Zweite, von W. W. Tomek besorgte Ausgabe, S. 580. – B) Deutsche Quellen. Frankl (L. A.), Sonntagsblätter 1844, Beilage, S. 185: „Todesnachricht und Lebensversicherung. Wenzel Klicpera und Joh. Nep. Stiepanek“ [nach diesem zu Chrudim in Böhmen geboren, was unrichtig ist, denn K. ist zu Chlumec geboren]. – Europa, herausg. von Gust. Kühne (Leipzig, 4°.) 1853, S. 71 [im Aufsatze: Tschechische Literatur in Prag]; – dieselbe 1859, Nr. 43, S. 1549. – Wenzig (Joseph), Blicke über das böhmische Volk, seine Geschichte und Literatur (Leipzig 1855, F. Brandstätter, 8°.) S. 138. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Erste Ausgabe, Bd. XVIII, S. 90 [nennt seinen Geburtsort irrig Ohlumec].
II. Grabdenkmal. Dieses, auf dem Wolschaner Friedhofe aus Granit errichtete Denkmal besteht aus einer auf einem viereckigen Sockel ruhenden Pyramide, welche mit dem aus Marmor en relief gearbeiteten Brustbilde Klicpera’s, umgeben von einem goldenen Lorberkranze geschmückt ist. Auf der Pyramide unter dem Brustbilde steht in čechischer Sprache der Name, Geburts- und Sterbetag des Dichters. Auf dem Sockel die Inschrift: Od ctitelův české dramatické musy, d. i. Von den Verehrern der böhmischen dramatischen Muse. Das Denkmal ist von dem Prager Bildhauer Anton Wild gearbeitet. Die Anregung und auch Zustandebringung des Denkmals ist einzig das Werk des Prager Theaterdirectors Thomé, welcher mit zwei zu diesem Zwecke veranstalteten Theatervorstellungen die Ausgaben deckte. Die feierliche Enthüllung und Einweihung des Monuments fand am 22. Juni 1861 Statt. [Vergleiche über das Monument und die Feier: [92] Obrazy života, d. i. Bilder des Lebens (Prag, 4°.), herausgegeben von J. Neruda, 1860, Nr. 9, S. 414 [daselbst die Abbildung des Denkmals in Holzschnitt]. – Národní listy, d. i. Volkszeitung (Prag, Fol.) 1861, Nr. 170 (im Feuilleton: „Odhaleni pomnika Klicperova“). – Wiener Zeitung 1861, Nr. 145 Abendbl.. von Mikovec. – Reichenberger Zeitung 1861, Nr. 144: „Klicpera’s Grabmonument“.]
III. Zur Charakteristik Klicpera’s als dramatischen Dichters. K. ist der Erste unter allen Čechen, die ihre Kräfte der Bühne geweiht. Seine Stücke sind sämmtlich von einem seltenen Künstlerhauche durchweht; es zeigt sich in ihnen ein Geist, der dramatisch zu gestalten. die Verhältnisse am rechten Fleck zu fassen und mit nicht wenig Phantasie und schöpferischer Kraft gehaltvoll durchzuführen versteht, Eigenschaften, die bei einem Drama, das wie bei den Čechen noch die Lehr- und Wanderjahre zurückzulegen hat, nicht genug anzuschlagen sind. K. hat Schauspiele, Lust- und Trauerspiele gedichtet; wenn er bei den ersteren manchmal, was Effect anbelangt, des Guten zu viel thut und dadurch in das Bereich der lärmenden deutschen Ritterstücke gelangt, wenn ihm bei seinen Trauerspielen öfters die Macht der Tragik abgeht, die allein hinzureißen vermag, so trifft er dagegen im Lustspiele immer den rechten Boden. Da bewerkstelligt die Fülle eines frischen kräftigen Humors, der aus allen diesen Stücken schalkhaft durchblickt, eine glückliche Situationsanlage, die nie komisch zu wirken vergißt, und ein pikanter Dialog, der an Einfachheit der Sprache und geistreicher Wendung nichts zu wünschen übrig läßt, ein entschiedenes Durchgreifen; freilich ist in vielen seiner Dramen das Stoffliche noch nicht recht überwunden; dagegen findet man bei einer nicht gewöhnlichen Fruchtbarkeit bei Klicpera nie ein Versinken in eine triviale geistlose Vielschreiberei. Was K.’s äußere Erscheinung betrifft, so war er ein Mann von großem imposanten Aeußern, mit einem „Goethekopfe“, markirten ruhigen Gesichtszügen und einem blauen Auge, aus dem man herauslesen mochte, wie er es mit der Menschheit und seinem Volke hält. L. A. Frankl schildert seine Begegnung mit ihm: „Ich sah den liebenswürdigen Dichter im Jahre 1828 frisch, kräftig, schöpfungsfreudig und im Jahre 1837 wieder. Sein Haar war unterdessen weiß geworden, manche schmerzliche Verluste hatten das Herz des edlen Mannes getroffen, im Auge brannte nicht mehr das Feuer von ehedem. Er bepflanzte den aufgefahrenen Boden eines ihm freundlich zugewiesenen Theiles der Festungswerke in Königgrätz. Der Boden war dankbarer, es stand ein Wald von Georginen in bunter, reicher Blüthe und weit hinaus glänzte das Haupt des Riesengebirges in herbstlich duftiger Sommerpracht. „Weiß wie mein eigenes Haupt“, sagte mir wehmüthig der Dichter und zeigte auf die Schneekoppe.“ –