BLKÖ:Kornis, Karl

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Nächster>>>
Kornseis, Bernhard
Band: 12 (1864), ab Seite: 466. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Károly Kornis in Wikidata
GND-Eintrag: 1055331360, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Kornis, Karl|12|466|}}

Kornis, Karl (Rechtsgelehrter, geb. in Ungarn um das Jahr 1820, gest. zu Gyorok im Arader Comitate 27. Jänner 1863). Entstammt einer ungarischen, in Tótvárad ansässigen Adelsfamilie, welche von jener der Grafen von Kornis de Göncz-Ruszka zu unterscheiden ist. Karl K. begann nach beendeten philosophischen Studien jenes der Rechte in Pesth und erlangte später eine Professur dieses Faches an der Pesther Hochschule. Was seine Theilnahme an den Bewegungen des Jahres 1848 betrifft, so muß sich hier auf die im Lapidarstyle gehaltene Notiz in Kertbeny’s Schrift: „Die Ungarn im Auslande“ beschränkt werden, worin es heißt: „1848 Blutrichter, 1849 in effigie gehangen, wobei er zusah, 1850, England, Lüttich“. In der That flüchtete sich K. nach der Niederwerfung des Aufstandes nach England und begab sich von dort nach Amerika. In Brasilien ließ er sich häuslich nieder und setzte seine gelehrten rechtswissenschaftlichen Arbeiten fort, manchmal seinem Heimatlande ein Lebenszeichen gebend. So hatte er zu Anfang des Jahres 1862 mehrere hundert Exemplare südamerikanischer Vögel nach Ungarn gesendet, welche von Schulen, Sammlern, Museen, durch den Gyoroker Pfarrer Joseph Kornis, wahrscheinlich einen Bruder Karl’s, gegen den Erlag der [467] Transportspesen bezogen werden konnten. Im Jahre 1861 aber hatte er zu Rio Janeiro ein Werk über die Ehe in spanischer Sprache unter dem Titel: „O Casamento civil“ (1861, 8°.) herausgegeben und überdieß diesen Gegenstand in dem zu Rio erscheinenden Journale „Correio mercantil“ in einer Reihe von Aufsätzen behandelt. K. vertrat darin die Giltigkeit der gemischten Ehe, welche bis dahin in Brasilien der gesetzlichen Garantie ermangelte, und empfing dafür von den Protestanten Brasiliens eine Dankadresse. Der Kaiser von Brasilien trug K. eine Lehrkanzel an der Rechtsakademie zu Rio Janeiro an, deren Annahme K. jedoch von dem Umstande abhängig machte, ob ihn nicht, bei den veränderten Verhältnissen in Ungarn, die damalige Regierung (Baron Vay war Hofkanzler), ohne daß er erst eine Amnestie zu erbitten hätte, in seine frühere Stellung als Professor der Rechte an der Pesther Hochschule einzusetzen geneigt sei. Die Antwort mochte befriedigend gelautet haben, denn zu Ende 1862 war K. in sein Vaterland zurückgekehrt; aber schon wenige Monate darnach endete der Tod sein vielbewegtes Leben.

Pester Lloyd (politisches Journal, gr. Fol.) 1861, Nr. 113, 225; 1862, Nr. 17. – Pest-Ofner Zeitung 1861, Nr. 262. – Wiener Zeitung 1863, Nr. 26. – Kertbeny (K. M.), Die Ungarn im Auslande. I. Namensliste ungrischer Emigration seit 1849, 2000 Nummern, mit biografischem Signalement (Brüssel 1864, Kießling u. Comp., 8°.). [So lautet der Umschlagtitel; das Titelblatt lautet: Alfabetische Namensliste ungrischer Emigration 1848–1864 (mit Einschluß der außerhalb Ungarn Internirten). Sammt vorläufigen biografischen Andeutungen in Abbreviaturen. Redigirt von K. M. Kertbeny. Gedruckt als Manuscript (Brüssel und Leipzig 1864, Kießling u. Comp., 8°.).] S. 31.