BLKÖ:Krufft, Nikolaus Freiherr von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Krumbholz
Band: 13 (1865), ab Seite: 276. (Quelle)
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Krufft, Nikolaus Freiherr von (Tonsetzer, geb. zu Wien 1. Februar 1779, gest. ebenda 16. April 1818). Sohn des [277] k. k. Hofrathes Andreas Adolph Freiherrn von K. [s. d. Vorigen] aus dessen Ehe mit Maria Anna gebornen von Haan. Nikolaus erhielt im Elternhause eine vortreffliche Erziehung. Neben der Ausbildung für seinen künftigen Beruf im Staatsdienste wurde auch sein schönes Talent für die Musik gefördert und seine eigene Mutter, eine ausgezeichnete Pianistin, Kennerin und Freundin classischer Musik, war seine erste Lehrerin. Was seinen Beruf im Staatsdienste betrifft, so trat er nach beendeten juridischen Studien 1801 bei der geheimen Hof- und Staatskanzlei ein und wurde allmälig k. k. Staatskanzleirath. In seinem amtlichen Berufe wurde er öfter der Begleiter des Fürsten Metternich; so befand er sich in dessen Gefolge, als der Fürst sich im Jahre 1815 nach Paris begab; ferner begleitete er den Fürsten im Juni 1817 nach Italien und im October d. J. nach Steiermark; auch war er in seiner amtlichen Laufbahn von Rußland und Sicilien mit Orden ausgezeichnet worden. Sein eigentliches Lebenselement war aber und blieb bis an seinen frühen Tod die Musik. Sehr früh componirte er, und kleine Cantaten, die er in der ersten Jugend bereits erfand, berechtigten zu schönen Erwartungen. Er nahm, älter geworden, bei Albrechtsberger Unterricht im Generalbasse, dann in der Compositionslehre und widmete später alle Muße, die ihm sein Beruf ließ und leider oft auch die Nächte, seinen musikalischen Studien und Arbeiten. Dadurch trat eine zu frühe Erschöpfung seiner Lebenskräfte ein und die Empfindlichkeit seiner Nerven steigerte sich derart, daß die sanften Töne seines Claviers für ihn zum unerträglichen Geräusche wurden. Endlich erlag er auch in der Kraft des schönsten Mannesalters seinen Leiden. Seine Compositionen sind: „24 Préludes et Fugues pour le Piano forte dans les douze tons des modes majours et mineurs“ (Paris 1814, Ig. Pleyel), diese Präludien und Fugen, mit denen sich K., wie er oft bei Lebzeiten sagte, ein Denkmal setzen wollte, sind Sr. kais. Hoheit dem Erzherzoge Rudolph gewidmet; – Zwölf Exercitien in Form schottischer Tänze; – Sieben Clavier-Sonaten; – Fünfzehn Partien Variationen, theils mit, theils ohne Begleitung; – Drei große Capricen für das Clavier; – Vierzig deutsche Tänze; – Achtzehn schottische Tänze; – Eine große Sonate für vier Hände; – Ein Marsch für vier Hände; – Drei Violin-Quartette; – Hymne: „Gottes Allmacht und Güte“; – Zweite Hymne: „Gott meine Zuflucht“, diese wie die frühere für vier Singstimmen mit Begleitung des Pianoforte; – Dritte Hymne: „Lob Gottes im Frühling“, für sechs Singstimmen mit Begleitung des Pianoforte (Wien, bei Steiner); – Vierundzwanzig Gesänge für vier Mannsstimmen; – Lied an die Freude von Schiller, mit Chor; – Reiterlied aus Schiller’s Wallenstein mit Chor; – Die Trösterin, vierstimmiger Gesang; – Trinklied vor der Schlacht, von Körner, mit Chor; – Zweiundneunzig Lieder, theils für Discant, theils für Baßstimme, mit Begleitung des Pianoforte. Diese Compositionen sind meist in Wien, einige aber auch auswärts aufgelegt. In seinem Nachlasse befanden sich und wurden von seiner Familie aufbewahrt: Phantasie und Polonaise für’s Pianoforte mit Begleitung des ganzen Orchesters; – Der Wanderer, Chor für vier Singstimmen mit Begleitung des Pianoforte; – Erster Chor aus dem Oratorium: Das Gebet des Herrn, für vier Stimmen, mit Begleitung [278] des Pianoforte; – Die Jungfrau des Schlosses. Ballade von Amalie Imhof, für eine Singstimme, mit Begleitung des Piano; – Drei Märsche für Blasinstrumente; – Ein Andante für drei Flöten. Krufft’s Compositionen zeichnen sich nach Urtheilen von Kennern, wie Gaßner, durch Geist, Verstand und Geschmack aus. Pleyel, der berühmte Musik-Verleger in Paris, schrieb aber über die vierundzwanzig Präludien u. a.: „Ce receuil est original et entièrement inédit. Le compositeur et le claveciniste y trouveront ce que l’art du contrepoint offre de savant, joint à une trésgrande variété de difficultés propres à exercer la main. Cet ouvrage peut être rangé, à juste titre, dans la classe des oeuvres les plus distinguées en ce genre“. – Krufft’s Schwester Justina (geb. zu Wien 17. August 1775, gest. 19. October 1832) besaß neben einem schönen Talente für Musik, worin sie nebst ihrer Schwester Catton zuerst von ihrer Mutter, später von dem berühmten Fräulein Paradies ausgebildet wurde, auch noch die Gabe der Dichtung und schon in Mathisson’s lyrischer Anthologie erscheint sie mit Beiträgen, und später veröffentlichte sie eine selbstständige Sammlung ihrer Dichtungen. Um die Werke des ihr in’s Jenseits um viele Jahre vorausgeeilten Bruders der Vergessenheit zu entziehen, veranstaltete sie Concerte, in denen dieselben mit aller Vorliebe und Sorgfalt vorgetragen wurden. Als sie aber ihren zweiten und letzten Bruder Joseph, der Präsident des innerösterreichischen küstenländischen Appellationsgerichtes war, und an dem sie mit schwärmerischer Liebe hing, auch durch den Tod verlor, traf sie der Schmerz über diesen Verlust so gewaltig, daß sie bald darauf starb.

Ueber Niklas Baron Krufft: Oesterreichisches Archiv für Geschichte, Erdbeschreibung u. s. w. (Wien, 4°.) Jahrgang 1831, Nr. 40, S. 157. – Erneuerte vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat (Wien, 4°.) Chronik Nr. 69: Nekrolog – Leipziger allgemeine musikalische Zeitung, Jahrg. 1818, Nr. 24: Nekrolog; 1819, Nr. 88 [Besprechung der drei Hymnen Krufft’s, von Rochlitz]. – Gaßner (F. S. Dr.), Universal-Lexikon der Tonkunst. Neue Handausgabe in einem Bande (Stuttgart 1849, Franz Köhler, gr. 8°.) S. 512. – Neues Universal-Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. Julius Schladebach, fortgesetzt von Ed. Bernsdorf (Dresden 1856, R. Schäfer, Lex. 8°.) Bd. II, S. 663.[BN 1]Ueber Justina Freiin von Krufft: Schindel (Carl Wilh. Otto Aug. v.) , Die deutschen Schriftstellerinen des neunzehnten Jahrhunderts (Leipzig 1823, Brockhaus), Bd. I, S. 294; Bd. III, Nachtrag, S. 181. – Raßmann (Friedrich), Pantheon jetzt lebender Dichter u. s. w. (Helmstädt 1823, 8°.) S. 181. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. III, S. 300. – Erneuerte vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat (Wien, 4°.) Jahrg. 1817, Intelligenzblatt Nr. 63. – Ueber Justinens Mutter: Gerber (Ernst Ludwig), Neues historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler (Leipzig 1813, A. Kühnel, gr. 8°.) Bd. III, Sp. 133].

Berichtigungen und Nachträge

  1. E Krufft, Nikolaus Freih. [Bd. XIII, S. 276].
    Handschr. biogr. Notizen und Compositionen-Verzeichniß im Archiv u. s. w., wie bei Haas. [Band 26, S. 396]