BLKÖ:Litschauer, Karl Joseph

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Litschauer, der
Band: 15 (1866), ab Seite: 279. (Quelle)
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Litschauer, Karl Joseph (Historien- und Genremaler, geb. zu Wien im Jahre 1830).[BN 1] Er machte seine ersten Studien in Wien unter Waldmüller’s (gest. 23. August 1865) Leitung und ging dann nach Düsseldorf, wo er zuerst auf der dortigen Akademie, dann einige Zeit in Tidemand’s Atelier und zuletzt selbstständig arbeitete. Er kehrte dann in seine Vaterstadt Wien zurück, wo er sich einige Zeit aufhielt, darauf aber begab er sich nach Düsseldorf zurück, schlug daselbst seinen bleibenden Aufenthalt auf und zählt seither – obwohl ein geborner Wiener – zur Düsseldorfer Schule, zu deren productivsten, in neuerer Zeit vielgenannten und tüchtigsten Künstlern er zählt. Von seinen Bildern sind dem Herausgeber bekannt: „Ein lauernder Krieger“ (100 fl.), in der Kunstausstellung der Akademie der bildenden Künste bei St. Anna in Wien im Jahre 1850 ausgestellt und, wenn Herausgeber nicht irrt, Litschauer’s erstes, in Wien ausgestelltes Bild. Dann beschickte er durch einige Jahre ziemlich fleißig die Monatsausstellungen des österreichischen Kunstvereins, in welchen zu sehen waren im Jahre 1852, im November: „Der erfrorne Geiger“ (180 Thlr. preuß. Crt.); – im Jahre 1853, im Jänner: „Die Frei-Säule“, Privateigenthum; – im September: „Der letzte Gefährte“ (332 fl., vom österr. Kunstvereine zur Verlosung 1853 angekauft); – im Jahre 1854, im November: „Priesterpflicht“ (80 Friedrichsd’or); – im Jahre 1857, im März: „Flucht aus einem vom Feinde erstürmten Kloster“ (400 Thlr. preuß. Crt.), zweimal gemalt, einmal im Besitze des Directors Brewer in Düsseldorf, das zweite in jenem des Grafen Arnim in Wien; – im November: „Der Hinterhalt“ (1200 fl. B. V.), von Sr. Majestät dem Kaiser Franz Joseph angekauft; – im Jahre 1858, im April: „Das billige Modell“ (um 380 fl. vom österr. Kunstverein zur Verlosung, 1858 angekauft); – im Jahre 1859, im März: „Atelier-Szene“; – im Jahre 1865, im Jänner: „Morgen“; – „Nacht“ (dieses und das Vorige, zwei Gegenstücke, jedes 50 Friedrichsd’or). Eine seiner neuesten Arbeiten, welche die „Gartenlaube“ in einem vortrefflichen Holzschnitte von G. Krüll (1865, S. 637) vorführt, ist sein Bild: „Die Falschmünzer“. Die „Gartenlaube“ eröffnet damit eine Gallerie neuerer deutscher Künstler und Kunstwerke und verspricht, diesem Bilde demnächst das Bildniß und Näheres über Leben und Streben Litschauer’s folgen zu lassen. Statt dessen folgte bisher eine Zeichnung des Künstlers zu einer Erzählung von Max Ring (S. 821): die Zeichnung führt die Unterschrift: „Die letzte Flucht“. Beide im genannten Blatte enthaltenen Bilder, tüchtige Zeugen der realistischen Richtung des Künstlers, sind mit einer Wahrheit ohne Gleichen ausgeführt. Das vorerwähnte Bild, „Die Falschmünzer“, wurde von Litschauer in die Kunstausstellung nach Amsterdam gesendet und er dafür nicht nur mit der großen goldenen Medaille ausgezeichnet, sondern ihm auch die höchst selten gewährte Auszeichnung der Mitgliedschaft der dortigen Kunstakademie verliehen. Wie leicht begreiflich, sind die Urtheile über den Künstler nach den verschiedenen Standpuncten der Beurtheilenden sehr verschieden. Der Hauptvorwurf, der ihm gemacht wird, trifft jedoch weniger ihn speciell, als die Richtung, welche die [280] Historien- und historische Genremalerei der Gegenwart überhaupt einschlägt, indem sie sich begnügt, einen Gegenstand so zu sagen mit den Farben zu erzählen, wie er wohl möglicherweise stattgefunden, statt das Wesen der Sache in’s Auge zu fassen und uns dann durch die, dem Gegenstande angemessenen malerischen Mittel zu ergreifen. Uebrigens wird dem Künstler selbst von seinen Gegnern zugestanden werden müssen: das Geschick interessante Gegenstände zum Vorwurf seines Pinsels zu wählen, gute Zeichnung, seine naturgetreue Farbe, höchst wirkungsvolle, gewissenhafte, den besten Meistern der niederländischen Schule abgelauschte Ausführung. Die „Gartenlaube“ nennt ihn kurzweg „einen Maler, welcher das Genrebild gewissermaßen zur historischen Composition zu adeln versteht“.

Die Künstler aller Zeiten und Völker. Begonnen von Prof. Fr. Müller, fortgesetzt von.Dr. Karl Klunzinger (Stuttgart 1860, Ebner und Seubert, gr. 8°.) Bd. II, S. 604 [außer der alphabetischen Ordnung, nach welcher sein Name auf S. 606, nach Georg Nikolaus List, gehörte]. – Die Gartenlaube. Illustrirtes Familienblatt (Leipzig, Ernst Keil, gr. 4°.) 1865, S. 640; „Die Falschmünzer“ [mit Abbildung], S. 821 [Bild: Die letzte Flucht]. – Kataloge des österreichischen Kunstvereins (Wien, 8°.) 1852, November Nr. 17; 1853, Jänner Nr. 42, September Nr. 3, October Nr. 9; 1854, November Nr. 5, December Nr. 11; 1857, März Nr. 15, November Nr. 5; 1858, April Nr. 30, October Nr. 26; 1859, März Nr. 40; 1865, Jänner Nr. 13 u. 16. –

Berichtigungen und Nachträge

  1. Litschauer, Karl Joseph [Bd. XV, S. 279], gestorben zu Düsseldorf 8. August 1871.
    Deutsche Roman-Zeitung … Herausg. von Otto Janke (Berlin, 4°.) VIII. Jahrg. (1871), Bd. IV, Sp. 715, in der „Todtenschau“ [nach dieser geb. am 1. März 1800]. [Band 28, S. 363]