BLKÖ:Natorp, die Freiherren von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Natorp, Maria Anna
Band: 20 (1869), ab Seite: 94. (Quelle)
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Ueber die Freiherren von Natorp. Wie oben in der Lebensskizze Maria Anna’s von Natorp-Sessi erwähnt worden, vermälte sie sich im Jahre 1795 mit Herrn von Natorp, einem reichen Kaufmanne in Wien, trat von der Bühne ab, kehrte aber, nachdem sie sich im Jahre 1804 von ihrem Manne getrennt, zu derselben wieder zurück. Die Natorp sind eine westphälische Kaufmannsfamilie, von der ein Zweig gegen das Ende des 18. Jahrhunderts nach Oesterreich übersiedelte und sich in Wien seßhaft machte. Johann Theodor, der Vater Franz Wilhelm’s, des ersten Baron Natorp, besaß zu Volkmarsheim im Cöln’schen ein Kupfer- und Eisenbergwerk, das er aus eigenen Mitteln bebaute und dadurch für den Wohlstand der benachbarten Gegenden von großem Einfluß wurde. Kaiser Joseph II. verlieh ihm in Anerkennung dessen mit Diplom vom 19. October 1776 den Reichsritterstand. Sein Sohn Franz Wilhelm lebte in Wien als Handelsmann und besorgte seit 1772 die k. k. Feldapotheke, während der Kriege zu Ende des 18. Jahrhunderts durch 16 Jahre das Medicamentenlieferungsgeschäft für die verschiedenen in kaiserlichen Armeen, hat, wie es in seinem Freiherrn-Diplome ausdrücklich steht: „in Ungarn, Banat, Slavonien, Siebenbürgen und Ostgalizien den Grund zu der guten pharmakopäischen Verfassung gelegt und insbesondere in Siebenbürgen sich durch seine Mitwirkung zur Errichtung ordentlicher Schulen verdient gemacht“, in Folge dessen ihm von den siebenbürgischen Ständen das Indigenat taxfrei verliehen worden. „Auch hat er in Lemberg und Tarnow mit beträchtlichem Kostenaufwand durch eigens dahin abgeschickte Handwerksleute die ersten regulären Häuser erbauen lassen.“ Alle diese und noch andere in den vielen Kriegsjahren, in denen er manche ansehnliche Beisteuer zu den großen Staatslasten freiwillig darbrachte, erworbenen Verdienste veranlaßten seine Erhebung in den Freiherrnstand, die im Jahre 1801 erfolgte, und zwar erhielt Franz Wilhelm von N. mit Diplom ddo. 21. Februar 1801 den erbländischen. mit Diplom ddo. 27. Februar 1801 den Reichsfreiherrnstand. – Ueber den heutigen Stand der Freiherrnfamilie von Natorp, die also direct von obigem Franz Wilhelm abstammen müßte, liegt nichts Zuverlässiges vor. Zu Beginn der Vierziger-Jahre war ein Freiherr von Natorp Hauptmann im Infanterie-Regimente Graf Nugent Nr. 30, in welchem Herausgeber dieses Lexikons zu eben derselben Zeit als Lieutenant diente. Später trat er aus den Reihen der Armee. Gegenwärtig ist ein Karl Freiherr von Natorp Unterlieutenant im Infanterie-Regte. Nr. 51 und ein Theodor Freiherr von Natorp war noch vor einiger Zeit Linienschiffs-Fähnrich. [Freiherrnstands-Diplom ddo. 21. Februar]. – Reichsfreiherrnstand ddo. 27. Februar 1800. – Kneschke (Ernst Heinr. Prof. Dr.), Neues allgemeines deutsches Adels-Lexikon (Leipzig 1859, Friedr. Voigt, 8°.) Bd. VI, S. 448, daselbst heißt es, daß ein Joseph Theodor Natorp am 19. October 1776 das Ritter-Diplom erhalten habe, im Diplom hingegen wird er ausdrücklich Johann Theodor genannt. – Im IX. Bande von Nagy Iván’s „Magyarország családai“ wird auf S. 105 einer Familie Natorf Erwähnung gethan, die das siebenbürgische Indigenat im Jahre 1794 erhalten hat. Es wird wohl statt NatorfNatorp heißen sollen und die hier in Rede stehende Familie gemeint sein.

Wappen. Ein schwarz und Gold längs- und dann blau quergetheilter Schild. Im oberen vorderen Felde in Schwarz zwei kreuzweis [95] übereinander gelegte goldene Bergschlegel; im hinteren goldenen Felde ein Anker von natürlicher Gestalt und Farbe; im unteren blauen Felde ein silberner quergelegter, mit dem Kopfe rechtsgekehrter Fisch. Auf dem Schilde ruht die Freiherrnkrone, auf welcher sich drei gekrönte Turnierhelme erheben. Auf der Krone des mittleren in’s Visir gestellten Helms erhebt sich ein schwarzer Adler mit ausgebreiteten Flügeln, von sich gestreckten Waffen und mit goldener Krone auf dem Kopfe. Aus der Krone des rechten Helms wächst ein linksgekehrter Bergknappe in gewöhnlicher Tracht, an den Knöpfen und Kanten mit schmaler goldener Verbrämung, mit goldenem Gürtel und goldenem Gefäß an der Seite, mit rother Feder auf der Mütze und einem goldenen Schlegel in der Linken, während die Rechte in die Seite gestemmt ist. Aus der Krone des linken Helms erhebt sich ein offener, blau und Silber quergetheilter Adlerflug mit gewechselten Tincturen. Die Helmdecken des rechten Helms sind schwarz mit Gold belegt, jene des mittleren rechts schwarz mit Gold, links blau mit Silber und jene des linken Helms blau mit Silber belegt. Schildhalter sind zwei goldene einwärtssehende Löwen, die mit den Vorderpranken den Schild anfassen.