BLKÖ:Oelschlegel, Johann Lohelius

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Oehri, Franz Joseph
Nächster>>>
Ördög, Daniel
Band: 21 (1870), ab Seite: 13. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Joannes Lohelius in Wikidata
GND-Eintrag: 135474663, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Oelschlegel, Johann Lohelius|21|13|}}

Oelschlegel, Johann Lohelius (Prämonstratenser und Componist, geb. zu Loschau in Böhmen 31. December 1724, gest. zu Prag 22. Februar 1788).[WS 1] Die unteren Schulen besuchte er zu Mariaschein und weil er auch gut musikalisch gebildet war, ward er bei den Jesuiten als Organist angestellt. Als er nach Prag kam, leistete er anfänglich in der Dominikaner- und Maltheserkirche Organistendienste, bis er im Jahre 1747 in den Prämonstratenserorden trat, in [14] welchem er am 8. April 1748 die Ordensgelübde ablegte und im Jahre 1755 die Priesterweihe erhielt. Als ihm im folgenden Jahre im Stifte die Leitung der Figuralmusik übertragen wurde, munterte ihn dieß auf, seine bisher noch unvollkommenen musikalischen Kenntnisse zu ergänzen. Er nahm nun Unterricht bei Sehling, den er aber bald durch den Tod verlor, nun unterwies ihn Joh. Franz Habermann[WS 2] im Contrapuncte, selbst aber studirte er mit Eifer und Gründlichkeit die Tonwerke der berühmtesten Componisten. Dabei versuchte er sich selbst in der Composition und schrieb mehreres, seiner Zeit mit Beifall aufgenommenes für Kirchenmusik. Auch studirte er fleißig den Orgelbau, machte sich bis in alle Einzelheiten mit dem Mechanismus desselben bekannt und verbesserte dann selbst die verfallene, fast unbrauchbar gewordene Stiftsorgel. Während dieser Arbeit, die er nahezu vollendete und dadurch sein Stift in den Besitz einer der besten Orgeln Böhmens setzte, überfiel ihn ein langwieriges Leiden, dem er endlich auch im Alter von 64 Jahren erlag. Oelschlegel’s Compositionen sind: eine „Operetta Natalitia“, im Jahre 1761 in Gegenwart der chursächsischen Prinzen Joseph und Friedrich im Stifte Strahow aufgeführt; eine zweite aus dem Jahre 1762; ein großes Oratorium: „Innocentia et pietas bonam causam agens sive Jesus Christus Salvator“ (Pragae 1760, J. Schweiger, 4°.), außerdem noch fünf andere „Oratorien“ aus den Jahren 1756, 1758 und 1759, alle in der Kirche seines Ordens aufgeführt; – eine „Pastoralmesse“; – eine „Kleine Messe“ und eine „Missa de Requiem“, auf vier Stimmen mit Orgelbegleitung; – eilf „Rorate“; – 49 „Motetten“, die er nach verschiedenen Festtagen und Heiligen, z. B.: „Motetta pro adventu domini“, – „de St. Angelis“, – „de S. Augustino“, – „de SS. Virginibus“ u. s. w. benannte; – 18 „Stationes Theophoricae“; – 16 „Offertorien“; – 2 „Duetten“; – 2 „Litaneien“; – 12 „Hymnen zum heil. Norbert“, für Gesang mit Orgelbegleitung; – 3 „Te Deum laudamus“, mehrere vierstimmige „Responsorien“ mit Violine und Orgelbegleitung und mehrere andere mit ganzem Orchester; – eine „Cantate“ zur Jubelfeier des Stiftsabtes Dal!er und zwei „Salve Regina“. Von der oberwähntem Orgel gab er eine Schrift: „Beschreibung der in der Pfarrkirche des k. Prämonstratenserstiftes Strahow in Prag befindlichen grossen Orgel“ (Prag 1786, 8°.) heraus, bei welcher sich überdieß Beschreibungen der Orgel in der St. Niklas- und in der Metropolitankirche Prags befinden. Im Stifte befindet sich in Handschrift eine Beschreibung der im Jahre 1774 neueingerichteteten Stiftsorgel nebst beigefügtem Unterrichte für den Orgelmacher, wie und wo beizukommen, wenn in der Zeit einige Mängel eintreten. In seinem Nachlasse befand sich auch eine ziemlich zahlreiche Instrumentensammlung, und zwar 16 der besten Violinen, 2 Alto Viola, 2 Violonen, 1 Violoncell, 8 Clarinetten, 7 Hörner, 2 Pauken, dann ein nicht unbedeutender Musikalienvorrath, den sein Ordensbruder und Biograph Dlabacz zum ferneren Gebrauche der Stiftskirche in Verwahrung nahm.

(Riegger, v.) Materialien zur Statistik von Böhmen, Heft XII, S. 264. – Dlabacz (Gottfr. Joh.), Allgemeines historisches Künstler-Lexikon für Böhmen und zum Theile auch für Mähren und Schlesien (Prag 1815, 4°.) Bd. II, Sp. 403–406. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. IV, [15] S. 84. – Meusel (Joh. Georg), Lexikon der vom Jahre 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller (Leipzig 1808, Gerh. Fleischer d. Jüng., 8°.) Bd. X, S. 186 [nach Meusel ist er im Jahre 1787 gestorben]. – Gerber (Ernst Ludwig), Neues historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler (Leipzig 1813, Kühnel, gr. 8°.) Bd. III, Sp. 605. – Porträt. Gestochen von Berka [auch in Riegger’s „Materialien“].

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Zu dieser Person existiert in Band 26, S. 399, ein zweiter Artikel.
  2. Vorlage: Jos. Franz Habermann.