BLKÖ:Pacassi, Johann Freiherr

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Pacák, Franz
Band: 21 (1870), ab Seite: 160. (Quelle)
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Pacassi, Johann Freiherr (k. k. Hofbaurath, geb. zu Wien, nach Anderen zu Görz im December 1758, gest. ebenda 8. Juni 1818). Sein Vater Nikolaus[WS 1] war Ober-Hofarchitekt und für seine Verdienste im Jahre 1764 in den Ritter-, im Jahre 1796 in den Freiherrnstand erhoben worden. Die Verdienste waren, wie es im Diplom heißt, „daß P. nicht allein, der Erste, den Gebrauch der Steinkohlen in Oesterreich eingeführt, somit aber dem gemeinen Wesen durch Ersparung des Brennholzes einen nicht geringen alljährlichen Vortheil zugewendet, sondern auch der alleinige Urheber der Ausfindigmachung und Erzeugung des Gyps in hiesig unserm Erzherzogthum Oesterreich unter der Enns gewesen, wodurch ebenfalls alle Jahre viele Tausend Gulden mehr zum Nutzen und Vortheile unserer treu gehorsamsten Unterthanen im Lande verblieben“. – Der Sohn Johann erhielt seine erste wissenschaftliche Ausbildung im Löwenburg’schen Institute, dann kam er an die Savoyische Ritter-Akademie, und der berühmte Mathematiker und Jesuit Karl Scherffer ertheilte ihm den Unterricht in der Mathematik. Diese Wissenschaft war es auch, in welcher Pacassi das Trefflichste leistete und sich von ihr so angezogen fühlte, daß er in noch jungen [161] Jahren mit berühmten Mathematikern, wie Euler, Kästner, Lambert u. A. im Briefwechsel stand. P. trat in den Staatsdienst, und zwar zuerst bei der Landesregierung ein, wurde dann Secretär bei dem Appellationsgerichte in Wien und schrieb in dieser Periode seiner amtlichen Thätigkeit: „Ueber die Gesandtschaftsrechte“ (Wien 1775, 8°.), neue umgearbeitete Auflage unter dem Titel: „Einleitung in die sämmtlichen Gesandtschaftsrechte“ (Wien 1777); – „Beyträge zu dem deutschen Staatsrechte“ (ebd. 1780, n. Titel 1783) – und „Betrachtung über die Berliner Verantwortung, die Association betreffend“ (ebd. 1786, 4°.). Im Jahre 1797 wurde er zum Wasserbau-Inspector, im Jahre 1811 zum Director des Wasserbauamtes in Wien ernannt. Zuletzt wurde er Hofbaurath und starb als solcher nach einer Krankheit von wenigen Tagen im Alter von 60 Jahren. Von seinen architektonischen Arbeiten sind zu erwähnen die Franzensbrücke unter den Weißgärbern in Wien, die er im Jahre 1803 vollendete, ferner die Quai’s am Donaucanale. Ueber die Franzensbrücke erschien im Jahre 1806 in Wien eine größere, mit 20 Kupfertafeln ausgestattete Monographie von Pieringer. Pacassi’s übrige, und zwar mathematische und astronomische Schriften sind, aus dem Lateinischen Leonhard Euler’s: „Theorie der Planeten und Cometen“ (Wien 1782, gr. 40, mit 3 Taf.); – „Abhandlung über eine neue Art zu Integriren“ (Wien 1785, gr. 8°.); – „Einleitung in die Theorie des Mondes. 1. Abth.“ (ebd. 1783, 4°.); – ohne Namen: „Necker’s Rechenschaft, dem Könige abgelegt im Jahre 1781. Aus dem Französischen mit Anmerkungen und Zusätzen und 2 Karten“ (Wien 1781, 4°.); im II. Bande (1788) der physikalischen Arbeiten der einträchtigen Freunde: „Ueber die Eigenschaften der Sphäroide“; – „Ueber die Rectification ellipt. Bogen und die Quadratur sphäroidischer Dreiecke“; in den neuen Abhandlungen der böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften [Bd. II, 1795): „Auflösung einiger die Ellipse betreffenden Aufgaben“; in den Abhandlungen der Petersburger Akademie der Wissenschaften (Nova Acta Petropolit.) (VIII, 1788): „Solution du problème: Déterminer l’orbite d’une planète par quatre oppositions“; – „Méthode très commode de déterminer par des essais l’orbite d’une Comète“; in Bode’s Jahrbuch für 1788: „Formeln für die Ellipse und Elemente zu neuen Sonnentafeln“ – und „Formeln zur Auflösung einer elliptischen Aufgabe und für die Axe der Erde“. Auch betheiligte er sich an Hell’s astronomischen Ephemeriden im Jahre 1782. Außerdem war Baron Pacassi ein geschickter Zeichner und Maler, er drechselte, machte sinnreiche Modelle u. dgl. m. In noch jungen Jahren hatte ihn die Berliner Akademie unter ihre Mitglieder aufgenommen und aus seinen oben angeführten mathematischen Arbeiten erfährt man, daß er mit der Petersburger Akademie in wissenschaftlicher Verbindung gestanden. Für seine Verdienste ist P. mit dem Ritterkreuze des Leopold-Ordens ausgezeichnet worden. – Die Familie Pacassi scheint erloschen zu sein. In den Vierziger-Jahren lebte noch ein Johann Freiherr Pacassi als General-Major und Stadtcommandant zu Pesth, und am 6. Februar 1862 starb, 62 Jahre alt. Joseph Freiherr Pacassi als Major und Adjutant des Prinzen Wasa. Gegenwärtig steht Niemand dieses Namens in kaiserlichen Civil- und Kriegsdiensten.

Oesterreichs Pantheon. Gallerie alles [162] Guten und Nützlichen im Vaterlande (Wien 1831, M. Chr. Adolph, 8°.) Bd. IV, S. 71. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. IV, S. 135. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, Fleischmann, 8°.) Bd. X, S. 447. – Poggendorff (J. C.), Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften (Leipzig 1859, J. Ambr. Barth, gr. 8°.) Bd. II, Sp. 342. – Erneuerte vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat (Wien, 4°.) Jahrg. 1818, Nr. 58. – In Kayser’s Bücher-Lexikon erscheint er unter dem Namen Pacasse. Sonst auch mit zwei c und mit k. Paccassi oder Pakassi. – Adelstands-Diplom vom 14. Jänner 1764, – Ritterstands-Diplom vom 20. Februar 1764, – Freiherrnstands-Diplom vom 15. Juli 1769, sämmtlich für Johann’s Vater Niklas von Pacassi. – Wappen. Ein in der Mitte durch einen goldenen Mauerbalken mit vier gegeneinander stehenden Zinnen quer in roth und blaue Felder getheilter Schild. Im unteren blauen Felde ein alter Festungsthurm von natürlicher Farbe mit schwarzem Thore, neben welchem zu beiden Seiten zwei Lerchen in natürlicher Farbe auffliegen. Ober dem Thurme sitzt ein rother rechtsgekehrter Löwe mit offenem Rachen, welcher über den Mauerbalken bis in das obere blaue Feld reicht, in der rechten Pranke eine goldene Sonne hält, welcher gegenüber auf der linken Seite des Löwen ein rechtsgekehrter silberner Mond steht. Auf dem Schilde ruht die Freiherrn. kröne, auf welcher sich drei gekrönte Turnierhelme erheben. Auf der Krone des mittleren Helms wächst der rothe Löwe mit der goldenen Sonne in der rechten Pranke. Aus der Krone des rechten ein links gewandter einfacher gekrönter Adler von natürlicher Farbe mit ausgespannten Flügeln, nach der erwähnten Sonne schauend. Auf der Krone des linken steht ein rechtsgestellter weißer Schwan mit unter sich gebogenem Hals und Kopf. Die Helmdecken des mittleren Helms sind zur Linken roth mit Silber, zur Rechten blau mit Gold belegt; jene des rechten Helms zu beiden Seiten blau mit Gold, jene des linken zu beiden Seiten roth mit Silber belegt. Die Schildhalter sind zur rechten Seite ein schwarzer geflügelter, zur linken ein brauner ungeflügelter Drache, beide mit aufgewundenen Schwänzen und feuerspeienden Rachen.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Nikolaus von Pacassi (Wikipedia).