BLKÖ:Petersburg, Johann

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Pethe, Franz
Band: 22 (1870), ab Seite: 81. (Quelle)
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Petersburg, Johann (Wirthschaftsrath und Schafzüchter, geb. zu Moskowitz auf der Herrschaft Kromau im Znaimer Kreise Mährens im Jahre 1757, gest. zu Wien im November 1826).[WS 1] Ein Sohn des fürstlich Liechtenstein’schen Burggrafen zu Moskowitz; die Grammatikal- und Humanitätsclassen besuchte er am k. k. Gymnasium zu Znaim, und da er sich dem Wunsche der Eltern gemäß dem geistlichen Stande widmen sollte, ging er nach Wien, wo er die philosophischen Studien beendete, dann aber, statt Theologie zu studiren, sofort die Bahn eines Wirthschaftsbeamten betrat. Er begann seinen Dienst bei dem Wirthschaftsamte auf der Herrschaft Frischau im Znaimer Kreise, kam von da zu seinem Oheim auf die Capitular-Communal-Herrschaft Trschitz als Wirthschaftsschreiber, wurde [82] dann Amtsschreiber und in einigen Jahren Verwalter des Olmützer Capitular-Dignitätsgutes Hrubschitz. Von dort kam er als Amtmann auf die gräflich Andler’sche Herrschaft Chudwein, welchen Posten er aber schon in einem Jahre gegen den eines Verwalters auf der Capitularherrschaft Hainowitz vertauschte. Nun wurde er im Jahre 1790 Verwalter in Trschitz und im Jahre 1793 Oberamtmann auf der Capitular-Herrschaft Groß-Wisternitz. In Anerkennung seiner um die Verwaltung der Metropolitangüter, namentlich aber um die Hebung der Merinoszucht auf denselben erworbenen Verdienste ernannte ihn das Capitel zum Wirthschaftsrathe und Inspector sämmtlicher Capitulargüter. Im Jahre 1819 trat er nach vierzigjähriger Dienstzeit bei dem Domcapitel in den Ruhestand über. Wohl drängte ihn sein Trieb nach Beschäftigung, die Inspection auf den fürstlich Trautmannsdorff’schen Herrschaften Gitschin und Bischof-Teinitz zu übernehmen, aber die Schwierigkeiten dieses Dienstes griffen seine Gesundheit so sehr an, daß er auf den Wunsch seiner Familie sich ganz in Ruhestand zurückzog, den er in Wien verlebte, wo er, nahezu 70jährig, starb. P.’s Hauptverdienste bestehen in der Creirung neuer Feldfluren aus aufgelassenen Teichen und gerodeten Hutweiden, in der Heranbildung vieler tüchtiger Oekonomiebeamte und Wirthschaftsleute auf den großen Olmützer Capitulargütern, vornehmlich tüchtiger Schaffers- und Schäfersleute, und in der Hebung einer bis auf den tiefsten Grad gesunkenen Schafzucht zu einer Höhe und Bedeutung, daß seine Herden einen Ruf erlangten, der, so lange er an der Spitze der Geschäfte stand, Käufer aus dem fernsten Norddeutschland herbeizog. Da die Rente aus der Schafzucht sicherer und leichter gegen Defraudationen, Illusionen und Gefahren zu schützen ist, als die Rente aus der Rindviehzucht, so führte P. dieselbe auf den Olmützer Capitulargütern ein, und in der That, durch sein rationelles, auf genauem Studium dieses wichtigen Thieres begründetes Verfahren wurde sie nicht nur die sicherste, sondern auch die ergiebigste Rentenquelle. Es muß dem Fachmanne überlassen bleiben, P.’s Verfahren in der Schafzucht zu prüfen. Professor Nestle in dem in den Quellen angeführten Aufsatze über Petersburg’s Leben gibt nähere Andeutungen über dasselbe, aber auch P. selbst hat hie und da mehreres über seine Ansichten und sein Vorgehen in der Zucht veröffentlicht: so berichtete er in den Oekonomischen Neuigkeiten 1811, S. 294, seine Ansichten über Schafzucht; – im Patriotischen Tagblatte 1804, S. 1304, stellte er sieben Fragepuncte auf, welche gegen die Behauptung jedweder Schädlichkeit, die aus der Paarung unserer Hausthiere in der Blutsverwandtschaft entspringen soll, gerichtet sind. Anläßlich eines gleichen Grundes hatte er schon im Jahre 1797 ein offenes (bei Gastl in Brünn gedrucktes) Schreiben an den ökonomischen Schriftsteller Franz Fuß gerichtet, der obige Besorgniß in seinem Werke: „Anweisung zur Erlernung der Landwirthschaft“ ausgesprochen hatte und den nun P. auffordert, mit Gründen und Beispielen die von ihm angeführten, daraus entstehenden üblen Folgen zu belegen; – in den „Oekonomischen Neuigkeiten“ 1815, S. 4 u. f., spricht P. seine Ansicht und Erfahrungen über die Veredlung des Schafviehes in der Blutsfreundschaft aus; – ebenda, S. 289, gibt er auch Auskunft und Abbildung von seinen schon im [83] Jahre 1796 im Wisternitzer Schafstalle in Anwendung gebrachten Wandraufen, welche sich mit den Wisternitzer Schafen nach Mecklenburg verpflanzt und seitdem dort auch erhalten haben, während sie bei uns zu Lande wegen Kostspieligkeit und als sonst von keinem Einflusse sich nicht Eingang verschaffen konnten. Im Jahre 1815 wurde P. von der Schafzüchter-Versammlung in Brünn in Anerkennung seiner Leistungen einstimmig zum gesellschaftlichen Repräsentanten im Olmützer Kreise ernannt und erstattete in den „Oekonomischen Neuigkeiten“ 1816, S. 113, seinen Repräsentanten Bericht. Noch sei bemerkt, daß P. durch volle 22 Jahre die wissenschaftlich wichtigen Versuche Holzmeister’s in der Veredlung des Zackelviehes durch Merinos mit Aufmerksamkeit fortgesetzt und darüber sorgfältig Aufzeichnungen gemacht hat.

Mittheilungen der k. k. mährisch-schlesischen Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde in Brünn (Brünn, 4°) 34. Bd. (1. Semester 1838), Nr. 27: „Züge aus dem Leben verstorbener Gesellschaftsglieder“.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Zu dieser Person gibt es in Band 28, S. 369, einen zweiten Artikel.