BLKÖ:Podmaniczky Freiherr von Aszód, Joseph

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 23 (1872), ab Seite: 12. (Quelle)
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Podmaniczky Freiherr von Aszód, Joseph (Staatsmann, geb. in Ungarn 29. Jul, 1756, gest. zu Pesth [13] 11. Mai 1823). Er ist ein Sohn des im Jahre 1783 in den Freiherrnstand erhobenen Johann von P. aus dessen Ehe mit Susanna Kisfaludy. Joseph erhielt im Elternhause eine vortreffliche Erziehung unter der Leitung des damaligen Superintendenten A. C. Samuel von Szontágh, später bezog er die Universität in Göttingen, wo er die Vorlesungen von Schlözer, Pütter, Beckmann, Feder u. A. hörte, worauf er seine Bildung auf Reisen durch verschiedene Länder, insbesondere England und Frankreich, beendete. Während seines Aufenthaltes in England führte der junge, auf Alles achtsame Magyar ein Tagebuch, worin er seine mannigfachen Beobachtungen und Ergebnisse derselben aufzeichnete. Als er auf seiner Rückreise durch Deutschland den preußischen Hauptmann von Archenholz, den Herausgeber der damals geschätzten Zeitschrift „Minerva“, kennen lernte, theilte ihm P. dieses Tagebuch zur Durchsicht mit. Archenholz machte Auszüge daraus, welche er in seinem Werke: „England und Italien“ benützte. Archenholz that dieß, ohne irgendwo die Quelle zu nennen, und deren Benützung in solcher Weise überhaupt berechtigt gewesen zu sein. Nachdem P. in sein Vaterland zurückgekehrt war, ernannte ihn Kaiser Joseph II. im Jahre 1784 zum k. k. Gubernialrath in Fiume und im folgenden Jahre zum königlich ungarischen Statthaltereirath. Unter Kaiser Franz wurde Freiherr von P. im Jahre 1802 Obergespan des Bács-Bodrogher Comitates und im Jahre 1807, als er kränklichkeitshalber die Statthaltereirathstelle niederlegte, erhielt er die geheime Rathswürde. Ein besonderes Zeichen der kaiserlichen Gnade wurde ihm, als er nach dem zweiten Pariser Frieden zu einem der Liquidationscommissäre, welche nach Paris gingen, ernannt ward. Nach seiner Rückkehr aus Frankreich aber verlieh ihm der Palatin nach dem Ableben des Ladislaus Grafen von Teleky die Präsesstelle der von Marczibanyischen Stiftungendeputation. Freiherr von P. zählt zu den hervorragendsten Männern seiner Zeit und seines Volkes. Mit seiner gediegenen Bildung, welche sich auf die verschiedensten Zweige der Wissenschaften, insbesondere Geschichte, Staatswissenschaft, Philosophie und Naturwissenschaft erstreckte, verband er Liebe zur Kunst, besonders Musik, und eine tüchtige Kenntniß der alten wie auch der neuen Sprachen. Erfüllt von dem Geiste echter Humanität unterstützte er schon bei Lebzeiten Kunst und Wissenschaften in freigebigster Weise, förderte für den slovakischen Volksstamm seines Vaterlandes die Herausgabe von Andachts- und Gesangbüchern, für welch letztere er selbst mehrere Lieder verfaßte. Er war ein wahrer Vater der Armen, half reichlich dürftigen Studirenden, gründete Wohlthätigkeitsanstalten und steuerte ansehnliche Summen für dieselben bei. In seinem einen Tag vor seinem Ableben verfaßten Testamente legirte er dem evangelischen Lyceum A. C. zu Preßburg, welchem er schon zwei Jahre vorher einen Dollond’schen Spiegel-Sextant im Werthe von mehreren hundert Gulden geschenkt hatte, seine ansehnliche Bibliothek, seine zahlreichen mathematischen und physikalischen Instrumente und 2000 Gulden C. M. zu Stipendien für arme Studenten, welche sich zu Orgelspielern bilden. Nach Iván Nagy’s Stammtafel war Freiherr P. unverheirathet und der in der österreichischen National-Encyklopädie als sein Sohn angeführte Freiherr Ladislaus, [14] der daselbst als „sehr unterrichtet und fein gebildet, ein guter Bücherkenner, Freund der Wissenschaften und kundiger Pomolog, welchen Zweig er mit vielem Eifer und Erfolg betreibt“, geschildert wird, ist entweder sein älterer Bruder (gest. 1803) oder sein Neffe.

Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. IV, S. 236. – Oesterreichischer Zuschauer, herausg. von Ebersberg (Wien, gr. 8°.) Jahrg. 1838, Bd. III, S. 900. – Sartori (Franz Dr.), Historisch-ethnographische Uebersicht der wissenschaftlichen Cultur, Geistesthätigkeit und Literatur des österreichischen Kaiserstaates u. s. w. (Wien 1830, Carl Gerold, 8°.) 1. (u. einziger) Theil, S. 38.