BLKÖ:Praun, Georg Septimus Andreas von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Praun, Matthäus
Band: 23 (1872), ab Seite: 215. (Quelle)
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Praun, Georg Septimus Andreas von (Staatsmann und Numismatiker, geb. zu Wien 4. August 1701, gest. zu Braunschweig im Mai 1786). Nur die Jugendjahre verlebte P. in Wien, dann, als sein Vater, welcher als kais. Rath und Agent verschiedener deutscher Reichsfürsten zu Wien lebte, daselbst 1710 starb, zog der damals kaum 10jährige P. mit seiner Mutter, einer gebornen von Fabrice, nach Regensburg und von da 1713, sich vor der Pest flüchtend, nach Weißenburg, wo seine Erziehung vollendet wurde. Nachdem P. die Universität von Altdorf besucht hatte, trat er im Jahre 1722 als Regierungs-Assessor in die Dienste des Fürsten Albrecht Ernst II. von Oettingen. Aber bald verließ er dieselben, um als Kammerjunker und Auditor der Kanzlei in die Dienste des Herzogs Ludwig Rudolph, des Schwagers seines früheren Herrn, überzutreten. Dort verwendete ihn der Herzog auch in seiner Bibliothek und ernannte ihn in Würdigung seiner gründlichen Kenntnisse und seines großen Fleißes bald zum wirklichen Hofrathe in der blankenburgischen Justizkanzlei. Als im Jahre 1731 die Regierung der sämmtlichen Braunschweig-Wolfenbüttelischen Länder in der Hand des Herzogs Ludwig Rudolph vereinigt wurde, kam P. zu gleicher Zeit zu dem Hofgerichte nach Wolfenbüttel, da der dort residirende Herzog P. in seiner nächsten Nähe haben wollte. Den Dienst beim Hofgerichte gab P. im Jahre 1735, um sich jenem in der Justizkanzlei ausschließlich zu widmen, auf, nun erhielt er 1736 den Titel eines geheimen Justizrathes, wurde 1749 Vicekanzler und 1765 geheimer Rath, Kanzlei- und Consistorial-Präsident. P. wurde außerdem sehr oft mit den wichtigsten Angelegenheiten betraut. So führte er von 1751–1766 die Geschäfte der Obervormundschaft seines Herrn über den unmündigen Erbstatthalter von Holland; ebenso die Geschäfte der Obervormundschaft seines Herrn über die beiden Söhne des Herzogs Ernst August Constantin von Weimar. Als 1761 im siebenjährigen Kriege die Stadt Wolfenbüttel von den Franzosen überfallen worden, wurde P. auch zum Gefangenen gemacht und blieb bis 5. Juli 1764 zuerst zu Göttingen, dann zu Rheinfels und zuletzt zu Metz als Geißel in Haft, welch letzteren Aufenthalt er fleißig zu literarischen Arbeiten benützte. 1773 zum braunschweigischen Minister ernannt, bekleidete er überdieß die Stelle eines Präsidenten des Kriegscollegiums und eines Directors bei der Deputation der allgemeinen Witwen- und Waisencasse, ferner führte P. die Oberaufsicht über das Archiv und die Bibliothek zu Wolffenbüttel und entwickelte gleichzeitig außer seiner amtlichen [216] eine ausgebreitete schriftstellerische Thätigkeit. Seine wichtigsten Werke, größtentheils numismatischen oder historisch-statistischen Inhaltes, sind folgende „Gründliche Nachrichten von dem Teutschen Münzwesen älterer und neuerer Zeiten“, mit J. D. Köhler’s Vorrede (Göttingen 1739, 8°.); die zweite Auflage dieses Werkes erschien unter dem Titel: „Gründliche Nachrichten von dem Münzwesen insgemein; insbesondere aber von dem Teutschen u. s. w.“ (Helmstädt 1741, 8°.); die dritte Auflage verbessert, besonders aber mit der Nachricht von dem Schwedisch-russischen u. s. w. vermehrt (Leipzig 1784, gr. 8°.); – „Bibliotheca Brunsvico-Luneburgensis Scriptores rerum Brunsvico-Luneburgensium iusto materiarum ordine dispositos exhibens“ (Wolfenbutteli 1744, 8°.); – „Vollständiges Braunschweig-Lüneburgisches Münz- und Medaillencabinet, oder Beschreibung u. s. w. (Helmstädt 1744, 4°.); – „Vollständiges Braunschweig-Lüneburgisches Siegel-Cabinet“, Abtheilung 1–7 (o. A. d. O. [1779], 4°,), in nur 50 Exemplaren abgedruckt; die neue Auflage (Braunschweig 1789, gr. 8°.) besorgte Hofrath und Professor Remer zu Helmstädt; – „Anmerkungen von den Sigillis pedestribus, welche nicht weniger als die Sigilla equestria, von Personen von hohem Stande oder Adel allein geführt werden können“ (Braunschweig 1779, 4°.); – „Meditation sur l’exellence de la religion chrêtienne“ (1767, 8°.); – „Verzeichniss aller Reichstags-Deputations- und Visitations-Handlungen, Abschiede und Ordnungen, das Reichsjustizwesen und die Verbesserung desselben betreffend; nebst Supplementen und Emendationen dazu“ (Wolfenbüttel …, 4°.). Von einer Sammlung von Siegeln mit Anmerkungen ist nur der Inhalt eines aus 2 Theilen bestehenden Buches und eine Probe vom 1. Capitel abgedruckt, ebenso nur der Inhalt von einem „Syntagma juris publici Brunsvico-Luneburgici“. Ferner verfaßte P. eine sehr vollständige und zum Druck ausgearbeitete Statistik aller europäischen Staaten und einen genauen Auszug von dem Inhalte aller in dem Wolfenbüttler Archive befindlichen Originaldocumente, aus zwölf Foliobänden bestehend, versehen mit einem Real- und alphabetischen Register nebst einer Sammlung von mehr als 2000 der an den Documenten befindlichen Siegel mit einer Beschreibung derselben, beide eingedruckt, und viele historische und diplomatische Abhandlungen, welche in den Braunschweigischen und Hannoverischen Anzeigen erschienen sind. Die P. zugeschriebenen Anekdoten vom französischen Hofe, aus der Zeit Ludwig XIV. und der Regentschaft, aus Briefen der Madame d’Orleans Charlotte Elisabeth, der Witwe Herzog Philipp I. von Orleans, nebst einem Versuch über die eiserne Maske (Straßburg 1789, 8°.) sind nicht von ihm, sondern von August Ferdinand Grafen von Veltheim.

Die neue, von Remer besorgte oberwähnte Ausgabe des „Vollständigen Braunschweig-Lüneburgischen Siegelcabinetes“ enthält Praun’s Biographie. – Meusel (Joh. Georg), Lexikon der vom Jahre 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller (Leipzig 1808, Gerh. Fleischer d. Jüng., 8°.) Bd. X, S. 531. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. IV, S. 283. – Weidlich (Christoph), Biographische Nachrichten der jetztlebenden Rechtsgelehrten (Halle 1781 u. f., gr. 8°.) 3. Theil, S. 241. – Historisches Portefeuille von 1788 (Frankfurt a. O. 1782 u. f., 8°.) 1788, Bd. II, S. 42; „Leben des Braunschweig-Wolfenbüttelischen Ministers Herrn von Praun“. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Zweite Abtheilung, Bd. IV, S. 819.