BLKÖ:Roźnay, Samuel

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Rózsa, Sándor
Band: 27 (1874), ab Seite: 187. (Quelle)
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Roźnay, Samuel (slovak. Schriftsteller, geb. in der Altsohler Gespanschaft in Ungarn zu Ende des 18. Jahrhunderts, gest. zu Bystritz in Ungarn in der Nacht vom 14./15. November 1815). Studirte an der Akademie zu Preßburg, wo er insbesondere die Vorträge Dankowsky’s [Bd. III, S. 159] aus dem Griechischen und jene von Palkovič [Bd. XXI, S. 226] aus dem Čechischen hörte und frühzeitig sich in Uebersetzungen aus dem Griechischen in’s Čechische übte, welche bei Kennern beider Sprachen aufmunternde Anerkennung fanden. Zu seiner weiteren wissenschaftlichen Ausbildung, und zwar in der Theologie, welche er zum Lebensberufe gewählt, begab er sich im Jahre 1811 nach Deutschland, hörte an der Tübinger Hochschule humanistische und theologische Studien und folgte nach deren Beendigung im December 1812 einem Rufe des Bystritzer Kirchenconvents A. C. als Rector an der Bystritzer Schule und zugleich als Professor einer lateinischen Classe. Im darauffolgenden Jahre erhielt er im September die Priesterweihe und übernahm bald darauf das Predigeramt an der Kirche zu Mičin bei Bystritz. Im Jahre 1815 erhielt er das gleiche Amt an der Bystritzer Kirche, auf welchem Posten es ihm aber nicht lange zu wirken gegönnt war; denn, nachdem er am 7. Mai war feierlich eingeführt worden, ereilte ihn in der Nacht vom 14./15. November d. J. der Tod im schönsten Mannesalter. R. hat sich viel mit der classischen und slavischen Literatur der einzelnen Idiome beschäftigt und war beflissen, verschiedene Meisterwerke derselben durch Uebersetzungen in’s Slovakische unter seinen Landsleuten bekannt zu machen; so übertrug er das berühmte Gedicht: „Der Zug Igors“ aus dem Russischen, des polnischen Dichters Krasicki komisches Epos: „Der Mäusekrieg“, des ungarischen Dichters Kisfaludy „Fabeln“ und aus dem Griechischen Homer’s „Froschmäusekrieg“, Theokrit’s „Idyllen“, Anakreon’s „Gesänge“, die „Oden“ [Pindar|Pindar’s]] und Sappho’s und einige Bruchstücke aus der „Ilias“ und „Odyssee“. Davon sind im Drucke erschienen, selbstständig: „Písně Anakreontovy z řeckého s přídavkem některých jiných básní řeckých“, d. i. Anakreon’s Lieder aus dem Griechischen mit Beifügung einiger anderer griechischer Gesänge [Sappho, Mimnermus, Tyrtaeus] (Prag 1812, 12°.); – in Johann Hromadko’s in Wien herausgegebenen Erstlingen der čechischen Muse (Prwotíny pěkných, umění 1815) die Gesänge 1–8 des „Mäusekriegs“, von Krasicki; – in den Blüthen (Květy 1834), den homerischen „Froschmäusekrieg“; – in dem von Palkovič herausgegebenen Wochenblatte (Tydennik 1816, 1817 und 1818) den 22. Gesang der „Ilias“ und die Idyllen Theokrit’s „Cyklops“ und „Die Fischer“. Alle übrigen oberwähnten Arbeiten sind Manuscript geblieben. Roźnay ist der erste, der Anakreon’s Lieder übersetzt hat, und noch ist seine Uebertragung von keiner zweiten verdrängt worden. Ein früher Tod vereitelte seine Bemühungen, die Meisterwerke der griechischen Classiker, in deren Studium er sich versenkt hatte, seinen Landsleuten durch fleißige Uebertragungen zugänglich [188] zu machen, und nach ihm sind dergleichen Versuche nicht erneuert worden.

Erneuerte vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat (Wien, 4°.) Jahrg. 1816, S. 107. – Jungmann (Jos.), Historie literatury české, d. i. Geschichte der böhmischen Literatur (Prag 1849, F. Řiwnáč, 4°.) Zweite, von W. W. Tomek besorgte Auflage, S. 621.