BLKÖ:Ruzička, Evermod Thaddäus

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Ruzička, Joseph
Band: 27 (1874), ab Seite: 316. (Quelle)
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Ruzička, Evermod Thaddäus (gelehrter Prämonstratensermönch, geb. zu Trebitsch in Mähren 7. December 1711, gest. zu Olmütz 26. Jänner 1780). Die unteren Schulen und das Gymnasium besuchte er in Znaim, die Philosophie hörte er in Olmütz, wo er auch die philosophische Magisterwürde erlangte. Im Jahre 1731 trat er zu Hradisch in den Prämonstratenserorden, in welchem er seinen Taufnamen Thaddäus mit dem Klosternamen Evermodus vertauschte. Nach abgelegtem Noviciate schickte ihn sein Prälat im Jahre 1737 nach Czorna in Ungarn, um im dortigen Prämonstratenserstifte die Novizen in den philosophischen und theologischen Gegenständen zu unterrichten. In der Zwischenzeit wurde er zu Olmütz Licentiat der Theologie. Nun trat er in die Seelsorge, wurde vorerst Beichtvater und böhmischer Prediger auf dem heiligen Berge bei Olmütz, dann Caplan zu Kninitz und zuletzt Administrator zu Czetkowitz. Zwei Jahre später berief ihn sein Prälat in’s Kloster zurück, wo er canonisches Recht lehrte und in dieser Zeit in Olmütz die theologische Doctorwürde erlangte. Nach mehrjährigem Lehramte in seinem Stifte wurde er Prior desselben, später erhielt er eine Pfarre. Aber der Seelsorgedienst machte ihn den Wissenschaften nicht abwendig, R. setzte vielmehr seine Studien fleißig fort, sammelte die vorzüglichsten Werke aus den verschiedenen Gebieten der Theologie und schritt mit der Wissenschaft rüstig vorwärts, so daß sich beim nächsten Anlasse, der sich ergab, die Augen Aller auf den tüchtigen Gottesgelehrten richteten. Das geschah im J. 1763, als die Umtriebe der Jesuiten die Staatslenker besorgt und endlich darauf bedacht machten, den Einfluß derselben auf den Hochschulen, auf deren meisten sie das Monopol besaßen, zu verringern. Die nächste praktische Maßregel in dieser Richtung war, daß auch andere Ordens- Mitglieder zu den einzelnen Lehrkanzeln zugelassen wurden, und so geschah es, daß Evermodus Ruzička das Lehramt an der Olmützer Hochschule erhielt. Eilf Jahre versah er dasselbe, da zwangen ihn die Beschwerden des Alters, es niederzulegen, er zog sich auf den heiligen Berg bei Olmütz in die Ruhe zurück und starb daselbst im Alter von nahezu 70 Jahren. Die Titel der von ihm durch den Druck veröffentlichten Schriften sind: „Sextum Canoniae Gradicensis saeculum plausu panegyrico celebratum“ (Olomucii 1751, Fol.); – „Fulcimen religionis Deo orbi revelatae: Augustissima et invictissima in iteratis saeculis Domus Austriaca illam religiose propagando ac in ipsa auguste propagata etc.“ (ibid. 1765, Fol.); – „Dissertatio de Indulgentiis et Jubilaeo contra Haereticos ...“ (ibid. 1770, 4°.); – „De Indulgentiis et Jubilaeo quaestiones et responsiones practicae“ (Vindobonae 1774, 4°.); – „Dissertatio de arcani disciplina ad firmandas traditiones, stabiliendi fidei dogmata et perimendos haereticos perutili etc.“ (Olomucii 1776,4°·); – „Isagogia in universam Theologiam dogmaticam de religione naturali et revelata, scriptura sacra, traditionibus, auctoritate [317] Ecclesiae in rebus fidei et morum ac tandem de ipsa Theologia“ (ibid. 1779). Vieles hinterließ Pater 'Evermod' in Handschriften, darunter eine aus alten Quellen bearbeitete Geschichte des Stiftes Hradisch. R. galt für seine Zeit als aufgeklärter Mönch, der namentlich gegen den Jahrhunderte alten Wust der Scholastik, welche so nachtheilig in die Entwickelung des wahren Christenthums eingewirkt, eiferte. Sofort konnte er die durch altgewohnten Gebrauch eingebürgerte Scholastik nicht hinwegräumen, aber wie und wo es ihm möglich war, setzte er die Dogmatik an ihre Stelle, indem er es als Grundsatz in seiner Lehrmethode aussprach: „In der Theologie sei nur das zu lernen, was man wissen 'kann'“. Die nutzlosen Grübeleien der Scholastiker haben das theologische Wissen weder erweitert noch befestigt, sondern dasselbe verwirrt und auf Gebiete geführt, welche mit demselben nichts gemein haben. Man halte sich in der Theologie an das, was man aus den Werken Gottes, aus eigener Erfahrung und aus der heiligen Schrift erkennen und ergründen könne, alles Andere sei vom Uebel. Ob dieser Umschwung im Vortrage, den P. 'Evermod', der Erste, in der Theologie ungebahnt, die Ursache seiner Entfernung vom Lehramte gewesen, ist nicht festzusetzen, wenigstens war seine Entfernung nicht von Dauer. Aber Versetzungen vom Lehrstuhle in den Beichtstuhl sind ein in Klöstern noch heute vorkommender leidiger Uebelstand. Kaum hat sich ein Priester oder Mönch in seinen Lehrgegenstand tüchtig eingearbeitet und ist auf dem besten Wege, weiter zu forschen und selbstständig fortzuarbeiten, und auf dem wissenschaftlichen Gebiete, das er sich erkoren, zum Nutzen seiner Zöglinge und der Wissenschaft selbst zu wirken, wird er mit einem Male abberufen und in einen neuen Wirkungskreis versetzt, dem er oft gar nicht gewachsen. So erleidet seine frühere Wirksamkeit einen Stoß, dessen Wirkungen in seinem eigenen Leben sich am meisten fühlbar machen und dem neuen Wirkungskreise, in den er durch die Laune seines Oberen versetzt worden, ist nichts weniger als geholfen, vielmehr oft geschadet.

Pelzel (Martin), Abbildungen böhmischer und mährischer Gelehrten und Künstler nebst kurzen Nachrichten u. s. w. (Prag 1786, 8°.) Bd. IV, S. 177. – Meusel (Joh. Georg), Lexikon der vom Jahre 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller (Leipzig 1811, Gerh. Fleischer d. J., 8°.) Bd. XI, S. 499. – (De Luca) Das gelehrte Oesterreich. Ein Versuch (Wien 1778, v. Trattnern, 8°.) I. Bds. 2. Stück. S. 73 [nach diesem geboren am 11. Decbr. 1711]. – d’Elvert (Christian), Geschichte des Bücher- und Steindruckes, des Buchhandels, der Büchercensur und der periodischen Literatur u. s. w. (Brünn 1854, Rohrer’s Erben, gr. 8°.) S. 277. – Derselbe, Historische Literaturgeschichte von Mähren und Oesterreichisch-Schlesien (Brünn 1850, Rohrer, gr. 8°.) S. 138. – Dudik (Beda Franz)], Mährens Geschichtsquellen (Brünn 1850, Winiker, 8°.) Bd. I, S. 349–357. – Porträt. Unterschrift: Evermodus Ruziczka. A. Niderhofer sc. (Prag, 8°.), auch 4°.) [auch in Pelzel’s „Abbildungen“].