BLKÖ:Sacchetti, Lorenzo

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Sacchetti, Anton
Band: 28 (1874), ab Seite: 15. (Quelle)
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Sacchetti, Lorenzo (Decorations- und Prospectmaler, geb. zu Padua 22. Juni 1759, Todesjahr unbekannt). Lorenzo Sacchetti ist der Stammvater einer ganzen Decorationsmaler-Colonie, wie dieß des Näheren in den Quellen ausgeführt wird. Er ist der Sohn eines Färbers, den der Vater, da der Knabe künstlerische Anlagen besaß, in der Architecturzeichnung unterrichten ließ. Sein Lehrer in diesem Kunstzweige war Domenico Cerati, damals Professor an der Paduaner Hochschule. Lorenzo machte rasche Fortschritte und zeigte besondere Neigung zur Theatermalerei. Im Jahre 1781, damals 21 Jahre alt, ging also Lorenzo nach Venedig, wo er sich unter Leitung und Aufsicht des tüchtigen Decorationsmalers Domenico Fassati der selbstgewählten Kunstrichtung widmete. Auch in der Frescomalerei versuchte er sich in dieser Zeit. Bei Fassati arbeitete S. bis zum Jahre 1784, und als in diesem Jahre sein Meister durch den Einsturz des Gerüstes, auf welchem er sich eben befand, sein Leben verlor, übernahm Lorenzo dessen Arbeiten. Sacchetti verweilte nun bis zum Jahre 1794 in Venedig, wo er sich in der Zwischenzeit mit einer Venetianerin vermält hatte. Als der berühmte Choreograph und Tänzer Salvatore Vigano im Jahre 1794 in Venedig auftrat und daselbst seine Ballete in Scene setzte, malte Lorenzo die Decorationen dazu, die [16] seinen künstlerischen Ruf begründeten. Als Vigano dann noch im nämlichen Jahre in Wien auftrat, übernahm er den Auftrag, für das damalige Wiedner Theater (im Freihause) eine Tänzergesellschaft zu engagiren und zugleich einen tüchtigen Decorateur mitzubringen. Vigano machte sofort Sacchetti den Antrag, nach Wien zu gehen, den dieser auch annahm und wo er in den letzten Tagen des Juni 1794 auch mit seinem Bruder Vincenz eintraf. Als in kurzer Zeit darauf Baron Braun [Bd. II, S. 123] die Leitung der beiden kaiserlichen Hoftheater übernahm, wurde S. als Decorateur an denselben angestellt und blieb auf diesem Posten bis zum 17. November 1810. Im Jahre 1802 aber, nachdem er längst in Wien seine bleibende Stätte aufzuschlagen entschlossen war, ließ er seine Familie von Padua, wo dieselbe in der Zwischenzeit gelebt hatte, nach Wien kommen; seit dieser Zeit lebte auch sein Sohn Antonio, dessen Lebensskizze voranging, in Wien. Im Jahre 1814 folgte Lorenzo einem Rufe nach Brünn, um den Redoutensaal und die mit demselben in Verbindung stehenden Räumlichkeiten al fresco zu malen. Ueber die Zeit von 1814 bis 1830 fehlen über Lorenzo’s Thätigkeit bestimmte Nachrichten. Wie es scheint, arbeitete er bereits längere Zeit in Prag, wo seine Schrift über Decorationsmalerei: „Quanto sia facile l’inventare decorazioni teatrali guida elementare“, auch mit deutschem Titel: „Faßlicher Unterricht in den Anfangsgründen der Theater-Malerei“ (Prag 1830 [Borrosch u. A.], 4°.), im Drucke erschien. In der Folge kehrte Lorenzo in sein Vaterland Italien zurück und bekleidete an der Akademie der schönen Künste zu Venedig mehrere Jahre hindurch die Stelle eines Professors und wird wohl auch in Venedig gestorben sein. Ueber seine Arbeiten herrscht nur eine Stimme des Lobes. Er ist auf den Wiener Bühnen als der eigentliche Reformator der später zu einer höheren Vollendung gediehenen Decorationsmalerei anzusehen, welche durch ihn zu künstlerischer Bedeutung gehoben worden ist. In seine Fußtapfen traten dann Neefe [Bd. XX, S. 120] und de Pian [Bd. XXII, S. 218], von denen der Letztere allem Anscheine nach sein Schüler sein mag. Daß ihn dann Beide mit ihren Arbeiten übertroffen haben, nimmt ihm nichts an seinem Künstlerruhme, wie auch Neefe und de Pian nichts davon einbüßten, wenn sie gleichwohl von Lehmann [Bd. XIV, S. 314, Nr. 4] und Brioschi längst überholt sind. Lorenzo malte in seiner früheren Zeit, und zwar vornehmlich während seines Aufenthaltes in Venedig mehrere Prospect- und Architecturstücke. Von seinen Fresken sind hervorzuheben jene zu Venedig in den Palästen Pisani und Da Rio. Als er später in Wien an den Hoftheatern malte, veröffentlichte er im Frühlinge 1816 mehrere landschaftliche und, wie es scheint, Decorationsstudien in der Jahresausstellung in der k. k. Akademie der bildenden Künste, wo von seiner Hand folgende Skizzen, Zeichnungen und Oelgemälde zu sehen waren: „Der Brand von Troja“, Skizze; – „Neptuns Tempel“, Skizze; – „Triumphbogen“, von diesem und den folgenden fünf Stücken sämmtlich Zeichnungen, Aufriß, Grundriß und Durchschnitt; – „Tempel des Janus“; – „Eine spiralförmige Säule“; – „Tempel der Tapferkeit“; – „Tempel des Ruhmes“; – „Trauergerüst“; – „Statue zu Pferde“, Seitenansicht, vordere Ansicht und Grundriß, Zeichnung; – „Der Tempel Neptun’s“, Oelgemälde; – „Der Brand von Troja“, [17] Oelgemälde. Nach Nagler hatte er einen „Brand von Troja“ noch im Jahre 1828 gemalt. Ob Lorenzo auch einigen Antheil an den berühmten Panoramen seines Sohnes Antonio [s. d.] gehabt, ist nicht ersichtlich. Wahrscheinlich nicht. Wohl aber rührt von Lorenzo S. eine Folge von 6 in Wien erschienenen lithographirten Blättern mit Darstellungen der von ihm für das kaiserliche Hof-Operntheater gemalten Decorationen zu der Oper „Coriolan“, welche verschiedene Ansichten von Rom, einen Theil des Capitols, den Vorhof der Curie u. dgl. m. zeigen.

Pietrucci (Napoleone), Biografia degli artisti Padovani (Padova 1858, gr. 8°.) p. 239. – Nagler (G. K. Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, E. A. Fleischmann, 8°.) Bd. XIV, S. 129.– Katalog der Jahres-Ausstellung in der k. k. Akademie der bildenden Künste bei St. Anna in Wien, 1816, S. 7, Nr. 56, S. 11, Nr. 118–124; S. 21, Nr. 96, S. 24, Nr. 154.