BLKÖ:Salis-Zizers, Rudolph (I.) Graf

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 28 (1874), ab Seite: 108. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Rudolf von Salis-Zizers (Offizier) in der Wikipedia
Rudolf von Salis-Zizers in Wikidata
GND-Eintrag: 136784399, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Salis-Zizers, Rudolph (I.) Graf|28|108|}}

Salis-Zizers, Rudolph (I.) Graf (k. k. Feldmarschall-Lieutenant, Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. auf dem Familienstammgute Zizers im Schweizer Canton Bünden 29. Juni 1779, gest. zu Wien 1. April 1840). Ein in der „Allgemeinen Zeitung“ bald nach seinem Tode erschienener Nachruf gibt ihm den ehrenvollen Beinamen: „Der Bayard der österreichischen Landwehr“. Aus der katholischen Linie des alten weitverzweigten Bündner Geschlechtes Salis, dessen einzelne Zweige nach verschiedenen Beinamen bezeichnet werden, wie dieß aus den Quellen S. 112 ersichtlich. Trat in jungen Jahren in die kais. Armee und focht als Fähnrich in den ersten französischen Kriegen. Im Jahre 1799 verließ er die Armee, um im Juli 1804 neuerdings in dieselbe zurückzukehren, dieses Mal als Hauptmann bei Hiller-Infanterie Nr. 2. Im März 1809 erhielt er als Major das Commando des 5. Wiener Freiwilligen-Bataillons. Wie die Wiener Freiwilligen am 3. Mai 1809 bei Ebelsberg ihren Namen in die Annalen der Kriegsgeschichte mit blutiger Schrift eingezeichnet, muß darzustellen dieser überlassen bleiben; die Namen ihrer Führer Salis, Küffel und Managetta stehen obenan. Jede Hecke, jede Mauer, jedes Haus in Ebelsberg wurde von den Franzosen auf das Hartnäckigste vertheidigt. Schritt für Schritt, Zaun um Zaun, Haus um Haus nahmen die Wiener Freiwilligen im mörderischen mehrstündigen Feuer. Tausende von Franzosen fielen im Kampfe, mehr als 600 Franzosen wurden gefangen genommen und drei Lagerfahnen erbeutet. Die Vorstadt war genommen, aber es galt, die ganze Stadt in Besitz zu bekommen. Salis mit dem Corpsadjutanten Major v. Paumgartten [Bd. XXI, S. 372] stellte sich an die Spitze der Wiener Helden, Beide hielten im verheerenden Kugelregen Stand, ihre Leute immer zu neuer Ausdauer ermunternd. Sie blieben so lange im Kampfe, bis der commandirende General sie aus dem Gefechte rief. Der Erfolg für unser Armeecorps war von Wichtigkeit, da der Feind dadurch verhindert worden, sich auf unser eben debouchirendes Armeecorps zu werfen, so daß dieses dadurch Zeit gewann, in ungestörter Ordnung sich über die Enns zurückzuziehen. Nicht mindere Bravour entwickelten Graf Salis und seine Wiener Freiwilligen einige Monate später bei Znaim. Es war am 10. Juli 1809. Erst behauptete er vier Stunden lang seinen Posten gegen den in Massen andrängenden Feind. Als er sich dann von allen Seiten[109] von den Franzosen umrungen sah, bewerkstelligte er mit solcher Umsicht seinen Rückzug, daß der Feind keinen ernstlichen Angriff wagte. So gelangte S. zum Mühlbache an der Thaya und gewahrt zu seinem und der Seinigen Schrecken, daß die Brücke daselbst abgetragen sei. Sein Entschluß war rasch gefaßt. Er sprang vom Pferde, in den von starken Regengüssen hochtreibenden Fluß und fordert die Freiwilligen auf, ihm zu folgen, was auch geschah, so daß sie zur Verwunderung Aller glücklich die Haupttruppe erreichen. Ermattet von den vorangegangenen Anstrengungen eines ganzen Tages, steht das Bataillon da, als es aufgefordert wird, gegen die feindliche Cavallerie vorzurücken, die mit Gewalt in die Stadt dringen will, das Grenadier-Bataillon Leiningen bereits hart mitgenommen und zwei Kanonen erbeutet hat. Mit gefälltem Bajonnet werfen sich die Wiener Freiwilligen, Salis an der Spitze, auf die Franzosen und säubern, ohne einen Schuß zu thun, die Vorstadt und retten die Stadt. Graf Salis wurde für diese Waffenthat Oberstlieutenant und im Capitel des Jahres 1810 Ritter des Maria Theresien-Ordens. Im August 1813 rückte Graf S. zum Oberst des Infanterie-Regiments Erzherzog Karl Nr. 3 vor, dessen zweiter Inhaber er im Jahre 1827 wurde und bis zu seinem Tode blieb. Noch zeichnete sich S. in der Schlacht am Mincio am 8. Februar 1814 besonders aus, wo er im Kampfe um Monzambano mit Heldenmuth Stand hielt und unter dem verheerenden feindlichen Feuer, mehrere Reiterangriffe entschieden zurückschlagend, bis zur anbrechenden Nacht seine Stellung behauptete. Den Feldzug gegen Murat im Jahre 1815 machte S. an der Spitze seines Regiments mit; im Jahre 1822 wurde er General-Major. Bald darnach verlieh ihm Kaiser Franz die Stelle eines Dienstkämmerers bei dem damaligen Kronprinzen, nachmaligen Kaiser Ferdinand[WS 1], und nach des Letzteren Thronbesteigung wurde S. im Juni 1832 zum Feldmarschall-Lieutenant befördert und in dieser Eigenschaft dem Erzherzog Franz Karl als Obersthofmeister beigegeben. Das war noch eine Heldenschaar in jenen Tagen, zu welcher Männer wie Salis zählten, einflußreich genug, um die kais. Armee 40 Jahre später unter Radetzky zu neuen Ruhmesthaten und Siegen zu begeistern. Am Bluttage von Ebelsberg hatte Massena Tausende seiner Franzosen geopfert, aber auch die Wiener Freiwilligen hatten schwere Verluste zu verzeichnen, des Grafen Salis eigener Adjutant Schwind und Leo von Seckendorf waren im Kampfe geblieben. Graf Salis mit der Wiener Landwehr bei Ebelsberg und Znaim wird in ruhmbekrönter und dankgerührter Erinnerung stets den Ehrenplatz behaupten mit und neben den Wienern an der schwarzen Lacke, mit den Heldenbrüdern unter Oberstlieutenant Hummel [Bd. IX, S. 425], mit dem Hauptmann Krammer von der Kaurczimer Landwehr an der Felsenspitze von Kirchschlag und mit dem Grafen Georg Thurn-Bleyburg und der Kärnthner Landwehr bei Wörgl. Noch wäre über die Thätigkeit dieses Helden mancher Schleier zu lüften, denn es ist bekannt, welch unverzagter, glühender Mitwisser und Beförderer der geheimen Bestrebungen von 1800 bis 1813 der Graf Rudolph war, den darin sein in England hochgeachteter und vielberathener Vetter, der Graf Johann Salis, auf das Mächtigste förderte. Graf Rudolph war zweimal vermält, zuerst mit einer Baronesse [110] von Swieten (gest. 1811) und seit 27. December 1814 mit Theresia Freiin von Bühler (geb. 13. September 1791), Tochter des russischen Staatsrathes Freiherrn von Bühler. Ueber den Familienstand des Grafen Rudolph vergleiche unten die Quellen.

Allgemeine Zeitung (Augsburg, Cotta, 4°.) 1840, Nr. 417. – Neuer Nekrolog der Deutschen (Weimar, Bernh. Friedr. Voigt, kl. 8°.) XVIII. Jahrg. (1840), I. Thl. S. 391, Nr. 127. – Oesterreichischer Soldatenfreund (Wien, 4°.) II. Jahrg. (1849), S. 259. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°) V. Supplement-Bd. S. 456, Nr. 1.
Familienstand des Grafen Rudolph (I.) Salis. Nur aus der zweiten Ehe mit Theresia Freiin von Bühler hat Graf Rudolph Salis Kinder hinterlassen, und zwar zwei Söhne und sechs Töchter. Erstere sind: Karl Ernst (geb. 6. December 1825), Officier im Nowgorod’schen Garde-Huszaren-Regimente, und Heinrich Rudolph (geb. 8. April 1829), gestorben als Rittmeister in der kais. Armee am 17. April 1860, aus seiner Ehe (seit 30. December 1855) mit Maria geb. Gräfin Murray, Baronin von Melgum (geb. 26. August 1826), Sternkreuz-Ordensdame, eine Tochter Almerie Therese Everilde (geb. 9. October 1856) hinterlassend. Die Töchter des Grafen Rudolph sind: Maria Theresia (geb. 7. October 1615), Sternkreuz-Ordensdame, vermält (seit 23. October 1838) mit Heinrich Grafen von Salis-Zizers, seit 3. Juni 1858 Witwe, aus welcher Ehe stammen: Anton Wilhelm Graf Salis-Zizers (geb. 3. December 1849); Maria Gabriele (geb. 10. Februar 1841); Maria Faustine Henriette (geb. 8. August 1843); Maria Louise Henriette (geb. 3. October 1844); Maria Emilia Lucretia (geb. 7. September 1847). Die übrigen Töchter des Grafen Rudolph sind: Maria (geb. 1. Februar 1820), Sternkreuz-Ordensdame, (seit 1. Februar 1839) zweite Gemalin William’s Freiherrn Hammerstein-Ecquord, k. k. General der Cavallerie (Bd. VII, S. 291], Witwe seit 13. Februar 1861; – Ernestine (geb. 20. Februar 1823), Sternkreuz-Ordensdame, Hofdame der Erzherzogin Elisabeth Franziska Maria von Oesterreich; – Franziska Pauline (geb. 30. Juni 1824), Ehrendame des adeligen weltlichen Damenstiftes Maria Schul zu Brünn; – Josepha (geb. 1. Juli 1831), Sternkreuz-Ordensdame, vermält (seit 17. Juni 1862) mit Anton August Grafen v. Lesochowski, Rittmeister in der k. k. Armee – und Julie (geb. 5. October 1832), Sternkreuz-Ordens und Palastdame, vermält (seit 11. Mai 1850) mit dem k. k. Kämmerer und geheimen Rathe Wladislaw Grafen Mittrowsky von Nemyssl.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Ferdidinand.