BLKÖ:Scheyb, Franz Christoph

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 29 (1875), ab Seite: 248. (Quelle)
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Scheyb, Franz Christoph (Schriftsteller, geb. zu Thengen in Schwaben im Jahre 1704, gest. zu Wien am 2. October 1777). Kam nach dem Tode seines Vaters in jungen Jahren nach Wien und erhielt daselbst im Jesuiten-Collegium seine Ausbildung. Nach Vollendung seiner Studien ging er zu Alois Thomas Raymond Grafen Harrach [Bd. VII, S. 371, Nr. 2], der eben zum Vicekönig von Neapel ernannt worden war, als Secretär nach Neapel und leitete die Erziehung der Kinder und Pagen des Grafen, begleitete dann einen jungen Grafen Thun, Enkel des Vicekönigs, auf einer Reise durch Italien, die Schweiz, Frankreich, Belgien und Holland nach Leyden, an dessen berühmter Hochschule S. selbst unter Männern wie Boerhove, Burmann, Gravesande, van Swieten, Vitrarius u. A. seine Studien von vorne anfing. Im Jahre 1731 berief ihn Graf Johann Ernst Harrach, ein Sohn des oberwähnten Vicekönigs, damals Bischof von Neutra und des Kaisers Karl VI. bevollmächtigter Minister am päpstlichen Hofe, zu sich nach Rom, wo S. durch sechs Jahre eine nicht unwichtige diplomatische Stelle bekleidete. Als später der Vicekönig nach Wien zurückkehrte, folgte ihm auch S. dahin und erhielt zuletzt daselbst im Jahre 1739 eine Secretärsstelle bei der niederösterreichischen Landschaft, welche er bis an seinen im Alter von 73 Jahren erfolgten Tod bekleidete. [Im Meyer’schen großen Conversations-Lexikon wird er zum „Staatssecretär für Niederösterreich“ gemacht, welcher Titel nach unserer heutigen bureaukratischen Terminologie zu hoch klingen dürfte. Auch läßt ihn dasselbe als Hofrath sterben, während seine letzte Anstellung die eines Landschaftssecretärs war, wie solche der alte Castelli bekleidet hatte. Scheyb war als Schriftsteller in verschiedenen Richtungen thätig. Die Titel der von ihm durch den Druck veröffentlichten Schriften sind: „Theresiade“ (Wien 1746, J. J. Jahn, 8°.), ein Ehrengedicht auf die große Kaiserin, deren Thaten und Tugenden S. in zwölf Büchern besingt; die erhabene Fürstin hätte Besseres verdient, als diese zwölf Bücher, deren erstes Einem die Lust nach der Kenntniß der übrigen eilf völlig benimmt; – „Lobrede auf Friedrich August Gervas Grafen von Harrach“ (Wien 1750, 4°.), durch ihren reinen, würdigen Styl ein Musterstück ihrer Art; – „Peutingeriana, tabula itineraria, quae in Aug. biblioth. Vindobonensi nunc servatur accurate exscripta ...“ (ebd. 1753, Fol., 12 Taf.), wird als die erste treue Copie in der Größe des Originals bezeichnet; eine neue Ausgabe erschien als „denuo cum codice Vindobonensi collata, emendata et nova Conr. Mannerti introductione instructa ...“ (München 1824, Finsterlin, Fol.); – „Vindobona Romana“, d. i. Die Stadt Wien vor und zu den Zeiten der alten Römer (Wien 1766, Trattner, gr. 8°.), erschien anonym; – „Natur und Kunst in Gemälden, [249] Bildhauereien, Gebäuden und Kupferstichen“, 2 Theile (ebd. 1770, Blumauer, gr. 8°.), dieses Werk gab S. unter dem Pseudonym Köreman heraus; – „Geschichte des Lebens, der Marter und der Wunderwerke des Joh. v. Nepomuk; aus dem Italienischen“ (Wien 1773, 8°., nach Kayser’s „Bücher-Lexikon“ 1783, also sechs Jahre nach Scheyb’s Tode, herausgegeben, was unrichtig ist); – „Ueber die drei Künste Zeichnen, Malerei und Kupferstecherei“, 2 Bände (Wien 1774, Ghelen, gr. 8°.), dieses Werk erschien unter dem Pseudonym Orestrio. S. war ein Schützling des Hauses Harrach, das seine gediegenen Kenntnisse zu würdigen verstand; sein längerer Aufenthalt in Italien, seine gründlichen wissenschaftlichen Studien in Leyden hatten seinen Geschmack geläutert und seinen Kenntnißkreis ebenso erweitert als vertieft. Außer seiner Hauptarbeit, der Peutinger’schen Tafel, sind seine beiden Werke über Kunst das verhältnißmäßig Beste von ihm. Sein Freund, der berühmte Maler Meytens [Bd. XVIII, S. 193], hat sein Bildniß gemalt und befindet sich dasselbe in der Belvedere-Gallerie, wo es früher noch zu sehen war, später aber wahrscheinlich in die Kellerräume gebannt wurde. Auf seinen Reisen trat S. in persönlichen Verkehr mit bedeutenden Gelehrten, mit deren vielen er im brieflichen stand, so auch u. A. mit J. J. Rousseau. Er erscheint hie und da mit dem Taufnamen Franz Christian; er heißt Franz Christoph; er wird auch als F. Chr. von Scheyb angeführt, er war einfach F. Chr. Scheyb.

Oesterreichische Zeitschrift für Geschichte und Staatskunde. Herausgegeben von Joh. Paul Kaltenbäck[WS 1] (Fortsetzung des Hormayr’schen „Archivs“) (Wien, Beck, 4°.) II. Jahrg. (1836), Nr. 99, 101 u. 104: „Erinnerung an Franz Christoph Scheyb“. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Zweite Abtheilg. Bd. VII, S. 645.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Joh. Peter Kaltenbäck.