BLKÖ:Schlegel, Friedrich von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Schlegel, Dorothea
Band: 30 (1875), ab Seite: 72. (Quelle)
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Schlegel, Friedrich von (Schriftsteller, geb. zu Hannover 10. März 1772, gest. zu Dresden 12. Jänner 1829). Erscheint nicht selten als Karl Wilhelm Friedrich S., wodurch bei der Menge dieser Namensträger schon manche Irrthümer entstanden sind. Obgleich nicht in Oesterreich geboren und auch nicht im Lande gestorben, so gebührt ihm doch im Hinblicke auf seine vieljährige Stellung in österreichischen Diensten und seinen in denselben leider wenig günstigen geübten Einfluß auf österreichische Anschauungen, ferner durch seinen längeren Aufenthalt in der Hauptstadt des Reiches, in welcher er einige Zeit als der Mann des Tages galt, eine Stelle in diesem Lexikon. Friedrich war ein Sohn des hannover’schen Superintendenten und Consistorialrathes Johann Adolph S. (geb. 17. September 1721, gest. 16. September 1793) und ein leiblicher Bruder des berühmten August Wilhelm von S. Auf dem Lande erzogen und von seinem Vater zum Kaufmannsstande bestimmt, erhielt er doch eine gute Ausbildung. Als ihm aber der Stand, für den er in Leipzig sich ausbilden sollte, nicht behagte, kehrte S. in’s Vaterhaus zurück und setzte nun die Studien fort. Er bildete sich in Göttingen und später in Leipzig und betrieb mit besonderem Eifer die classische Philologie, in welcher er sich nach und nach mit den meisten Werken der classischen Literatur vertraut gemacht hatte. Er entwickelte in kurzer Zeit eine große literarische Thätigkeit. Seine „Charakteristiken und Kritiken“, die er in den Jahren 1795 und 1796 im Berliner Journal „Deutschland“ erscheinen ließ, lenkten neben den in der Berliner Monatschrift veröffentlichten Aufsätzen über die griechischen Dichterschulen zuerst die Aufmerksamkeit der Fachkreise auf ihn. Sein Werk: „Poesie der Griechen und Römer“ [die bibliographischen Titel seiner Schriften folgen auf S. 76 u. 77] erweckte die Aufmerksamkeit des berühmten Philologen Heyne, der dem Autor rückhaltloses Lob spendete. Den Plan, mit Schleyermacher gemeinschaftlich den Plato kritisch zu bearbeiten, gab er auf, als er sich mit seinem Bruder August Wilhelm zur Herausgabe des „Athenäum“, einer wissenschaftlich-kritischen Zeitschrift, verband, welche in den Jahren 1796 bis 1800 erschien und ungeachtet der Strenge des Urtheils auf die poetische Production jener Tage nicht ohne Einfluß blieb. Großes Aufsehen und bei prüderen Naturen noch größeres Aergerniß erregte er mit seiner im Jahre 1799 herausgegebenen [73] „Lucinde“, welche Verherrlichung der Wollust eine kleine Literatur in’s Leben rief, von S. aber, als er die mißbilligenden Stimmen von so vielen Seiten gegen seine Schrift sich erheben sah, nicht vollendet wurde. Im Jahre 1800 begab er sich nach Jena und hielt dort philosophische Vorlesungen, während er immer wieder neue literarische und poetische Arbeiten veröffentlichte, unter welch letzteren sein Trauerspiel: „Alarcos“, ein verunglückter Versuch, einen romantischen Stoff in der Form der altgriechischen Tragödie durchzuführen, zunächst anzuführen ist. In den Jahren 1802 bis 1807 brachte er längere Zeit in Dresden, dann in Paris zu, an welch letzterem Orte er sich mit Forschungen über Jeanne d’Arc beschäftigte und durch die Veröffentlichung der Sammlung romantischer Dichtungen des Mittelalters in dankenswerther Weise zur näheren Kenntniß der altfranzösischen Ritterromane beitrug. In diese Jahre fällt auch seine Vermälung mit des berühmten Mos. Mendelssohn Tochter Dorothea, welche S. als Gemalin des israelitischen Kaufmanns Simon Veit kennen gelernt hatte. Das anfänglich freundschaftliche Verhältniß zwischen Beiden ging allmälig in Liebe über; die Ehe mit Veit wurde gelöst und 1802 jene mit Schlegel geschlossen; als Schlegel sich nach Paris begab, folgte ihm Dorothea dahin, wurde dort Christin und trat später in Cöln mit ihrem Gatten zur katholischen Religion über. Schlegel’s Uebertritt erfolgte, wie aus Boisserée’s Tagebuch (Bd. I, S. 44) erhellet, am 16. April 1808 und hängt unbedingt mit seinem Eintritte in österreichische Dienste zusammen. Mit Dorothea, behauptet man, trat ein Wendepunct und leider nicht zum Besseren in S.’s Leben ein. Man bezeichnet Dorothea als seinen bösen Genius, der zunächst den verderblichen Einfluß auf seinen schriftstellerischen Charakter übte, da er sich nun immer tiefer in das Dunkel religiöser Schwärmerei versenkend, offen als Feind der politischen und religiösen Freiheit zeigte. Ein bereits früher begonnenes Drama: „Karl V.“ wollte er nunmehr vollenden und begab sich zu diesem Zwecke 1808 nach Wien, wo er schon im folgenden Jahre in die österreichischen Dienste trat, und zwar zunächst als k. k. Hofsecretär, in welcher Eigenschaft er dem Hauptquartiere des Erzherzogs Karl zugewiesen wurde, in welchem er jene energischen Aufrufe verfaßte, welche in diesem denkwürdigen Kriegsjahre die Erhebung des Volkes bewirkten und zum Kampfe gegen den Frankenkaiser entflammten. Daß hinter diesem aufregenden Gebaren nicht Patriotismus, sondern eben nur Gelegenheitsmacherei steckte, wie denn die Mehrzahl der in bedrängten Tagen nach Oesterreich berufenen Ausländer nichts weniger als Patrioten, sondern meist einfach Plusmacher sind, welche sich mit österreichischem Gelde mästen und wenn nichts mehr zu holen, sich auf die Strümpfe machen, zeigte sich auch bei Herrn Friedrich Schlegel, der eben ein Gutschmecker war, und als die Rebhühner und andere Leckerbissen rar wurden in Wien, sie wo anders aufsuchte. Der vorerwähnte Patriotismus, den er in jenen Aufrufen niederlegte, hielt auch nicht mehr vor, als sich das Glück unserer Waffen wendete. Von der Politik und Publicistik wendete er sich nun wieder seiner literarischen Beschäftigung zu und hielt in Wien Vorlesungen über die neuere Geschichte und über die Geschichte der alten und neuen Literatur, in welchen der Schlegel’sche Geist sich nicht verkennen läßt, wenngleich [74] die letzteren schon jenen mystischen Zug an sich tragen, mit dem Renegaten mit oder ohne Ueberzeugung gewöhnlich kokettiren. Damals, 1810, gründete er den in der Geschichte des deutschen Zeitungswesens immer denkwürdig bleibenden „Oesterreichischen Beobachter“, der am 1. Jänner 1811 aus seinen Händen in jene des Herrn von Pilat [Bd. XXII, S. 281] überging, dessen Name nun von dem des Blattes unzertrennlich bleibt. Im folgenden Jahre begründete er das „Deutsche Museum“, das mit 24 Monatsheften im Jahre 1813 sein Ende erreichte. Indessen hatten einige diplomatische Schriftstücke Metternich’s Aufmerksamkeit auf S. gelenkt, der den gewandten geistvollen Stylisten zum Legationsrathe der österreichischen Gesandtschaft bei dem Bundestage ernannte. Nach mehrjähriger Verwendung auf diesem Posten kehrte S. im Jahre 1818 nach Wien zurück, wo er die Herausgabe der Zeitschrift „Concordia“, 1820, begann, mit welcher er nichts Geringeres bezweckt, als alle Confessionen in den Schooß der allein selig machenden Kirche zurückzuführen, ein Problem, dessen Lösung ihm nicht im Entferntesten gelang, indessen bezeugte ihm Se. Heiligkeit der Papst sein Wohlgefallen für dieses Vorhaben, indem er S. mit dem Christus-Orden schmückte. Nun besorgte er im Vereine mit Tieck die Herausgabe der Schriften von Novalis, den die Romantiker, als deren Führer eben beide Schlegel galten, als ihren Hohenpriester verehrten; beschäftigte sich zur beabsichtigten Herausgabe mit der Sammlung seiner eigenen Werke, hielt in Wien 1827 öffentliche Vorträge über die Philosophie des Lebens. 1828 über Philosophie der Geschichte, welche er auch veröffentlichte und in welch beiden Werken sich neben vielem Geistvollen, das ja doch von Arbeiten eines Schlegel unzertrennbar ist, noch immer genug Spuren seiner dunkelmännischen Tendenzen entdecken lassen. Im letztgenannten Jahre führten ihn Familienangelegenheiten nach Dresden, wo er zu gleicher Zeit philosophisch-ästhetische Vorträge hielt, als ihn am 12. Jänner 1829 im Alter von erst 57 Jahren ein Stickfluß aus der Reihe der Lebenden riß. Friedrich Schlegel zählt, wie sein Bruder August, zu den einflußreichsten Schriftstellern der deutschen Nation, sie waren so zu sagen die Häupter der romantischen Schule, so daß man ihre große Anzahl Jünger und Nachtreter nach ihrem Namen: die Schlegelianer bezeichnete. Eine der traurigsten Verirrungen in Friedrich S.’s Charakter, die sich aber, wenn man diesen wollüstigen Sybariten dem idealen Schiller gegenüber hält, leicht erklärt, ist sein kleinlicher Neid gegen Schiller, der sich in matten Witzen gegen den Dichter und einige jener Werke Schiller’s wendet, die noch heute als seine herrlichsten gepriesen werden. So z. B. begeifert er das Lied von der Glocke und das herrliche von der Würde der Frauen: „Ach wie gefällt die Glocke dem Volk und die Würde der Frauen, | Weil im Tacte da klingt Alles, was sittlich und platt“, und gegen die Wallenstein-Trilogie und andere Dramen: „Welches Schicksal ! Er heißt Piccolomini; dennoch ist keiner | Piccol uomo so sehr, als der es pickelte selbst“ (!) und: „Wallenstein hast du, die Stuart sodann zu Dramen geschichtet | Mach’ nun den Robinson auch sauber zum tragischen Stück“. Dieses unwürdige Verhalten Friedrich S.’s gegen Schiller zielte vornehmlich darauf hin, Schiller mit Goethe zu entzweien, was ihm aber nicht gelang. Schlegel hat nach [75] mehreren Richtungen hin Verdienstliches geleistet, aber am wenigsten in der, in welcher er sich am meisten zu Gute that, als Dichter. „Fr. Schlegel“, charakterisirt ihn Goedeke treffend, „war kein Dichter. ... Daß dennoch unter den kleinen Gedichten mitunter voller poetischer Klang vernehmbar wird, soll nicht geleugnet werden, aber ein paar Lieder verschwinden im Vergleiche mit den Ansprüchen, die Schlegel als Dichter machte und dem Rufe, den sein anspruchsvolles Auftreten erzeugte. Sein Trauerspiel „Alarcos“, das Goethe nachgiebig und nicht eben zum Frommen des Verfassers oder der Schule auf die Bühne brachte, bietet ein so grauenvolles Gemisch der Formen und des Widerspenstigsten, daß es recht in Wahrheit als Ausdruck des Mißverhältnisses zwischen Willen und Kunstvermögen der Romantiker und im Allgemeinen als Vertreter der romantischen Weltverirrung gelten kann. In seinem Romanfragmente „Lucinde“ versuchte es S., auszuführen, daß die freie und durch eine Art philosophischer und physiologischer Selbstbeobachtung sublimirte Sinnlichkeit der eigentliche, für das Menschengeschlecht gehörige Cultus sei! Seine philosophischen Schriften beruhen auf einer eklektischen Mystik und verrathen nur zu sehr die Absicht, die innere quälende Unruhe zu beschwichtigen und – nach den Befreiungskriegen und nachdem Alles, was die Völker gethan, um das Joch des Corsen zu brechen, vergessen war – der wiedererstarkten Macht der Gewalthaber und den Neigungen des Absolutismus die Wege zu bahnen. So bleiben denn nur noch seine literargeschichtlichen Arbeiten übrig, in denen er in der That als ordnender Forscher Wichtiges geleistet und nach einer Seite hin, nämlich in den Studien über die Dichtung und Literatur der Indier, weitere Forschungen angeregt hat, die freilich das von dem Meister Geleistete weit überbieten, aber es nie vergessen lassen, daß die höchsten Resultate, die in dieser Richtung bereits erzielt worden und noch werden sollten, ihren ursprünglichen Keim, wie Goedeke schreibt, in Schlegel’s veraltetem und doch unvergänglichem Buche über die Sprache und Weisheit der Indier haben, zu welchem er sorgfältige Sanskritstudien gemacht hatte. Schlegel liegt in Dresden auf dem römisch-katholischen Friedhofe in der Friedrichstadt begraben. – Seine Gemalin, wie schon erwähnt, war Dorothea Mendelssohn, vermälte Simon Veit, die Christin, dann Katholikin wurde und ihm nach Wien, zuletzt nach Dresden folgte. Am 3. August 1839 starb sie zu Frankfurt als hohe Siebenzigerin. Ueber ihre unter Schlegel’s Namen oder doch unter seiner Mitwirkung herausgegebenen Schriften siehe das Nähere auf S. 77 nach der Uebersicht von Friedrich Schlegel’s Schriften. Aus ihrer ersten Ehe mit Simon Veit hatte Dorothea zwei Söhne, welche beide als Künstler in Rom lebten und später katholisch wurden. Der jüngere, Philipp, wurde 1831 Director der Kunstschule des Städel’schen Institutes in Frankfurt a. M., gab aber 1844 diese Stelle auf, weil er von der Verwaltung des Institutes durch den Ankauf von Lessing’s[WS 1] Bild „Huß“ sich persönlich beleidigt glaubte! Er siedelte dann nach Mainz über. In Wien lebte Dorothea in fast ununterbrochenem 20jährigen Verkehre mit Karoline Pichler [Bd. XXII, S. 242], in deren Haus sie fünf Jahre wohnte. Später zog sie zu ihrem Sohne Philipp nach Rom und mit ihm nach Frankfurt, wo sie starb, in ihrem Testamente [76] aber auch ihrer fernen, namentlich der in Wien lebenden Freunde gedachte. Sie war eine geistvolle Frau, doch Schwärmerin und durch ihre religiösen Ueberzeugungen beengt, im Zeichnen und Malen geübt, und in der Feder, die sie aber bald aus der Hand legte, sehr gewandt.

I. Uebersicht der Schriften von (Karl Wilhelm) Friedrich von Schlegel in chronologischer Folge. „Von den Schulen der griechischen Poesie“, in der Berliner Monatschrift 1794 (Bd. XXIV). – „Goethe, ein Fragment“ in Reichardt’s Deutschland 1796 (Stück 2, S. 258 u. f.). – „An den Herausgeber Deutschlands, Schiller’s Musenalmanach betreffend“, ebenda 1796 (Stück 6, S. 348). – „Die Griechen und Römer; historische und kritische Versuche über das classische Alterthum“. 1. Band (Neustrelitz 1797, 8°.). – „Geschichte der Poesie der Griechen und Römer“, 1. Bds. 4. Abthlg. (Berlin 1798, 8°.). – „Athenäum, eine Zeitschrift“ (Berlin 1798 bis 1800, 8°.) in Gemeinschaft mit seinem Bruder August Wilhelm von Schl. – „Lucinde. Ein Roman“, 1. (u. einziger) Theil (Berlin 1799, Duncker u. Humblot, 8°.); dieser Roman rief, wie seiner Zeit Goethe’s „Werther“, eine förmliche Literatur hervor; daraus sind, als in nächster Beziehung zu dem Buche selbst, anzuführen: „Vertraute Briefe über Fr. Schlegel’s Lucinde“ (von Friedr. Schleiermacher) (Lübeck 1799, 8°.); dieselben mit einer Vorrede von Karl Gutzkow (Hamburg 1833, 8°.); – „Briefe über Fr. Schlegel’s Lucinde zur richtigen Würdigung derselben“, von Bernhard Vermehren (Jena 1800, 8°.); – „Drey Briefe an ein humanes Berliner Freudenmädchen über die Lucinde von Schlegel“ (Frankfurt und Leipzig 1801, 8°.) [über mehrere andere, durch die Lucinde hervorgerufene, ihr in Tendenz ähnliche oder aber sie noch überbietende Schriften vergleiche: K. Goedeke, Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung. Aus den Quellen (Hannover 1859 u. f., L. Ehlermann, 8°.) Bd. III, S. 14, Nr. 4]. – „Charakteristiken und Kritiken“, 2 Theile (Königsberg 1801, Nicolovius, 8°.), gemeinschaftlich mit seinem Bruder August Wilhelm; im 1. Theile sind von Friedrich Schl.: Recension von Jakobi’s Woldemar nach der Ausgabe von 1796; – Recension der vier ersten Bände des philosophischen Journals, herausgegeben von Zeithammer; – Georg Forster’s Schriften; – Charakteristik des Wilhelm Meister; – „Ueber Lessing“; – im 2. Theile ist der letzte (4.) Aufsatz: „Nachricht von den poetischen Werken des Johannes Boccaccio“ von Friedrich S. – „Alarcos, ein Trauerspiel“ (Berlin 1802, Reimer, 8°.) [man vergleiche darüber: „Expectorationen ... Ein Vorspiel zum Alarcos“ (Berlin 1803, 8°.); – „Etwas über Alarcos, ein Trauerspiel von Fr. Schlegel. Ein Versuch, die Leser zum Schmecken zu bringen“ (Münster 1803, 8°.), der anonyme Autor dieses Buches ist Gerh. Ant. Gramberg]. – „Geschichte der Jungfrau von Orleans. Aus altfranzösischen Quellen, nebst einem Anhange aus Hume und einer Vorrede“ (Berlin 1802, Sander, 8°.). – „Europa. Eine Zeitschrift. Herausgegeben von Fr. Schlegel“. 2 Bde. (Frankfurt 1803 und 1804, Fr. Wilmans, gr. 8°.), mit Beiträgen von seinem Brüder August Wilhelm, Arnim u. A. – „Geschichte der Margaretha von Valois, Gemahlin Heinrich’s IV., von ihr selbst beschrieben. Nebst Zusätzen und Ergänzungen aus den französischen Quellen“ (Leipzig 1803 [Brockhaus], 8°.). – „Poetisches Taschenbuch für das Jahr 1805 und 1806“ (1. u. 2. Jahrg., Berlin [Reimer], 8°.). – „Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Ein Beitrag zur Begründung der Alterthumskunde. Nebst metrischer Uebersetzung indischer Gedichte“ (Heidelberg 1808, Mohr und Zimmer, 8°.). – „Gedichte“ (Berlin 1809, Ed. Hitzig, 8°.), enthält: kleinere Gedichte; Alarcos; Roland, Heldengedicht in 15 Romanzen [die Berliner Censur ließ das letzte Blatt (Gelübde: „Es sey mein Herz und Blut geweiht, dich Vaterland zu retten“) ausschneiden; doch waren einige vollständige Exemplare, die natürlich jetzt zu den Seltenheiten gehören, in Leipzig bereits ausgegeben]. – „Vorlesungen über die neuere Geschichte, gehalten von Fr. Schlegel im Winter 1810“ (Wien 1811, 8°.). – „Deutsches Museum. Herausgegeben von Fr. Schlegel für das Jahr 1812 und 1813. Der Jahrg. zu 12 Heften (Wien [Heubner], gr. 8°.). – „Geschichte der alten und neuen Literatur. Vorlesungen, gehalten zu Wien im J. 1812“, 2 Bde. (Wien 1815, Schaumburg; 2. Aufl. ebd. 1847, 8°.). – „Concordia. Eine Zeitschrift“. 1.–6. Heft (Wien 1820–1823, Wallishausser, 8°.). – „Philosophie des Lebens. In 15 Vorlesungen, gehalten zu Wien 1827“ [77] (Wien 1828, 8°.). – „Philosophie der Geschichte. In 18 Vorlesungen, gehalten zu Wien 1828“, 2 Bde. (Wien 1829, 8°.). Wie schon bemerkt, redigirte Schlegel noch bei Lebzeiten die Gesammtausgabe seiner Werke, welche unter dem Titel: „Sämmtliche Werke von Fr. v. Schlegel“, 10 Bände (Wien 1822 bis 1825 [Schmidt], gr. 8°.) in verschiedenen Ausgaben – von denen die Prachtausgabe (46 Thlr. 16 Gr.) bereits sehr selten – erschienen ist. Sie enthalten Vieles, was selbstständig nicht erschienen ist, daher eine Uebersicht des in den zehn Bänden Gebotenen angezeigt erscheint. 1. und 2. Band: „Geschichte der alten und neuen Literatur“, 2 Thle.; – 3. und 4. Band: „Studien des classischen Alterthums“, 2 Theile. I. a) Geschichte der epischen Dichtkunst der Griechen; b) Bruchstücke zur Geschichte der lyrischen Dichtkunst; II. Von den Schulen der griechischen Poesie – Vom künstlerischen Werthe der alten griechischen Komödie – Ueber die alte Elegie und einige erotische Bruchstücke derselben und über das bukolische Idyll – Ueber die Darstellung der weiblichen Charaktere in den griechischen Dichtern – Ueber die Diotima – Ueber die Grenzen des Schönen – Die epitaphische Rede des Lysias – Kunsturtheil des Dionysius über den Isokrates – Cäsar und Alexander; eine welthistorische Vergleichung; – 5. Band: „Kritik und Theorie der alten und neuen Poesie“: I. Ueber das Studium der griechischen Poesie; II. Gespräch über die Poesie; – 6. Band: „Ansichten und Ideen von der christlichen Kunst“. I. Gemäldebeschreibungen aus Paris und den Niederlanden in den Jahren 1802–1804; II. Grundsätze der gothischen Baukunst; auf einer Reise durch die Niederlande, Rheingegenden, die Schweiz und einen Theil von Frankreich, in den Jahren 1804 und 1805; III. Vermischte Aufsätze. Schloß Karlstein bei Prag – Die h. Cäcilia von J. Schnorr; – 7. Band: „Romantische Sagen und Dichtungen des Mittelalters“. I. Geschichte des Zauberers Merlin; II. Lothar und Maller, eine Rittergeschichte [diese beiden Arbeiten werden seiner Gattin Dorothea zugeschrieben]; – 8. u. 9. Band: „Gedichte“, 2 Theile; – 10. Band: I. „Beiträge zur Kenntniß der romantischen Dichtkunst“, a) Nachricht von den poetischen Werken des Johannes Boccaccio; b) Nachrichten von einigen italienischen und spanischen Dichterwerken, nebst einer Charakteristik des Camoens und der portugiesischen Dichtkunst und Uebersicht von den provenzalischen Handschriften zu Paris. 1803; c) Ueber nordische Dichtkunst, 1812; d) Nachtrag über Shakespeare’s ältere dramatische Werke; II. „Neue Kunst und Literatur“, a) Charakteristik der Lehrjahre Wilhelm Meister’s von Goethe. 1798; b) Anzeige von Goethe’s Werken 1808 nach der Cotta’schen Ausgabe von 1806, 1.–4. Bd. 1. Bd.: Lieder, Vermischte Gedichte, Balladen und Romanzen, Elegien, Episteln, Epigramme; 2. u. 3. Bd.: Wilhelm Meister’s Lehrjahre; 4. Bd.: Die Laune des Verliebten, Die Mitschuldigen, Die Geschwister, Mohamed, Tancred, Elpenor, Fragment; c) Ueber die deutsche Kunstausstellung zu Rom im Jahre 1819; d) Ueber La Martine’s religiöse Gedichte, 1820; III. „Alte Weltgeschichte“. Recension der Schrift von Rhode: Ueber den Anfang unserer Geschichte und letzte Revolution der Erde (Breslau 1819). – Die zweite Originalausgabe der Schriften Friedrich’s von Schlegel erschien in zwölf Bänden zu Wien im Jahre 1846. – Schlegel’s „Philosophische Vorlesungen aus den Jahren 1804–1806“ hat in zwei Bänden (Bonn 1836–1837, 8°.) J. C. H. Windischmann herausgegeben.
Schriften Dorothea’s Schlegel oder die ihr zugeschrieben worden. „Florentin. Ein Roman“, erster Band (Lübeck und Leipzig 1801, 8°.). – „Sammlung romantischer Dichtungen des Mittelalters. Aus gedruckten und handschriftlichen Quellen herausgegeben“, 2 Bände (Leipzig 1804, 8°.). 1. Band: Geschichte des Zauberers Merlin; 2. Band: Geschichte der schönen und tugendsamen Euryanthe. [Wie Goedeke (nach Chamisso’s „Werke“. V, S. 261) schreibt: hatte Helmine von Chezy bereits am „Merlin“ Theil; die „Euryanthe“ ist aber ganz ihr Product.] – „Lothar und Maller. Eine Rittergeschichte, aus einer ungedruckten Handschrift bearbeitet (Frankfurt 1805, 8°.). – „Corinna, oder Italien, von Frau von Staël übersetzt“, 4 Bde. (Berlin 1807 u. 1808, neue Aufl. ebd. 1852, 8°.). Dorothea’s Gatte hatte mehr oder minder Antheil an allen diesen Schriften seiner Gattin, deren Herausgabe er besorgte.
II. Biographische Quellen über Friedrich von Schlegel und seine Gattin Dorothea. (Hormayr’s) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.) XX. Jahrg. (1829), Nr. 21: „Zur Erinnerung an Fr. v. Schlegel“ (von Buchholz). – Böhmische Museal-Monatschrift (Prag, 8°.) [] III. Jahrg. (1829), S. 451. – Zeitgenossen (Leipzig, Brockhaus, gr. 8°.) Jahrg. I, 4. Heft S. 182. – Allgemeine Zeitung (Augsburg, Cotta, 4°.) 1829, Nr. 25. – Neuer Nekrolog der Deutschen (Weimar, Voigt, kl. 8°.) VII. Jahrg. (1829), 4. Theil, S. 80 [Abdruck des Nekrologes der „Allgemeinen Zeitung“]. – Kehrein (Jos.), Biographisch-literarisches Lexikon der katholischen deutschen Dichter, Volks- und Jugendschriftsteller im 19. Jahrhunderte (Zürch, Stuttgart, Würzburg, 1870, L. Wörl, gr. 8°.) Bd. II, S. 92–97 [zu Ende des Artikels eine ungemein reiche Literatur]. – Menzel (Wolfgang), Die deutsche Literatur (Stuttgart, Hallberger, 8°.) Zweite verm. Aufl. Bd. I, S. 206; Bd. II, S. 117, 137, 140, 219; Bd. III, S. 166; Bd. IV, S. 161 [zeichnet in Lapidarschrift Schlegel’s literarische Charakteristik, welche, für alle Zeiten passend und in Kürze Alles sagend, was von diesem Apostaten sich sagen läßt, wir unten folgen lassen]. – Laube (Heinrich), Geschichte der deutschen Literatur (Stuttgart 1840, Hallberger, gr. 8°.) Bd. III, S. 114, 117, 122, 128, 139, 140 u. f.: S. 146 [über seine Lebensverhältnisse]; S. 149 [sein Verkehr mit Fichte und Hegel]; S. 239, 241 [seine Verbindung mit Schleyermacher]; S. 177 [Aeußerung Tieck’s über ihn); Bd. III, S. 145 [über seine Geschichte der Literatur]; S. 146 [Poesie der Griechen und Römer]; S. 116, 121, 146 [Lucinde]; S. 115, 126, 146 [das Athenäum]; S. 147 u. 148 [über seine anderen Schriften]; S. 171 [über den Musenalmanach für 1802 mit Tieck]. – Mundt (Theodor Dr.). Geschichte der Literatur der Gegenwart (Leipzig 1853, M. Simion, 8°.) S. 44, 46, 61, 63 u. f., 99, 100, 105, 121, 142, 264 [an einer Stelle schreibt Mundt über Schlegel: „Friedrich Schlegel war ohne Zweifel der tiefsinnigste und universalste Kopf dieser wunderlichen Genossenschaft (der Romantiker oder Restauratoren des christlich-germanischen Princips) und er machte darum auch am erschöpfendsten und gewissermaßen normalmäßig alle Stationen des Princips bis zur Verendung desselben in der äußersten politischen und religiösen Reaction durch. Er trug sich dabei stets mit Entwürfen einer großartigen, welt- und zeitumfassenden Speculation, durch welche er die Höhen des Zeitalters besteigen und meistern wollte. Er konnte aber damit nichts als den Untergang seiner eigenen Persönlichkeit erzielen“]. – Gräffer (Franz), Neue Wiener Localfresken (Linz 1847, Friedrich Eurich u. Sohn, 8°.) S. 43–47: „Friedrich Schlegel“ [enthält sehr interessante Einzelheiten, unter anderen Schlegel’s feines Bonmot über Hormayr’s „Geschichte Wiens“, welche kaum besser, als mit diesen eilf Worten: „Ja, das Buch ist zwar schon gedruckt, aber noch nicht geschrieben“, charakterisirt werden kann und unter Büchmann’s „Geflügelte Worte“ um so eher gehört, als es in unserer Literatur eine häufige Anwendung gestattet]. – Kurz (Heinrich), Geschichte der deutschen Literatur mit ausgewählten Stücken aus den Werken der vorzüglichsten Schriftsteller (Leipzig 1859, B. G. Teubner, schm. 4°.) Bd. II, Sp. 493b; Bd. III, Sp. 154a u. b [das ausführliche Register bei Kurz gibt alle Stellen an, wo der Werke Schlegel’s des Näheren gedacht wird]. – Ueber seine Gemalin Dorothea. Allgemeine Zeitung Augsburg, Cotta, 4°.) 1839, Beilage Nr. 241, 275, 302. – Neuer Nekrolog der Deutschen (Weimar, Bernh. Friedr. Voigt, kl. 8°.) XVII. Jahrg. (1839), S. 1089. – Außerdem die oben bei ihrem Gatten bezeichneten Quellen.
III. Porträt Friedrich’s v. Schlegel. Unterschrift: Friedrich von Schlegel. Nach dem Leben gez. von Auguste von Buttlar. Gest. v. J.(oseph) A.(xmann).
IV. Seine Handschrift. Nachdem Henze in seinem Buche: Die Handschriften der deutschen Dichter und Dichterinen (Leipzig 1855), S. 130 die Handschrift August Wilhelm’s v. Schlegel mit den Worten: „Strebende, nach Idealen ringende, sich an den Strahlen der Kunst aufwärmende Schrift“ charakterisirte, bemerkt er über Friedrich’s v. Schlegel Schrift: „Wie im Charakter, so in der Schrift ist der Bruder dem Bruder ähnlich“. Herausgeber hat ein Autograph des Letzteren vor sich und findet Henze’s Urtheil gesucht, bei den Haaren herbeigezogen. Charaktere und Schrift der Brüder mögen sich ähneln, aber eine „strebende, nach Idealen ringende, sich an den Strahlen der Kunst aufwärmende Schrift“ erkennt man in dieser gewöhnlichsten aller Gelehrtenschriften nicht.
V. Wolfgang Menzel’s Urtheil über Friedrich von Schlegel. „Friedrich Schlegel, den Novalis mit Ideen bereicherte, der aber im Styl hauptsächlich Göthe zum Muster nahm, gestaltete sich zu vielseitig, als daß man ihm eine poetische Gattung allein zuordnen könnte. Er leistete der Romantik große [79] Dienste, besonders dadurch, daß er ihr die politische Richtung gab, in welcher sie die Reaction gegen Frankreichs Einfluß unterstützen half. Er begnügte sich nicht mit patriotischen Gedichten, mit der zärtlichsten Pflege altdeutscher Erinnerungen, sondern er wurde auch katholisch, diente dem k. k. Cabinet gegen Frankreich und suchte als Geschichtsphilosoph dem Katholicismus eine neue Wichtigkeit zu geben, um ihn als eine Waffe gegen den Einfluß Frankreichs zu gebrauchen. Er war im Bunde der Hierarchie und alten Monarchie gegen die frivole französische Demokratie und Militärdespotie ein sehr einflußreiches Mittelglied. Gleichwohl gehört er weniger der Romantik, als derjenigen Profusion an, die wir später im Capitel von der Vermischung aller Geschmäcke näher besprechen werden. Er wandte sich nachahmend als Dichter und beurtheilend als Literarhistoriker auch zum Antiken. Er war der Erste in Deutschland, der sich mit dem Studium des Indischen beschäftigte und uns deßfalls eine neue, reiche, wunderbare Welt der Betrachtung öffnete. Er huldigte endlich auch im grellsten Widerspruche mit seiner hierarchischen Tendenz der allerfrivolsten Modernität. In Paris selbst konnten die ausgelassensten Weiber der reich gewordenen Sansculotten in ihren griechischen Costümen nicht frecher sein, als des frommen Schlegel’s „Lucinde“. Doch wird die Wollust hier mit demselben Kunstenthusiasmus entschuldigt, wie in den Werken Heinse’s, und Schlegel, dessen mystische Richtung sich auch hier nicht verkennen läßt und der durch den Umgang mit Novalis an Paradoxen gewöhnt war, glaubte die niedrigste Sinnenlust und die erhabensten Gefühle verbinden zu dürfen und proclamirte eine Religion der Wollust. S. machte den Weg aus der wildesten Schwelgerei in die Klosterhallen. In seiner „Lucinde“ hatte er nach Heinse’s Lebenskunst, d. h. die Raffinerie einer durch geistige Reize noch pikanter gemachten Wollust gelehrt. Die allzu frauenhaft gespannte Muskel erschlaffte aber bald bei ihm und ruhte aus im frommen Speck und er lehrte uns nun, wie schön es einst im Schooße der allein selig machenden Kirche gewesen sei. Dieses schamlose Buch und daß er Proselyt wurde, daß er nicht blos gegen Frankreichs Einfluß als Patriot, sondern gegen alle freien Regungen in Deutschland selbst und nicht nur gegen die politische, auch gegen die religiöse Freiheit, gegen die Reformation u. s. w. auftrat, und als Geschichtsphilosoph von diesem Parteistandpuncte aus mit bezahlter Feder ein von der Wahrheit weit entferntes Bild der Vorzeit entwarf – das hat ihn unpopulär gemacht, das hat man seinen glänzenden Talenten und seinen früheren patriotischen Verdiensten nicht verziehen.“

Anmerkungen (Wikisource)