BLKÖ:Schneider, Johann Alois

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 31 (1876), ab Seite: 22. (Quelle)
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Schneider, Johann Alois (gelehrter Theolog, geb. zu Brünn 12. April 1752, gest. zu Dresden 22. December 1818). Die Elementar- und Gymnasialclassen besuchte er in seiner Vaterstadt. Nach beendeten Humanitätsclassen ging er nach Olmütz, wo er ein Jahr philosophische Vorlesungen hörte, dann aber, 1768, damals erst 16 Jahre alt, in den Jesuitenorden trat, in welchem am 3. October g. J. seine Aufnahme erfolgte. Im Orden setzte er zu Prag die philosophischen Studien fort und erlangte daraus die Doctorwürde. Nach seinem eigenen Geständnisse verdankte er seine Geistesbildung vorzüglich der Zeit und dem Umgange, welche er in der Gesellschaft Jesu verlebt hatte. Als im Jahre 1773 der Orden durch die Bulle des Papstes Clemens XIV. aufgehoben wurde, wandte sich S. dem Weltpriesterstande zu, beendete die theologischen Studien, erhielt 1776 die Priesterweihe und wurde dann Professor der Grammatik, später der Poetik am Gymnasium auf der Prager Kleinseite. Da er auch das Predigtamt ausübte, verschaffte ihm seine hinreißende Beredsamkeit einen Ruf, der weit über die Grenzen seines engeren Vaterlandes hinausreichte und zuletzt seine Berufung als churfürstlich sächsischer Caplan und Prediger an die katholische Capelle nach Leipzig zur Folge hatte. Anfangs 1787 trat S. mit der Erlaubniß des Prager k. k. Guberniums seine neue Stelle in Leipzig an. Im Jahre 1792 wurde er zu Dresden Feiertags-Hofprediger, 1798 zugleich Beichtvater der Churfürstin, 1801 legte er das ordentliche Predigtamt nieder und wurde Beichtvater des Churfürsten, nachmaligen [23] Königs von Sachsen, und apostolischer Vicar. Von der Erfurter Universität erhielt er 1806, aus Erlangen 1808 das Diplom eines Doctors der Theologie; Papst Pius VII. ernannte ihn 1816 zum Weihbischofe von Argin, nachdem ihm der König bereits 1807 eine Domherrnstelle zu Posen, 1811 aber eine solche zu Krakau verliehen hatte. Als Homilet war S. auch schriftstellerisch thätig und die Titel seiner Schriften sind in chronologischer Folge: „Rede von dem heil. Johannes von Kapistrano“ (Brünn 1780, 4°.); – „Augustae suprema dies“ (Prag 1781, 4°.), eine Elegie auf den Tod Maria Theresiens; – „An einige Dichter, die am Grabe M. Theresiens sangen“ (ebd. 1781, 8°.), es ist dieß eine kleine Controverse mit mehreren Poeten, welche gleichfalls den Tod der großen Fürstin, aber in nichts weniger denn gelungenen Versen besangen; – „Predigt von dem Leiden und Tode Unseres Erlösers“ (Prag 1786, 8°.); – „Predigt von der Wichtigkeit der Religion“ (Prag 1800, 8°.); – „Zwei theologische Abhandlungen“ (o. O. 1801; 2. Aufl. 1802); – „Der Christ in den verschiedenen Verhältnissen des Lebens, in vierzehn Fastenpredigten vorgetragen“ (Prag 1805, Büchler, 8°.); – „Kurze Betrachtungen über die Leidensgeschichte Jesu auf alle Tage in der Fasten“ (Leipzig 1808; 2. Aufl. 1810; neue Aufl. 1830, Doll); berichtigte u. verm. Aufl., herausgegeben von J. St. Zauper (Prag 1837, Haase Söhne gr. 8°.); – „Gebet- und Erbauungsbuch für katholische Christen“ (Dresden 1805, 12°.; 2. Aufl. 1808; 3. Aufl. 1810; 4. Aufl. 1824; 5. Aufl. 1824; 6. Aufl. 1832, mit 3 K. K. u. Vign.; 7. Aufl. mit 5 K. K. u. Titelv. Leipzig 1834; 8. Aufl. ebd. 1838), Nachdrucke dieses berühmten Andachtsbuches sind zu Augsburg 1810 und bei Kranzfelder 1823 erschienen; – nach Schneider’s Tode sind von J. Kanitz herausgegeben, drei Bände „Predigten“ (Prag 1820–1822; 2. Aufl. 1830), denen als 4. Band (ebd. 1823) sich „Fastenpredigten, gehalten im Jahre 1800“ anschlossen, erschienen. Schneider war ein bedeutender Kanzelredner, der mit der glänzenden Gabe des Vortrages auch einen tiefen und packenden Inhalt verband. Er hatte seinen Vortrag nach großen Mustern aller Confessionen, nach seiner Uebersiedelung nach Sachsen nach den zwei berühmtesten Kanzelrednern Leipzigs, Rosenmüller und Zollikofer, gebildet, und als Letzterer starb, waren Schneider’s Predigten bis 1792 die besuchtesten in Leipzig. Sein Gebetbuch hat sich nicht blos in katholischen Kreisen verbreitet, auch fremde Glaubensgenossen bedienten sich mit Vorliebe desselben. Es ist ein Erbauungsbuch ohne eigentlich confessionellen Ausdruck, Es ist die Sprache der Schrift ohne süßlichen Mysticismus, mit feinen Blicken in’s menschliche Herz. Aber so bedeutend als Theolog und vornehmlich als Homilet Schneider war, nichts Menschliches blieb ihm fremd, und so war er denn auch ein Freund der Tonkunst und der Kunst überhaupt; er selbst spielte mit Geläufigkeit die Violine; besonders aber interessirte er sich für Werke des Pinsels und des Grabstichels, und sammelte selbst mit Geschmack und Auswahl Kupferstiche berühmter Meister. Seine Sammlung, über welche der Inspector des königlichen Kupferstich-Collegiums, Frenzel, einen trefflichen Katalog verfaßte (272 S.), betrug 5239 Nummern. Er hatte diese Sammlung vornehmlich auf seinen Reisen in Begleitung des Königs nach Frankfurt, Warschau, Paris zu Stande gebracht und dann immer wieder ergänzt [24] und schlechtere Blätter gegen gute eingetauscht. Sie kam im Jahre 1820 unter den Hammer und brachte einen Erlös von 6988 Thalern, ein Preis, der in der Gegenwart sich um das Dreifache steigern würde. Es waren meist Prachtblätter darunter und Kenner und Sammler hatten eine wahre Wahl-Qual; merkwürdiger Weise wurden aber die Blätter, wenige ausgenommen, nicht nach ihrem vollen Werthe bezahlt. Das Cotta’sche Kunstblatt“ (1820, S. 151) brachte eine Nachricht über diese Versteigerung und die Preise, welche einige der schönsten Blätter erzielten. Sein Tod erfüllte die Dresdener Bevölkerung mit Trauer; in Poesie und Prosa gab man dieser Empfindung Ausdruck. Unter einem Gedichte standen 130 Studirende unterzeichnet. Man hatte es versucht, den berühmten katholischen Priester für den Protestantismus zu gewinnen, und es erschien darüber eine Mittheilung in der „Allgemeinen Zeitung“ 1815, Nr. 23, aus welchem Anlasse dann Schneider selbst das Blatt: „Beleuchtung und wahre Darstellung der in der allgemeinen Zeitung enthaltenen Nachricht“ drucken ließ.

Abend-Zeitung, herausgegeben von Theodor Hell (Dresden, Arnold, schm. 4°.) 1819, Nr. 11: Nekrolog. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. IV, S. 570. – Erneuerte vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat (Wien, 4°.) Jahrg. 1819, Intelligenzblatt Nr. 14 u. 15: Nekrolog. – Czikann (Joh. Jak. Heinr.), Die lebenden Schriftsteller Mährens. Ein literarischer Versuch (Brünn 1812, Traßler, 8°.) S. 141. – Porträte. 1) E. Gottlob p., F. Grögory sc. (8°.); – 2) Pochmann p., Kowalsky sc. (Fol.); – 3) Pochmann p. 1805, Gottschick sc. (Fol.); – 4) Richter sc. (Silhouette, 8°.).