BLKÖ:Sechter, Simon

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Seckel, Norbert
Band: 33 (1877), ab Seite: 250. (Quelle)
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Sechter, Simon (Tonsetzer, geb. im Städtchen Friedberg, im Budweiser Kreise Böhmens am 11. October 1788, gest. zu Wien am 10. September 1867.) Simon Sechter schrieb auf den Wunsch eines ehemaligen Schülers ein halbes Jahr vor seinem Ableben eine flüchtige Lebensskizze, welche den folgenden Zeilen zu Grunde gelegt ist. Sohn mittelloser Eltern, die übrigens von Musik nichts verstanden, erlernte Simon Lesen und Schreiben von seinem Bruder Bartholomäus, ging dann auch zur Schule bis zu seinem 11. Jahre, wo er anfing Musik zu lernen, anfangs mit Widerwillen, später mit Lust, so daß er bald aus eigenem Antriebe Versuche zu componiren machte und sogar einige Messen schrieb. Sein Lehrer war der Regenschori Johannes Maxandt, der außer Sechter noch viele Musikschüler hatte und auf den Einzelnen nicht viel Zeit verwenden konnte. Eine ordentliche Anleitung gab es da nicht, weder im Violin- noch Clavier- und Orgelspiele, die Hauptsache blieb dem Privatfleiße des Einzelnen überlassen. Im 14. Lebensjahre wurde Sechter Schulgehilfe zu Pfarrkirchen in Oberösterreich, ohne im mindesten für die Stelle vorbereitet zu sein. „Zum Glücke war im Winter nicht viel zu thun, da Pfarrkirchen hoch gelegen und [251] die zur Pfarre gehörigen Ortschaften ihre Kinder im Winter gar nicht zur Schule schickten.“ So blieb Sechter auf den Organistendienst beschränkt und studirte fleißig die vorfindlichen Musikwerke bewährter Meister. Nach abermaligem Aufenthalte im Elternhause, wo Sechter ohne jede Anleitung sich auch auf dem Contrabaß einübte, kam er nach Linz, wo er die Normalschule besuchte, um sich der Präparandenprüfung zu unterziehen, jede freie Zeit aber zum Componiren benützte. Im Jahre 1804 nahm ihn der Güterdirector des Fürsten Starhemberg als Correpetitor für seine Kinder mit nach Wien, welches Sechter, einige kurze Ausflüge nach Linz und seiner Heimat abgerechnet, nicht mehr verließ. Er erhielt gleich anfangs den Antrag, eine Dame in der italienischen Singstunde am Piano zu begleiten, den er auch annahm und wobei er, während er beim Unterrichte half, selbst lernte. Lectionengeben half ihm weiter, bis er im Jahre 1809 beim Einzuge der Franzosen sein bischen Habe verlor. In dieser Zeit lernte er auch den berühmten Contrabassisten Dragonetti [Bd. III, S. 376] kennen, der sich damals in Wien aufhielt. Sechter setzte zu dessen Concerten die Clavierbegleitung und blieb mit ihm auch später in schriftlichem Verkehre. Dragonetti, ein Original in jeder Beziehung, vergaß seinen Wiener Freund auch im Tode nicht und reihte ihn unter die Erben seines nicht unbeträchtlichen Vermögens. Durch Empfehlung eines Freundes kam Sechter im Jahre 1810 als Clavier- und Gesangslehrer in das Blinden-Institut. Da er keinen Anspruch auf Bezahlung machte, bescheiden sich äußernd: er müsse erst etwas geleistet haben, wurde er wenigstens regelmäßig zu Tisch geladen. Nun gab es wieder neue Aufgaben, wie den Blinden das Clavierspielen am sichersten beizubringen sei. Zugleich componirte Sechter für seine Zöglinge Lieder, ein- und mehrstimmige, und sogar zwei Messen und war die Singstunde immer ein Fest, worauf sich Alle freuten. Bald konnte Sechter sich mit seinen Zöglingen des Blinden-Institutes auch öffentlich hören lassen. So gab er u. A. im Mai 1813 im landständischen Saale ein Concert, dessen Programm ein Septett für drei Harfen, zwei Violinen, Clarinett und Fagot; ferner „Die Glocke“ von Schiller, von sämmtlichen Zöglingen gesungen, nennt, beide von Sechter componirt. Ein ähnliches Concert fand im November 1815 Statt und die adelige Damengesellschaft übergab nun dem Lehrer 100 Gulden als Geschenk und wies ihm ein monatliches Gehalt an. In demselben Institute lernte Sechter Katharina Heckmann kennen, die er im Jahre 1816 heirathete. Nach und nach mehrte sich die Zahl einträglicher Lectionen, immer aber setzte Sechter seine theoretischen Studien fort und componirte fleißig. Namentlich waren es die Werke Bach’s und Mozart’s, die er gründlich studirte, wie er denn auch mit unbegrenzter Verehrung diesen beiden Tonheroen bis an sein Ende huldigte. An Abbé Stadler fand Sechter einen thätigen Freund. Auf dessen Anregung schrieb er eine Messe für die kais. Hofcapelle, die auch aufgeführt wurde. Da sie aber mit zu vielen Fugen „gespickt“ war, mußte er eine zweite schreiben ohne diesen Schmuck, die auch Kaiser Franz so wohl gefiel, daß er eine Wiederholung verlangte, aber – Partitur und Auflagstimmen waren nicht zu finden. „Wie dieß geschehen“, schreibt Sechter, „ist mir noch heute ein Räthsel“. Es folgte noch eine dritte [252] Messe und für jede erhielt der Componist 60 fl. Auch anderwärts wurden damals Arbeiten von Sechter aufgeführt, so in den „Concerts spirituels“ im Stadtsaale zur Mehlgrube unter Gebauer’s Leitung ein Requiem (Mai 1821) und ein Chor aus Schiller’s „Braut von Messina“ (April 1822); beide als Werke eines „tüchtigen Contrapunctisten“ in ehrenvollster Weise in den Zeitungen besprochen. Im Jahre 1824 wurde die Stelle eines zweiten Hoforganisten Sechter verliehen und ein Jahr später rückte er nach Worzischeck’s Tode zum ersten Hoforganisten vor. So wuchs immer mehr und mehr sein Ruf als Lehrer der Harmonielehre und des Contrapunctes. Selbst Franz Schubert, nachdem er bereits seine unvergänglichen Werke geschaffen, hielt es nicht für überflüssig, die Methode Sechter’s durch eigene Erfahrung kennen zu lernen. Schon hatte er sich mit einem zweiten Schüler (Clavierlehrer Lanz) verabredet, gemeinschaftlich bei Sechter zu studiren; zur ersten Lection aber kam nur Lanz und entschuldigte den Mitschüler wegen Unwohlseins. Bald darauf war Schubert verschieden. Kaiser Ferdinand hatte ein Requiem von Sechter’s Composition gehört, das ihm sehr wohl gefiel. Dieß war die Veranlassung, daß der Componist ihm eine große Messe widmete, wofür er durch die große goldene Medaille ausgezeichnet wurde. Bald darauf erhielt er auch den herzogl. Lucca’schen Ludwig-Orden „ad onorevole attestato dei distinti meriti, che adornano la persona del Professore Simone Sechter pel suo profondo sapere nell’ arte della musica“, nach Jahren mit ah. Entschließung ddo. 16. Februar 1863 in Anerkennung seiner vieljährigen erfolgreichen Leistungen auf dem Gebiete der Tonkunst das goldene Verdienstkreuz mit der Krone. Für die von Dr. August Schmidt herausgegebene „Allgemeine Wiener Musik-Zeitung“ schrieb Sechter sehr schätzenswerthe Beiträge, Aphorismen, Rhapsodien, die in gedrängter Kürze manch’ lehrreichen Wink für Musiker enthalten. Wir finden darin auch einer Angelegenheit erwähnt, die ihn in den Vierziger-Jahren als Lehrer lebhaft anregte. Sechter, der es tief verabscheute, ein Kind durch Abquälen zum „Wunder“ abrichten zu wollen, befand sich plötzlich selbst einem Wunderkinde (Benoni) gegenüber, bei dem aber von einer sogenannten Dressur gar keine Rede sein konnte. „Der Lehrer,“ schreibt Sechter, „der ein solches Kind findet, das aus freier Neigung und mit ganzem Eifer, ja mit ganzer Seele sich einer Kunst hingibt, fühlt sich sehr oft überrascht, wie im Kinde eine Menge Ideen schon bereit liegen, die er nur zu entwickeln und zu ordnen braucht. Und wenn nun das Kind zugleich gutwillig ist und sein ganzes Vertrauen in seinen Lehrer setzt, so kann er wohl begründet auf etwas Außerordentliches hoffen und er wird dasselbe wie ein geheiligtes Kleinod ansehen, welches seiner heiligsten Menschenpflicht anvertraut ist“. Schon diese Zeilen gewähren uns einen tiefen Einblick in das innerste Wesen des Meisters, der sein Lehramt nicht für schnöden Tageslohn, sondern als echter Priester der Kunst vertritt. Wie groß, wie hochsinnig erscheint uns aber Sechter, als er einige Monate später (22. Mai 1843) schreibt: „Lieber Freund! Ich habe über den kleinen Julius Benoni [Bd. I, S. 281] einige Zeit nichts berichtet, weil ich mich von seinem Fortgange in der Harmonie genau überzeugen wollte; nun aber kann ich Sie versichern, daß er mir immer lieber [253] wird, und daß ich fest überzeugt bin, daß dieser Unterricht ihm nicht allein keine Anstrengung macht, sondern daß er allein durch ihn befriedigt wird, weil Musik das Element ist, worin er sich ganz frei bewegt. Weder von mir, noch von seiner hohen Gönnerin (Amalie Gräfin Taafe), wird ihm der geringste Zwang angethan, denn Alles geht ganz frei und freudig von ihm selbst aus. Ich habe eine große Achtung für seinen ihm von Gott gegebenen Genius, als daß ich ihm irgend einen Zwang auflegen wollte, den er nicht selbst aus freiem Antriebe sich auflegen will. Um zu wissen, daß er sich sehr wohl befinde, darf man nur sein heiteres Gesicht, seinen freudigen Blick sehen, seine freundlichen Scherze hören. Mir ist durch diesen Knaben ein neues Leben aufgegangen, dessen ich mich wahrhaft freue.“ Kurze Zeit darauf wurde von dem damals achtjährigen Knaben eine Messe an der St. Peterskirche aufgeführt, die bei Kennern und Laien Staunen erregte; später die Oper „Die Wunderblume“ und andere Werke. – Zugleich mit ihm hatte auch der jugendliche Pianist Karl Filtsch [Bd. IV, S. 229] Unterricht bei Sechter genommen, auf den die Kunst mit Recht große Hoffnungen baute, der aber, erst 11 Jahre alt (1845), starb. Im Jahre 1850 erhielt Sechter die Stelle eines Professors der Compositionslehre am Wiener Conservatorium, die er bis zu seinem Tode inne hatte. Die Zahl seiner Schüler aus aller Herren Länder war nun so bedeutend, daß es monatlanger Vormerkung bedürfte, um in eine freigewordene Stunde einrücken zu können. Kaum daß sich der rastlos thätige Mann an Abenden Erholung gönnte, indem er bewährte Freundeskreise aufsuchte. Zu diesen zählten vor Allen der kais. Rath Hölzel und die Capellmitglieder Staudigl und Lutz. Staudigl als Bassist, Lutz als Tenor sangen mit ihm alle Compositionen durch und Sechter suchte von ihren Erfahrungen zu profitiren. Für einen geschlossenen Familienkreis bearbeitete er auch eine Anzahl deutscher Volkslieder contrapunctisch, denen dann bald komische Situationen, Operetten, folgten, die meist auf einen Scherz ausliefen. Eine derselben fand ohne Sechter’s Zuthun ihren Weg in die Oeffentlichkeit und machte seinerzeit viel reden. Es ist die am 12. November 1844 im Theater in der Josephstadt zum ersten Male gegebene Oper: „Ali Hitsch Hatsch“. Die Oper gefiel sehr und S. wurde am Schlusse stürmisch gerufen. Von der ersten Gallerie, wo er unter den Zuschauern sich befand, verneigte er sich gegen das klatschende Publicum. „Im Privatleben war Sechter die Anspruchslosigkeit selbst; aus seinen treuherzigen Augen sprach die vollste Gutmüthigkeit. Was „praktisch Leben“ heißt, kannte er nicht, er ließ sich leiten wie ein Kind, zufrieden wenn er außer seinen Lectionen dem Tage sein musikalisches Opfer bringen konnte an Canons, Präludien und namentlich Fugen, deren er eine erstaunliche Menge lieferte und wozu er sich die Thema’s auf die wunderlichste Art erfand. Sein musikalischer Nachlaß in Autographen zeigt, daß er seit dem Jahre 1850 es sich zur technischen Aufgabe stellte, täglich und unbeirrt durch was immer für eine augenblickliche Gemüthsstimmung, wenigstens eine Fuge zu schreiben. Die bare Unmöglichkeit in den Thema’s, deren Zahl auf viele Tausende hinauslief, immer Neues bringen zu können, zwang ihn, sich selbst Fesseln anzulegen. Die erste beste Zeitungsnotiz diente als Folie, durch entsprechende Hebung und Senkung, [254] Länge und Kürze, nach allen Gesetzen der musikalischen Declamation die unerwartetsten Notengruppen herbeizuzaubern. Es bildete sich daraus von selbst eine Art musikalisches Tagebuch, in dem Scherz und Ernst sich wunderlich kreuzen. Die beigefügten Daten zeigen auch, daß der Meister öfter eine wichtige Tagesbegebenheit, einen Erinnerungstag zum Grunde des Thema legte. Ein Fuge aber mußte daraus werden, denn „Nie ohne dieses!“, wie eine der Ueberschriften sagt. Bekannte er sich doch selbst zu der Ansicht: „Auch ein Wäschzettel kann zu einer neuen Composition dienen“. Nichts, was er sah und hörte, war sicher vor ihm. Spielereien mit Wörtern und ihre Wiedergabe in Noten, z. B. Cassa, Haß, Abgabe, Es geschehe, Ade, Bagdad, Affe, Baggesen, Bach, Fesca etc., dienten nur als bescheidene Abwechslung. Ueberall witterte er eine Gegenstimme, denn „der Contrapunct besteht nicht allein in der Musik, sondern zwischen Lehrer und Schüler, zwischen Herr und Diener, zwischen Mann und Frau, überall heißt es: verträglich sein.“ – Selbst am Sarge der Gattin sucht sein Herz Trost in einer Fuge: „Ausgelitten hat sie, die sanfte und geduldige Frau, nun wird ihre Geduld belohnt.“ Schweres mußte ihm im Jahre 1865 widerfahren sein. Ausrufungen, die in seinem Tagebuche stehen, weisen nach, wie er ein mißbrauchtes Opfer seiner Gutmüthigkeit geworden und nun im hohen Alter eine harte Prüfungszeit durchzukämpfen hatte. Die Erbärmlichkeit Jener, welche das Vertrauen und die Herzensgüte des Greises in so schändlicher Weise mißbraucht, schändet sich selbst. Der arme Sechter litt schwer an dieser an ihm verübten Schandthat. Im Jahre 1867 fing S. bedenklich zu kränkeln an, er mußte sogar mit seinen ihm so lieb gewordenen Fugen aussetzen. Doch siegle dießmal noch die Lebenskraft, und in schlichten innigen Worten feierte er den 13. Jänner: „Wie Derjenige, der lange nicht bei seiner Geliebten war, sich nach ihr sehnt, so sehnen wir uns nach der Fuge.“ Aber die Freude war von kurzer Dauer; wieder erkrankte er und dießmal gewann die Krankheit die Oberhand. Der Meister fühlte, daß es zu Ende gehe. Noch einmal, am 20. April, führt die welke Hand die Feder und dient zum Ausdrucke frommer Ergebenheit: „Wie Christus von dem Tode erstanden ist, so hoffen auch wir vom Tode zum Leben überzugehen!“ Es war die letzte, die Schlußfuge! Noch eine kurze Spanne Zeit und der größte Theoretiker, den Oesterreich seit Fux besessen, hauchte am 10. September seinen müden Geist aus. Sechter, der als Witwer starb, hinterließ einen Sohn und eine verheirathete Tochter, welche ihm von acht Kindern geblieben waren. Dem feierlichen Leichenbegängnisse im St. Stephansdome wohnten zahlreiche ehemalige Collegen, Schüler und Freunde des Verblichenen bei; ebenso seiner Gedächtnißfeier am 16. September, wobei unter Gottfried Preyer’s Leitung des Verblichenen Requiem in würdiger Weise aufgeführt wurde. Sechter starb arm wie ein Bettler. Der Mann, dessen ganzes Leben eine ununterbrochene Kette von Arbeit gewesen, war um sein Hab und Gut gekommen und mußte als fast 80jähriger Greis darben. Vermögen, Effecten, Orden, goldene Medaillen, ja selbst Uniform und Degen (womit zum Schmucke der Leichenfeier eine treue Freundeshand aushelfen mußte!) Alles hatte jenes Jahr 1865 verschlungen, dessen oben gedacht wurde. Und plumpe Tactlosigkeit ging so weit, für den k. k. Hoforganisten öffentlich [255] in den Zeitungen zu betteln. Indessen war von allen Seiten hilfreich beigesteuert worden. Auf ein Gesuch Helmesberger’s spendeten Se. Majestät der Kaiser und Se. kais. Hoheit Erzherzog Franz Karl je 300 fl.; und Staatsminister Ritter von Schmerling ließ unaufgefordert dem greisen Altmeister des Contrapunctes aus den jährlich zu vertheilenden „Künstler-Pensionen“ eine ausreichende Summe anweisen. – Die Zahl seiner Schüler dürfte nach vielen Hunderten zählen, es sind darunter gar berühmte Namen, als Hof- und Domcapellmeister Gottfried Preyer, die Fürsten Georg und Constantin Czartoryski, Fedrigotti, Theodor Döhler, Leopoldine Blahetka, Gustav Nottebohm, Anton Bruckner, Engelbert Aigner, Karl und Franz Frisach, Baron Gudenus, Otto Bach, Joh. Rufinatscha, Thomas Löwe, Th. Derffl, Oscar Montlong, C. F. Pohl, Frl. Rosa Kastner, von Perisutti, Frl. Stametz-Maier, Stanzieri, Karl Filtsch, Hoven (Vesque von Püttlingen), Selmar Bagge, Leopold und Rudolph Bibl, Julius Benoni, Stankovitz, Eugenio Galli, Henri Vieuxtemps, Ernst Pauer und Sigismund Thalberg. Trotz der zahlreichen Lectionen, die Sechter täglich in dem Zeitraume von über 60 Jahren ertheilte, entwickelte er auch im Componiren einen fabelhaften Fleiß. Nur der allerkleinste Theil seiner Werke erschien im Stiche. Alles Uebrige, darunter namentlich Orgelwerke, Messen und verschiedene Kirchencompositionen, ist zerstreut im Privatbesitze Einzelner. Die größeren Werke schenkte Sechter noch bei Lebzeiten der kais. Hofbibliothek und dem Archive der Gesellschaft der Musikfreunde. Dort ist auch sein musikalischer Nachlaß hinterlegt. Zu seinen veröffentlichten, weitaus bedeutungsvolleren theoretischen Schriften ist auch die von ihm neu bearbeitete „Abhandlung von der Fuge“ von Friedr. Wilh. Marpurg (Wien, bei Spina) zu zählen, die im zweiten Theile von Sechter eine ausgezeichnete Analyse der großen Fuge in Mozart’s „Jupiter-Symphonie“ enthält. Sein bedeutendstes Werk aber, „Die Grundzüge der musikalischen Composition“, in drei Bänden bei Breitkopf und Härtel erschienen, sichert ihm für alle Zeiten einen Ehrenplatz neben den größten Contrapunctisten. Unten folgt ein leider nicht vollständiges Verzeichniß der im Stiche erschienenen Werke Sechter’s. Die Werke mit Opus-Zahl führt noch am vollständigsten sein Biograph C. F. P. auf. Obgleich er die sorgfältigsten Nachforschungen angestellt, so war es ihm doch nicht möglich, manche Lücke zu ergänzen, denn über viele Werke wußten die Verleger selbst nicht Bescheid und mehrere Werke sind bereits vergriffen. Bei neuen Auflagen steht der Name des ursprünglichen Verlegers in Eckklammern. Die Werke ohne Opus-Zahl hat der Autor des Lexikons um mehrere Nummern vervollständigt.

Uebersicht der Compositionen Simon Sechter’s. I. Werke mit Opus-Zahl. Opus 1. „Drei Fugen für Pianoforte oder Orgel.“ Abbé Max Stadler gewidmet (Wien, Witzendorf). – Op. 2. „Drei Fugen für Orgel oder Pianoforte.“ Moriz Graf Dietrichstein gewidmet (ebd. [J. Cappi], Witzendorf). – Op. 3. „24 Versetten. Livr. I. u. II.“ (ebd., Witzendorf.) – Op. 4. „Drei Fugen für Pianoforte.“ Anton Salieri gewidmet (ebd. [J. Cappi], Witzendorf). – Op. 5. „Vier Fugen für Pianoforte.“ Herrn Ludwig van Beethoven hochachtungsvoll gewidmet (ebd. [J. Cappi], Witzendorf). – Op. 6. „Die vier Temperamente, ein musikalischer Scherz, für zwei Violinen, Viola und Violoncello“ (ebd. [J. Cappi], Witzendorf). – Op. 7. „Zwölf Variationen im strengen Style für Pianoforte.“ J. H. Worzischek gewidmet. [256] Sechter zum ersten Male als Hoforganist genannt (ebd. [J. Cappi],Witzendorf). – Op. 8. „Sechs Präludien für Orgel mit obligatem Pedal“ (ebd. [Cappi und Czerny], Witzendorf). – Op. 9. „Drei Fugen für Pianoforte.“ Franz Kommer gewidmet (ebd., Witzendorf). – Op. 12Zwölf Versetten und eine Fuge über das Thema des siebenten Werkes, für Orgel oder Pianoforte“ (ebd. [Cappi u. Czerny], Witzendorf). – Op. 13. „Sechs Menuetten und deutsche Tänze, contrapunctisch bearbeitet.“ Franz Lachner gewidmet (ebd. Diabelli). – Op. 14Sechs Präludien für Orgel mit obligatem Pedal.“ Zwei Lieferungen (ebd. [Cappi und Czerny], Witzendorf). – Op. 15. „Die letzten Tage des Carnevals oder vier Canons, für Pianoforte“ (ebd., P. Mechetti). – Op. 16. „Präludium, Fugen, Canon und Rondeau für Pianoforte.“ Joh. Gänsbacher gewidmet (ebd., P. Mechetti). – Op. 17. „Zwei Thema aus Mozart’s „Zauberflöte“, contrapunctisch durchgeführt“ (ebd., P. Mechetti). – Op. 18. „Kurze Messe (F-dur), für vier Singstimmen, zwei Violinen, Viola (zwei Hörner ad lib.), Orgel und Baß (ebd., Witzendorf). – Op. 20. „Drei Fugen für Pianoforte.“ Karl Czerny gewidmet (ebd. [Cappi], Witzendorf). – Op. 20 dis. „Fünfstimmiges Präludium, variirt für die Orgel“ (ebd. [A. Pennauer], neue Ausgabe, Diabelli). – Op. 21. „32 leichte Versetten für Orgel“ (ebd. [Cappi und Czerny], Witzendorf). – Op. 24. „26 Präludien für Orgel, in allen Dur- und Moll-Tonarten.“ Ambros Rieder gewidmet (ebd., zweite revidirte Ausgabe, P. Mechetti). – Op. 38. „Sechs Präludien für Orgel mit obligatem Pedal“ Dritte Lieferung (ebd. [Jos. Czerny], Witzendorf). – Op. 39. „Beliebte Melodien von C. M. von Weber, Mozart, Haydn und Gretry, contrapunctisch durchgeführt“ (ebd., Witzendorf). – Op. 40. „Die Zwillinge. Dargestellt in zwei Rondo’s, wovon das zweite die Umkehrung des ersten ist.“ Aug. Mittag gewidmet (ebd. Diabelli). – Op. 41. „Variationen über „God save the King“, für zwei Violinen, Viola, Violoncello.“ Edlen von Mosel gewidmet (Partitur, ebd., Diabelli), – Op. 42. „Wichtiger Beitrag zur Fingersetzung, worin gezeigt wird, wie beide Hände gleiche Fingerordnung bekommen können“ (ebd., Witzendorf). – Op. 43. „Fuge (C-moll)“, dem Andenken des zu früh verstorbenen Franz Schubert gewidmet (ebd., Diabelli). – Op. 44. „Drei Fugen für Orgel“ (in drei Heften): 1. „Christus ist erstanden: 2. „Allelujah“; 3. „Ite, missa est“ (ebd., Diabelli) – Op. 45. „Zwölf neue Variationen im strengen Style mit einer Schlußfuge über das Thema aus Op. 7 und 12.“ Diese drei Werke bilden gewissermaßen eine praktische Fugenlehre, von dem Verfasser in der Absicht geschrieben, um zu zeigen, wie jedes zusammengesetzte Fugenthema ein einfaches Grundthema haben muß (ebd. [Jos. Czerny], Witzendorf). – Op. 46. „Einheit und Mannigfaltigkeit des Contrapunctes und Canons, in 81 Sätzen dargestellt.“ Abbé Max Stadler gewidmet (Partitur, ebd., Diabelli). – Op. 47. „Offertorium (C-dur): „Beatus vir“ für Baßstimme, zwei Violinen, Violoncello, Baß und Orgel“ (ebd., Diabelli). – Op. 48. „Zwei Fugen über die Melodie des Kirchenliedes „Großer Gott, wir loben dich.“ Andr. Bibl gewidmet (ebd., Diabelli). – Op. 49. „Praktische Generalbaß-Schule, bestehend in 120 progressiven und mehrfach ausgeführten Uebungen im Generalbasse, mit besonderer Rücksicht für Jene, welche sich im Orgelspiele vervollkommnen wollen.“ Zweite Abtheilung (ebd. [Jos. Czerny], Witzendorf). – Op. 50. „20 Fugen über Kirchenlieder, für Orgel.“ Zwei Hefte (ebd., Diabelli). – Op. 51. „Offertorium: „Tollite portas“, Baß-Solo und Chor mit zwei Violinen, Viola, zwei Orgelbässen, zwei Corni, Violoncello, Contrabaß und Orgel“ (ebd., Diabelli). – Op. 51. „Einweihung in die gebundene Spielart oder contrapunctische und canonische Sätze für Pianoforte.“ Vier Hefte (ebd. [J. Trentsensky], Witzendorf). – Op. 25. „24 Präludien, im allen Tonarten, für Orgel.“ Zwei Hefte (ebd. Artaria). – Op. 53. „24 Fugen für Pianoforte, vierhändig.“ Vier Hefte (ebd., Diabelli). – Op. 54. „Messe (C-dur) sammt Tantum ergo, Graduale und Offertorium für Sopran und Alt, mit Begleitung der Orgel“ (Partitur, ebd., Diabelli). – Op. 55. „Trauerfuge (C-moll) für Orgel oder Pianoforte“, dem Andenken Abbé Mar Stadler’s gewidmet (ebd., Diabelli). – Op. 56. „Zwei Präludien für Orgel oder Pianoforte“, im einfach großen Style des gefeierten Palestrina“ (ebd., Diabelli). – Op. 57Musikalischer [257] Rathgeber, oder: Sichere Mittel, zwei in einer bestimmten Lage stehende Accorde, die gleich nach einander eine fehlerhafte Folge abgeben, durch Zwischentöne oder Zwischenaccorde auf verschiedene Art zu verbinden.“ Drei Abtheilungen (ebd., Diabelli). – Op. 58. „Der fallende Schnee, Gedicht von J. Günzburg, für eine Baßstimme mit Pianoforte“ Jos. Staudigl gewidmet (ebd., Diabelli). – Op. 59. „Praktische und im Zusammenhange anschauliche Darstellung“, wie aus den einfachen Grundharmonien die verschiedenen Bezifferungen im Generalbasse entstehen. In zehn Thema’s für die Dur-Tonart und in neun derselben für die A-moll-Tonleiter, mit 977 sowohl diatonischen als chromatischen Variationen für das Pianoforte oder die Orgel, sowohl in der Generalbaßbezeichnung, als in Noten ordentlich ausgeschrieben vorgestellt und Allen, die sich gründlich unterrichten wollen, gewidmet (ebd., Artaria). – Op. 61. „Zwei Fugen für Orgel oder Pianoforte“ (ebd., P. Mechetti). – Op. 62. „Zwölf contrapunctische Studien.“ Sigmund Thalberg gewidmet (ebd., P. Mechetti). – Op. 63. „Salve Regina. für Alt und Baß-Unisono, zwei Violinen, Viola, Violoncello, Contrabaß und Orgel“, und „Ave Maria Stella“, für Sopran, Alt, Tenor, Baß, zwei Violinen, Viola, Violoncello, Contrabaß, Orgel“ (Partitur, ebd., Diabelli). – Op. 63. „Kleine Landmesse (F-dur), für eine Singstimme (oder Unisono) mit Begleitung der Orgel“ (ebd., P. Mechetti). – Op. 64. „The minstrel of Rheingrafenstein“ (der Minnesänger von Rheingrafenstein), Gedicht von Incledon Für eine Singstimme mit Pianoforte“ (ebd., Diabelli), – Op. 64. „Zweite kleine Landmesse (Es-dur), für zwei Singstimmen mit Begleitung der Orgel“ (ebd., P. Mechetti). – Op. 65. „Der Hirt am Felsen. Gedicht von J. G. Seidl. Für eine Singstimme mit Pianoforte“ (ebd., P. Mechetti). – Op. 66. „Te Deum und Graduale, für eine Singstimme (oder Unisono), für’s Chor mit Begleitung der Orgel“ (ebd., P. Mechetti). – Op. 67. „Dritte kleine Landmesse, für vier Singstimmen mit Orgelbegleitung“ (Partitur, ebd., Mechetti). – Op. 69. „Solenne Messe (C-dur) sammt Graduale und Offertorium, für vier Singstimmen, Orchester und Orgel“ (Partitur, ebd., Diabelli). – Op. 70. „Vier Fugen über den Namen Fesca, für Orgel oder Pianoforte.“ Ferdinand Schubert gewidmet (ebd., Diabelli) – Op. 71. „Impromptu über das Lied: „Was ist des Deutschen Vaterland“ und „Fuchslied“, musikalischer Scherz. Für Pianoforte“ (ebd., Diabelli). – Op. 71. „24 Präludien, in allen Dur- und Moll-Tonarten für Orgel oder Physharmonika“ C. F. Pitsch gewidmet (ebd., Diabelli). – Op. 73. „Präludium, Fuge, Canon und Rondo für Pianoforte.“ Joh. Beranek gewidmet (ebd., A. O. Witzendorf). – Op. 74. „Messe (F-dur), für vier Männerstimmen“, dem Vereine zur Beförderung echter Kirchenmusik gewidmet (Partitur, ebd. Mechetti). – Op. 76. „Prosa und Musik, für Pianoforte“ (Leipzig, Breitkopf und Härtl). – Op. 77. „Vierte Landmesse mit Tantum ergo, Graduale und Offertorium, für eine Singstimme und Orgel oder für Sopran, Alt und Baß, zwei Violinen, Violoncello, Contrabaß und Orgel“ (Partitur und Singstimme, Wien, Spina). – Op. 78. „Der Graf von Habsburg, eine Ballade von Schiller. Für eine Baßstimme mit Pianoforte“ (ebd., P. Mechetti). – Op. 79. „Sonate (D-dur), für Pianoforte“ (Leipzig, Breitkopf und Härtl). – Op. 80. Sonata, per Pianoforte“ (Milano, Riccordi). – Op. 81. „Zwei Offertorien, Nr. 1: „Erravi sient ovis“, Nr. 2: „Principes persecuti“, für Solo-Baßstimme mit zwei Violinen, Viola, Violoncello, Contrabaß.“ Ant. Ritter von Pachner jun. gewidmet (Wien, Spina). – Op. 83. „31 Vor- und sieben Nachspiele zum österr. Volkslied. Für Orgel, Physharmonika oder Pianoforte“ (F. Glöggl). – Op. 86. „Messe (D-moll), Asperges, Tantum ergo, Graduale, Offertorium, für Baßstimme mit Orgel“ (F. Glöggl). – Op. 87. „24 kurze Präludien für Orgel (Physharmonika oder Pianoforte).“ Th. Dirzka gewidmet. Drei Hefte (Wesseli). – Op. 89. „Der 79. Psalm. Vocalchor für vier Männerstimmen (Partitur und Singstimme, Glöggl). – Op. 90. „18 Choralvorspiele für Orgel.“ Drei Hefte, Selmar Bagge gewidmet (Wien, Wesseli). – Op. 91. „21 kurze Präludien für Orgel oder Physh. (Harmonium) oder Pianoforte“ (Wien, Spina).
II. Werke ohne Opus-Zahl. a) Für Orgel oder Pianoforte. „Sechs Variationen oder contrapunctische Sätze über „Gott erhalte“. Für Orgel oder Pianoforte.“ [258] Jos. Eybler gewidmet (Wien [A. Pennauer], Spina). – „Zwei Kirchenlieder mit contrapunctischen Folgerungen, für Orgel oder Pianoforte“: 1. „Dieß ist der Tag von Gott gemacht“; 2. „Der Heiland ist erstanden“ (ebd., Spina). – „Pastoralfuge für eine Orgel (Pastoralfuge und Präludien) von Sechter und Aßmayer“ (ebd., Haslinger). – „Fuge über „Gott erhalte“, für Pianoforte oder Orgel“ (ebd., [A. Pennauer], neue Auflage, Spina), – „Moderato und Fugetta für Orgel“ (Erfurt, Körner). – „Fugetta und Canon“ (Die Contrapunctisten Heft II, Zürich, Nägeli). – „Fuge“ (detto, Heft V. ebd., Nägeli). – „Verbesserungen und Zusätze von Sechter zu dem Werke von J. Preindl: Melodien aller deutschen Kirchenlieder, welche zu St. Stephan in Wien von der Gemeinde gesungen werden, nebst Cadenzen und Präambuln für Orgel oder Pianoforte mit unterlegter erster Strophe zum Singen.“ Dritte Auflage (Wien, Spina). – „28 Präludien und 12 Zwischenspiele in dem Werke: Anleitung zur Behandlung und Beurtheilung einer Orgel, von S. Stehlin“ (ebd. 1861, Druck von L. Sommer). – „Contrapunctische Studien, für Orgel oder Clavier. Sammlung von Musikstücken alter und neuer Zeit. Zulage zur neuen Zeitschrift für Musik“ Sechstes Heft (Leipzig 1839, R. Friese), – „Introduction und Variation für Pianoforte über das Thema: „Brüderlein fein““ Sigmund Thalberg gewidmet (Wien [F. Kettner], P. Mechetti). – „14 Variationen über das Thema: „Ich bin liederlich“. Für Pianoforte“ (ebd., Haslinger). – „Bagatellen, für Pianoforte“ (ebd., Witzendorf). – „Vier Fugen und Canons.“ Zweite Aufl. (ebd., Spina). – „Gablenz-Marsch“ (ebd., Haslinger). – „Netterl-Polka“ (ebd., Haslinger). – „Fuge (Wie Derjenige, der lange nicht u. s. w.) für Orgel und Pianoforte“ (Beilage zum Musik- und Literaturblatte 1867, Nr. 2, ebd., Sallmeyer). – „Fuge. Erravi sicut ovis.“ – „Fuge. Principes persecuti sunt me gratis.“ – b) Für Gesang, „Vierstimmige Choralmesse mit Begleitung eines kleinen Blechmusik“ (München, Streck, Leipzig, Hofmeister). – „Messe (C-dur), für vier Singstimmen, zwei Violinen, Viola, Baß, zwei Orgelbässe, zwei Fagoten, zwei Hörner ad lib., und Orgel“ (Kirchenmusik-Archiv. Lief. 6, Partitur F. Glöggl). – „Missa vocalis et tantum ergo, Sopran, Alt und Orgel“ (Partitur, F. Glöggl). – „Messe (A-dur), für Sopran, Alt, Tenor, Baß mit Orgel“ (F. Glöggl). – „Requiem, für Sopran, Alt, Tenor, Baß mit Orgel“ (F. Glöggl). – „Veni sancte Spiritus, für Sopran, Alt, Tenor, Baß und Orgel“ (F. Glöggl). – „Graduale et Offertorium, für Sopran. Alt und Orgel“ (Partitur und Singstimme. F. Glöggl). – „Orgeltöne (mit Beiträgen von Sechter). Geistliche Lieder von Anton Passy, in Musik geschrieben von verschiedenen Meistern. Für Gesang und Orgel oder Pianoforte.“ 10 Hefte (Wien, Haslinger). – „Fünf deutsche Gedichte. Für eine Singstimme mit Pianoforte“ (Wien [Lithogr. Institut), Haslinger). – „Bei dem Leichenbegängnisse des L. von Beethoven. Gedicht von Castelli. Für eine Frauenstimme mit Pianoforte“ (Kettner). – „Die Sänger. Ein Kriegsgesang für vier Singstimmen“ (Wien, Diabelli). – „Musikalischer Scherz, für vier Männerstimmen: „Wir können nichts reden wider den Herrn“ (Partitur, F. Glöggl). – „Deutsche Fröhlichkeit.“ Sammlung heiterer Volksmelodien im harmonischen Gewande. Für Sopran, Alt, Tenor und Baß mit Begleitung des Pianoforte (und des Streichquartetts ad libitum), Nr. 1. „Bin i nit a schöner Kohl’nbau’rnbua“; Nr. 2. „Wenn alle junge Mädchen zum Tanzspiel geh’n“; „Es sitzt ein Schneider auf dem Gras“; Nr. 4. „Auf und trinkt, Brüder trinkt.“ Es dürften wohl noch andere Werke ohne Opus-Zahl in Drucke erschienen sein, aber sie finden in den Katalogen sich nicht verzeichnet.
III. Verschiedene Werke.Vier Fugen und Canons“ für zwei Violinen, dem Vereine zur Beförderung echter Kirchenmusik gewidmet. Zweite Auflage (Wien, Spina). – Adagio et Thème avec Variations pour Violon“, dediés à son ami H. Vieuxtemps (ebd., Artaria). – „Große Fuge in D-dur (für Orchester), arrangirt für Pianoforte zu vier Händen, componirt von Mozart und vollendet von Sechter“, aufgeführt in den Concerts spirituel zu Wien (ebd., Haslinger). – In ähnlicher Weise vollendete Sechter ein Fugato mit Cantus firmus (H-moll), für zwei Violinen, Viola, Violoncello. Nur die ersten 15 Tacte sind von Mozart und in [259] seiner „Zauberflöte“ benützt. Autograph kais. Hofbibliothek. – Ferner drei Clavierfugen, angefangen von Mozart, in O. Jahn’s Mozart, erste Auflage, Bd. III, pag. 375 erwähnt; Originalskizze im Salzburger Mozarteum.
IV. Theoretische Schriften.Abhandlung von der Fuge, von Friedr. Wilh. Marpurg. Neu bearbeitet, mit erläuternden Anmerkungen und Beispielen vermehrt von S. Sechter.“ Zwei Theile (Wien [Ant. Diabelli], C. A. Spina), – „Die Grundsätze der musikalischen Composition“ (Leipzig, Breitkopf und Härtel). Erste Abtheilung: Die richtige Folge der Grundharmonien, oder vom Fundamentalbau und dessen Umkehrungen und Stellvertretern. – Zweite Abtheilung: Von den Gesetzen des Tactes in der Musik. Vom einstimmigen Satze. Die Kunst, zu einer gegebenen Melodie die Harmonie zu finden. In drei Abhandlungen. – Dritte Abtheilung: Vom zwei- und dreistimmigen Satze, entsprungen aus dem vierstimmigen. Rhythmische Entwürfe. Vom strengen Satze mit kurzen Aenderungen des freien Satzes. Vom doppelten Contrapuncte. In vier Abhandlungen.
Unedirte Werke. Zahlreiche Compositionen in Sechter’s Originalhandschrift, befinden sich im Privatbesitze Einzelner. Der kais. Hofbibliothek übergab Sechter noch bei Lebzeiten nachfolgende Werke im Autograph: „Psalm von Klopstock für Baßsolo mit Männerchor und Clavierbegleitung“: „Evangelien“ (6 Bände) – „Episteln“ (2 Bde.) – „Religiöse Gesänge“ – „Evangelische Denksprüche. Für vier Singstimmen.“ – „Mehrere Psalmen David’s“ nach der lateinischen Uebersetzung der Vulgata. – „93 Psalmen David’s“ nach Mendelsohn’s Uebersetzung (3 Bände). – „Geschichte der Apostel“ 1. und 2. Capitel; auch 3. und 4. Capitel mit Einleitungschor, Zwischensätze und Schluß, bestehend in Arien, Chören und Fugen. Nach Kistemaker’s[WS 1] Uebersetzung. – Dem Archive der Gesellschaft der Musikfreunde schenkte Sechter zwei Jahre vor seinem Tode folgende Werke im Autograph: „Robert und Aennchen.“ Cantata, Gedicht von Tiedge (Partitur, 1834 und 1845). – „Sodoma’s Untergang.“ [Oratorium in zwei Abtheilungen, gedichtet von Em. Straube (Claviatur und Partitur, 1840). – „Die Offenbarung Johannes.“ Oratorium in drei Theilen (Partitur, 1845).
Sechter’s Nachlaß. Wir gedachten schon in der Lebensskizze der täglichen contrapunctischen Arbeiten Sechter’s, welche in den Jahren 1850 bis 1857 an 6000 Fugen betragen mögen. Außerdem liegen aber noch an 30 Bände Clavier-, Orgel-, und Gesangsmusik vor, nebst sechs Opern, unter denen auch Grillparzer’s „Melusine“. – Die Compositionen reichen zurück bis in’s Jahr 1810 und 1811; diese frühesten sind gemüthliche „Deutsche“. Ein Band aus den Jahren 1818 und 1819 enthält eine Sammlung „deutscher Volksmelodien“, die Sechter mir großer Vorliebe contrapunctisch bearbeitete. Das Jahr 1833 liefert ein eigenthümliches Werk, ein Beispiel von zäher Ausdauer, dabei aber auch von staunenswerthen Kenntnissen. Die Aufgabe war: 104 Variationen über ein Originalthema von 104 Tacten. Diese Selbstgeißelung mußte dem Manne denn doch am Ende selbst peinlich geworden sein, denn die letzte Variation am 27. October schließt mit dem Ausrufe: „Gott sei Dank!“ – Die Gesangsmusik ist zahlreich vertreten mit Balladen, Liedern für eine und mehrere Stimmen. Wir finden da sehr umfangreiche Stücke: „Das Lied von der Glocke“, „Das Eleusinische Fest“ (mit Orch. 1818, Part.), „Der Gang nach dem Eisenhammer“, „Der Tanz“, „Die Bürgschaft“, „Der 119. Psalm“ (für mehrere Stimmen, Part. 1842). Wer Sechter kannte, weiß, daß der so ruhige, stille Mann dem Scherze, dem Humor gar nicht abgeneigt war; manch’ treffende Bemerkung, mitunter scharf, doch nie verletzend, brachte oft Schüler und Meister so zum Lachen, daß die Augen feucht wurden. So gönnte sich Sechter zuweilen auch im Componiren, in seinen ernsten Studien einen Seitensprung. Davon zeigt ein Band, „Naive Idyllen zur Erheiterung“, für Sopran und Baß mit Clavierbegleitung; ein Band „komischer Dichtungen“, für eine Singstimme mit Baßbegleitung; „Der falsche Argwohn“, eine idyllische Scene (Damon, Phillis); „Hercules am Spinnrocken“ oder „Der Göttersohn der Wildniß“, ein zweistimmiges Oratorium in zwei Abtheilungen etc. Zum Schlusse dieser biographischen Skizze des großen Meisters (dem das vierbändige Schladebach-Bernsdorfsche Musik-Lexikon ganze 22 Zeilen widmet! Der Claviervirtuos Leopold von Meyer hat doch 34 aufzuweisen) [260] sei noch auf zwei theoretische Werke aufmerksam gemacht, die, durchaus von Sechter’s Hand, vollständig und vollendet, sich in seinem Nachlasse vorfanden, Nr. 1. „Abhandlung über die musikalisch-akustischen Tonverhältnisse“ (30 Quartseiten); – Nr. 2. „Vom Canon“ (Vorrede und 42 §§, auf 88 Folioseiten). Dieses Werk schließt mit nachstehenden Zeilen: „Eine besondere Bewunderung verdienen die Canons, die in den 30 Variationen in G-dur von Joh. Sebastian Bach vorkommen, wo über die Grundharmonien das Thema, nebst anderen Variationen auch Canons in allen Intervallen zu finden sind, was wahrlich keine Kleinigkeit ist. Diese Bewunderung war Ursache, daß ich in meinem großen Variationenwerke, welches ich einst noch den Lesern vorzulegen hoffe, einige Canons dieser Art, zu einer Zeit, wo ich hinlängliche Muße hatte, selbst zu verfassen unternahm; wobei ich gestehe, daß ich den ganzen Vorrath an Kenntnissen und angestrengte Aufmerksamkeit nöthig hatte, um diese Arbeit zu meiner Zufriedenheit zu Stande zu bringen. Eine Bemerkung zum Troste für Studirende möge hier noch Platz finden, nämlich, daß einestheils die Menschen den Künstler verlachen, der sich um Kenntnisse bemüht, die ihnen unnöthig erscheinen, und anderntheils wieder so viel Kenntnisse und Fertigkeiten von ihm fordern, wie er, mit allem Fleiße, sein ganzes Leben hindurch nicht erwerben kann.
Quellen zur Biographie Simon Sechter’s. Handschriftliche biographische Notizen aus dem Archive des Wiener Musik-Conservatoriums. – Zeitschrift für katholische Kirchenmusik. Herausgegeben von Johannes Ev. Habert (Gmunden, 8°.) 1868, Nr. 1 u. d. f.: „Simon Sechter“, [Eine umfassende biographische, vornehmlich jedoch musikalische Studie.] – Jahres-Bericht des Wiener Conservatoriums der Musik (Wien, Wallishausser, 8°.) VIII. Jahrg., Neue Folge, Schuljahr 1867/68, S. 1 u. f.: „Simon Sechter“. Von C. F. P(ohl?). – Markus (Jordan Cajetan), Markt Friedberg, dessen Umgebung und seine berühmten Männer (Linz 1870, 8°.), S. 51–54. – Fremden-Blatt (Wien, 4°.). Von Gustav Heine, 1867, Nr. 250. – Köchel (Ludw. Ritt. v.), Die kais. Hofmusikcapelle, S. 97, 100, 115. – Linzer Zeitung 1865, Nr. 219 u. 220, im Feuilleton: „Berühmte Friedberger. Biographische Denkmäler“. Von Jordan Cajetan Markus. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.). Zweite Abtheilung, Bd. VIII, S. 674. – Mittheilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen (Prag, gr. 8°.) IX. Jahrg. (1870), S. 56 u. f. – Neues Fremden-Blatt (Wien, 4°.) 1867, Nr. 251: „Simon Sechter, k. k. Hoforganist“. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1837, 8°.) Bd. IV, S. 633. – Neue freie Presse (Wien, Fol.) 1867, Nr. 1088: „Simon Sechter“. – Presse (Wiener polit. Blatt) 1867, im Local-Anzeiger zu Nr. 252: „Simon Sechter“. Von E. Schelle. – Schilling, Das musikalische Europa, S. 311, – Neues Neues Universal-Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. Schladebach, fortges. von Ed. Berndorf (Dresden 1857, Rob. Schäfer, gr. 8°.) Bd. III, S. 546. – Wanderer (Wiener polit. Blatt) 1867, Nr. 250, im Feuilleton. Von Dr. August Schmidt. – Wiener allgemeine Musik-Zeitung. Herausgegeben von Dr. August Schmidt (4°.) 1845, Nr. 153 u. 154, S. 619: „Einiges über mich selbst“. Von Simon Sechter. – Wiener Zeitung 1867, Nr. 219, S. 782: Simon Sechter“. –
Porträt. Unterschrift: Facsimile des Namenszuges Simon Sechter. Kriehuber (lith.) 1840. Gedr. bei Joh. Höfelich. Dem verehrten Meister seine Schüler (Fol.).
Aus Simon Sechter’s Tagebuch. Etwas über mein Studium. Die Componisten, welche ich am meisten studirte, sind: Mozart, Joseph und Michael Haydn, Beethoven, Gluck, Händel, Sebastian und Emanuel Bach, Kirnberger, Albrechtsberger, Hummel, Clementi; weil Zeit und Gelegenheit mir diese besonders vorführten. Noch waren mir während meines Studiums interessant: Graun, Mehul, Cherubini, Pergolese, Spohr, Onslow, Abbé Stadler, Dussek, Cramer, Eybler, Weigel u. A. Lehrbücher, die ich studirte, sind: Marpurg’s Abhandlung von der Fuge, dessen Harmonielehre und dessen Temperatur; Kirnberger’s Kunst des reinen Satzes, dessen wahre Grundsätze der Harmonie; Emanuel Bach’s Lehre vom Accompagnement; [261] Albrechtsberger’s Generalbaß- und Compositionslehre; Matthison’s vollkommener Capellmeister; Türk’s Generalbaßlehre. In neuerer Zeit las ich auch Gottfried Weber’s Theorie, die Compositionslehre von Reicha, auch ein Paar Theile vom System des Herrn Marx aus Berlin und noch einige andere kleine Lehrbücher. Daß ich auch Riepel’s Werke gelesen, hätte ich bald vergessen. Die nicht musikalischen Bücher, die ich aufmerksam las, sind, nebst dem neuen Testament, welches ich am meisten lese, das alte Testament, Geschichte der Religion Jesu von Stollberg, Schiller’s Werke, einige Werke von Göthe, Herder, Wieland, Klopstock, Jean Paul, Pestalozzi, Matthisson’s Gedichte, Grillparzer’s „Ottokar“, dann Uebersetzungen von Shakespeare, von Plato, von Homer, Cicero, Seneca, Tacitus, Livius, Rousseau’s „Emil“, Auszüge aus dem Ossian u. s. w. Voltaire habe ich nur insoweit kennen gelernt, daß ich fand, er würde mich unzufrieden machen und habe mir nichts mehr von ihm verlangt. In meiner Jugend habe ich zwar auch viele Romane gelesen, ich habe aber nicht gefunden, daß sie viel zu meiner Zufriedenheit beigetragen hätten, im Gegentheile waren sie es, die mir die ernsteren Bücher nöthig machten. Uebrigens haben mir diese auch zur Musik viel genützt, wenn sie auch von anderen Gegenständen handeln.
Gedenktafel. Am 18. September 1870 wurde im Markte Friedberg, Sechter’s Geburtsort, an seinem Geburtshause die seinen Namen tragende Gedenktafel enthüllt.
Sechter’s Grabstätte. Dieselbe befindet sich auf dem Schmelzer Friedhofe Nr. 4370, 31. Reihe links. Im Jahre 1871 wurde dieselbe mit einem einfachen Denkmale geschmückt, das folgende Inschrift zeigt: „Simon Sechter, k. k. Hoforganist und Compositeur. Geboren am 11. October 1788 in Friedberg, gestorben am 1. September 1867 in Wien. Mit ihm wurde der größte Contrapunctist unserer Zeit, der treue Wächter des strengen Satzes zu Grabe getragen.“ Das Denkmal verdankt sein Entstehen der Initiative eines Landsmannes des Verewigten, des Herrn J. K. Markus und den Geldspenden einiger dankbarer Schüler des berühmten Musiklehrers.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Kistenmaker’s.