BLKÖ:Silbernagel, Johann Nepomuk

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 34 (1877), ab Seite: 283. (Quelle)
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Silbernagel, Johann Nepomuk (Bildhauer, gebürtig aus Bozen in Tirol, Zeitgenoß). Er erscheint auch als Joseph Silbernagel. Ein noch junger Tiroler Künstler, der allem Anschein nach seine künstlerische Ausbildung in Wien erlangte. Schon im Jahre 1865 gedenkt die „Bozener Zeitung“ seiner in Gemeinschaft mit dem Kitzbichler Franz Erler als zweier Künstler, deren höchst erfreuliche Thätigkeit ihrem Heimatlande in Erinnerung gebracht zu werden verdient. Beide Künstler waren damals mit Bildhauerarbeiten für die Vöslauer Kirche beschäftigt. Um diese Zeit erhielt Silbernagel von Seite des damaligen Staatsministeriums den Auftrag: zwei überlebensgroße Büsten der Operncompositeure Meyerbeer und Boieldieu aus istrischem Marmor für das Foyer des neuen Hof-Operntheaters zu meißeln. In der III. allgem. deutschen Kunstausstellung, welche im September 1868 in Wien Statt hatte, war unser Künstler durch zwei Feldherrenstatuen für das k. k. Arsenal in Wien, eine noch Gipsmodell, die andere bereits in Marmor ausgeführt, ehrenvoll vertreten. Die noch im Modell befindliche stellte Leopold Grafen von Daun[WS 1], die in Marmor vollendete Otto Grafen Abensberg-Traun dar. Das Gipsmodell dieser Letzteren befand sich (mit dem Preise von 2000 fl. bezeichnet) in der Kunsthalle der Wiener Weltausstellung 1873. Beide Standbilder wurden von der Fachkritik [284] als höchst beachtenswerthe Leistungen unserer heimischen Kunst bezeichnet. Am meisten richtete sich aber die Aufmerksamkeit auf den talentvollen Künstler, als dieser in Gemeinschaft mit noch zwei anderen, nämlich Costenoble und Anton Wagner, dieser Letztere der Bildner des in jüngster Zeit mehrfach genannten „Gänsemädchens“, als Preisbewerber für das Maria Theresia-Denkmal in Wien auftrat. Die Sache bildet einen bemerkenswerthen Beitrag zur österreichischen Kunstgeschichte, und verhält sich so: Von den officiellen Kunstrichtern wurden Benk, Kundmann und Zumbusch beauftragt, Concurrenz-Entwürfe für ein Maria Theresia-Monument zu fertigen, das auf dem Platze zwischen den neuen Museen aufgestellt werden sollte. Nun wollten aber auch Wiener Künstler ihre Existenz kundthun. Zwar sind Benk und Kundmann auch Wiener Künstler, aber bei dieser Aufforderung waren beide mehr der Form wegen zugelassen worden, denn es war ja vorhinein der Auftrag dem Ausländer Zumbusch, einer in jeder Hinsicht beachtenswerthen Künstlerkraft, zugedacht. Die drei genannten Künstler Silbernagel, Costenoble und Wagner hatten nun aber auch, also ungebeten, mitconcurrirt, und nicht vergebens die ansehnlichen Auslagen an das vier Meter hohe Modell gewendet: denn die öffentliche Meinung entschied sich einmüthig für die Arbeit der drei Künstler, die Jurymitglieder Semper und Hasenauer sprachen den drei officiellen Entwürfen in einem an den Kaiser erstatteten Memorandum die Ausführbarkeit ab, und bezeichneten den Entwurf der Künstler Silbernagel, Costenoble und Wagner als den geeigneteren, hingegen hatte der Director des österreichischen Museums für Zumbusch plaidirt. Se. Majestät der Kaiser hatten unter solchen Umständen die Entscheidung sich vorbehalten, aber mittlerweile Zumbusch gestattet, noch vor der definitiven Entscheidung an seinem Entwurfe Abänderungen vorzunehmen. Das Monument der drei Künstler, welches von der Jury als das zur Ausführung geeignete bezeichnet wurde, hat als architektonische Basis ein Rechteck, dessen Diagonalen sich zu Postamenten für die Reiterstatuen der Kriegshelden Daun, Khevenhüller, Laudon und Traun verlängern. Zwischen diesen bauen sich die Stufen zu dem mit Hautreliefs geschmückten Mittelbau auf, dessen vier Kanten durch decorirte Veluten maskirt sind. Die Reliefs enthalten in leichtbewegten Gruppen zusammengefaßt die hervorragendsten Männer der Theresianischen Zeit, welche den Staat nach innen gebildet, als: Kaunitz, Bartenstein, Starhemberg, Liechtenstein, van Swieten u. A. Ein Kranz von decorativen Behelfen, vier Adler mit ausgebreiteten Fittigen an den Ecken und Medaillons[WS 2] mit dem Namenszuge der Kaiserin, und den Porträts von Franz Stephan von Lothringen, Joseph II. und Franz Joseph I., dem Stifter des Monumentes, vermitteln den Uebergang zur Hauptfigur, der auf einem Thronsessel sitzend dargestellten Kaiserin, deren rechter Unterarm sich auf die Armlehne stützt, die gesenkte Hand die pragmatische Sanction hält, die linke das Szepter trägt. Der granitene Sockel weist in Bronzebuchstaben die Widmung: „Der großen Kaiserin Maria Theresia. Franz Joseph I.“. Als Material, woraus das Denkmal auszuführen, haben die Künstler Bronze angenommen. Die Ausführung des schönen, sinnig construirten, einfachen, [286] und doch reichen Monumentes ist der allgemeine Wunsch, sollte auch die ah. Entscheidung wie immer ausfallen. Hoch genug ist der moralische Gewinn anzuschlagen, welcher sich für die Künstlerschaft Wien’s aus der Thatsache ergibt, daß die beschränkte Concurrenz überhaupt, in solchen Fällen jedoch insbesondere zweckwidrig sei. In der letzten Kunstausstellung im Wiener Künstlerhause (Mai 1877) hat S. die Büste einer alten Dame auf einem prachtvollen Zierpostament, ein geistvoll individualisirtes Werk, ausgestellt, und mehrere, für die Hof-Museen bestimmte Entwürfe wieder in Gemeinschaft mit Costenoble und A. Wagner.

Botzener Zeitung (kl. Fol.) 1865, Nr. 220: „Unsere vaterländischen Künstler“ [daselbst erscheint er als Joseph Silbernagel]. – Allgemeine Zeitung (Augsburg, Cotta, 4°.) 1875, Nr. 71, Beilage, im XL. Wiener Briefe von V.(incenti). – Ueber Land und Meer. Allgemeine illustrirte Zeitung (Stuttgart, Hallberger. kl. Fol.) Bd. XXXIV (1875), Nr. 43, S. 851 [mit der Ansicht des Marien Theresien-Denkmals].

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Otto Leopold Grafen von Daun.
  2. Vorlage: Medaillions.