BLKÖ:Stadler, Maximilian

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 37 (1878), ab Seite: 60. (Quelle)
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Stadler, Maximilian (Abbé und Tonsetzer, geb. zu Melk in Oesterreich u. d. Enns am 4. August nach der Angabe des Grabsteins, n. A. am 5. August 1748, gest. zu Wien am 8. Nov. 1833). Seine Eltern bürgerlichen Standes, ließen ihn neben den gewöhnlichen Lehrgegenständen auch in der Musik unterrichten, zu welcher der Knabe besondere Neigung zeigte. Sein erster Lehrer in dieser Kunst war ein Bürger, Namens Leithner, der zugleich Baßsänger in der Stiftskirche zu Melk war, und seinen Schüler in kurzer Zeit so weit brachte, daß er bei dem musikalischen Gottesdienste öffentlich singen durfte. Im Alter von zehn Jahren (1758) kam er als Sängerknabe in dos Stift Lilienfeld, wo er in der lateinischen und griechischen Sprache Unterricht erhielt und Gelegenheit hatte, sich sowohl im Gesange zu üben, als auch Violine und Clavier zu spielen, Letzteres ohne alle Anleitung. Da er sich die auf der Orgelstimme über den Noten befindlichen Ziffern nicht zu erklären wußte, zeigte ihm P. Adalbert Thomas praktisch, wie die durch jene Ziffern angedeuteten Töne mit der rechten Hand zu spielen seien, und auf diese Weise lernte er den Generalbaß ohne alle vorausgegangene Theorie, so, daß er bald Messen, Litaneien u. dgl. auf der Orgel begleiten konnte. Als er elf Jahre alt war (1759), machte er seine ersten Versuche in der musikalischen Composition, bestehend in einer Sopran-Arie und einem „Salve Regina“ für vier Singstimmen, zwei Violinen und Orgel, welch letzteres öfters in der Stiftskirche aufgeführt wurde. Außer einer kindlichen Zuneigung für seinen Geburtsort zog ihn auch die Bewunderung für den berühmten Albrechtsberger nach Melk, der damals Organist im Stifte war. Mit innigem Wohlgefallen hörte er diesen großen Meister fast täglich bei Choralmessen präludiren und die herrlichsten Fugen aus dem Stegreife ausführen. Stadler fand sein improvisirtes Spiel geschmackvoller als seine Compositionen. Es fehlte in Lilienfeld nicht an Gelegenheit, auch andere Tonkünstler von Ruf, die das Stift auf ihren Reisen besuchten, und ihre Musikwerke zu hören. So lernte er die Brüder Misliweczek [Bd. XVIII, S. 362], den Vicecapellmeister der Kathedrale zu Wien, Schmid, und den Chordirector Scheibel von St. Pölten kennen. Dieser hatte für das Stift Lilienfeld eine dramatische Cantate: „Ulysses“, geschrieben, die auf dem dort befindlichen Theater aufgeführt wurde, und worin Stadler, als Altosänger, die Rolle der Kalypso übernehmen mußte. 1762 kam S. nach Wien, besuchte bei den Jesuiten (nächst der Universität) die lateinischen Schulen, hörte fleißig die damals trefflich bestellten Kirchenmusiken an. und wurde bald als [61] Orgelspieler in der Universitätskirche und in anderen Kirchen verwendet. Er befreundete sich mit den ausgezeichnetsten Jesuiten jener Zeit: Hell, Eckhel, Walcher, Wurz, Herbert u. a. und erhielt Zutritt zu den berühmtesten Tonkünstlern, als: J. Haydn, Gaßmann, Reuter, Bonno, Vanhal und Hofmann. Der Organist Mittelmayr an der Domkirche und der Chordirector Hofmann in der Kirche der Jesuiten am Hof luden ihn öfters zum Orgelspielen ein; Letzterer bat ihn auch, einige Gesangstücke für seine Kirche zu componiren, und mehrere von Stadler’s Messen, Litaneien und „Salve Regina“ entstanden in jener Epoche. Als er die sechste lateinische Schule vollendet hatte, kehrte er in seinen Geburtsort zurück und trat (1766) als Novize in das Stift Melk, wo er am 21. November des folgenden Jahres die Ordensgelübde ablegte. Es herrschte damals im Stifte Melk eine strenge Disciplin nach althergebrachter Vorschrift, doch war es den Novizen erlaubt, sich manchmal durch Musik zu ergötzen. Nach zurückgelegtem Noviziate setzte S. seine Studien fort, hörte dann durch zwei Jahre Philosophie und durch vier Jahre Theologie. Als er diese Studien vollendet hatte, ernannte man ihn zum Professor für die unteren Schulen; er lehnte aber, da er wußte, daß mehrere seiner Mitbrüder diese Stelle wünschten, dieselbe ab; trat – nachdem er mittlerweile zum Priester geweiht worden, und am 13. October 1772 seine erste Messe gelesen hatte – in die Seelsorge, und predigte sehr oft sowohl in der Stiftskirche zu Melk, als in fremden Klöstern und Pfarreien. Im Jahre 1775 ernannte ihn der damalige Abt Urban zum Professor der Theologie. Diese Ernennung, zufällig durch den Tod des dazu bestimmt gewesenen P. Marian Paradeiser veranlaßt, überraschte Stadler, der sich nur nach längerem Widerstreben, aus Gehorsam, zu ihrer Annahme entschloß. „Was mir bei meiner Schwäche zum Trost gereichte“, schreibt er selbst in einer hierüber vorhandenen eigenhändigen Notiz, „waren meine Schüler, die mir mehr Ehre machten, als ich um sie verdiente.“ Allerdings waren ausgezeichnete Männer darunter, wie Gregorius Mayer, der auf der Wiener Universität öffentlicher Professor der Hermeneutik und später Canonicus in Linz wurde; Anton Reyberger [Bd. XXV, S. 398], Marian Zwinger, nachmaliger Abt zu Melk; Ulrich Petrak [Bd. XXII, S. 99 in den Quellen]. Durch acht Jahre hatte Stadler Dogmatik, Moral, Kirchengeschichte und Kirchenrecht vorgetragen, wurde im Lause dieser Zeit häufig in benachbarte Stifter zu Disputationen geladen und als Papst Pius VI. das Stift besuchte, war er es, der dem h. Vater die Bibliothek zeigte. Als Kaiser Joseph II. im Jahre 1783 das Studium der Theologie zu Melk einstellte, wurde Stadler in die zu dem Stifte gehörige Pfarre Wüllerstorf als Cooperator versetzt, wo er sich der Seelsorge widmete, bis ihn im folgenden Jahre die Wahl zum Prior des Stiftes traf, worauf er in dasselbe zurückkehrte. Der Umstand, daß eben damals mehrere Klöster aufgehoben worden, machte die Aufrechthaltung der klösterlichen Disciplin schwierig; doch gelang es ihm, mit Hilfe seiner Mitbrüder, diese aufrecht zu erhalten. Als im J. 17853 Abt Urban sein 50jähriges Priesterthum feierte, setzte S. eine zu diesem Feste gedichtete Cantate in Musik, die am 4. April aufgeführt wurde. Als Abt Urban noch im nämlichen [62] Jahre gestorben war, und Stadler, in der Absicht, die Ermächtigung zu einer neuen Prälatenwahl sich zu erbitten, bei dem Kaiser Audienz nahm, erfuhr er, daß eine völlig andere Verfassung der Stifter bevorstehe. Jedes sollte nämlich, statt des Prälaten, einen Abbé commandataire für die weltlichen und einen Prior für die geistlichen Angelegenheiten erhalten. Stadler’s Bitte, für Melk auch den Ersteren aus den Stiftsgeistlichen zu ernennen, fand kein Gehör, und der Monarch schloß das Gespräch mit den Worten: „Ich werde auch Sie zum Abbé commandataire, aber für ein anderes Kloster, ernennen.“ Wirklich erhielt er im Jahre 1786 den Ruf in dieser Eigenschaft für das Stift Lilienfeld. Hierüber stellte S. dem Kaiser unterthänigst vor, daß er zu diesem wichtigen Amte sich nicht fähig fühle, da er seine Zeit zu Melk nicht mit Oekonomie, sondern ausschließlich mit Theologie und Tonkunst zugebracht habe. Joseph II. aber erwiederte: „Wenn Sie einen Anstand haben sollten, so kommen Sie nur zu Mir; Ich werde Ihnen schon sagen, was zu thun ist.“ – So wurde denn Stadler am 10. Juni 1786 durch einen hiezu ernannten kaiserlichen Commissär in seiner neuen Würde demselben Stifte feierlich vorgestellt, in welchem er vor 28 Jahren als Chorknabe gedient hatte. Er fand die Angelegenheiten des Klosters in der größten Verwirrung. Fast vier Jahre stand er in der genannten Würde demselben vor; alle Rückstände wurden in dieser Zeit getilgt und beträchtliche Summen von den Passiven zurückgezahlt, ohne daß von den liegenden Gütern deßhalb das Mindeste wäre veräußert worden. Als 1789 das Stift Lilienfeld aufgehoben wurde, ernannte der Kaiser S. zum Abbé commandataire des Stiftes Kremsmünster. Doch brachte ihm diese Stelle eine noch größere Last als die vorige, indem zugleich die Administration der aufgehobenen Stifter: Garsten, Gleinck und Maria Zell damit verbunden war. Unbekannt mit der Verfassung der obderennsischen Lande, wünschte Abbé Stadler dieses neuen Auftrages enthoben zu werden; allein Joseph II. war bereits krank, die Behörden drangen auf schnelle Befolgung der allerhöchsten Anordnung, und so blieb dem Abbé nichts übrig, als sich derselben zu fügen. Er ging zuerst nach Linz, wo ihm der kaiserliche Regierungspräsident Graf von Rottenhann gleich bei der ersten Zusammenkunft auftrug, ihm sobald als möglich die astronomischen Instrumente aus dem Stifte Kremsmünster zu übersenden, weil er in Linz eine Lehranstalt für Sternkunde zu errichten denke. Höchst betroffen bat Stadler, ihm vor Allem Zeit zu gönnen, das Stift und seine Einrichtung kennen zu lernen, was bewilligt wurde. Nach einem Aufenthalt von wenig Tagen in Kremsmünster, wo er den 27. Mai 1789 feierlich installirt wurde, kehrte er nach Linz zurück, den Präsidenten zu bitten, daß er selbst in das Stift kommen, dasselbe in Augenschein nehmen und dann seine weiteren Befehle ihm ertheilen wolle. Dieß geschah. Der Abbé zog den berühmten Stifts-Astronomen Fixlmüller mit zur Tafel, und nach aufgehobener Mahlzeit führten beide den Grafen zu dem im Garten befindlichen prächtigen astronomischen Thurme. Nachdem sie die sieben Abtheilungen des Gebäudes hinaufgegangen, und in der obersten einige Beobachtungen waren angestellt worden, dankte der Präsident dem Abbé, daß er ihm Gelegenheit gegeben, sich von der Unzweckmäßigkeit [63] seines ihm gemachten Vorschlages zu überzeugen, und befahl, nicht nur Alles in seinem Bestande zu lassen und kein einziges Instrument wegzugeben, sondern auch einige Geistliche durch den würdigen Fixlmüller in der Sternkunde unterrichten zu lassen. So hatte Stadler’s kluges Benehmen dem Stifte eine seiner wichtigsten Zierden erhalten, und der Präsident war demselben, so wie seinem trefflichen Vorsteher von dieser Zeit an vorzüglich gewogen. Die Studien, mit Einschluß der Astronomie, wurden nun beibehalten, und der Abbé gibt in seinen hinterlassenen Papieren den Stiftsgeistlichen das Zeugniß, „daß sie sämmtlich rechtschaffene, religiöse Männer, tüchtige Professoren und eifrige Seelsorger gewesen seien“. – Durch die angeordnete Errichtung neuer Schul- und Pfarrhäuser, so wie durch die neue Steuerregulirung wurden zwar die Ausgaben des Stiftes beträchtlich vermehrt; allein durch eine wohlverstandene Oekonomie und zweckmäßige Geschäftsführung blieben nicht nur die Finanzen in guter Ordnung, sondern es wurde auch die im Stifte von jeher bestandene Gastfreiheit aufrecht erhalten, und so neben der inneren Wohlfahrt auch der äußere Anstand bewahrt. Nach dem Tode Joseph’s II. ward der ehemalige Abt von Kremsmünster, Erenbert, am 22. November 1790 in seine vorige Würde wieder eingesetzt. Abbé Stadler, von der Hochachtung und dem Danke des Stiftspersonals begleitet, verfügte sich, nachdem er die administrirten Klöster förmlich übergeben hatte, den 19. Jänner 1791 nach Linz, wo Bischof Gall ihn zum Consistorialrath und Referenten berief. Seine ausgezeichnete Geistesbildung und sein anziehender Charakter öffneten ihm die angesehensten Häuser, und als Tonkünstler wie als Gesellschafter ward er allenthalben in Anspruch genommen. Mit vorzüglicher Freundschaft war der genannte Bischof ihm zugethan, welchen er auf mehreren Reisen begleiten mußte. In zwei auf einander folgenden Jahren ging er zur Sommerszeit mit dem k. k. Feldzeugmeister Grafen von Hohenfeld [Bd. IX, S. 192, im Texte] nach Karlsbad, die Cur zu gebrauchen; seine musikalischen Kenntnisse machten ihn dort in hohen Kreisen sehr gesucht, und eine daselbst zum Besten der Armen veranstaltete musikalische Akademie hatte unter seiner Leitung und durch die Mitwirkung mehrerer berühmter Tonkünstler, die sich über seine Verwendung dazu herbeiließen, den glänzendsten Erfolg. Unter mehreren andern Compositionen, womit er sich während seines Aufenthaltes in Linz in den Mußestunden beschäftigte, ist besonders eine Cantate und die Musik zu einem Ballete für Kinder anzuführen, beide in Gegenwart Ihrer Majestäten des Kaisers Franz und der Kaiserin Theresia aufgeführt. Bei den damals von Linz aus zuweilen unternommenen Excursionen nach Wien besuchte er Mozart öfters, und wurde nach dem Tode dieses Meisters von seiner Witwe gebeten, dessen hinterlassene Handschriften zu untersuchen und zu ordnen. Dieses that er in Gegenwart des Herrn von Nyssen[WS 1], nachmaligen zweiten Gatten der Witwe Mozart’s. Bei dieser Gelegenheit war es, daß er im Hause der Witwe das Requiem und Kyrie nebst dem Dies irae von Mozart’s herrlicher Seelenmesse aus dessen eigener Handschrift und mit diplomatischer Genauigkeit abschrieb, welche Abschrift gegenwärtig in der k. k. Hof-Bibliothek sich befindet; auch componirte [64] er zu einem vorgefundenen Claviermenuet das Trio und zu der nach Mozart’s Tode im Stich erschienenen (kleinen) Clavier-Phantasie in C-moll, wovon nur der erste Theil vollendet war, den ganzen zweiten Theil. Als die Echtheit des Mozart’schen Requiems angezweifelt wurde, veröffentlichte Stadler aus diesem Anlaß folgende Schriften: „Vertheidigung der Echtheit des Mozart’schen Requiem“ (Wien 1826, Tendler, gr. 8°.) – „Nachtrag zur Vertheidigung der Echtheit des Mozart’schen Requiem“ (ebd. 1827, 8°.) – „Zweiter und letzter Nachtrag zur Vertheidigung der Echtheit des Mozart’schen Requiem, sammt Nachricht über die neue Ausgabe dieses Requiem durch Herrn André in Offenbach, nebst Ehrenrettung Mozart’s und vier fremden Briefen“ (Wien 1827, Mausberger, 8°.). Nachdem er seit seinem Austritte aus dem Stifte Kremsmünster öfters um eine andere Stelle sich beworben hatte, begab er sich, um den Gelegenheiten, eine solche zu erlangen, näher zu sein, im Jahre 1796 nach Wien, wo er einstweilen privatisirte. Während dieser Zeit besuchte er fleißig die k. k. Hofbibliothek, um, wie es den Anschein hat, Materialien zu einer Geschichte der Tonkunst in Oesterreich zu sammeln. Auch mit musikalischen Arbeiten beschäftigte er sich, indem er mehrere Opern von Mozart, Gluck, Cherubini u. A. zur Aufführung bei den Privatunterhaltungen eines Freundes, auf Sextetten für zwei Violinen, zwei Violen, Violoncello und Contrabaß übersetzte, und, von dem Dichter Heinrich von Collin ersucht, zu dessen Trauerspiel „Coriolan“ mehrere Tonstücke aus Mozart’s Oper „Idomeneo“ als Zwischenacte bearbeitete. Im Jahre 1803 wurde Abbé Stadler ausgefordert, die landesfürstliche Pfarre, in der Vorstadt Altlerchenfeld und zugleich mit derselben die Leitung des 21. Armen-Hauptbezirkes zu übernehmen. Als Seelsorger hatte er da eine zahlreiche Gemeinde, und mußte alle Sonn- und Feiertage, an manchem sogar zweimal, predigen; als Vorsteher des Armenbezirkes war ihm eine eigene Kanzlei erforderlich. Diese Geschäfte ließen ihm wenig Muße übrig, aber diese widmete er wie gewöhnlich, seiner geliebten Tonkunst, und hier begann er unter Anderem die ersten Entwürfe zu den Chören aus Collin’s Trauerspiele „Polyxena“. Beim Antritt der oben genannten Pfarre verlieh ihm der Kaiser das Ehrencanonicat zu Linz. Auch wurde er aus diesem Anlaß säcularisirt. Um ihm eine seinen vielseitigen Verdiensten angemessenere Stelle zu verschaffen, ward er 1810 auf die landesfürstliche Pfarre Böhmischkrut V. U. M. B., berufen, welche er den 6. Februar antrat. Wenn sich dadurch sein Wohlstand, anscheinend, verbesserte, so vermehrte sich in noch höherem Grade die Last seiner Geschäfte. Er war in seiner neuen Eigenschaft Patron von zwei alten Pfarreien: Herrenbaumgarten und Schrattenbach; hatte drei Filialien zu versehen, alle Sonn- und Feiertage Predigten zu halten; an Wochentagen die Schulen zu besuchen und der Jugend Religionsunterricht zu ertheilen; alles dieses ohne ergiebige Mithilfe, da ihm nur ein einziger Cooperator, ein Mann von 72 Jahren, beigegeben war. Das Einkommen dieser Pfarre konnte zwar bedeutend genannt werden; allein es bestand vorzüglich in Wein und Körnern, und nachdem in der ersten Zeit die kostspielige Anschaffung des nöthigen fundus instructus, so wie jährliche Reparationen der Kirchen-, Schul- und Pfarrgebäude [65] den größten Theil des Ertrags in Anspruch genommen hatten, vernichteten in den folgenden Jahren Mißwachs und Ueberschwemmungen die Hoffnung auf hinreichende Einkünfte. Auf diese Weise hatten fortwährende Unfälle von einer, allzu angestrengte Dienstleistung von der andern Seite den Muth und die Kräfte des nahe an den Siebzigen stehenden Mannes dergestalt herabgebracht, daß auf Andringen seiner Freunde, ja, auf den Rath des damaligen Erzbischofs von Wien, Grafen von Hohenwart, Stadler selbst auf die Pfarrstelle im Jahre 1816 resignirte, nachdem er ihr durch sechs sorgenvolle Jahre vorgestanden hatte. In der ihm während dieser Zeit gewordenen Muße vollendete er nicht nur die schon erwähnten Chöre zu dem Trauerspiele „Polyxena“, die bei Heinrich von Collin’s Todtenfeier 1811 im großen Universitätssaale aufgeführt wurden, sondern componirte auch 1813 das Oratorium: „Die Befreiung von Jerusalem“, wovon die erste Abtheilung von Heinrich – die zweite von Matthäus von Collin gedichtet ist. In den Chören zur „Polyxena“ versuchte S. der erste, die ungleichen griechischen Versmaße in fließende Melodien zu bringen, was ihm vorzüglich gelang. Vom Jahre 1816 bis an seinen Tod lebte der damals nahezu 70jährige Greis von seiner geringen Pension in beschränkten Verhältnissen, aber frei von jenen Sorgen. die ihm sein letzter aufreibender Dienst bereitet hatte. Diese beschränkten Verhältnisse aber waren denn doch etwas herber Art. Seine Bezüge, nachdem er im Jahre 1816 resignirt hatte, bestanden in einer Pension von 250 fl., von der Pfarre Böhmischkrut, wozu noch 160 fl. aus dem Pensionsfonde hinzukamen. Das waren die Einkünfte des ehemaligen Abbé commandataire und nachherigen Linzer Domherrn! Von seinen Verdiensten um die Musik, von seiner Bedeutung als Componist sei hier gar nicht die Rede. Nach seiner letztwilligen Anordnung bestand sein Mobiliar aus einem Bette, einem kleinen Bücherkasten, zwei harten Tischen, einen Kleider- und einem Schreibkasten, sammt der Kleidung, aus einigen Büchern und Musikalien. Als er starb, machten seine Habe folgende Gegenstände aus: Eine goldene Dose, welche, um das Leichenbegängniß zu besorgen und den Arzt bezahlen zu können, ins Leihhaus wandern mußte, eine goldene Sackuhr, eine andere von Tombak, eine silberne Dose, nebst einem Paar solcher Schnallen. Das Piano, das er besaß, hatte er schon bei Lebzeiten verschenkt; eine Violine, die da war, war werthlos. Die Bücher, etwa 150 an der Zahl, waren meistens Werke über Musik, welche in jenen Tagen erschienen waren. Man sieht, in solch ärmlichen Verhältnissen lebte ein höher gestellter Priester, ein edler Meister der Tonwelt, ein hochbetagter Greis in dem musikalisch überschwenglichen Wien! Wir enthalten uns, Vergleiche mit der Gegenwart zu ziehen, so nahe sie liegen, so pikant sie wären! Auch in dieser letzten Periode seines Lebens regte sich noch sein Geist in nützlichem Fleiße. Er führte sein schon früher gefaßtes Vorhaben aus, Materialien zu einer Geschichte der Musik in Oesterreich zu sammeln, zu welchem Ende er mehrere Jahre hindurch sowohl im k. k. Hofmusikarchive als in der Hofbibliothek arbeitete, mehrere der ältesten Manuscripte in das heutige Notensystem übersetzte und das Ganze so ordnete, daß das Werk bis zum Tode Mozart’s und Haydn’s hätte fortgeführt werden können; doch[66] konnte er sich zur Redaction desselben nicht mehr entschließen. Was mit diesen an und für sich werthvollen Materialien geschehen, in wessen Besitz sie gekommen, ist leider nicht bekannt. Die übrige Zeit verwendete er, um angehenden Künstlern Rath und Aufklärung zu geben, ihre ihm vorgelegten Compositionen zu beurtheilen u. dgl. m. Er unternahm sogar noch in spätester Zeit einige musikalische Arbeiten, wie er denn z. B. in seinem 84. Jahre den Psalm 94 für vier Singstimmen zum Gebrauche des Wiener Conservatoriums in Musik setzte; damals auch trat er mit den schon erwähnten Schriften für die Echtheit des Mozart’schen Requiem auf. Wahre Frömmigkeit, thätige Menschenliebe, unermüdete Gefälligkeit gegen Jedermann, ein unter allen Umständen zufriedener Sinn und eine unzerstörbare gute Laune waren die Hauptzüge seines Charakters. Sein größtes Vergnügen fand er in der Musik, worin er nicht nur einer der gründlichsten Kenner, sondern auch gediegener Componist und gewandter Praktiker war. Seine Lieblingsheroen in dieser Kunst waren Händel, S. Bach, Gluck, Mozart und Haydn; aus diesen wieder vorzüglich Bach und Mozart, welch letzterer ihm der Höchste, der Einzige war. Unter den neueren dramatischen Tonsetzern liebte er am meisten Cherubini; doch ließ er auch minder begabten Meistern, wo er es aus Ueberzeugung thun konnte, Gerechtigkeit widerfahren. Man hat ihn im Verdacht gehabt, daß er Beethoven und seinen Werken abhold war. Beethoven selbst stand in der Reihe seiner Freunde, wie vorhandene Briefe dieses großen Tonsetzers beweisen; und Abbé Stadler hat Beethoven’s Septett mit eben so viel Fleiß als Liebe für das Pianoforte übersetzt. Seine Kenntnisse der Tonkunst waren gründlich, seine ästhetischen Begriffe von derselben klar und richtig, und sein Geschmack rein und edel; so konnte er denn auch den Gang nicht billigen, welchen die erfindende sowohl als die ausübende Musik in den letzten zwei oder drei Decennien eingeschlagen hat; doch eine scherzhafte Ironie war die einzige Waffe, die er dagegen brauchte, und die Hoffnung, daß man von den gegenwärtigen Verirrungen von selbst wieder zurückkommen werde, begleitete ihn zum Grabe. Wiederholt wurden ihm fürstliche Andenken zu Theil. Mehrere Diplome musikalischer Gesellschaften und Akademien, durch welche er zu ihrem Ehrenmitgliede ernannt wurde, bezeugten die Achtung, welche man ihm allenthalben als Musikgelehrten und Tonsetzer widmete. Aus diesen Diplomen legte er den meisten Werth auf dasjenige, welches er von dem Schweizer Musikverein erhielt, nachdem am 6. September 1829 sein Oratorium „Die Befreiung von Jerusalem“ bei dem großen Schweizer Musikfeste zu Zürich mit enthusiastischem Beifall war aufgeführt worden. Stadler erreichte das hohe Alter von 85 Jahren, 3 Monaten und 4 Tagen. An seinen geistigen Fähigkeiten war nicht die mindeste Abnahme zu bemerken; von seinen physischen schien allein das Gehör im letzten Jahre etwas abzunehmen; seine Augen aber blieben so kräftig, daß er bis an sein Ende den kleinsten Druck ohne Hilfe von Brillen lesen konnte, S. wurde auf dem St. Marxer Friedhofe in Wien beigesetzt. Eine Inschrift von Castelli schmückt seinen Denkstein, den ihm sein Freund Freiherr von Trattner hatte setzen lassen. Bei der am 28. November 1833 von der Gesellschaft der Musikfreunde des [67] österreichischen Kaiserstaates zu seinen Ehren veranstalteten feierlichen Seelenmesse in der Augustiner-Hofkirche wurde Mozart’s Requiem aufgeführt. Sein Nekrologist widmet ihm folgenden Nachruf: „Der Priesterstand verlor in ihm ein würdiges Mitglied; die Tonkunst einen ihrer vorzüglichsten Eingeweihten; seine Freunde einen gefühlvollen Theilnehmer an ihren Leiden und Freuden; die Jugend einen wohlwollenden Leiter; die Armen einen hilfreichen Vater und die gebildete Welt einen liebenswürdigen Gesellschafter.“

I. Verzeichniß der musikalischen Compositionen des Abbé Stadler, nach eigenhändigen Aufschreibungen. Von 1759 bis 1763: Eine Sopranarie in D, mit zwei Violinen und Baß. – „Salve Regina“, a 4 voci in C, con 2 Violini, Organo e Basso. – Würfel-Menuette für das Clavier; erst lange nachher bei Artaria und noch später in Paris gestochen; von Gerber in seinem Lexikon irrig einem anderen Stadler zugeschrieben. – Von 1763 bis 1767: VI Trio per 2 Violini e Violoncello; von einem Jesuiten mit nach Amerika genommen. – XIII Sonatine per il Cembalo; meistens für Albrechtsberger geschrieben, der sie zum Unterrichte seiner Schüler verwendete. – Concerto per il Violoncello. – III „Magnificat“, a 4 voci con Organo. – Missa in C per 4 voci, 2 Violini ed Organo. – Litania in F per 4 voci, 2 Violini ed Organo. – Eine Cantate: Seladon für das ganze Orchester. – Von 1767 bis 1790: VI Sonate per il Cembalo. – *VI „Salve Regina“ a 4 voci con Organo obligato. – III Quartetti per 2 Violini, Viola e Violoncello. – 30 deutsche Lieder mit Clavierbegleitung; mehrere davon sind bei Toricella in Stich erschienen – „Veni sancte Spiritus“, in D, mit ganzem Orchester. – *Zwei kleinere Messen (vom Jahre 1772). – Zwei Litaneien. – Mehrere Präambuln und Fugen für die Orgel. – „Miserere in G min“ a 4 voci, 2 Violini ed Organo. – Missa solemnis in D min. et maj.; mit ganzem Orchester. – Zwei Cantaten: eine von Mastalier auf den Tod der durchlauchtigsten Gemalin weiland Kaisers Joseph II., und eine von Denis: „Das Gewitter“. – Einige Chöre und Arien zu einem deutschen Singspiele. – Vier Antiphonen für das Frohnleichnamsfest. – Einige Responsorien für die Charwoche. – Zwei Melodramen mit Clavierbegleitung. – Ode von Denis auf den Tod der Kaiserin Maria Theresia, für Sopran und Clavier. – Von 1790 bis 1803: VI Sonatine per il Cembalo (Wien, bei Artaria). – Cantate mit ganzem Orchester und Musik zu einem Kinderballete, dessen in der Biographie Ermahnung geschah. – II Sonate per il Pianoforte, e Fuga (Zürich bei Nägeli); von Kennern besonders geschätzt und selbst für heutige Clavierspieler schwer auszuführen. – Drei Fugen für das Clavier (Wien, bei Sauter); die dritte hat Nägeli den eben erwähnten Sonaten beigefügt. – Fünf italienische Arien aus Metastasio’s Werken, Mit Begleitung des Orchesters. – Offertorium, Sanctus, Benedictus und Agnus Dei zur Ergänzung eines Requiem. – Sonata per il Pianoforte in F (Wien, bei Mollo). – Trio zu einem Claviermenuet von Mozart (Wien, bei Mollo). – Zweiter Theil zu einer Clavierphantasie von Mozart in C-moll (Wien, bei Artaria, später auch in der Sammlung von Mozart’s Werken bei Haslinger); beider wurde auch in der Lebensskizze gedacht. – Von 1803 bis 1810: Todtenlieder, für 4 Singstimmen und Orgel (Wien, bei Geistinger). – Te Deum in C. – Missa in D. – Offertorium in D. – Visitenkarte, als Antwort auf die bekannte von J. Haydn (Wien, bei Cappi). – Sonata per il Pianoforte e Corno, für den damals in Wien gewesenen Virtuosen auf dem Waldhorn Dornaus. – Zwei Scenen aus dem Trauerspiele „Polyxena“, mit Clavierbegleitung; von Musikkennern als Muster dramatischen Tonsatzes und trefflicher Declamation bezeichnet (Wien, bei Cappi). – Credo, Sanctus, Benedictus und Agnus Dei, in Es, zu einem Kyrie und Gloria von der Composition eines Ungenannten. – Uebersetzung auf Sextetten, für zwei Violinen, 2 Violen, Violoncello und Contrabaß folgender großer Werke: „Orfeo“, von Gluck; – „Idomeneo“, – „Cosi fan tutti“ – „Die Zauberflöte“ – „Der Schauspieldirector“, Serenade von Mozart; – „Medea, Lodoiska, Elisa“, von Cherubini; – „Der Thurm von Gottenburg“, von d’Alayrac. – Von 18101838: „Alma Redemptoris“ und „Regina Coeli“ mit ganzem Orchester. – *Fünf Chöre [68] zu dem Trauerspiele „Polyxena“, mit ganzem Orchester (in der Lebensskizze erwähnt). – „Die Befreiung von Jerusalem“, Oratorium in 2 Abtheilungen, Sr. Majestät dem Kaiser gewidmet (Partitur, Wien, bei Haslinger); eine herrliche Auflage. – *„Die Frühlingsfeier“; Cantate mit ganzem Orchester, Text von Klopstock; ein classisches, wenn auch an Umfang kleineres, doch an Werth dem erstgenannten Oratorium gleichgestelltes Werk. – *Hymne „Gott“, mit ganzem Orchester, Text von Gerstenberg; eine von Kennern sehr gepriesene Composition. – Psalm 111 für 4 Singstimmen mit ganzem Orchester (Wien, bei Mechetti). – Vierundzwanzig Psalmen für eine Singstimme mit Clavierbegleitung (ebd.), nicht trockene Kirchenmusik oder contrapunctische Kunststücke; es sind geistliche Lieder voll rührender Andacht und tiefen Gefühls, die. einfach und mit Seele vorgetragen, Ihre Wirkung nirgends verfehlen können. – „Salve Regina“ für Sopran, mit Begleitung des Claviers (ebd.); ganz den vorerwähnten Psalmen ähnlich; für Frau von Lagusius, geborene von Mosel, componirt. – „Vater unser“, für 4 Singst. (Wien, bei Steiner und Comp.). – Psalm 50 für vier Singst. (ebd.). – Zwei kurze Messen und ein kurzes Requiem für 4 Singst., 2 Violinen, 2 Waldhörner und Orgel (Wien, bei Haslinger). – „Miserere“ in deutscher Uebersetzung, für 4 Singst. (ebd). – Zehn lateinische Psalmen zu Vespern, für 4 Singst. und Orgel. Erste Lieferung (ebd.). – *Zweite Lieferung dieser Psalmen. – „Glaube, Hoffnung und Liebe“, für 4 Singst. und Orgel (ebd.). – Deutscher Meßgesang für 4 Stimmen und Orgel (ebd.). – „Die Versöhnung“, für 4 Singst. und Orgel (ebd.). – Tantum ergo, Asperges, Vidi aquam, Ecce Sacerdos, Salve Regina, Ave Regina, Alma Redemptoris, Regina Coeli, für 4 Singst. und Orgel (ebd.). – Fuge mit Vorspiel, für das Pianoforte, Weiland Sr. k. k. Hoheit und Eminenz dem Erzherzoge Rudolph gewidmet (ebd.). – Hymne: „Hoch, du mein Oesterreich!“ (ebd.). – Fuge für das Clavier (Wien, bei Diabelli). – Zwei Offertorien für 4 Singst. und Orchester (ebd.). – Graduale: „Salvum fac populum“, für 4 Singst. und Orchester (ebd.). – *Loblied: „Dem, der in grauer Ferne den Thron hat“. – *Chor: „Es ist ein Gott!“, aus Tiedge’s „Urania“. – *Großes Requiem für 4 Singst. und Orchester; bisher nur in der k. k. Hof-Capelle mehrmals aufgeführt. – *Te deum laudamus. – *Ein Offertorium. – Psalm 94, für 4 Singst., ohne Begleitung (1832 geschrieben). – Einige Choräle für die Versammlung der Redemptoristinen. – Sieben Chöre der Derwische Mewlevi, wie sie in ihrem Tempel zu Constantinopel in persischer Sprache gesungen werden. Mit deutscher Uebersetzung des k. k, wirklichen Staatskanzleirathes Herrn von Huszár. Für 2 Singst. mit Clavierbegleitung. Die mit * bezeichneten Compositionen befanden sich im Manuscripte unter seinen hinterlassenen Musikalien; wo diese hingekommen, ist nicht bekannt. Die meisten der Kirchenwerke sind in mehreren österreichischen Stiftern und Klöstern zerstreut. Die Gesellschaft der Musikfreunde in Wien hat S.’s Compositionen, so lange er lebte, einige Aufmerksamkeit[WS 2] gewidmet. Sein Oratorium „Die Befreiung von Jerusalem“ wurde im J. 1816 zweimal als Extraconcert für Errichtung des Conservatoriums aufgeführt; Einzelnes daraus, eine „Arie mit Chor“ wurde im Jahre 1819, der „Schluß-Chor“ mit Fuge im Jahre 1829 gegeben; ferner im Jahre 1817 die Cantate „Frühlingsfeier“, ein „Chor mit Sopransolo“; im Jahre 1818 „Der 24. Psalm“; im Jahre 1819 „Glaube, Hoffnung und Liebe“; dasselbe wieder im Jahre 1837; im Jahre 1820 der Vocalchor: „Die Versöhnung“; im Jahre 1821 mehrere Nummern zu Heinrich von Collin’s Trauerspiel: „Polyxena“, die Hymne „Gott“ und der Chor aus Tiedge’s „Urania“.
II. Die Feier des vierundachtzigsten Geburtstages des Abbé Maximilian Stadler. Abbé Stadler war einige Monate über 84 Jahre alt geworden. Am 5. August 1833, also drei Monate vor seinem Ableben, veranstaltete Joseph Ritter von Henikstein in der Villa seines Schwiegersohnes Hammer-Purgstall zu Oberdöbling zur Geburtsfeier seines Freundes Maximilian Stadler ein Fest. Es waren so viel Gäste eingeladen, als der Gefeierte Jahre zählte, nämlich 84, jeder Gast repräsentirte ein Jahr, des Greises. Die Damen waren alle weiß gekleidet, mit Blumen geschmückt. In den drei Salons, in welchen die Gäste versammelt waren, empfingen die Tochter des Festgebers Karolina Freiin von Hammer-Purgstall, Henriette von Brevillier, bekannt als geschickte Bildnißmalerin, und die Gattin seines Neffen Maria Freiin von Erggelet [69] die Gäste. Stadler, dem das Fest galt, war zu demselben als 84jähriger Greis zu Fuß nach Döbling gekommen und ebenso nach Wien zurückgekehrt. Drei Monate später schloß er sein Leben. Näheres über dieses Fest erfährt man nebst dem in gebundener Rede gehaltenen Festspruche Hammer-Purgstall’s in ' Blätter für Musik, Theater u. s. w. (Wien, kl. „Blätter für Theater, Musik und Kunst“ (Wien, kl. Fol.) VII. Jahrg. (1861), Nr. 58: „Abbé Maximilian Stadler. Ein Beitrag zu seiner Biographie“.
III. Quellen zur Biographie des Abbé Maximilian Stadler. Pietznigg (Franz), Mittheilungen aus Wien (8°.) 1833, Heft 3, S. 114 und 150: „Nekrolog“. – Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode (Wien, 8°.) 1833, Nr. 149 und 150: „Nekrolog“. – Zellner’s Blätter für Theater, Musik und bildende Kunst (Wien, kl. Fol.) 1861, Nr. 58: „Abbé Max. Stadler“. – Frankl (Ludwig August Dr.), Sonntagsblätter (Wien, gr. 8°.) 1847, S. 104: „Ein deutscher Tonmeister unseres Jahrhunderts“. Von J. Pfundheller. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.). Zweite Abtheilung, Bd. IX, S. 1312. – Neues Universal-Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. Julius Schladebach, fortgesetzt von Ed. Bernsdorff (Dresden, Robert Schäfer, gr. 8°.) Bd. III, S. 628. [Fertigt unseren Stadler mit 38 Zeilen ab; das Meyer’sche „Conversations- Lexikon“, ein allgemeines Real-, und nicht, wie das Bernsdorf-Schladebach’sche, ein Special-Musik-Lexikon, widmet dem Tonkünstler 88 Zeilen. Es ist wirklich widerwärtig, wie diese auswärtigen Encyklopädisten jeden ihrer Dorf-Organisten in langathmigen Artikeln schildern und unsere Oesterreicher mit wenigen Zeilen abthun!] – Gaßner (F. S. Dr.), Universal-Lexikon der Tonkunst. Neue Handausgabe in einem Bande (Stuttgart 1849, Franz Köhler, Lex.-8°.), S. 797. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1837, 8°.) Bd. V, S. 121. – Neuer Nekrolog der Deutschen (Ilmenau 1834, Voigt, 8°.) 11. Jahrgang (1833), S. 736, Nr. 267. – Oesterreichische Revue. Herausgegeben von J. B. Mayer (Wien, Gerold, gr. 8°.) 1864, Bd. IV, S. 173, 185, 187, 188, 192; Bd. V, S. 134: in Hanslick’s „Geschichte des Concertwesens in Wien“. – Gerber (Ernst Ludwig), Historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler u. s. w. (Leipzig 1814, gr. 8°.), Bd. II, Sp. 556. – Derselbe, Neues historisch-biographisches Lexikon u. s. w. Bd. IV, Sp. 248. – Vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat (Wien, 4°.) 1808, S. 42; 1813, S. 365. – Wiener Musik-Zeitung (4°.) 1841, S. 392.
IV. Stadler’s Grabdenkmal. Abbé Stadler ruht, wie es in der Biographie berichtet ist, auf dem St. Marxer Friedhofe in Wien, wo Albrechtsberger [Bd. I, S. 12], Mozart [Bd. XIX, S. 170], Gänsbacher [Bd. V, S. 48], Preindl [Bd. XXIII, S. 250], Schenk [Bd. XXIX, S. 198] bestattet sind. Ein Freund des Abbé, der Freiherr von Trattner, ließ dem Verewigten ein schlichtes Denkmal setzen, ein steinernes, mit einem Blumenkranze umwundenes Kreuz, das sich auf einem mit den Emblemen des Priesters und des Tondichters geschmückten Postamente erhebt. Die Inschrift lautet: „Max. Stadler | geb. 4. Aug. 1748, gest. 8. Nov. 1833. | Ein Priester ruhet hier | des Heil’gen und | Des Schönen. | Er predigte das Wort | Des Herrn und sang’s | In Tönen“. Die sinnigen Verse sind von Castelli verfaßt. [Es ist eine lithographische Abbildung des Denkmals (in 8°. und 4°.) vorhanden.]
V. Porträt. J. B. Pfitzer sc. 1818 (4°.), Davon gibt es auch Exemplare vor der Schrift.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Georg Nikolaus Nissen (Wikipedia).
  2. Vorlage: Aufmersamkeit.