BLKÖ:Stamitz, Johann Wenzel

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Stamm, Ferdinand
Band: 37 (1878), ab Seite: 107. (Quelle)
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Stamitz, Johann Wenzel[WS 1] (Tonkünstler, geb. zu Deutschbrod in Böhmen im Jahre 1702, n. A. 1719, gest. zu Mannheim im Jahre 1763, n. A. schon 1761). Sein Vater war Stadtcantor zu Deutschbrod und ertheilte selbst seinem Sohne den ersten musikalischen Unterricht. Im Jahre 1746 wurde S. als Concertmeister an der kurpfälzischen Capelle in Mannheim angestellt und mit ihm beginnt die Reform der Instrumental-Kammermusik in Mannheim, wodurch er der eigentliche Stifter der sogenannten „Mannheimer Schule“ wurde, welche eine so rühmenswerthe Stelle in der deutschen Musikgeschichte einnimmt und deren Traditionen von Mannheim später nach München verpflanzt wurden. Als Violin-Virtuose suchte S. seines [108] Gleichen. Außerdem spielte er mit großer Vollendung die Viola d’amour und Altoviola. Als Musikdirector glänzte er vor Allem, obwohl auch seinen Compositionen ganz vortreffliche Eigenschaften zugeschrieben werden. Doch ist nur ein sehr geringer Theil derselben im Stich erschienen: „VI Sonates choisies pour le Clav, avec I Viol.“ Op. 1 (Paris); – „VI Sonate de Camera a 2 Violini e Basso“ (Nürnberg 1761); – „VI Sonate a Violino solo c. Basso“ Op. 6 (Paris); – „IV Concerts de Violon à plusieurs instrum.“ (Paris). Hingegen hat er Vieles in Handschrift hinterlassen, darunter 6 Symphonien, 21 Violinconcerte, 2 Clavierconcerte und 9 Violinsolos. – Seine beiden in Mannheim geborenen Söhne Karl[WS 2] und Anton[WS 3] pflanzten Ruhm und Schule des Vaters in würdiger Weise fort. Beide, besonders Ersterer, waren auch zu ihrer Zeit sehr geschätzte Componisten. – Ein Bruder Johann Karls, der nachmalige Domherr von Altbunzlau, Thaddäus (geb. zu Deutschbrod im Jahre 1721, gest. zu Altbunzlau 23. August 1768), brachte seine jungen Jahre mit seinem älteren Bruder Johann Karl am kurpfälzischen Hofe in Mannheim zu und spielte mit Vollendung Violine und Violoncell. Später kehrte er nach Prag zurück, widmete sich dem geistlichen Stande, trat nach beendeten Studien in die Seelsorge, wurde Caplan, 1750 Dechant und dann Domherr zu Altbunzlau, wo er im schönsten Mannesalter, allgemein betrauert, starb. Ob er auch componirt, ist nicht bekannt. – Ein zweiter Bruder Johann Karls, Namens Joseph, war, wie Dlabacz berichtet, ein „geschickter Maler“, der seine Kunst in Deutschbrod ausübte. Ueber seine Arbeiten fehlen alle Nachrichten. Wann er gestorben, ist auch nicht bekannt. Im Jahre 1788 lebte er noch.

Dlabacz (Gottfried Johann), Allgemeines historisches Künstler-Lexikon für Böhmen und zum Theile auch für Mähren und Schlesien (Prag 1815, Haase, 4°.) Bd. III, Sp. 198. – (Hormayr’s) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien 1824, 4°.) S. 265. – Gerber (Ernst Ludwig), Historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler u. s. w. (Leipzig 1814, gr. 8°.) Bd. II, Sp. 557. – Derselbe. Neues historisch-biographisches Lexikon u. s. w. Bd. IV, Sp. 249.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Johann Karl.
  2. Carl Stamitz (Wikipedia).
  3. Anton Stamitz (Wikipedia).