BLKÖ:Staudenheim, Jacob Ritter von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Staudigl, Joseph
Band: 37 (1878), ab Seite: 250. (Quelle)
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Staudenheim, Jacob Ritter von (Leibarzt des Herzogs von Reichstadt, geb. zu Mainz im Jahre 1764, gest. zu Wien 17. Mai 1830). Zeigte in früher Jugend Neigung für das ärztliche Studium und den Bitten und Vorstellungen seines Oheims gelang es, den widerstrebenden Vater zu bewegen, daß er ihn nach Paris gehen ließ, um dort die medicinischen Studien zu machen. Unter Fourcroy hörte er die Chemie, unter anderen berühmten Lehrern die anderen Gegenstände. Von Paris begab er sich nach Augsburg, wo er einige Zeit seine Studien fortsetzte, bis ihn der Ruf des berühmten Stoll nach Wien lockte, wo er auf Stoll’s Klinik seine Studien [251] beendete und dann die Doctorwürde erlangte. Seine nächste Absicht war, die Praxis in Ungarn auszuüben, und er begab sich auch dahin, kehrte aber schon nach zwei Jahren nach Wien zurück. Daselbst machte er die Bekanntschaft Karls Grafen Harrach [Bd. VII, S. 381], des als Humanist und Arzt gleich denkwürdigen Cavaliers. Der Graf, der damals schon das Studium der Arzneiwissenschaft mit aller Gründlichkeit betrieb, wünschte Staudenheim’s, dessen Kenntnisse er zu erproben Gelegenheit gefunden, Schüler zu werden. So wurde S. nicht nur des Grafen Lehrer, sondern bald auch sein Arzt und, als er den Grafen aus einer lebensgefährlichen Krankheit riß, sein Lebensretter. Der Graf aber, der mit Glücksgütern gesegnet war, belohnte die Kunst seines Lebensretters durch ein Honorar von 10.000 fl. und bewahrte ihm überdieß seine Freundschaft. Diese Kur aber hatte Staudenheim’s Ruf begründet; des Grafen Bruder Johann erwählte ihn gleichfalls zu seinem Arzte und die vornehmsten und ansehnlichsten Familien Wiens folgten diesem Beispiele. Als im Jahre 1826 der Kaiser Franz schwer erkrankte, wurde auch S. an das Krankenbett des Monarchen berufen, der ihn nach seiner Genesung mit dem kaiserlichen Leopoldsorden auszeichnete und mit einer reich mit Brillanten verzierten goldenen Dose beschenkte. Nun erfolgte Staudenheim’s Ernennung zum Leibarzt des Herzogs von Reichstadt [Bd. XXV, S. 181] und er blieb es bis zu seinem im Alter von 56 Jahren erfolgten Tode, während ihm der Prinz zwei Jahre später ins Jenseits folgte. Als Schriftsteller hat S. nicht gewirkt. aber als Arzt ein Andenken hinterlassen, das ihn in die Reihe der ersten Wiener Aerzte stellt. Gewissenhaft, das Uebel in seinen Anfängen erforschend, voll Theilnahme und Ernst, dem Aermsten wie dem Reichsten, jedem zugänglich und für den Einen wie für den Anderen sein Wissen und seine Kunst mit gleicher Gewissenhaftigkeit darbringend, stand er hoch in der Achtung seiner Collegen, im Vertrauen des Publicums. Er selbst war zeitlebens leidend und erhielt sich nur durch sorgfältige Schonung, aber eine Verkühlung hatte sein altes Uebel in bedenklichster Weise wieder erweckt und auch sein rasches Ende herbeigeführt.

Wiener Zeitung, 1830, Nr. 126. – Neuer Nekrolog der Deutschen (Ilmenau 1832, B. F. Voigt, kl. 8°.) VIII. Jahrg. (1830), Bd. I, S. 431, Nr. 178. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1837, 8°.) Bd. V, S. 131.