BLKÖ:Strattmann, die Grafen und Strattmann-Batthyany, die Fürsten

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Straub, Anton
Band: 39 (1879), ab Seite: 310. (Quelle)
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Strattmann, die Grafen und Strattmann-Batthyany, die Fürsten. Die Strattmann sind ein aus dem Herzogthum Cleve stammendes von Kaiser Leopold I. im J. 1685 in den Grafenstand erhobenes Adelsgeschlecht, das mit dem Grafen Gerhard Wilhelm (gest. 20. März 1726) im Mannesstamme erlosch. Diesem Geschlechte gehörten einige Staatsmänner an, welche in Oesterreichs Geschichte eine hervorragende Rolle spielen, vor allem der Ahnherr des Grafenhauses, Theodor Athlet Heinrich[WS 1] (gestorben zu Wien 25. October 1693), erster Graf Strattmann, war anfangs Hofrath und Vice-Kanzler zu Düsseldorf bei dem Pfalzgrafen von Neuburg, welcher ihn in wichtigen Angelegenheiten an den kaiserlichen Hof in Wien, nach Frankreich und anläßlich der Wahl Michael Wisniowieczki’s zum Könige von Polen nach Warschau entsendete. Im Jahre 1680 kam er als österreichischer Principalgesandter nach Regensburg und 1683 wieder nach Wien, Dort vermittelte er geschickt Kaiser Leopolds I. dritte Heirat mit Eleonore Magdalene Theresia von der Pfalz. Nach dem Tode des Freiherrn von Hocher wurde er an dessen Stelle vom Kaiser zum österreichischen Hofkanzler ernannt, mit einem Wirkungskreise, welcher ihm den Vorrang vor allen übrigen Ministern verlieh. Im J. 1685 brachte er die Heirat Maria Antonias, Tochter des Kaisers Leopold I. aus dessen erster Ehe, mit dem ritterlichen Curfürsten von Bayern Max Emanuel dem Eroberer Belgrads zu Stande. Ferner vermittelte er den Zwiespalt, welcher wegen des Commandos in Ungarn zwischen Max Emanuel von Bayern und dem Herzoge von Lothringen ausgebrochen war. Im Jahre 1687 erwirkte er für das Haus Habsburg die Erbfolge im Königreiche Ungarn und die Krönung Josephs I. zum Erbkönige in Ungarn, wie 1690 dessen Wahl zum römischen Könige. Seine für die Geschichte Oesterreichs in einem wichtigen Zeitabschnitte (1666 bis 1694) inhaltreichen „Acta Neoburgica“ in drei Foliobänden, „Acta Privatorum“ in einem Foliobande und diplomatisch-politischen „Collectanea“ gleichfalls in drei Foliobänden werden im kaiserlichen Haus-, Hof- und Staatsarchiv zu Wien aufbewahrt, wie von Böhm in dem [311] in den Quellen benannten Werke des Näheren berichtet. Aus seiner ersten Ehe mit Marie Mechtilde Freiin von Mollard hatte Strattmann fünf Söhne und drei Töchter. Von den Söhnen war:

1. Heinrich Johann Franz Graf S. (geb. 1662, gest. 3. Februar 1707) 1688 kaiserlicher Reichshofrath, in welcher Eigenschaft er zu verschiedenen Missionen nach London und Polen, zu den Friedensverhandlungen in Ryswick und in Nymwegen verwendet wurde. Man hält ihn für den Autor des Werkes „Testament politique de Charles V. duc de Lorraine et de Bar déposé entre les mains de l’Emperreur Leopold à Presbourg le 29 Déc. 1687 en faveur du Roy de Hongrie et des successeurs arrivans à l’Empire“, das 1696 zu Leipzig, aber schon früher von dem französischen Abbé Chevremont in Paris herausgegeben wurde. Von Anderen wird jedoch diese Angabe lebhaft bestritten. Seine Ehe mit Eleonora Theresia geborenen Gräfin Schelhard, Tochter des kaiserlichen Feldmarschalls und Commandanten zu Cölln, blieb kinderlos. –

2. Theodor Athlet Heinrichs zweiter Sohn Cornel Ambros (geb. 1666, gest. 9. September 1734) war Propst zu Breslau und Canonicus zu Olmütz und Brixen. –

3. Der dritte Sohn Anton Franz (geb. 1674, gest. im Jänner 1719) war kaiserlicher Hofkriegsrath und Stadt-Major in Wien, wo er im Augenblicke, als er sein Testament unterschreiben sollte und eben im Gespräche mit dem holländischen Gesandten begriffen war, vom Schlage getroffen todt niedersank. Aus seiner Ehe mit Maria Theresia Gräfin Freysing hatte er nur eine Tochter Maria Margaretha (geb. 1705), welche sich mit einem Grafen Taxis verheiratete. –

4. Der vierte Sohn Philipp Wilhelm fiel als Rittmeister in Ungarn in der Schlacht bei Zenta, am 11. September 1697. –

5. Der fünfte Sohn Gerhard Wilhelm (gest. 20. März 1726) war seit 1714 Landeshauptmann des Fürstenthums Breslau. Aus seiner Ehe mit Hedwig Christine verwitweten Gräfin Geist hinterließ er die einzige Tochter Maria Theresia, welche sich nach ihres Vaters Tode mit Karl Joseph Grafen Batthyany vermälte. –

6. Von des Grafen Theodor Athlet Heinrich drei Töchtern war Anna Gisberta die Gemalin Rudolphs Grafen Stubenberg; – Anna Maria Theresia (gest. 1699) dritte Gemalin des Anton Franz Grafen Collalto, – und Eleonora Magdalena Ursula[WS 2] (seit 25. November 1692) die Gemalin Adams Grafen Batthyany (gest. 1703). Eleonora gebar ihrem Gatten die zwei Söhne Karl Joseph und Ludwig Grafen Batthyany, welche 1755 die Concession erhielten, ihrem Geschlechtsnamen Batthyany jenen ihrer Mutter Eleonora geborenen Gräfin Strattmann, in Rücksicht der ihnen als Majorat angefallenen mütterlichen Herrschaften Payerbach, Prugg, Spätenbrunn, Schnieding und Hayding für sich und ihre Descendenz beizufügen. Da diese Linie der Batthyany nachmals in den Fürstenstand erhoben wurde, führt der jedesmalige Chef derselben den Namen Batthyany-Strattmann. Die Gräfin Eleonore Strattmann nachmalige Gräfin Batthyany bildet den Stoff des im Jahre 1862 bei Zamarski und Dittmarsch in Wien erschienenen dreibändigen Romanes „Die [312] Wiener Lori“. Von Theodor Scheibe. – Des Grafen Theodor Athlet Heinrich zweite Ehe, mit Margaretha geborenen Gräfin Abensberg und Traun, verwitweten Gräfin Bucquoy, war kinderlos geblieben.

Böhm (Const. Edl. v.), Die Handschriften des kaiserlichen und königlichen Haus-, Hof- und Staats-Archivs (Wien 1873, Braumüller, 8°.), S. 271, Nr. 964 und 965; S. 300, Nr. 1092.
Porträt. H. Quiter fec. ad viv. (fol. Schwzk.).

Anmerkungen (Wikisource)