BLKÖ:Székuly, Michael

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Szela, Jacob
Band: 42 (1880), ab Seite: 30. (Quelle)
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Székuly, Michael[WS 1] von (preußischer Parteigänger und Oberst, bei den französischen Vorposten in den Feldzügen von 1792,1793 und 1794 unter dem Namen „le Colonel noir“ bekannt, Ort und Jahr seiner Geburt nicht zu bestimmen, gest. an seinen Wunden in Bromberg[WS 2] in den ersten Tagen des October 1794). Unstreitig ungarischer oder doch siebenbürgischer Abstammung, heißt dieser Oberst, dessen Name vielleicht von ihm selbst zu Székuly entstellt worden, wohl richtig Székely, wie er auch von Pauli in dessen „Leben großer Helden“ genannt wird. Bereits im ersten schlesischen Kriege (1741–1742) in der preußischen Armee Major im Soldau’schen Regimente, brach er im Mai 1748 als Avantgarde des Winterfeld’schen Corps in Böhmen ein und warf die Croaten und Panduren siegreich zurück. Im Jahre 1746 zum Obersten des Huszaren-Regiments Brunikowsky ernannt, leistete er auch im siebenjährigen Kriege (1756–1763) den Preußen treffliche Dienste, und eben weil er ein Ueberläufer oder doch österreichischer Unterthan war, wurden schon damals von Seite Oesterreichs auf seinen Kopf mehrere Tausend Gulden gesetzt. Nach etlichen Jahren, 1758, legte er aber sein Commando nieder und ließ lange Jahre nichts von sich hören. Da tauchte 1793 sein Name wieder auf, und nun wurde Székuly oft, bald mit Ehren, bald unter Verwünschungen, genannt. Unter den Kriegsberichten des Jahres 1793 langte an den kurkölnischen Hof eine Nachricht aus Frankfurt ddo. 8. März 1793 des Inhalts ein, daß der König von Preußen einem Polaken Namens Székuly – es ist eben der in Rede Stehende – zu einem Partisan angenommen und dessen Commando eine Division von Köhler-Huszaren, ein Bataillon Füsiliere und ein Bataillon Jäger anvertraut habe. Mit diesem Corps marschirte Székuly am 9. März über St. Goar auf den Hundsrück. Am 19. März erstürmte er das kurkölnische Städtchen Stromberg im heutigen Regierungsbezirke Coblenz. Aber schon am folgenden Tage von einem ansehnlichen Corps Franzosen angegriffen, sah er sich genöthigt, Stellung hinter dem Orte zu nehmen, wodurch er vom Schlosse abgeschnitten wurde, zu dessen Vertheidigung er den Lieutenant von Gauvain, der in den nachfolgenden Stürmen den Heldentod fand, mit 30 Freiwilligen zurückgelassen hatte. Die Franzosen eroberten nach viermaligem Sturme das Schloß und metzelten die ganze Besatzung nieder. Einige Stunden darauf jagte Székuly den Feind wieder heraus, konnte aber dessen Batterien gegenüber nicht lange Stand halten. Ausführlich schildert dieses Unternehmen, sowie das grausige Ende des Lieutenants J. Fr. von Gauvain, dem später im Stromberger Thale eine Pyramide errichtet wurde, der „Rheinische Antiquarius“ in der zweiten Abtheilung (Mittelrhein) Band IX, S. 781 u. f. Gedachte Pyramide aber stand nicht länger als zwei Jahre, sie wurde von betrunkenen französischen Fußjägern zerstört. Fünfundvierzig Jahre später ließ König Friedrich Wilhelm IV. dem tapferen Gauvain ein neues Denkmal setzen. In weiteren Kriegsberichten heißt es: [31] „Am 27. März 1793 hat Székuly die Franzosen zu Waldalgesheim angegriffen und tüchtig geschlagen. Sie sollen über 1000 Mann an Todten und Verwundeten, auch mehrere Kanonen verloren haben“. An demselben Tage noch rückte Székuly vor Bingen an, das er die Nacht durch und den ganzen folgenden Tag bis gegen 4 Uhr Nachmittags beschoß und endlich occupirte, worauf die auf dem Rochusberge postirten Franzosen sogleich angegriffen und verjagt wurden. Einige 100 Gefangene, Kanonen und Munitionswagen ließen sie zurück. Am 4. Jänner 1794 schickte der Kurfürst von Köln den Stallinspector Keller mit einem Schreiben an Oberst Székuly nach Simmern, um ihn zu ersuchen, den Hundsrück zu decken, damit die Stadt Coblenz nicht Gefahr laufe, überfallen zu werden. Am 8. Jänner kam die Nachricht nach Coblenz, Székuly sei von den Franzosen zurückgeschlagen worden. Am 7. März 1794 wurde dann berichtet: „Das Corps des Obersten Székuly ist völlig aufgelöst worden“. Bei dieser Gelegenheit erzählt Stramberg: „Székuly habe im Jahre 1793 die Avantgarde von der preußischen Armee durch ein streifendes Corps formirt, und in dieser kurzen Zeit über eine Million erbeutet“. Noch einmal wird Székuly’s in den Berichten des Feldzuges 1794 gedacht. Am 16. Jänner g. J. in einem Gefechte am Schenkel verwundet, war er genöthigt, längere Zeit unthätig zu bleiben. Im Monat August aber hatte er Auftrag, mit einer Abtheilung nach Ostpreußen zu marschiren, um die von den Polen besetzte Stadt Bromberg[WS 2] denselben wieder abzunehmen. Bei dem auf diese Stadt am 2. October unternommenen Angriff erhielt er einen Schuß in die Brust, einen zweiten in den Fuß und fiel in feindliche Gefangenschaft. Der polnische General Madalinski ließ ihm alle mögliche Obsorge angedeihen und schickte ihm sogar einen preußischen Chirurgen zur Behandlung. Aber die Wunden waren zu schwer und wenige Tage danach erlag er denselben. Madalinski ließ ihn mit allen militärischen Ehren bestatten. Székuly war in der vollen Bedeutung des Wortes Parteigänger. Wenn es galt, mit 150 bis 200 Pferden umherzuschwärmen, dann konnte er nützlich werden; wenn er aber ein Corps befehligen sollte, so spannte er die Pferde gleichsam hinter den Wagen, verträumte sich in seiner Größe und verwirrte Alles. Blücher hat über ihn ein nicht günstiges Urtheil gefällt. Székuly machte sich durch seine Sonderbarkeiten überall und zwar oft nicht von der für ihn vortheilhaften Seite bekannt. Man erzählte sich Anekdoten von ihm, die meist wohl auf seine Kosten erdichtet waren, aber doch im Allgemeinen ihn treffend charakterisiren. Mit der Wahrheit nahm er es nicht sehr genau; er war ein sogenannter Relationenschmied, eine Sorte Bramarbas, welche nie ausstirbt und es mit einer Null mehr, wenn es den Feind, und einer weniger, wenn es das eigene Truppencommando gilt, nicht zu genau nimmt. Wie es ein Jägerlatein gibt, so war er der echte Meister der Huszarensprache. So hatte er die Gewohnheit, daß er aus einem Gefechte in die Cantonirungsquartiere zurückgekehrt, Gewehrkugeln aus dem Busen hervorzog und sie mit den Worten: „Pahl ihr werdet Székuly nichts thun“ wegwarf. Viele hielten dies für Charlatanerie und nur Wenige sahen seine wahre Absicht ein: er gewann sich dadurch die Mehrzahl der Einwohner, welche nun glaubten, daß er [32] sich durch schwarze Kunst kugelfest machen könne und auch vermöge derselben Alles wisse, zu Vertrauten, und da er überdies die Nachrichten sehr gut bezahlte, so sagten sie ihm Alles, was sie in Erfahrung brachten. So gern er selbst Unwahrheiten erzählte, so unleidlich war ihm diese Eigenschaft an Anderen. Er pflegte in diesem Falle den Erzähler sogleich mit den Worten: „Galopp! Galopp!“ zu unterbrechen; aber er wurde zum Rasen aufgebracht, wenn man ihm den Spaß erwiderte. Einst dictirte er nach einer Affaire einem Officier die Relation, worin er unter anderem sagte: „Mein großer Schweißfuchs ist mir unter dem Leibe todtgeschossen worden“. Der Officier, welcher den Obersten noch nicht recht kannte, hielt mit dem Schreiben ein und bemerkte, daß der große Schweißfuchs soeben gesund zum Stalle geführt worden sei. „Ei was“, erwiderte Székuly aufgebracht, „machen Sie mir doch keine Wortklaubereien, schreiben Sie, was ich dictire“. Seine Polizei und Justizpflege in den Quartieren war despotisch. Bis zum Extrem eigennützig, zeigte er sich in anderen Fällen wieder ebenso freigebig. Einst brachten ihm seine Huszaren eine französische Officiersdame, welcher sie Wagen und Pferde sammt dem Gepäck nach Kriegsbrauch abgenommen hatten. Er kaufte den Huszaren Alles wieder ab, gab es der Dame zurück und noch sechs Carolins obendrein, und schickte sie im Geleite eines Trompeters sogleich zur französischen Armee, wo sie in Gegenwart ihres Beschützers versicherte, daß der Colonel noir – bei den französischen Vorposten wegen seiner Nachlässigkeit im Anzuge so genannt – der beste und artigste Mann unter der Sonne sei. Seine Tapferkeit wurde angezweifelt. Er war kühn, verwegen, ja übermüthig, wenn es einen Handstreich auszuführen galt, aber heldenmäßige Tapferkeit, die mit Ruhe und Ueberlegung der Todesgefahr ins Auge sieht, diese Tugend besaß er nicht, und sein Verhalten gegen Lieutenant Gauvain, diesen wackeren Officier, bleibt ein unauslöschlicher Makel an seiner Soldatenehre.

Pauli (Karl Friedrich Dr.), Leben großer Helden des gegenwärtigen (1756 u. f.) Krieges, gesammelt von – (Halle 1759, Ch. Pet. Franken, 8°.) Bd. II, S. 281; Bd. V, S. 173. –Denkwürdiger und nützlicher rheinischer Antiquarius u. s. w. I. Abthlg., 1. Band: „Coblenz die Stadt. Historisch und topographisch dargestellt durch Chr. von Stramberg“ (Coblenz 1851, R. F. Heryt, gr. 8°.) S. 746, 748 und 763; II. Bd., S. 1–15. – Dictionnaire biographique et historique des hommes marquants de la fin du dix-huitième siècle et plus particulièrement de ceux qui ont figuré dans la révolution française (Londres 1800, 8°.) Tome III, p. 400.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Der Vater hieß Michael Székely (ADB:Székely, Michael von, † 16. Januar 1772), der hier beschriebene heißt Johann Friedrich von Székely (ADB:Székely, Johann Friedrich von, † 1794). Wurzbach beschreibt hier beide, Vater und Sohn.
  2. a b Vorlage: Blomberg.