BLKÖ:Szembek, Christoph Anton von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Szembek, Genealogie
Band: 42 (1880), ab Seite: 44. (Quelle)
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Szembek, Christoph Anton von (Primas von Polen, Erzbischof von Gnesen und Staatsmann, geb. zu Szczepanow im Krakauer Gebiete am 25. März 1663, gest. zu Łowicz am 6. Juli 1748). Der zweite Sohn des Burggrafen von Krakau Stanislaus [45] Szembek aus dessen Ehe mit Christine geborenen Zelęcka. Seine wissenschaftliche Vorbildung genoß er im Elternhause, die Universitätsstudien betrieb er zunächst an der Krakauer Hochschule, sodann in Rom, wo er namentlich Privat- und Kirchenrecht, Geschichte und die höheren theologischen Wissenschaften hörte. Nach seiner Rückkehr in die Heimat trat er in den geistlichen Stand. In der Eigenschaft eines Domherrn von Kujawien begab er sich als Abgeordneter zum Tribunal der Krone; später wurde er Custos von Łowicz und im Jahre 1699 Domherr von Przemyśl. Hierauf übernahm er die Propstei auf dem Familiensitze zu Szczepanow, wo er als Muster eines Priesters und als Vater der Armen in wohlthätiger Weise waltete. Er errichtete dort eine Volksschule, in welcher er selbst Unterricht ertheilte, auch eine Apotheke auf dem Lande, damals eine Seltenheit. Aus diesem friedlichen Schaffen rissen ihn seine Verwandten, welche ihn an den königlichen Hof brachten. Durch seinen Vetter Stanislaus, Bischof von Kujawien, zum Erzdechanten von Pommern und gleichzeitig zum Official ernannt, erwarb er sich bald die Gunst des Königs, sowie jene Peters des Großen, zu dem ihn eine diplomatische Mission führte. Im Jahre 1708 wurde er Abt von Mogilnia, 1709 Großreferendar der Krone, 1711 Domherr in Warschau und noch zu Ende letzteren Jahres Bischof von Lievland. Auch auf diesem Posten entfaltete er eine segensreiche Thätigkeit, er vermehrte die geistlichen Fonde und wirkte namentlich für die Ausbreitung des Katholicismus, wobei ihm das Vertrauen, das ihm Peter der Große schenkte, förderlich war. Aus Lievland rief ihn König August II. zurück und betraute ihn mit einer Gesandtschaft nach Wien in Sachen der Abwehr türkischer Horden, welche mit ihrem Einfall die polnischen Lande bedrohten. Mit Geschick vollbrachte Szembek seine Sendung. Im Jahre 1716 erhielt er vom Könige die Abtei Mogila. Während der denkwürdigen Conföderation von Tarnogrod, welche am 26. November 1715 in Klein-Polen wider König August II. errichtet ward, stand er treu zum Könige und wurde dafür 1717 zum Bischof von Posen erhoben. Nach Antritt dieses Bisthums widmete er sich ausschließlich den Functionen seines hohen Kirchenamtes und berief für das Jahr 1720 eine Synode nach Warschau ein, wurde aber noch im October 1719 als Bischof von Kujawien inthronisirt. Im August 1721 starb sein Oheim Stanislaus, Erzbischof und Primas von Gnesen, und Christoph Anton fungirte nun, der Erste, ein ganzes Jahr hindurch als Vice-Primas. Als Senator des Reiches wirkte er nicht ohne Erfolg in verschiedenen öffentlichen Geschäften, ging wiederholt in diplomatischen Sendungen nach Wien und von da auf den Reichstag zu Regensburg. Auf dem Warschauer Landtage von 1726 wurde er in die Commission gewählt, die in Gemeinschaft mit den Gesandten des Kaisers, des Königs von Schweden und des Hofes von Berlin die Revision des Kozuchovski’schen Statuts berathen sollte, welches die Verfassung des Landes zum Gegenstande hatte. Während der Vacanz des polnischen Königsthrones widmete er sich, von politischen Geschäften sich fern haltend, wieder den Angelegenheiten seiner Kirche. Hierauf ernannte ihn August III. unter gleichzeitiger Verleihung der reichen Abtei Tyniec[46] zum Erzbischof und Primas des Reiches. Am 4. Mai 1739 dazu präconisirt, wendete sich Szembek neuerdings den politischen Angelegenheiten des Landes zu, wirkte als entschiedener Anhänger des Königs in dessen Interessen, veröffentlichte im Jahre 1741 sein Manifest gegen die Vorgänge in Kurland, war in der Thorner Angelegenheit thätig und wohnte den Landtagen zu Grodno 1744 und zu Warschau 1746 bei. Im letzten Jahre seines Lebens gänzlich aus dem politischen Leben zurückgezogen, starb er im Alter von 85 Jahren. Als Bischof wie als Staatsmann hinterließ er ein ruhmvolles Andenken; als ersterer war er ein Förderer seiner Kirche, ein Vater der Armen, ein Unterstützer des Unterrichts im Volke; als letzterer hing er mit unverbrüchlicher Treue an seinem König, ohne seiner Vaterlandsliebe etwas zu vergeben, bewies sich klug und geschickt in öffentlichen Geschäften und trat in dem von Parteileidenschaften aufgeregten Polen, in welchem die Wogen der Politik nur allzu oft hoch flutheten, nicht selten ohne Erfolg vermittelnd ein. Dabei lebte er – obgleich seine kirchlichen Einkünfte sehr bedeutend waren – für seine Person ungemein einfach und verwendete große Summen zu humanen wohlthätigen Zwecken. Im Druck sind von ihm erschienen: „Synodus Dioecesana Posnoniensis Varsaviae a. d. 1720 diebus 27. et 28. Februarii celebrata“ (Varsaviae 1720, 4°.); – „Epistola pastoralis“ (ib. 1720); – „Monita pastoralia universo clero et populo dioecesis Cujaviensis“ [Wroclaviae 1727, 4°.), in polnischer und lateinischer Sprache zugleich. Ueberdies veranstaltete er die Herausgabe der Schrift: „Sanctissimi D. N. Clementis Papae XI. duae Constiutiones; adjiciuntur Em. Thomae Philippi Cardinalis Epistolae pastorales etc.“ (Varsaviae 1720, 4°.).