BLKÖ:Szirmay, Thomas von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Szirondi
Band: 42 (1880), ab Seite: 209. (Quelle)
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Szirmay, Thomas von (k. k. Oberst, geb. zu Kerekret in der Sároser Gespanschaft im Jahre 1688, gest. zu Amberg in der Oberpfalz am 23. Juni, nach Iván Nagy am 9. Juli 1743). Ein Sohn des Nicolaus von Szirmay [S. 203, Nr. 18] aus dessen Ehe mit Anna Semsey. Nachdem er aus dem zu jener Zeit berühmten evangelischen Collegium zu Eperies, über welches sein Vater als Inspector gesetzt war, sowie auf der Schule zu Kaschau seine wissenschaftliche Vorbildung erlangt hatte, ging er im Jahre 1705 nach Greifswalde, um auf der Hochschule daselbst neben Sprachen und mathematischen Disciplinen die Rechtswissenschaft zu studiren. Einer der Ersten genoß er eines jener Stipendien; welches König Karl XII. daselbst für evangelische Ungarn gestiftet [vergl. Nicolaus Sz., S. 203, Nr. 18]. Nach beendeten Studien disputirte er öffentlich aus der Astronomie de solis defectione und aus der Theologie de antichristo. Anfänglich trug er sich mit der Absicht, die akademische Laufbahn einzuschlagen, jedoch die Vorstellungen, welche ihm einige seiner Freunde machten, daß er bei seiner vornehmen Geburt berufen sei, in anderer Weise seinem Vaterlands zu dienen, brachten ihn von seinem Vorhaben wieder ab. Er rüstete sich nun zu Reisen und besuchte zunächst Deutschland, dann Dänemark, Norwegen und Schweden. Seinen Plan, in die schwedische Armee zu treten, redete ihm sein Vetter Stephan aus, und so nahm er denn mit Empfehlungen an den Prinzen Eugen versehen, kaiserliche Kriegsdienste. Dieser ruhmgekrönte Feldherr, dem er in Gegenwart des Herzogs von Marlborough in der Montur eines gemeinen Grenadiers vorgestellt wurde, ernannte ihn sofort zum Fähnrich, Thomas aber erbat sich, in das Corps des Generals von Thüngen eingereiht von der Pike auf dienen zu dürfen, was [210] ihm Prinz Eugen auch gestattete. Bei Thüngen-Infanterie bewährte sich Szirmay als tapferer Soldat, wurde bald Officier, wohnte 1709 der berühmten Schlacht bei Malplaquet bei und stand später bei der Armee in Bayern. Als er im Jahre. 1712 seine Heimat besuchte, ließ er sich von seinem Vater überreden, den Waffendienst aufzugeben, zu heiraten und sich der Verwaltung seines Besitzes zu widmen. Der Liebe zu den Wissenschaften aber blieb er treu, sammelte werthvolle Bücher und Handschriften und wenn er letztere käuflich nicht erwerben konnte, copirte er sie mit eigener Hand. Indeß war er auch sonst im Dienste seines Vaterlandes thätig, und zwar als Gerichtsassessor der Zempliner, Sároser, Gömörer und Zipser Gespanschaft, als königlicher Commissär bei der 1720 zu Pesth angeordneten kirchlichen Commission und als Ablegat auf den zu Preßburg 1713, 1728 und 1741 versammelten Landtagen. Nebstdem war ihm von dem Kaiser auch die Oberaufsicht über den evangelischen Kirchendistrict im Kreise diesseits der Theiß übertragen worden. Doch die Ereignisse, die nach dem Ableben Karls VI. eintraten, veranlaßten ihn, wiederum Kriegsdienste zu nehmen. Die ungarischen Stände hatten ihrer Königin Maria Theresia erklärt, 20.000 Mann Fußtruppen auf eigene Kosten zu stellen, und einer der sechs Obersten, welche dieselben commandiren sollten, wurde Thomas Szirmay. Binnen drei Monaten stellte er sein Regiment, 3000 Mann stark, auf und stand marschfertig. Anfangs Mai 1742 rückte er in Mähren ein und kam nach Olmütz, wo er mehrere Wochen blieb. Hierauf zog er mit seinem Regimente, von welchem jedoch zwei Bataillons unter Oberstlieutenant Bossangi nach Wien commandirt worden waren, in das Lager vor Prag ab, wo er am 7. August 1742 auch eintraf. Am 22, d. M. griffen die Franzosen, welche Prag besetzt hielten, nach einem starken Ausfalle die ungarischen Truppen in den Approchen an und vernagelten mehrere Kanonen. In diesem bedenklichen Augenblicke erschien Thomas Szirmay an der Spitze seines Regiments, er trieb den Feind aus den Approchen heraus und drängte ihn, nachdem er ihm beträchtliche Verluste beigebracht hatte, bis in den Stadtgraben zurück. Von seinen Leuten waren im Ganzen nur 11 Mann todt, 19 verwundet. Ob dieser Waffenthat sprach ihm der Großherzog von Toscana in Gegenwart seines Bruders, des Prinzen Karl von Lothringen, vieler Generale und eines großen Gefolges die vollste Anerkennung aus, noch besonders hervorhebend, daß Szirmay’s junges Regiment sich einen Ruhm erfochten habe, wie ihn sonst nur alte Regimenter zu erwerben pflegen. Thomas stand nun bei der Armee in so hohem Ansehen, daß, als am 1. October der Kriegsrath beschloß, den Marschall von Maillebois bei Plan anzugreifen, ihm das Commando der hiezu bestimmten 57 Grenadier-Compagnien übertragen wurde. Da es aber der französische Marschall nicht für gerathen fand, diesen Angriff abzuwarten, und sich zurückzog, so unterblieb derselbe. Bei der Blokade von Eger erhielt Szirmay seine Aufstellung in Falkenau, welches er gegen die Franzosen tapfer behauptete. Ende Jänner 1743 rückte er mit seinem Regimente in die Oberpfalz ein und besetzte nach Vertreibung der Franzosen Moßbach, Nabburg und Pfreimt. Am 2. Juni kam er nach Stadt am Hof, von wo aus er die im festen Schlosse Weix stehenden Franzosen [211] beobachtete. Am 12. Juni erhielt er von dem Fürsten Lobkowitz Befehl, die Städte Neumark und Amberg entweder zur Capitulation zu zwingen oder mit Sturm zu nehmen. Als er mit seinem Regimente, verstärkt durch mehrere andere Bataillons, einige Escadronen und Geschütze heranrückte, übergab sich Neumark, welchem Beispiele bald auch Amberg folgte. Aber bereits zu Stadt am Hof war er von einem Unwohlsein befallen worden, welches sich vor Neumark zu einem solchen Fieber steigerte, daß er daselbst zurückbleiben mußte. Zwar erholte er sich so weit, daß er am 23. Juni sich nach Amberg bringen lassen konnte; aber die Besserung war nur eine scheinbare, denn an letzterem Orte bekam er noch am nämlichen Tage einen so heftigen Fieberanfall, daß er demselben erlag. Sein Tod wurde in der Armee allgemein beklagt. Szirmay war ein Soldat, wie er in den Armeen nur selten vorkommt; von tiefer gründlicher Bildung, von ausgebreitetem Wissen, verband er mit seinen seltenen Kenntnissen echten religiösen Sinn und einen Humanismus, wie dieser eben von echter Bildung unzertrennlich ist. Seine Untergebenen liebten ihn, wie ihren Vater, er aber theilte mit seinem Regimente nicht blos den Ruhm, sondern auch Gefahr und Strapazen; in seiner Lebensweise im Felde gab er nichts dem gemeinen Manne nach, bivouakirte mit diesem unter freiem Himmel und litt alle Entbehrungen, wie sie der Krieg für den General wie den gemeinen Mann mit sich bringt, mit stoischer Ruhe, durch solches Beispiel seine Leute belebend und kräftigend. Seine früheren und späteren Feldzüge hat er in einem sorgfältig geführten Tagebuch genau beschrieben und seiner Darstellung selbstgefertigte Zeichnungen von Karten und Plänen beigefügt. Dieses Tagebuch befindet sich im Familienarchiv. Aus seiner mit Anna geborenen von Mednyanszky 1712 geschlossenen Ehe entstammten zwei Söhne, welche jedoch beide jung starben, und eine Tochter Anna, die sich zuerst mit Stephan Radvánszky, nach dessen Tode aber mit Andreas Pottornyay vermälte. Die Leiche Szirmay’s wurde nach Altdorf gebracht und daselbst mit großem Gepränge beigesetzt.

Bernhold (Johann Balthasar), Das auferbauliche Exempel derer Gläubigen in ihrem Tod und Sterben als u. s. w. Thomas Szirmay Baron von Szirma. Herr auf Szerents, Giralth, Kerekret etc. Ihro zu Hung. und Böhmen k. Majestät hochbestellter Obrister und Commandant über ein hung. Regiment zu Fuß 1743 im 55. Jahr seines ruhmvollen Lebens mit einer solennen Leichprocession schuldigst beehrt worden, in einer christlichen Leichpredigt betrachtet (Altdorf 1743, Fol. 36 S.). Dabei: „I. Das gekrönte Glaubens-Ende Szirmay’s. Cantate 2 u. s. w. V. Epicedia officialium Legionis Szirmayanae Fol. 6“.