BLKÖ:Taaffe, Nicolaus Graf

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Tabacchi, Lorenzo
Band: 42 (1880), ab Seite: 311. (Quelle)
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Taaffe, Nicolaus Graf (k. k. Feldmarschall-Lieutenant, geb. zu Castle O’Creane in Sligo, Provinz Connaught in Irland, im Jahre 1677, gest. auf dem Schlosse zu Ellischau in Böhmen 30. December 1769). Der einzige Sohn des Esquire Franz Taaffe aus dessen Ehe mit Anna Maria O’Creane. In Lothringen erzogen, kam er an den Hof Großherzog Leopolds, des Vaters Franz’ I.[WS 1], wo er die Stelle eines Kanzlers bekleidete. Dann trat er in österreichische Dienste über, und im Jahre 1726 finden wir ihn als Rittmeister im Regimente Graf Hautois, in welchem er im October 1730 zum Oberstlieutenant aufrückte. Anfang Jänner 1732 zum Obersten des Cürassier-Regiments Graf Lanthieri ernannt, focht er mit demselben in den Feldzügen der Jahre 1734 und 1735 gegen Frankreich. Im Mai 1737 [312] zog er in den Türkenkrieg, wo er im Truppencorps des Generals Seckendorff eingetheilt, am 1. August bei Widdin mit seinem Regimente die Avantgarde bildete; im November aber mit demselben als Arrièregarde bei Fort St. Elisabeth den Marsch unserer Artillerie und die Bagage gegen die Angriffe der Türken deckte. Am 2. September 1738 kämpfte er in der Affaire bei Pollesch und deckte dann mit seinem Regimente den Rückzug des Corps, welches Generalmajor Ciceri commandirte. Als für den türkischen Feldzug 1739 neue Generale zu ernennen waren, wurde auf Vorschlag des Hofkriegsraths-Präsidenten Grafen Harrach Oberst Taaffe im Februar dieses Jahres zum Generalfeldwachtmeister befördert und mit seiner Brigade bei der k. k. Hauptarmee eingetheilt. 1752 rückte er zum Feldmarschall-Lieutenant vor. Als solcher kämpfte er in der denkwürdigen Schlacht bei Kolin am 18. Juni 1757, in welcher König Friedrich II. durch Daun eine entscheidende Niederlage erfuhr, zu welcher auch Mylord Taaffe sein Theil beitrug. Es war nämlich die schwere Cavallerie des rechten kaiserlichen Flügels bei einem Angriff der Preußen zerstreut worden. In diesem verhängnißvollen Augenblick schrie Lord Taaffe mit dem ganzen Aufgebot seiner Stimme: „Nur drauf los avancirt, ihr Herren, die Bataille wird gewonnen, der Feind retirirt sich“, und wiederholte diesen Zuruf immer wieder, in Folge dessen die zerstreuten schweren Reiter sich endlich sammelten und nun wirklich vorrückten. Es ist diese Thatsache aus Originalurkunden des kaiserlichen Militär-Cabinetsarchivs erhoben. Als im Jahre 1763 in Schlesien eine große Hungersnoth ausbrach, war Nicolaus Taaffe der Erste, der mit großen Unkosten den Anbau der Kartoffel, die, obgleich bereits 1573 nach Europa gebracht, daselbst doch nur schwer Verbreitung fand, in Schlesien einführte, wodurch er diesem Lande ein großer Wohlthäter wurde, da diese Frucht bis zur Stunde das fast ausschließliche Nahrungsmittel der ärmeren schlesischen Bevölkerung bildet. Als sein Vetter Theobald, der vierte Earl von Carlingford, im Jahre 1738, ohne Nachkommen starb, erbte er dessen ganzes Vermögen, welches aus Gütern in Irland und Deutschland bestand. Es wurde ihm aber dieses große Vermächtniß durch Robert Sutton, der in weiblicher Linie mit dem Verstorbenen verwandt und Protestant war, bestritten, worüber sich verschiedene Processe entspannen, welche mit einem Vergleiche endigten, demzufolge er zwei Dritttheile seines Erbes einbüßte. Mit Nicolaus, dem ersten Reichsgrafen des Geschlechtes Taaffe, hat sich dasselbe ganz nach Oesterreich gewendet und darin seinen bleibenden Wohnsitz genommen. Er vermälte sich im Jahre 1729 mit Marianne, der Tochter des Johann Philipp Grafen Spindler, welche er nach vierzigjähriger Ehe 1796 durch den Tod verlor. Aus dieser Ehe hatte er zwei Söhne, den Grafen Johann [S. 303, Nr. 8], der in der Blüte seiner Jahre vor dem Vater dahinstarb, und den Grafen Franz [S. 301, Nr. 3], der den Abend seines Lebens mit astronomischen Studien verbrachte.

Porträt. Unterschrift: „Lord Nicholas Taaffe“. Lithographie ohne Angabe des Zeichners und Lithographen (8°.).
Ende des zweiundvierzigsten Bandes.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Gemeint wohl an den Hof des Herzogs Leopold von Lothringen, des Vaters von Herzog Karl von Lothringen.