BLKÖ:Thurn-Taxis, Friedrich Hannibal Fürst

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 45 (1882), ab Seite: 85. (Quelle)
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Thurn-Taxis, Friedrich Hannibal Fürst (k. k. General der Cavallerie, geb. in Prag 4. September 1799, gest. 17. Jänner 1857). Der fünftgeborene Sohn des k. k. Obersten Fürsten Maximilian Joseph aus dessen Ehe mit Maria Eleonora Prinzessin Lobkowitz. Zehn Jahre alt, erhielt der Prinz, der im väterlichen Hause seine ganze Erziehung genoß, vom König Friedrich August von Sachsen eine Premierlieutenantsstelle in dessen Garde du Corps. Nach der gänzlichen Umgestaltung der europäischen Verhältnisse im Jahre 1814 zum Oberlieutenant in dem k. k. Kürassier-Regimente Großfürst Constantin Nr. 8 ernannt, nahm er seine Entlassung aus dem königlich sächsischen Militärverbande, in welchem er übrigens seiner großen Jugend wegen nie wirkliche Dienste geleistet hatte. Mit dem Regimente, dessen Oberst, der nachmalige Feldmarschall Fürst Alfred Windischgrätz, bis zu seinem Tode ihm ein Gönner und väterlicher Freund blieb, kam er 1815 auf mehrere Monate nach Paris in Garnison und nach geschlossenem Frieden in die Stabsstation Brandeis in Böhmen. Als im Jahre 1817 die Tochter des Kaisers Franz I., Erzherzogin Leopoldine, zur Vermälung mit dem Kronprinzen Dom Pedro von Brasilien in ihre neue Heimat reiste, befand sich auch der junge Fürst unter der Zahl der die Braut begleitenden Ehrencavaliere aus österreichischen hohen Adelsfamilien. Er verweilte dreiviertel Jahre größtentheils in Rio-Janeiro. Kühn und geschickt in allen Leibesübungen, erklomm er mit einem Freunde den in der Nähe dieser Stadt am Meeresgestade gelegenen Sonnenfelsen, dessen Besteigung wegen großer Gefährlichkeit und mehrfach mißglückter Versuche den dortigen Soldaten aufs strengste verboten war, und pflanzte die k. k. österreichische Flagge auf dem höchsten Gipfel auf. Während seiner Abwesenheit wurde er aus dem Kürassier-Regimente Großfürst Constantin Nr. 8, in welchem er noch als Ueberzähliger diente, zu dem Chevauxlegers-Regimente Rosenberg übersetzt, aber noch vor seiner Ankunft im Vaterlande wieder in ersteres zurückversetzt. Am 6. Mai 1819 feierte dieses bei seiner Aufwartung in Wien das zweite Jubiläum seiner so ruhmvollen 200jährigen Auszeichnung. Mit fliegenden Standarten und Trompetenschall zog es durch die Kaiserstadt und die Hofburg, und dem Oberlieutenant Fürsten Friedrich Hannibal Thurn-Taxis ward die Auszeichnung, am Burgplatze den Werbetisch aufzuschlagen. Im Herbste 1821 avancirte er zum Second-Rittmeister in dem Dragoner-Regimente Knesevich Nr. 3, nach einigen Jahren außer der Tour zum Escadron-Commandanten. Gleichzeitig diente mit ihm in derselben Escadron Graf Jellačić, nachmaliger Banus von Croatien, und Beide schlossen in jener Zeit einen treuen Freundschaftsbund. Als im Jahre 1825 Fürst Paul Eszterházy als k. k. außerordentlicher Botschafter zur Krönung Karls X. nach Paris ging, befand sich auch Fürst [86] Friedrich unter den aus den ersten Familien der Monarchie zur Begleitung gewählten sechs Cavalieren. Nach seiner Rückkehr aus Frankreich wurde er dem in Wien weilenden Dom Miguel von Portugal zur Dienstleistung beigegeben, und zwar nicht minder mit Rücksichtnahme auf seine Geburt als auf den Umstand, daß er dem Infanten als rüstiger Reiter, Jäger und Schwimmer bei dessen ritterlichen Uebungen zur Seite stehen konnte. Dem nach fast einem Jahre von Wien Scheidenden gab er noch bis an die österreichisch-bayrische Grenze das Geleit und rückte dann wieder zum Regimente in Galizien ein. Im Sommer 1829 zum überzähligen Major im Kürassier-Regimente Nr. 3 König von Sachsen befördert, wurde er 1830 von dem k. k. Feldmarschall Herzog Ferdinand von Württemberg, der als Gouverneur der Bundesfestung Mainz sich dahin begab, als Adjutant erbeten. Nach sechsmonatlichem Verweilen in dieser Stellung rückte er wieder bei seinem Regimente ein, aus welchem er bald als Major zu dem in Ungarn stationirten Kürassier-Regimente Heinrich Hardegg Nr. 7 kam. Am 29. Juni 1831 vermälte er sich zu Wien mit Maria Antonie Aurora, Tochter des königlich ungarischen Vicekanzlers Grafen Vincenz Batthyány von Német-Ujvár. Schon sechs Wochen nach seiner Verehelichung wurde er Commandant eines in Ungarns Donaugegenden gegen die Cholera aufgestellten Cordons. Wohl durchbrach diese Seuche die von ihm strengstens inspicirte Linie nicht, aber die Anstrengungen in diesem Dienste zogen ihm eine schwere Erkrankung zu. Nach Aufhebung des Cordons rückte er 1832 zum Oberstlieutenant im Kürassier-Regimente, im Jahre 1833 aber zum Obersten und Commandanten des Chevauxlegers-Regiments Hohenzollern Nr. 2 auf. Der 1840 zum Generalmajor und Brigadier ernannte Fürst wurde bei seinem Abgange durch das Officierscorps mit einem prächtigen Säbel überrascht, auf dessen Klinge die Namen aller unter ihm im Dienste gestandenen Officiere des Regiments zu lesen waren, zum dankbaren Andenken an die Zeit seines ebenso umsichtigen als energischen, bei seinen Untergebenen beliebten Commandos. Im Jahre 1842 als Infanterie-Brigadier nach Böhmen mit dem Commando in Prag versetzt, wechselte er daselbst wiederholt die Brigaden. Bei der großen Ueberschwemmung 1845 in Prag leistete er mit persönlicher Gefahr, wie er ein Gleiches schon im Frühjahr 1830 in der Leopoldstadt in Wien gethan, den Bedrängten in den überflutheten Quartieren, namentlich im Karolinenthal, auf Pontons jede mögliche Hilfe. In den ersten Monaten des Jahres 1848 zum Feldmarschall-Lieutenant und Divisionär bei der in Italien stehenden Armee befördert, reiste er eiligst zu seiner neuen Bestimmung ab. Bei dem zweiten Armeecorps unter dem Commando des Feldmarschall-Lieutenants Baron d’Aspre eingetheilt, erhielt er die aus verschiedenen Waffengattungen zusammengesetzte Reservedivision, welche in und um Verona lag. Bei Beginn der Revolution commandirte er in dieser Stadt, einer der wenigen des lombardisch-venetianischen Königreichs, in denen die Empörung nicht zum Ausbruch kam. Später wurde er von Radetzky mit der Unterbringung sämmtlicher Truppentheile, sowie mit der Beaufsichtigung und Beschleunigung der um Verona angeordneten Feldbefestigungsarbeiten betraut. In diesem Wirkungskreise war er zu seinem Bedauern nur von den Wällen von [87] Verona aus Zeuge der Schlacht von St. Lucia, in der sein jüngerer Bruder Wilhelm den Heldentod fand. Schleunigst ordnete er die Angelegenheiten des Verblichenen und übernahm dann wieder das Commando seiner Division in und um Verona, wo er bis zum 22. Juli stehen blieb. Hierauf nahm er an den Bewegungen der Armee vom 23. bis 25. Juli mit seiner Division Theil. Am 26., nach dem mörderischen Gefecht von Volta, wurde er beordert, mit sechs Schwadronen, zusammengesetzt aus König von Bayern-Dragonern unter Oberst Ruß und Kaiser-Uhlanen unter Oberst Gavert, in der Ebene längs des Mincio den Feind zu verfolgen. In mehreren Attaquen warf er zwei piemontesische Cavallerie- Regimenter und setzte ihnen nach bis unter den Schutz einer vortheilhaft postirten und mit zahlreicher Artillerie versehenen Infanteriebrigade. Für sein Benehmen in diesem Gefechte erhielt der Fürst die besondere Belobung des Feldmarschalls. Von da an mit dem Reservecorps nur dem Siegesmarsche der Armee als Unterstützung folgend, machte er an der Spitze seiner Division den siegreichen Einzug in Mailand mit. Da nun die Armee wieder eine andere Eintheilung erhielt, wurde dem Fürsten das Commando einer überwiegend aus Infanterie bestehenden Division von dem Corps des Feldmarschall-Lieutenants Haynau mit dem Divisionsquartiere in Bergamo übertragen. Hier entwickelte er besondere Thätigkeit zur gänzlichen Beruhigung und Herstellung der Sicherheit seines Bezirks, eine Aufgabe, deren Lösung in diesem Gebirgslande mit besonderen Schwierigkeiten verbunden war. Als im März 1849 der Krieg von Neuem begann, zog der Fürst mit seiner Division wieder ins Feld. Er machte am 20. März den Uebergang über den Ticino bei Pavia mit und nahm auch an den darauf folgenden Begebenheiten thätigen Antheil. Nachdem die Ruhe vollkommen hergestellt war, hatte der Fürst mit seinen Truppen wieder nach Bergamo zu marschiren, wo er mit seiner Division den Sommer über als Commandant verblieb, später letztere Stadt mit Brescia vertauschend. Während er auf kurzen Urlaub zu Prag im Kreise seiner Familie weilte, erfolgte seine Versetzung zum böhmischen Generalcommando. Daselbst wurde ihm der Auftrag, aus den Resten mehrerer in der ungarischen Insurrection verwendeten Cavallerie-Regimenter ein solches herzustellen, welche unter den obwaltenden Umständen sehr schwierige Aufgabe der Fürst mit großem Geschicke löste. Im Monat Juni 1850 betraut mit einer außerordentlichen Sendung an den königlichen Hof von Schweden aus Anlaß der Vermälung des Kronprinzen Karl Ludwig mit der Prinzessin Anna der Niederlande, trat er die Reise, von seinem ältesten Sohne Lamoral als Adjutant begleitet, an. Am schwedischen Hofe fand er die ausgezeichnetste Aufnahme, wohnte den Vermälungsfeierlichkeiten bei und benützte sodann seinen Aufenthalt, um die dortige Heeresverfassung, welche von denen anderer Staaten wesentlich abweicht, kennen zu lernen. Nachdem er noch das Innere des ihm ganz unbekannten Landes durchreist hatte, kehrte er nach Prag zurück, um daselbst das Commando seiner Division wieder zu übernehmen. Im Herbst 1850 zum zweiten Armeecorps nach Mähren versetzt, wurde er im Jahre 1851 Inhaber des Linien-Infanterie-Regiments Nr. 20, früheren 1. Romanen-Grenz-Infanterie-Regiments, dessen erstes Bataillon mittels Armeebefehles aus Schönbrunn vom [88] 27. August 1851 eine an der Fahne zu tragende goldene Medaille mit dem Bildnisse des Kaisers Franz Joseph und der Umschrift: „Für standhaftes Ausharren in der beschworenen Treue im Jahre 1848“ verliehen erhielt. Auch die Taxis tragen in ihrem Wappen die Devise: „Perpetua fide“. Im Herbste 1851 von Seiner Majestät zum Militärcommandanten in Oberösterreich und zugleich zum Truppendivisionär im dritten Armeecorps ernannt, machte er sich in Linz mit dem so originellen und wichtigen Befestigungssystem dieser Stadt vertraut und erlangte auch seine Ernennung zum Commandanten des dortigen befestigten Lagers, welchen Posten seine Vorgänger nie eingenommen hatten. Er ließ es sich dann ganz besonders angelegen sein, daß die an den Festungswerken im Laufe der Zeit nöthig gewordenen Herstellungen zur Ausführung gelangten. Als der König von Preußen Friedrich Wilhelm IV. im Frühlinge 1853 auf dem Wege war, den Hof in Wien zu besuchen, erhielt der Fürst den Befehl, den kaiserlichen Gast an der Grenze zu empfangen, ihn nach Wien, dann während dessen Aufenthaltes daselbst, sowie auch auf der Rückreise wieder bis an die österreichisch-sächsische Grenze zu geleiten. Auf wiederholte Einladung zu den preußischen Herbstmanövern begab sich dann der Fürst zu Ende September 1853 nach Berlin, wohnte den Feldübungen des Gardecorps bei und fand von Seite der königlichen Majestäten die ausgezeichnetste Aufnahme. Als bald nach seiner Rückkehr nach Linz durch den Tod des Generals der Cavallerie Grafen Falkenhayn [Bd. IV, S. 137] die Stelle eines Gardecapitäns der k. k. Trabanten-Leibgarde und Hofburgwache erledigt war, wurde er von Seiner Majestät mit derselben betraut und zugleich zum wirklichen geheimen Rathe ernannt. Bei Gelegenheit der Vermälung Seiner Majestät des Kaisers wurde er zum General der Cavallerie befördert. Als noch im Laufe des Jahres 1854 der zuerst ernannte Obersthofmeister Ihrer Majestät der Kaiserin, Feldmarschall-Lieutenant Fürst Joseph Lobkowitz, eine andere Bestimmung erhielt, übertrug Seine Majestät der Kaiser dieses Amt dem Fürsten mit den Worten; „Ich vertraue Ihnen das Liebste, was ich auf der Welt habe!“ Der Fürst trat nun in seine neue Function, widmete sich dem Dienste seiner Kaiserin und gab derselben in den folgenden Jahren das Geleite auf den näheren und weiteren Reisen nach Ischl, Possenhofen, nach Steiermark und Kärnthen, wo er mit den Majestäten die höchste Spitze des Großglockner bestieg, im December 1856 nach Triest und Venedig, wo er noch den großartigen, zu Ehren Ihrer Majestäten veranstalteten Festlichkeiten beiwohnte. Da erkrankte der Fürst am 20. December so ernstlich an einem Unterleibsleiden, daß seine Familie herbeieilte. Nach wechselndem Befinden, welches bald Hoffnung auf Genesung gab, bald wieder sich verschlimmerte, entschlief er am 17. Jänner 1857 im Alter von 58 Jahren. Nach einer solennen Leichenfeier am 20. Jänner wurden die sterblichen Ueberreste des Verblichenen nach Santa Lucia überführt und auf dem Friedhofe daselbst in der für hochgestellte Personen bestimmten Gruft neben der Leiche seines Bruders Wilhelm beigesetzt. Den Fürsten überlebten seine Gemalin und zwei Söhne, welche aus der Stammtafel ersichtlich sind.

Militär-Zeitung von Hirtenfeld (Wien, gr. 4°.) X. Jahrg., 11. und 14. März 1857, Nr. 20 und 21: „Lebensskizze“. [Eine breitspurige, [89] mit lauter Detail, das wenig zur Sache gehört, langweilende Skizze, die, statt zur Lecture anzuregen, ermüdet.]