BLKÖ:Thurn-Taxis, Karl Alexander

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Thurn-Taxis, Junicus
Band: 45 (1882), ab Seite: 74. (Quelle)
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26. Karl Alexander (geb. 22. Februar 1770, gest. 15. Juli 1827), ein Sohn des Fürsten Karl Anselm aus dessen Ehe mit Auguste Elisabeth geborenen Herzogin von Württemberg, hat für Oesterreich nur insofern Bedeutung, als er von Kaiser Franz 1797 zum wirklichen geheimen Rathe, im nämlichen Jahre zum Principal-Commissär bei dem Reichstage in Regensburg und 1799 zum Ritter des goldenen Vließes ernannt wurde. Fürst Karl Alexander ist derselbe, von welchem in L. E. Gerber’s „Neuem [75] historisch-biographischen Lexikon der Tonkünstler“ Band IV, Spalte 355, ohne Angabe seines Taufnamens berichtet wird, daß er 1790 mehrere Symphonien componirte und in den Concerten, welche sein Vater veranstaltete, aufführen ließ. Auch war er ein tüchtiger Orgelspieler und überhaupt ein großer Freund und Förderer der Musik. Fürst Karl Alexander gelangte am 13. November 1805 zur Regierung, und sein Besitzstand ohne Posteinkünfte war folgender:

Quadrat-
meilen
Ein-
wohner
Dörfer Ein-
kommen
Gulden.
die vormalige Reichsstadt Buchau 1/2 960 4.000
Reichsstift Buchau 11/2 4.500 14 70.000.
Abtei Marchthal 3 6.000 32 80.000
Abtei Neresheim 11/2 5.000 14 50.000.
Herrschaft Ostrach 1/2 1.800 5 10.000
Schemerberg 1/2 2.400 4 10.000
Stetten 1/2 2.400 5 10.000
Hiezu die älteren Besitzungen Friedberg, Scheer, Dürrmentingen,
Grunzheim, Heudorf, Göffingen, Bussen,
Dischingen, Eglingen
9 19.440 51 76.000
                Zusammen 17 42.500 125 310.000

Kaum hatte er von den ihm angefallenen Landen Besitz ergriffen, als der Krieg des Jahres 1805 den Untergang des deutschen Reiches und mit demselben die Mediatisirung der mindermächtigen Reichsstände herbeiführte. Auch er entging diesem Loose nicht, und mußte er nun für Friedberg-Scheer, Buchau, Marchthal württembergische, für Neresheim, Eglingen bayrische Landeshoheit anerkennen. Hinsichtlich der Posten traten auch mehrfache Veränderungen ein. Was der vormalige Reichs-Generalpostmeister an Gefällen einbüßte. ersetzten die betreffenden Regierungen durch Gütercessionen. Bayern überließ an Thurn-Taxis die Abtei St. Emmeran in Regensburg, die vom Hochstift Regensburg herrührenden Herrschaften Wörth und Donaustauf, Wiesent und die vordem der Abtei Eberach zuständigen Aemter Weier und Sulzheim. Für die in Preußen verlorenen Postämter überließ König Friedrich Wilhelm III. die in Posen gelegenen Aemter Krotoszyn, Polajewo, Rozdrazewo und noch ein Vorwerk, welche zusammen zu einem Fürstenthum erhoben wurden. Ueberdies machte Fürst Karl Alexander in Böhmen ansehnliche Erwerbungen, so kaufte er am 28. Jänner 1822 die Staatsherrschaft Choriesch an, deren Grundeigenthum gegen 1780 mit einer Million und etwa zweimalhunderttausend Gulden berechnet wurde; im Jahre 1823 die Herrschaften Reichenberg, Chraustowitz im Chrudimer Kreise. (Ueber die Localbestände und die Geschichte der Thurn-Taxis’schen Regierung und des Hofgerichts, dann des Fürstenthums Krotoszyn, des Stiftes Buchau und der Abtei Neresheim, plaudert in seiner schwatzhaften, aber dabei inhaltreichen Weise Major Stramberg in seinem „Rheinischen Antiquarius“, Mittelrhein, III. Abtheilung, Bd. XIII, S. 775 bis 786.) Ueberdies gehörten zu den Besitzungen des Fürsten das Schloß Taxis vordem Trugenhofen und die Paläste zu Regensburg und Frankfurt, in welch letzterem von 1815 bis 1866, also ein halbes Jahrhundert lang, der deutsche Bundestag seine Sitzungen in so erfolgreicher Weise hielt, daß endlich der Bruderkrieg 1866 die Frage, welche die Federn im Bundespalais verwirrt hatten, auf den böhmischen Feldern mit dem Schwerte entschied. Fürst Karl Alexander hatte sich im Mai 1789 mit Therese Mathilde geborenen Herzogin von Mecklenburg-Strelitz, einer Schwester der eben erst in jüngster Zeit wieder vielgefeierten Königin Louise von Preußen, vermält, war also ein Schwager König Friedrich Wilhelms III. Aus dieser Ehe gingen zwei Söhne und mehrere Töchter hervor. Von den Ersteren fand der ältere, Friedrich Wilhelm (geb. 1799), am 8. September 1825 durch die Folgen eines unglücklichen Sturzes auf der Jagd einen frühzeitigen Tod; der jüngere, Maximilian Karl (geb. 3. November 1802) pflanzte das Geschlecht fort und hatte in zwei Ehen fünfzehn Kinder, welche alle aus der Stammtafel ersichtlich sind. [B. A. Krämer. Rückblicke [76] auf das Leben des Fürsten Karl Alexander von Thurn-Taxis (Regensburg 1828). – Neuer Nekrolog der Deutschen, Bd. V, S. 695 bis 699. – Porträte. 1) Lithogr. von Bülau, Hüftbild, oval (gr. Fol.). – 2) C. Barth del. et sc. ad vivum (4°.). – Porträt seiner Gemalin Therese Mathilde Herzogin von Mecklenburg-Strelitz. F. Gerard p., P. Adam sc. Ganze Figur (Fol. Rad.).] –