BLKÖ:Traballesi, Julian

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Towora, Anton
Band: 46 (1882), ab Seite: 253. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Giulio Traballesi in Wikidata
GND-Eintrag: 1033532312, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Traballesi, Julian|46|253|}}

Traballesi, Julian (Maler und Radirer, geb. in Florenz 2. November 1727, gest. zu Mailand 7. Juli 1808). Von seinem Vater Augustin, einem Tischler von Profession, wurde er für dessen Gewerbe erzogen. Julians Streben aber ging höher hinaus, als mit Hobel, Meißel und Säge zu arbeiten. Frühzeitig gab sein Talent sich kund. Jedes Blatt Papier, das ihm unter die Hände kam, bedeckte sich mit Zeichnungen und allerlei Skizzen, und wenn er zum Meißel griff, so that er es nur, um mit demselben Figuren in Holz zu schneiden. Als er eines Tages von Cav. Vernaccini bei einer solchen Beschäftigung überrascht wurde, drang derselbe in den Vater, den Sohn, der so entschiedene Begabung zeige, doch zeichnen lernen zu lassen. Da aber bei der Last einer großen Familie der Vater sich außer Stande sah, für eines seiner Kinder eine solche Ausgabe zu bestreiten, erklärte sich Vernaccini bereit, auf eigene Kosten den talentvollen Tischlersohn durch Francesco Conti, einen Schüler Maratta’s, in der Galerie Medicis unterrichten zu lassen. So begann Traballesi’s künstlerische Laufbahn, der nun unter Leitung verschiedener Meister sich allmälig so in der Kunst heranbildete, daß er einen Ruf nach Parma erhielt, um daselbst in dem Palaste des Herzogs einige decorative Arbeiten auszuführen. Später begab er sich zur Fortsetzung seiner Kunststudien nach Bologna, wo er längere Zeit verweilte und eine [254] ganze Reihe von Bildnissen malte, welche dann von Allegrini und anderen Künstlern gestochen und als „Serie dei ritratti ec. ec.“ herausgegeben wurden. Auch zeichnete er mehrere Gemälde der besseren Meister aus der Bologneser Schule. Nachdem er an der Akademie von Parma den großen Preis errungen hatte, ging er daran, jene in Bologna vollendeten Zeichnungen selbst in Kupfer zu ätzen und herauszugeben. Es ist uns leider nicht bekannt, von welchem Meister er in die Kunst des Kupferstechens eingeweiht wurde, jedenfalls aber spricht aus seinen Blättern eine ganz vorzügliche eigene Begabung, den Grabstichel zu führen. Indessen verbreitete sich immer mehr, und zwar zu nicht geringem Theile durch seine Radirungen der Ruf des Meisters, bei dem nun von allen Seiten Bestellungen einliefen. Vornehmlich erregten um diese Zeit die äußerst sorgfältigen Fresken, mit denen er im Verlaufe von sieben Jahren die Kirche della Madonna di Montenero in der Nähe von Livorno geschmückt hatte, allgemeine Aufmerksamkeit und die Bewunderung Aller, welche diese Kunstwerke sahen. In Folge dessen erhielt er eine Professur des Zeichnens an der Akademie in Florenz. Die Muße seines Lehrberufes blieb auch der Kunst gewidmet, und so malte er denn die Fresken an der Decke in der chiesa della Sapienza, ein großes Medaillon in der Kirche der Pretoni, ein anderes im Prätorium der Philippiner, ferner Fresken in der Galerie Medicis, in den Palästen Grini, Guadagni, Feducci, Gondi, Ugolino und an vielen anderen Orten. So geschah es denn, daß, als die Kaiserin Maria Theresia 1775 in Mailand die Akademie der Künste gründete, Traballesi über seinen Mitbewerber, den Bologneser Maler Gandolfi den Sieg davontrug und zum Professor der Malerei an diesem Institute ernannt wurde. Sein Decret war von dem Generalgouverneur der Lombardié Grafen Firmian ausgefertigt, und am 25. December 1775 wurde er in sein Amt eingeführt. Zu gleicher Zeit erhielt er auch den Auftrag, die Gemächer und Räume des kaiserlichen Palastes (palazzo della corte oder reale) in Mailand mit seinen Bildern zu schmücken. In seiner Stellung als Lehrer erfüllte er mit einer nahezu peinlichen Gewissenhaftigkeit seine Pflichten. Im Antikensaale, im Studium des Nackten, im eigenen Atelier überwachte er mit Sorgfalt und Ausdauer seine Schüler und hatte Acht darauf, daß jede ihrer Arbeiten mit der größten Genauigkeit ausgeführt, daß jeder der Stempel der Wahrheit aufgedrückt ward. Er ließ sich nicht von den Anwandlungen des Genies, welches alle Stufen mit einem Male überspringen will, verleiten und sah gerade bei den begabtesten Schülern darauf, daß sie die Elemente der Kunst sich genau aneigneten und darin volle Sicherheit erlangten. Wo er aber Mangel an Talent gewahrte, da ließ er sich auch durch keine Rücksicht zurückhalten, und ehe er sich dazu hergab, mit solchen Eindringlingen in das heilige Reich der Kunst leeres Stroh zu dreschen, trat er entschieden gegen jede weitere Fortsetzung des Unterrichtes auf, der zeitraubend und ohne Aussicht auf Erfolg war. Neben den Pflichten seines Berufes, in welchem er sich eben als Lehrer ein unvergeßliches Andenken schuf, benützte er auch die Muße zu eigenen Schöpfungen. Außer den Fresken im kaiserlichen Palast malte er noch die kaiserliche Villa in Monza, viele Paläste (case) der Mailänder Nobili, so der Busca, Greppi, Morigia, das Palais, in welchem Graf Wilczek residirte, und viele andere aus. Unter diesen [255] Werken machen Kunstforscher vor allen auf zwei aufmerksam: auf das große Medaillon im Prunksaale Serbelloni, später Busca, und auf eines im kaiserlichen Palaste, wo er fünf Medaillons auch nach Motiven malte, mit deren Angabe der berühmte Dichter Parini betraut war. Das erstere Werk stellt die Scene aus der Göttergeschichte dar, wie Juno dem Aeolus die Deiopeja, die leichtsinnigste der vierzig Nymphen, welche ihren Hofstaat bilden, unter der Bedingung zur Ehe verspricht, daß er seine Winde zur Vernichtung der Flotte des Aeneas entkette. Traballesi hat später dieses Bild radirt. Das im Schlafgemache des kaiserlichen Palastes nach Parini’s Motiv ausgeführte Werk stellt die Hochzeit von Amor und Psyche dar. Der Zauber dieser Composition ist ein derartiger, daß sich dem Beschauer, wie ein Kritiker meint, der Gedanke aufdringt, Traballesi’s Herz müsse, als er dieses wunderbar schöne Gemälde schuf, selbst von allen Wonnen der Liebe durchzittert worden sein, denn nur so sei es ihm möglich gewesen, ein Meisterstück dieser Art zu vollenden. Leider sind wir nicht mehr im Stande, auch nur annäherungsweise ein vollständiges Verzeichniß der Fresken und Oelbilder Traballesi’s zu geben, so groß ist die Anzahl seiner Arbeiten, welche sich in Toscana und dann vornehmlich in Mailand finden. Von noch vorhandenen erwähnen wir sein schönes Altargemälde „Maria Himmelfahrt“ in der kaiserlichen Capelle des h. Gotthard; dann in der Kirche San Andrea zu Siena eine Darstellung aus dem Leben des Kirchenpatrons in Fresco, ferner die Bildnisse des Professors A. M. Salvini, des Prälaten B. Manzini und des h. Johannes von Salerno, alle drei von C. Faucci in Kupfer gestochen, und Traballesi’s eigenes Bildniß im Sitzungssaale der Räthe der Kunstakademie in Mailand. Nach 33jährigem Lehrberufe an der Akademie trat der Künstler in den wohlverdienten Ruhestand über. Nur fünfthalb Jahre noch genoß er denselben. Er starb im hohen Alter von 81 Jahren. Traballesi matte al Fresco, in Tempera und in Oel und führte, wie bereits erwähnt, mit seltenem Geschick den Grabstichel. In allen seinen Arbeiten zeigt sich große Correctheit in der Zeichnung und in seinen großen Fresken ungemein geschickte Gruppirung. Seine Farbe, namentlich auf den Fresken, ist frisch und lebensvoll. Eine ganz besondere Virtuosität besaß er im Helldunkel, wozu er sich eines eigenen Verfahrens bediente, indem er vorerst die Gegenstände in Kreide modellirte, dann die Lichter in ganz eigenthümlicher Weise, aufsetzte und danach malte. So geschieht es, daß seine als Basreliefs im Style Fiammenghino’s gemalten Kindergruppen wie aus Stein oder Marmor gemeißelt erscheinen, und daß schon manche Maler, an eine Täuschung durch den Pinsel nicht glaubend, sich Leitern geben ließen und bis an die Decken hinaufstiegen, um sich durch Betasten zu überzeugen, daß, was sie für Basreliefs oder Stuck gehalten, wirklich mit dem Pinsel ausgeführt sei. Ein Schüler Traballesi’s war der berühmte Kupferstecher Joseph Longhi [Bd. XVI, S. 7]. Hier unten lassen wir noch eine Uebersicht der Radirungen Traballesi’s folgen.

Traballesi’s Radirungen. [Die mit einem Sternchen (*) bezeichneten sind von Sammlern besonders gesucht und geschätzt.] *„Die Beschneidung Christi“. Nach Guido Reni’s Bild zu San Martino in Siena (gr. Fol.). – *„Christus beruft den Zöllner Matthäus zum Apostelamte“. Nach Ludwig Carracci’s Gemälde. [256] vordem bei den Mendicanten zu Bologna, später in der Pinakothek daselbst (gr. Fol.). – „Die Geißelung Christi“. Nach Ludwig Carracci’s Gemälde in der Certosa zu Bologna, später in der Pinakothek ebenda (Fol.). – „Die Dornenkrönung“. Nach Ebendemselben und in derselben Sammlung (Fol.). – „Ecce homo“. Jesus Christus dem Volke vorgestellt. Composition von drei Figuren nach Annibale Carracci (kl. 4°.). – „Die Transfiguration“. Nach L. Carracci’s Gemälde, vordem in San Pietro zu Bologna, später in der Pinakothek ebenda (gr. Fol.). – „Aller Heiligen“. Nach Guido Reni (gr. Fol.). – „Die heilige Anna“. Nach Tiarini (gr. Fol.). – „Katharina von Siena empfängt aus den Händen des Heilands das heilige Abendmahl“. Nach F. Brizio’s Gemälde zu San Domenico in Bologna (Fol.). – „Die Heiligsprechung der Katharina von Siena“. Nach M. Preli’s il Calabrese Gemälde bei den Minoriten zu Siena (Fol.). – „St. Dominicus erweckt ein Kind“. Nach Tiarini’s Gemälde in der Kirche des Heiligen zu Bologna (Fol.) – „St. Georg, den Drachen tödtend, in den Lüften St. Michael, die rebellischen Engel vertreibend“. Nach Lud. Carracci’s Bilde zu S. Gregorio in Bologna (gr. Fol.). – „Die Communion des h. Hieronymus“. Nach Agostino Carracci’s Gemälde aus der Certosa in Bologna, jetzt in der Pinakothek ebenda (gr. Fol.). –*„Hiob auf dem Throne empfängt von seinen Freunden die Geschenke“. Nach dem Bilde von Guido Reni in der Mendicantenkirche zu Bologna (Fol.). – „Der h. Joseph bittet Maria um Verzeihung wegen seines Mißtrauens an ihrer Tugend“. Nach Tiarini’s Gemälde aus der Kirche der Mendicanten in Bologna (Fol.). – *„Die heilige Margaretha mit noch vier anderen Heiligen vor der h. Maria“. Nach dem Gemälde von Parmegiano aus der Capelle der Giusti in der Allerheiligenkirche zu Bologna, jetzt in der Pinakothek ebenda (gr. Fol.). – „Der h. Martin gibt seinen Mantel den Armen“. Nach B. Franceschini’s Freske im Palast Guadagni (gr. Fol.). – „Die Bekehrung des h. Paulus“. Nach Lud. Carracci’s Bild aus der Capelle Zambeccari, jetzt in der Pinakothek zu Bologna (gr. Fol.). – „St. Petronius[WS 1] und St. Alo vor der in Wolken thronenden Jungfrau Maria“. Nach J. Cavedone’s Bild aus der Mendicantenkirche zu Bologna, jetzt in der Pinakothek ebenda (gr. Fol.). – *„Juno beredet den Aeolus, die Flotte des Aeneas zu verderben“ Unterschrieben: „Julianus Traballesi pinxit in aedibus Serbelloniis 1784, idemque delineavit et sculpsit Mediolani“ (gr. Fol.). Ein sehr effectvolles und schönes Blatt. – „Der vom heiligen Geiste inspirirte auf dem Throne sitzende Papst empfängt die Huldigung der geistlichen Orden“. Nach Calabrese (Fol.). – „Clodoveus catholicus Arianum Alaricum ulciscitur“. Nach R. Vanni’s Freske über der Thür der Kirche Santa Trinità zu Siena (gr. Qu.-Fol.). – „Wilhelm Herzog von Aquitanien nimmt das Ordenskleid“. Nach Guercino’s Gemälde zu St. Gregorio in Bologna (gr. Fol.).
Handbuch der Kupferstichsammler oder Lexikon der Kupferstecher, Maler, Radirer und Formstecher aller Länder und Schulen... Auf Grundlage der zweiten Auflage von Heller’s praktischem Handbuch für Kupferstichsammler neu bearbeitet– von Dr. phil. Andreas Andresen. Nach des Herausgebers Tode fortgesetzt und beendigt von J. E. Wessely (Leipzig 1873, J. O. Weigel, Lex.-8°.) Bd. II, S. 613. – Nagler (G. K. Dr.). Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, E. A. Fleischmann, 8°.) Bd. XIX, S. 42. – Tschischka (Franz). Kunst und Alterthum im österreichischen Kaiserstaate (Wien 1836, Fr. Beck, gr. 8].) S. 185 und 403.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Petroinus.