BLKÖ:Traunsteiner, Joseph

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Traunpaur
Band: 47 (1883), ab Seite: 28. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Joseph Traunsteiner in Wikidata
GND-Eintrag: 135933064, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Traunsteiner, Joseph|47|28|}}

Traunsteiner, Joseph (Botaniker, geb. zu Kitzbüchel in Tirol am 18. December 1798, gest. ebenda am 19. März 1850). Der Apotheker Traunsteiner lebte in so bescheidenen Verhältnissen, daß er seinen Sohn nur die deutsche Schule in Kitzbüchel besuchen lassen konnte. Daher verlegte sich der Knabe aus eigenem Antriebe auf das Studium der lateinischen und griechischen Sprache, sowie der Geographie und Geschichte. Dabei entwickelte sich frühzeitig seine Vorliebe für Botanik, deren Pflege er jedoch bei der Abgeneigtheit, welche der Vater gegen die Wissenschaften an den Tag legte, sich erst hingeben konnte, als er in Brixen zwei Jahre lang die Apothekerlehrzeit [29] durchmachte. 1820 bezog er die Wiener Hochschule und studirte, obwohl um das Brod des Tages kämpfend, mit allem Eifer Botanik und Chemie. Nach seiner Rückkehr führte er für den kränklichen und wenig freundlichen Vater dessen Apothekergeschäft. Einen Lichtblick in diesen trüben Tagen bildete das Studium der Botanik aus Sprengel’s „Synopsis“ und anderen Werken, welche er von seinen kleinen Ersparnissen sich nach und nach anschaffte. Um diese Zeit, 1828, trat er mit Dr. Anton Sauter [Bd. XXVIII, S. 288], der als Landesgerichtsarzt in Kitzbüchel angestellt war, in freundschaftlichen Verkehr, den nur sein 1850 erfolgter Tod trennte. Mit Sauter botanisirte er fleißig und machte Ausflüge in der Umgebung zur Bereicherung und Vervollständigung seines Herbars. Nach dem Tode seines Vaters im Jahre 1829 übernahm er die Apotheke, führte aber seine bisherige höchst einfache Lebensweise, da er sich meist auf den Genuß von Milch beschränkte, fort. Nun war sein nächstes Trachten dahin gerichtet, eine vollständige Flora Kitzbüchels zusammenzustellen, wobei er manche schöne botanische Entdeckung machte, an welche sich auch eine bleibende Erinnerung an ihn knüpft, da zwei der von ihm entdeckten Pflanzen seinen Namen führen, nämlich: Draba Traunsteineri Hoppe, Orchis Traunsteineri Sauter, Für Unger’s Werk über die Vegetationsverhältnisse im nordöstlichen Tirol lieferte er viele Materialien; auf Wunsch des Innsbrucker Vereins Ferdinandeum schrieb er für dessen Jahresbericht eine Abhandlung über die Weiden Tirols mit einer trefflichen natürlichen Eintheilung derselben, für Reichenbach’s „Herbarium florae germanicae“ und mehrere botanische Aufsätze in der zu Regensburg erscheinenden „Flora“. Die Alpenpflanzen, vornehmlich die Draben, dann die Weiden und Riedgräser bildeten die Lieblingsgegenstände seines botanischen Studiums. Zur Vervollständigung seines Herbars, welches sich aber auf die deutsche Flora beschränkte, trat er mit mehreren Botanikern in Tauschverbindung. In seinen letzten Lebensjahren hinderte ihn die Gicht zu größeren botanischen Excursionen. In früheren Jahren betrieb er auch Vogelkunde und Vogelfang. Obwohl sein Beruf und seine Lieblingsstudien ihn ziemlich in Anspruch nahmen, entzog er sich doch nicht den eigentlichen Bürgerpflichten und nahm 1840 nach langem Bitten und Vorstellen seiner Wähler, die Bürgermeisterstelle in Kitzbüchel an, welche er drei Jahre versah, worauf er noch drei Jahre als Magistratsrath fungirte und als solcher mit Entschiedenheit die Rechte der Bürger vertrat, auf die Milderung des Looses der Armen und Einführung mancher Verbesserungen sorgsam bedacht. Auch wurde er wiederholt von seiner Vaterstadt zum Landtagsabgeordneten gewählt. Für sich selbst karg, nur auf das Nothdürftigste sich beschränkend, war er sonst freigebig und ein Wohlthäter der Bedürftigen. Als der Freiheitsruf des Jahres 1848 auch an seine Ohren schlug, wurde er bald das Haupt der liberalen Partei seiner Vaterstadt, verfiel aber bei Vertheidigung seiner, wie sein eigener Freund schreibt, bisweilen sonderbaren Ansichten nicht selten in eine sonst ungewohnte Heftigkeit, so daß er zuletzt sich von aller Politik zurückzog und wieder ganz nur seinen Pflanzen lebte. Das Herbar des Ferdinandeums hat er mit der Kitzbücheler Flora bereichert. Er starb in der besten Manneskraft, 52 Jahre alt, ein schönes [30] wohlgeordnetes Herbar der deutschen Flora hinterlassend. Erst spät hatte er sich vermält und ließ aus seiner Ehe vier bei seinem Tode noch unmündige Kinder zurück. Von der Regensburger botanischen Gesellschaft war er im Jahre 1830 zum correspondirenden Mitgliede erwählt worden.

Flora (botanische Zeitschrift in Regensburg) 1850, Nr. 23. Nach einem Nekrolog des Dr. Ant. Sauter. – Staffler (Joh. Jacob). Das deutsche Tirol und Vorarlberg. Topographisch mit geschichtlichen Bemerkungen (Innsbruck 1847, Fel.. Rauch, gr. 8°.) Bd. I, S. 874. – Storch (Franz Dr.). Skizzen zu einer naturhistorischen Topographie des Herzogthums Salzburg (Salzburg 1857, Mayr, 8°.) S. 23, im Aufsatze: „Skizze der botanischen Forschungen in Salzburg“.