BLKÖ:Trauttenberg, Leopold Freiherr

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 47 (1883), ab Seite: 55. (Quelle)
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Trauttenberg, Leopold Freiherr (k. k. Feldmarschall-Lieutenant und [56] Ritter des Moria Theresien-Ordens, geb. zu Koslau 1762, gest. zu Bern in der Schweiz am 3. Jänner 1814). Der Sproß einer bayrischen Adelsfamilie, welche sich in Böhmen niederließ und zu den ältesten Rittergeschlechtern dieses Landes zählt, trat er zur Zeit des bayrischen Erbfolgekrieges 1778/79 als Cadet in das Infanterie-Regiment Nr. 24, damals Preiß-, heute Herzog von Parma-Infanterie, in welchem er in Folge seiner vorzüglichen Verwendung vor dem Feinde wie im Frieden nach 21 Dienstjahren zum Obersten und Commandanten befördert wurde. Aber bereits als Hauptmann, 1797, erwarb er sich das höchste militärische Ehrenzeichen, das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens. Er stand im genannten Jahre mit seinem Regimente in Italien und commandirte bei dem Rückzuge unserer Armee über den Tagliamento wegen Erkrankung sämmtlicher Stabsofficiere als ältester Hauptmann beide Bataillons in einer Gesammtstärke von nur 750 Mann. Am 16. März zur Unterstützung der Vorposten des Generals Hohenzollern eine halbe Stunde von Codroipo aufgestellt, schickte er sich gegen 4 Uhr Nachmittag zum Abmarsche an, als er gewahrte, daß unsere Cavallerie und Artillerie vom Feinde geworfen in Unordnung zurückeilte und auch der Commandirende Erzherzog Karl, welchem die feindliche Cavallerie bereits sehr nahe gekommen war, in größter Gefahr schwebte. Unter solchen Umständen gab er nicht nur seine Aufstellung nicht auf, sondern fand es für angemessen, in den Kampf selbst einzugreifen. Seine beiden Bataillons aufschwenken lassend, rief er den Soldaten zu: „Kinder, seht, dort ist unser Erzherzog in Gefahr, wir müssen ihn retten und unseren Namen unsterblich machen“. Nun ließ er das Bajonnet fallen, den Grenadiermarsch schlagen und warf sich der stürmenden feindlichen Cavallerie entgegen, die darüber stutzig geworden, Halt machte. In diesem Momente kam auch der Erzherzog vor die Front gesprengt und munterte das Regiment auf: „Bravo, Preiß! Die Cavallerie hat mich verlassen, ich hoffe, daß Ihr mich nun schützen und nicht aufgeben werdet“. Und sie gaben ihren Prinzen nicht auf. Muthig und entschlossen drangen sie vor, so daß unsere Cavallerie Zeit gewann, sich wieder zu formiren und eine zweite Attaque zu versuchen. Als aber auch diese mißlang, warfen sich Freund und Feind im heftigen Anpralle auf das Regiment, dessen Reihen nun in Unordnung gebracht wurden. Doch Hauptmann Trauttenberg überschaute die verwickelte und mißliche Situation, entriß dem Führer die Fahne und sie hoch erhebend, befahl er den Leuten, sich um das Panier zu schaaren. So gerüstet, wies er alle Angriffe der feindlichen Reiter mit Muth und Entschlossenheit zurück und hielt kämpfend so lange Stand, bis die einbrechende Nacht dem Kampfe ein Ende machte. Der Erzherzog war gerettet, unsere Cavallerie hatte wieder Zeit gewonnen, sich zu sammeln, und unsere Artillerie konnte, ohne einen weiteren Angriff oder gar Verluste zu befürchten, den Rückzug antreten. Trauttenberg aber erhielt in der 66. Promotion „vom 18. August 1801) für seine schöne Waffenthat den Maria Theresien-Orden und rückte zum Major im Regimente vor. Im Feldzuge des Jahres 1799 gerieth er in der Schlacht bei Magnano, am 5. April, in Gefangenschaft, nach seiner Ranzionirung wurde er zweiter Oberstlieutenant. Im Mai 1800, im Gefechte bei Terbigo, that er sich durch tapfere und [57] umsichtige Führung seines Bataillons wieder besonders hervor, und im November 1800 stieg er zum Obersten auf. Später, zu Anfang des Jahres 1805 zeichnete er sich in Wien aus, wo es ihm gelang, einen in den unteren Volksschichten ausgebrochenen Krawall ebenso mit Nachdruck wie Umsicht zu unterdrücken. Im November 1807 rückte er zum Generalmajor vor, machte als solcher den Feldzug 1809 im siebenten Armeecorps mit dem Erzherzog Ferdinand in Polen, jenen des Jahres 1812 als Feldmarschall-Lieutenant und Divisionär gegen Rußland und den des Jahres 1813 als Commandant der 2. Infanterie-Division in der bayrisch-österreichischen Armee mit. In der Schlacht bei Hanau am 30. October 1813 ließ er das Grenadier-Bataillon de Best unter Anführung des Hauptmannes de Chin einen Bajonnetangriff auf den vorrückenden Feind ausführen, und diese rasch und glücklich vollzogene That gab der vereinigten Armee den Besitz der wichtigen Lamboybrücke wieder. Am folgenden Tage wurde ihm, als er eben im Begriffe war, mit seinen Colonnen zum Sturm auf Hanau zu schreiten, durch eine Kanonenkugel das Pferd unter dem Leibe getödtet, wobei er selbst eine heftige Contusion erhielt. Am 3. Jänner 1814 erlag er in Bern, erst 52 Jahre alt, einem Fieber, welches er sich beim Besuche der Spitäler zugezogen hatte.

Hirtenfeld (J.). Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 625 und 1743. – Thürheim (Andreas Graf). Gedenkblätter aus der Kriegsgeschichte der k. k. österreichisch-ungarischen Armee (Wien und Teschen 1880, Prochaska, Lex.-8°.) Bd. I, S. 151 Jahr 1797, S. 154 Jahr 1797 und Jahr 1805.