BLKÖ:Trzciński, Andreas

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Trzaskowski, Anton
Band: 47 (1883), ab Seite: 268. (Quelle)
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Trzciński, Andreas (Arzt und Naturforscher, Ort und Jahr seiner Geburt unbekannt, gest. zu Krakau 7. Juni 1823). Ueber Lebens- und Bildungsgang dieses merkwürdigen Mannes fehlen beglaubigte Nachrichten. Er studirte Medicin, dann Philosophie. Dem Lehramte sich widmend, erhielt er eine Professur für Naturwissenschaften zuerst in Straßburg, später in Krakau, wo er am 3. Mai 1789, nach dem Tode des Domherrn Kasimir Bodrukiewicz, dessen Coadjutor er war, ein Canonicat an der Kathedrale erlangte. Im Jahre [269] 1797 sah er sich zum Poenitentiarius des Capitels erhoben. Als er Dechant der Kathedrale ward, schrieb einer seiner geistlichen Collegen gegen diese Ernennung eine „Solemnis protestatio“, welche aber auf Befehl des Krakauer Senates unterdrückt wurde. Dieselbe enthält Trzciński’s vollständige Biographie und eine Uebersicht seiner sämmtlichen Schriften, ist aber wie diese selbst eine große Seltenheit. Wie Lętowski in der unten angegebenen Quelle – leider etwas unduldsam gegen seinen einstigen Collegen – berichtet, so hätte diesem der Verdruß über die in genannter Schrift ihm widerfahrene Unbill den Verstand genommen, und ein Jahr vor dem Tode Trzciński’s bestellte demselben das Capitel einen Curator, der aus den Bezügen des Capitulars bezahlt wurde. „Einmal ging er über Hals und Kopf, mit dem Compaß in der Hand, gradaus nach Karlsbad. Es ließen sich viele wunderliche Dinge von ihm erzählen, wenn es der Mühe werth wäre“, schreibt wörtlich Lętowski und bemerkt dabei, daß sich Trzciński mit seinen polnischen und lateinischen Schriften in unglücklicher Weise berühmt gemacht habe. Die Titel seiner Schriften sind: „De Fontenelle. Historyja o wyroczniach pogańskich“ (Warschau 1777, 8°.), eine Uebersetzung des zuerst 1687 anonym erschienenen und dann oft noch aufgelegten Werkchens „Histoire des oracles“ von Fontenelle; – „Spowiedź czyli jawne wyznanie Woltera anekdotami, zdaniami i listami pomnożona“, d. i. Die Beichte oder offenes Bekenntniß Voltaire’s, mit Anekdoten, Urtheilen und Briefen vermehrt (Warschau 1778, 8°.; zweite Aufl. ebd. 1780); – „Nauka o. napuszczaniu wody powietrzem kwaskovem“ (Krakau 1787, 8°.), eine Uebersetzung des Werkes des englischen Naturforschers Jos. Priestley: „The doctrine of Phlogiston established and that of the decomposition of water refuted“; – „Dyssertacyja o trzęsieniu ziemi“, d. i. Abhandlung über das Beben der Erde (Krakau 1787, 8°.); – „Dyssertacyja o używaniu lekarskiem elektryczności“, d. i. Abhandlung über die ärztliche Anwendung der Elektricität (ebd. 1787, 8°.); – „Dyssertacyja o wzroście nauk wyzwolonych mechanicznych w Europie“, d. i. Abhandlung über das Wachsthum der freien und mechanischen Wissenschaften in Europa (ebd. 1787, 8°.); – „Theses chemico-physicae“ (ebd. 1782, 4°.); – „Rozbiór uwag kollegijum fizycznego szkoły głównej nad patologija i terapia“, d. i. Sammlung von Gutachten des Collegiums der physikalischen Hauptschule über Therapie und Pathologie (ebd. 1791, 8°.); – „Rys porównania kiny z Angustura“, d. i. Skizze einer Vergleichung des Chinin mit der Angustura; – „Fizyka Jana Polykarpa Erxlebena przez Lichtenberga nowemi wynalazkami pomnożona a na polski przełożona“, d. i. Des Johann Polykarp Erxleben von Lichtenberg mit neuen Entdeckungen vermehrte Physik, ins Polnische übersetzt (Krakau 1788, 8°.); – „Myśli, ekonomiczne“, d. i. Oekonomische Gedanken (Krakau 1812, 8°.); – „Duch księgi natury“, d. i. Der Geist des Buches der Natur (ebd. 1813, 8°.). Wir sehen in den vorgenannten Schriften – die uns in Trzciński geradezu einen seiner Zeit und namentliche seiner Nation vorausgeschrittenen Forscher und Denker zeigen – nichts, was Łętowski berechtigte, über ihn in so mitleidig höhnender Weise abzusprechen. Wäre es etwa [270] Voltaire’s „Beichte“? Dann ist zu bemerken, daß dieses Buch über 12 Jahre vor der Ernennung Trzciński’s zum Domherrn, zu einer Zeit erschien, als derselbe noch Professor der Physik an der Krakauer Hochschule war. Humaner und jedenfalls richtiger beurtheilt ihn Bentkowski, der ihn im zweiten Theile seiner Geschichte der polnischen Literatur (S. 385) einen „verdienstvollen Professor“ der Krakauer Hochschule (wysłużony professor w Akad. krakowskiej) nennt. Und daß er vom Geiste des echten Humanismus beseelt war, bezeugt seine letztwillige Anordnung, welcher zufolge er einen Theil seines Vermögens zu einer Stiftung für arme Studenten bestimmte.

Bentkowski (Felixs), Historija literatury polskiej. „Wystawiona w spisie dzieł drukiem ogłoszonych, d. i. Geschichte der polnischen Literatur. Dargestellt in einer Aufzählung der durch den Druck veröffentlichten Schriften (Warschau und Wilna 1814, Zawadzki und Comp., 8°.) Bd. II, S. 46, 384 und 604. – Łętowski (Ludwik). Katalog biskupów, prałatów i kanoników krakowskich, d. i. Verzeichniß der Bischöfe, Prälaten und Domherren von Krakau (Krakau 1853, Universitätsdruckerei, 8°.) Bd. IV, S. 169.