BLKÖ:Ungar von Raab, Johann Freiherr

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Ungar, Karl Raphael
Band: 49 (1884), ab Seite: 39. (Quelle)
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Ungar von Raab, Johann Freiherr (k. k. Oberstlieutenant und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Palanka im Banat 1729, gest. zu Wien am 6. Februar 1789). Der Sproß eines alten böhmischen Geschlechtes, trat Johann, dessen Vater 1737 im Feldzuge gegen die Türken geblieben war, während des Erbfolgekrieges 1745 als Ingenieur in kaiserliche Kriegsdienste und machte sich durch die Befestigung des Monte Alfonso und der Veste Verfuilo verdient. Auch bei Genua, wo er verwundet wurde, zeichnete er sich aus. Im zweiten Feldzuge des siebenjährigen Krieges (1757) stand Ungar als Oberlieutenant bei Leopold Daun-Infanterie Nr. 59 und that sich bei der Eroberung der Festung Schweidnitz (12. November g. J.) unter dem, General Nádasdy besonders hervor. Er trug, als er ein Blockhaus nahm und sich mit stürmender Hand eines Werkes bemächtigte, mehrere Wunden davon. In der nun folgenden Belagerung von Breslau 1757 – er war bereits zum Hauptmann vorgerückt – bot er sich, um zur Erleichterung des aufreibenden Dienstes für seine Person das Mögliche beizutragen, aus eigenem Antriebe an, bei dem auf der Taschenbastion gelegenen Pulverthurme die Wache, auf jede Ablösung verzichtend, zu verrichten. Und er that es. Nun [40] war dieser Posten durch das unaufhörliche Bombardement des Feindes ein sehr gefahrvoller; aber Ungar ließ sich nicht abhalten und versah unerschrocken seinen Dienst, bis der Pulverthurm und er mit ihm in die Luft gesprengt wurde. Man gab ihn für verloren, doch sein Kamerad Mayerfeld von Neipperg-Infanterie ließ den Todtgeglaubten aus den Trümmern ausgraben, und Ungar war wohl arg zugerichtet, lebte aber noch und erholte sich nach jahrlangem Siechthum endlich ganz. Nun kehrte er zur Armee zurück und focht in dem folgenden Feldzuge mit. In der Schlacht bei Torgau (3. November 1760) verrichtete er mit seiner Compagnie Wunder der Tapferkeit; bereits blessirt harrte er standhaft bei seiner Truppe aus, bis eine zweite lebensgefährliche Verwundung ihn kampfunfähig machte und er besinnungslos vom Schlachtfelde weggetragen werden mußte. In der achten Promotion vom 21. October 1762 wurde er für seine Bravour mit dem Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens ausgezeichnet. Im Jahre 1763 erfolgte seine Beförderung zum Major und im nächstfolgenden seine Erhebung in den Freiherrenstand. Seine vielen Wunden nöthigten ihn nach einigen Jahren zum Austritte aus der activen Armee, und auf sein Ansuchen um eine Friedensanstellung wurde er Commandant der Monturscommission in Kremsier. 1780 kam er als Oberstlieutenant in das Wiener Invalidenhaus, in welchem er im Alter von 60 Jahren starb.

Thürheim (Andreas Graf). Gedenkblätter aus der Kriegsgeschichte der k. k. österreichisch-ungarischen Armee (Wien und Teschen 1880, K. Prochaska, gr. 8°.) Bd. II, S. 419, unter Jahr 1757.