BLKÖ:Vigodarzere, Antonio

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Viktorin, Joseph
Band: 50 (1884), ab Seite: 291. (Quelle)
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Vigodarzere, Antonio (Humanist, (geb. zu Saonara im Venetianischen 1766, gest. daselbst am 18. September 1836). Der Sproß einer alten und vornehmen Paduaner Familie. Noch ein Knabe, verlor er seinen Vater durch den Tod, und seine Mutter Elisabeth geborene Lazzara leitete nun im Vereine mit seinem älteren Bruder Nicolaus und einer Tante väterlicherseits seine Erziehung. Geschichte, Literatur und Kunst waren die Gegenstände, denen er mit besonderem Eifer oblag, und der Umgang mit Männern, welche zu den Zierden, ihrer Zeit und ihres Volkes zählten, wie Barbieri [Bd. I, S. 153], Cesarotti [Bd. II, S. 327], Fanzago, Gallino [Bd. V, S. 72], Dal Negro [Bd. XX, S. 133], Meneghelli, Melandri, Montesanto, Japelli [Bd. X, S. 95], Trevisan und Andere, vollendete, was die häusliche Erziehung und gute Lehrer aufgebaut. Als die Wirren der französischen Revolution zu Ende des vorigen Jahrhunderts den Continent erschütterten und auch die altersschwache durch und durch morsche [292] Republik Venedig zu Falle brachten, wurde Vigodarzere zur Leitung der öffentlichen Angelegenheiten berufen. Aber die Ereignisse waren im Ganzen doch zu plötzlich gekommen, die darauf nicht vorbereiteten Massen durch langjährige Knechtschaft völlig entsittlicht, wo Gesetz und Ordnung herrschen sollten, ergriffen Leidenschaft, Willkür, Herrschsucht die Zügel, die Zeiten waren statt besser noch schlimmer geworden. Unter solchen Verhältnissen mußte eine sich der vollen Verantwortung ihrer Aufgabe bewußte Persönlichkeit, welche dem Wirrwarr der Parteien nur Ruhe und Besonnenheit, aber nicht gewaltsame Energie entgegenzustellen vermochte, wie eine solche Vigodarzere war, endlich erlahmen, und nach längerem Ringen mit den entfesselten Leidenschaften, enttäuscht über die vernichtete Hoffnung auf eine bessere Zeit, zog er sich von den öffentlichen Geschäften zurück, um seinen Mitbürgern in anderer Weise zu nützen. Er widmete sich nun ganz seiner Familie und der Pflege seines Besitzes, baute, bewässerte und verbesserte den Boden, beschäftigte, wie und wo er nur konnte, müßige Hände, um, so weit es in seinen Kräften stand, arbeitlosen und gewaltthätigen Horden neuen Zuzug zu entziehen und die bereits vorhandenen zu vermindern, unterstützte die Künste und Gewerbe, indem er seine Besitzungen auf dem Lande und in der Stadt kunstgemäß und stylvoll ausschmückte. Anderseits bedachte er wieder reichlich Humanitätsanstalten und half unverschuldeter und arbeitsunfähiger Armut durch Wohlthaten. Die hohe Trefflichkeit seines Gemüthes entfaltete sich aber, als der im Jahre 1817 eingetretenen außerordentlichen Theuerung die Hungersnoth folgte. Jetzt berief er die Arbeitlosen, der Noth und dem Hunger Preisgegebenen auf seinen Landbesitz Saonara, improvisirte die verschiedensten Nutzbauten, erweiterte und verschönerte die Parkanlagen, nur um den Hungernden Arbeit und Brod zu geben, doppelt gewinnend, indem er dem Elende half und zugleich sein Besitzthum verschönerte, worin ihm der Architekt Joseph Japelli fördernd zur Seite stand. So zählte und zählt heute noch die Villa Vigodarzere mit ihrem herrlichen Park in der Provinz Padua zu den Sehenswürdigkeiten derselben. Von den Humanitätsanstalten, welche er, wie erwähnt, unermüdlich und freigebig unterstützte, verherrlichte das Ricovero di Padova das Andenken an ihren großmüthigen Wohlthäter, indem es das Bildniß desselben von dem trefflichen Venetianer Kupferstecher Antonio Viviani stechen ließ. – Ein Neffe des Obigen, Andrea Cittadella-Vigodarzere, machte sich durch mehrere Nekrologe. Nachrufe, Epitaphien und Dichtungen bekannt, so auf Sebastiano Venier, Costantino Zacco, Nicolo da Rio, Francesco Peruzzo, Fabrizio Orsato, Francesco Papafava, Maria Curti-Nardi, Giuseppe Barbieri, Antonietta Verri-Leoni, Alessandro Racchetti, Giovanni Scopoli, Daniele Degli Oddi, Antonio Galvani, Antonio Venturini, Lucietti Raspi-Cittadella, Isacco Treves de’ Bonfili und Andere, welche Sorgato in seinen „Memorie funebri“ mittheilt.

Sorgato (Gaetano Abb.). Memorie funebri antiche e recenti raccolte dall’ – – (Padova 1856, tipi del Seminario, gr. 8°.) p. 18–22.
Büste. Der Bildhauer Rinaldo Rinaldi meißelte in Marmor eine Büste Antonio Vigodarzere’s, welche sich auf dem Landgute Saonara in der Nähe von Padua befindet.
[293] Porträt. Unterschrift: „Conte Antonio Vigodarzere. Il Ricovero di Padova da Lui generosamente beneficato | 1o Gennajo 1854“. Brustbild. Unter dem Bildabschnitte: „A. Viviani disegnò ed inc.“. Am unteren Rande der Kupferplatte: „D. Ponga impresse“. Fol. (Schönes, nicht häufiges Blatt).