BLKÖ:Voigt, Michael Wenzel

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Voigt, August
Band: 51 (1885), ab Seite: 232. (Quelle)
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Voigt, Michael Wenzel (Schulmann und Bibliothekar, geb. zu Friedland in Böhmen 5. October 1765, gest. zu Olmütz 24. September 1830). Die Elementarschule besuchte er in seinem Geburtsorte, in Prag das Gymnasium auf der Kleinseite und die Universität. Auf letzterer hörte er neben den vorgeschriebenen Gegenständen freiwillig auch Pädagogik, Moral und Weltgeschichte. Anfänglich studirte er Theologie, aber nachdem er den ersten Jahrgang daraus vollendet hatte, änderte er seinen Plan und widmete sich der Philologie. Im Sommer 1787 unterzog er sich dem Concurs für eine Gymnasiallehrkanzel und wurde auch provisorisch noch im August desselben Jahres an das Gymnasium in Komotau geschickt, wo er, im October 1788 definitiv angestellt, bis November 1797 wirkte. Im Jänner 1798 kam er als Professor der Rhetorik an das akademische Gymnasium auf der Altstadt in Prag, im August 1804 als Professor der Philosophie an die Universität Krakau, an welcher er bis zum Wiener Frieden 1809 verblieb. Im November dieses Jahres in gleicher Eigenschaft an die Universität Lemberg berufen, erhielt er 1810 auch noch das Lehramt der Pädagogik. Am 8. Jänner 1813 zum Bibliothekar am k. k. Lyceum zu Olmütz und zugleich zum Director der philosophischen Studien ernannt, wirkte er in dieser Stellung bis an seinen im Alter von 65 Jahren erfolgten Tod. Eine ihn betreffende unten in den Quellen citirte ausführlichere Lebensskizze gibt, abgesehen von diesen einzelnen Stufen, welche er allmälig im Lehramte erstieg, ein reiches Bild seiner anderweitigen Thätigkeit, wie er neben den ihm vorgeschriebenen Lehrfächern aus eigenem Antrieb noch eine Menge andere [233] Disciplinen in den Bereich seiner Vorträge aufnahm. Auch auf schriftstellerischem Gebiete thätig, gab er folgende Werke heraus: „Aristoteles über die Seele, Aus dem Griechischen übersetzt und mit Anmerkungen begleitet“ (Frankfurt und Leipzig [Prag] 1794, gr. 8°.); – „Die Quellen der Seelenruhe, sowie sie der Mensch in seinem Gemüthe findet. Zur inneren Beruhigung für denkende Männer“ (Prag 1799); – „Die Rhetorik des Aristoteles. Aus dem Griechischen übersetzt und mit Anmerkungen, einer Inhaltsanzeige und vollständigen Registern versehen“, 1. Band (Prag 1803, gr. 8°.); ob der 2. und 3. Band, welche bereits 1815 druckbereit vorlagen, herausgekommen sind, ist mir nicht bekannt, in den Bücherkatalogen findet man nur den 1. Band angeführt; – „Die Art, wie die studirende Jugend aus der Philosophie geprüft und classificirt zu werden pflegt“ (Lemberg 1811, 8°.). Mehreres ließ er in verschiedenen gelehrten Blättern erscheinen, so in den Intelligenzblättern der „Haller allgemeinen Literatur-Zeitung“: „Die Geschichte der Universität Krakau“ [1806, Nr. 109–112], welche aus derselben auch in die Intelligenzblätter der „Neuen Annalen der Literatur des österreichischen Kaiserthums“ Mai und Juni 1807 überging; – in Meißner’s „Apollo“: „Das Gastrecht zu Rothenhaus“, – in Wieland’s „Deutschem Merkur“: „Notizen über die Literatur in Böhmen“ u. d. m. Und als er während seines Aufenthaltes in Krakau 1804–1809 nach dem 1807 erfolgten Tode Speiser’s, der die Katalogisirung der Krakauer Bibliothek begonnen und eine musterhafte Arbeit ohne Gleichen geliefert hatte, an Stelle dieses Gelehrten provisorischer Bibliothekar wurde, führte er die Organisation und weitere Katalogisirung der Bibliothek in Speiser’s Geiste fort. Die Stadt Komotau verlieh ihrem mehrjährigen Lehrer aus eigenem Antrieb das Ehrenbürgerrecht; die lateinische Gesellschaft in Jena nahm ihn im Februar 1804 unter ihre Ehrenmitglieder auf, und die mährisch-schlesische Gesellschaft des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde ernannte ihn 1813 zum correspondirenden Mitgliede.

Moravia (Brünn, 4°.) 1815, S. 167, im Aufsatz: „Literarische Mittheilung“, von J. J. G. Czikann; S. 450 u. f. „Biographische Nachrichten von jetzt lebenden mährischen Schriftstellern“. – Ebersberg. Oesterreichischer Zuschauer (Wien, 8°.) 1838, Bd. IV, S. 1212 im „Rückblick in die Vergangenheit“.