BLKÖ:Vuić, Joachim

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Vujanovski, Stephan
Band: 52 (1885), ab Seite: 15. (Quelle)
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Vuić, Joachim (serbisch-illyrischer Schriftsteller, geb. zu Baja im ehemaligen Bács-Bodrogher Comitate Ungarns 9. September 1772 alten Styls, gest. zu St. Andrä 1830). Wir finden ihn außer in der obigen auch noch in folgenden Schreibungen: Vuics, Vuits und Vujic. Es ist ein ziemlich bewegtes Leben, welches sich hier vor unseren Blicken entrollt. Den ersten Unterricht erhielt Vuić in der Schule seines Geburtsortes und trat dann, zwölf Jahre alt, 1784 in die dort befindliche Schule der Franciscaner über, in welcher er sich die Anfangsgründe der ungarischen, deutschen und lateinischen Sprache zu [16] eigen machte. Die Humanitätsclassen besuchte er am Gymnasium zu Kalocsa, die philosophischen und theologischen Studien hörte er am evangelischen Convicte zu Preßburg, an welchem er auch die hebräische und altgriechische Sprache erlernte, so daß, als er sich für einen Beruf entscheiden sollte, er bereits neben dem Serbisch-Illyrischen die Kenntniß von fünf anderen Idiomen besaß. Den theologischen Beruf gab er nunmehr auf und wendete sich den Rechtswissenschaften zu, über welche er zu Preßburg auch einige Zeit Vorträge hörte. Bald aber entschied er sich bei seinem vorherrschendem Hange zur Pädagogik für das Lehrfach und erlangte auch bereits 1797 eine Professur der ersten Grammaticalclasse zu Futak im Bácser Comitate. Schon im folgenden Jahre wurde er nach Alt-Bécs als Districtualprofessor berufen, wo er bis 1801 verblieb. Seine Begierde, fremde Länder und Völker kennen zu lernen, veranlaßte ihn, im genannten Jahre sein Lehramt aufzugeben und zunächst nach Triest zu reisen, wo er vorderhand im Hause des Handelsmannes Anton von Kvetics als Hauslehrer eine Unterkunft fand. Kvetics erkannte alsbald in ihm die außergewöhnlichen Fähigkeiten und faßte den Entschluß, ihn für seine mercantilischen Zwecke zu verwenden. Er ließ den mit einem nicht gewöhnlichen Sprachentalente Begabten vorerst in der italienischen, französischen und englischen Sprache unterrichten und schickte ihn dann nach Italien auf Reisen. So lernte Vuić die größeren Städte Oberitaliens, Mailand, Padua, Mantua, Genua, Florenz, Bologna u. s. w. kennen. Mit dem wachsenden Vertrauen des Kaufmannes dehnten sich auch seine Reisen auf immer größere Entfernungen aus, und so ging er auf einem Handelsschiffe desselben am 15. December 1804 unter Segel und besuchte Venedig, Castelnuovo, Negroponte, Constantinopel, Odessa, Taganrog, Smyrna in Kleinasien, Jaffa in Palästina, Rosette und Alexandria in Aegypten. Auf der Heimreise wurde das Schiff in der Nähe der Insel Malta von Piraten angegriffen, und es würde der Plünderung wohl kaum entgangen sein, wenn nicht ein englisches Schiff zu Hilfe gekommen wäre. Vuić kehrte 1805 gerade in jenem Zeitpunkte nach Triest zurück, als sich die feindliche französische Armee der Stadt näherte; er fand es daher für gerathen, dieselbe zu verlassen und einstweilen in Neu-Gradisca den Gang der Ereignisse abzuwarten, doch nahmen diese einen Verlauf, welcher eine Rückkehr nach Triest vorderhand nicht gestattete, und so faßte er denn den Entschluß, so lange die Gefahr des Krieges schwebte, zu Semlin in Syrmien sich aufzuhalten. Daselbst erwarb er sich durch Sprachunterricht seinen Lebensunterhalt, gerieth aber in Verwicklungen, die seine Verhaftung zur Folge hatten, aus welcher er erst nach seiner Rechtfertigung im Jahre 1809 befreit wurde, worauf er in seinen Geburtsort Baja zurückkehrte. Noch im nämlichen Jahre reiste er nach Pesth und neuerdings dem Lehramte sich zuwendend, erhielt er daselbst eine Grammaticalprofessur, welche er jedoch nach kurzer Zeit wieder aufgab. Die nun folgenden Jahre beschäftigte er sich mit schriftstellerischen Arbeiten wechselnden Inhalts in seiner Muttersprache. 1823 begab er sich nach Belgrad, wo er bei dem daselbst sich aufhaltenden Pascha Abdurahman freundschaftlich aufgenommen wurde. Dann reiste er wieder nach Semlin und von da nach Temesvár und Pancsova, in welchen Städten ihn die [17] griechischen Gemeinden zur Herausgabe einiger illyrisch-serbischer Werke mit ansehnlichen Geldmitteln unterstützten. Von Pancsova richtete er seinen Weg nach Triest, wo ihn Lord Watterson zu gleichem Zwecke mit tausend Francs beschenkte. In dem in den Quellen verzeichneten Werke Šafařík’s finden sich alle Werke Vuić’s bibliographisch nach ihren serbisch-illyrischen Titeln in illyrischer Schrift angegeben; wir theilen die Titel in deutscher Uebersetzung mit. Es sind nachstehende in chronologischer Folge: „Illyrisch-französische Sprachlehre“ (Ofen 1805, diese ist nur eine Uebersetzung des bekannten Meidinger’schen Werkes; – „Fernando und Jorika. Schauspiel in drei Aufzügen“ (ebd. 1805); – „Lohn und Strafe. Ländliches Gemälde in zwei Aufzügen“ (ebd. 1807), wahrscheinlich dieses und das vorige Uebersetzungen aus dem Deutschen; – ..Naturgeschichte nach Raff, mit vielen Kupfern“ (ebd. 1809); – „Alexis und Nadine. Roman“ (ebd. 1810); – „Robinson der Jüngere. Moralische Geschichte für die Jugend“ (ebd. 1810); – „Napoleons Ruhm als Feldherr“ (ebd. 1814); – „Moralische Erzählungen“ (ebd. 1823); – „Neueste allgemeine Erdbeschreibung“ (ebd. 1825), von dieser übersendete er 25 Exemplare dem Fürsten Milosch Obrenowić, welcher ihn dafür mit dem ansehnlichen Geschenk von tausend Piastern belohnte. Ungleich größer als die Zahl seiner gedruckten Schriften ist jene der in Handschrift gebliebenen, von denen erwähnt seien: „Beschreibung der Völker des Erdballs“; – „Dissertatio de gente serbica perperam Rasciana dicta, ejusque meritis et factis in Hungaria cum appendice privilegiorum eidem genti elargitorum“; – dann verschiedene Uebersetzungen ungarischer, italienischer und deutscher Werke, von letzteren namentlich mehrere Theaterstücke von Kotzebue, wie z. B. „Die Spanier in Peru“, „Der arme Poet“, „Der Wildfang“ und andere. Ueberhaupt war Vuić der Erste, welcher Theaterstücke in serbischer Sprache auf die Bühne brachte. Er ist einer der eifrigsten Culturpioniere seiner Nation, für welche er nach verschiedenen Richtungen das Beste, was die fremde Literatur jener Tage brachte und was sich ihm für seine damals noch halbwilde Nation als geeignet erwies, in ihrer Sprache übersetzte und bearbeitete.

Kanitz (August). Geschichte der Botanik in Ungarn (Skizzen) (Hannover 1863, Riemschneider, 12°.) S. 69. – Časopis českého Museum, d. i. Zeitschrift des böhmischen Museums (Prag 8°.) 1833, S. 38. – Šafařík' (Paul Joseph). Geschichte der südslavischen Sprache und Literatur nach allen Mundarten. Aus dessen handschriftlichem Nachlasse, herausgegeben von Jos. Jireček (Prag 1865, Tempský, gr. 8°.). III. Serbisches Schriftthum, 2. Abtheilung, S. 333, Nr. 154; S. 371, Nr. 343; S. 401, Nr. 518 und 519; S. 402, Nr. 533, 534; S. 403, Nr. 535; S. 406, Nr. 564, 565, 566; Nr. 410, Nr. 598, 599; S. 421, Nr. 666, 667; S. 430, Nr. 718; S. 431, Nr. 725; S. 436, Nr. 758 und 759; S. 447, Nr. 833.
Porträt. Das Porträt des Joachim Vuić findet sich vor seinem Werke: „Нутешествіе по Сербіи во кратцћ собствеииомћ рукомћ ићуовомђ сииеано у Крагусвцу у Сербіи“.