BLKÖ:Waldeck, Johann Friedrich Maximilian von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Walden, Heinrich
Band: 52 (1885), ab Seite: 176. (Quelle)
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Waldeck, Johann Friedrich Maximilian von (Maler, geb. zu Wien, nach Anderen zu Prag 1766, gest. in Paris am 31. April 1875). Oesterreicher von Geburt, ist er nach Einigen einfach Herr von Waldeck, nach Anderen Graf. Leider sind wir über seine Jugend und wie es geschah, daß Oesterreich sein Vaterland wurde, nicht unterrichtet. Auch über seinen Bildungsgang finden wir nur höchst lückenhafte Angaben. Nach Nagler hätte er seine Studien in Berlin, nach Müller-Klunzinger in Paris unter Vien, David und Prudhon gemacht. Erst 19 Jahre alt, betheiligte er sich 1785 an der Entdeckungsreise Levaillant’s nach Südafrica; 1794 trat er als Freiwilliger in die französische Armee, mit welcher er in Italien kämpfte. Später unternahm er wieder eine Reise nach Südafrica und in das indische Meer, 1819 aber eine solche mit Lord Cochrane nach Chile und später eine Entdeckungsreise nach Guatemala. 1822 weilte der Künstler in London, 1831 in Mexico, wo er mit der Regierung einen Contract schloß, nach welchem er zu Palenqua im mexicanischen Staate Chiapas die Alterthümer des Landes zeichnen und die Zeichnungen der Regierung einliefern sollte. Er unternahm auch [177] die Reise dahin, doch scheinen die Resultate derselben mehr dem Lord Kingsborough als der mexicanischen Regierung genützt zu haben, denn wir finden die Zeichnungen größtentheils in dem Prachtwerke dieses Engländers. Nach zwölfjähriger Abwesenheit von Paris kehrte Waldeck wieder dahin zurück. Eine von ihm 1834 bis 1836 nach Yucatan, dem östlichsten der mexicanischen Staaten, unternommene Reise hat er in einem eigenen Bilderwerke unter dem Titel: „Voyage pittoresque et archéologique dans la province de Yucatan pendant les années 1834 jusqu’à 1836“ (Paris 1837, Fol.) beschrieben, und dieses Werk, das colorirt 135 Francs kostet, eignete er obgedachtem Lord Kingsborough zu. Als er im Alter von hundert Jahren stand, kaufte ihm die französische Regierung seine Studien über die Ruinen von Palenqua ab, um sie vervielfältigen zu lassen, wobei er noch selbst mitarbeitete. Waldeck blieb bis zu seinem Tode – und er wurde 110 Jahre alt – rüstig und künstlerisch thätig und hatte noch 1869 im Pariser Salon zwei Gemälde seiner Hand ausgestellt. Seinen Zeichnungen wird große Schönheit nachgerühmt, es sind meistens miniaturartige Aquarelle. Die architectonischen Ueberreste aus der alten mexicanischen Zeit und die Sculpturen hat er mit großer Genauigkeit wiedergegeben. Ein Theil seiner Zeichnungen ist im größten Formate ausgeführt, so daß die Sculpturen in Naturgröße erscheinen. Er war in der Gesellschaft sehr beliebt und verstand es, seine reichen und mannigfaltigen Reiseergebnisse mit Münchhausen’scher Virtuosität zu erzählen.

Presse (Wiener polit. Blatt) 1867, Nr. 167: „Ein hundertjähriger Maler“. – Neues Fremden-Blatt (Wien, 4°.) 1867, Nr. 108. – Fremden-Blatt. Von Gustav Heine (Wien, 4°.) 1867, Nr. 107. – Nagler (G. K. Dr.). Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, E. A. Fleischmann, 8°.) Bd. XXI, S. 88. – Die Künstler aller Zeiten und Völker... Begonnen von Professor Fr. Müller, fortgesetzt und beendigt von Dr. Karl Klunzinger und A. Seubert (Stuttgart 1864, Ebner und Seubert, gr. 8°.) Ergänzungsband S. 444.