BLKÖ:Waldmüller, Ferdinand

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Waldmann
Band: 52 (1885), ab Seite: 186. (Quelle)
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Waldmüller, Ferdinand (Tonkünstler und Compositeur, geb. zu Brünn am 1. September 1816). Ein Sohn des berühmten Genremalers Ferdinand Georg Waldmüller [s. den Folgenden S. 189] aus dessen Ehe mit der Wiener Hofopernsängerin Katharina Weidner[WS 1], zeigte er in frühester Jugend Talent und Liebe zur Musik und trillerte, erst fünf Jahre alt, Melodien nach dem Gehör. Als siebenjähriger Knabe erhielt er den ersten systematischen Unterricht auf dem Pianoforte und kam im Alter von zwölf Jahren unter die Leitung des Brünner Clavierlehrers Putler. Während dieser Zeit übte er sich aber auch fleißig in der Kunst seines Vaters und malte mit nicht geringem Erfolge. Denn schon 1832, gleichzeitig mit seinem Vater, stellte er in der k. k. Akademie der bildenden Künste bei St. Anna aus; es waren zwei Kniestücke: „Ein alter Tiroler“ und „Ein hochbetagtes Weib“, welche beide Würdigung der Kenner fanden. Obgleich er nun das Malen nie ganz aufgab, sondern es in seinen Mußestunden mit Eifer betrieb, so trat doch diese Kunst vor der Musik in den Hintergrund, welcher er sich mit aller Vorliebe und bestem Erfolge widmete. Mit seinen Eltern nach Wien übersiedelt, setzte er dort seine Musikstudien um so eifriger fort und nahm bei Strebinger [Bd. XXXIX, S. 365][WS 2] Unterricht [187] im Violinspiele. Um diese Zeit trat Graf Karl Eszterházy mit dem Antrag an ihn heran, als Zeichenlehrer seiner Kinder ihm nach seiner Besitzung Sereth in Ungarn zu folgen. Waldmüller nahm an, kehrte aber schon nach einem halben Jahre wieder nach Wien zurück, wo er sich nun ausschließlich dem Clavierspiele zuwandte. Dann besuchte er mehrere der größeren Städte in Norddeutschland, betrieb gleichzeitig Musik und Malerei, bis er, 24 Jahre alt, nach Mainz kam, wo er als Clavierlehrer zwei Jahre verblieb. 1843 ging er, nach kurzem Besuch seiner Eltern in Wien, mit Empfehlungsbriefen von ansehnlichen Familien versehen, nach Paris. Dort gelang es ihm, im Pleyel’schen Salon, dann im königlichen Athenäum und in einigen der ersten Familien als Clavierspieler aufzutreten. Er erntete reichen Beifall, und mit der Anerkennung der Musiknotabilitäten der Seinestadt wuchs auch sein Künstlerruf. Ueberdies bildete er sich in Paris in der Composition, woher wohl die wenig empfehlenswerthe Eigenheit, daß er allen seinen Werken französische Titel gegeben hat, welche sich ganz gut hätten verdeutschen lassen. Nach zweijährigem Aufenthalt in der Seinestadt kehrte er im December 1845 nach Wien zurück, gab aber auf der Heimreise Concerte in verschiedenen Hauptstädten Deutschlands und erlangte den Titel eines Kammervirtuosen des Herzogs von Nassau. Indessen war er fleißig als Compositeur thätig, und die Zahl seiner Werke beträgt wohl mehr als anderthalb Hundert. Lange hörte man nichts mehr von dem Künstler. Da verlautete 1865, daß derselbe vor Jahren schon gestorben sei, was glaublich schien, da über ihn längere Zeit keine Nachricht ins Publicum gekommen war. Bald aber wurde diese Angabe dahin berichtigt, daß Waldmüller in Währing bei Wien noch lebe, allerdings in Folge eines Schlagflusses stark gelähmt und zur Ausübung seiner Kunst völlig unfähig. Ob der Künstler, welcher zur Zeit 69 Jahre alt sein müßte, noch lebt, ist uns unbekannt. Wir lassen nun eine Uebersicht seiner Compositionen folgen, soweit wir davon aus den höchst unvollständigen Musikkatalogen Kenntniß erhielten. Für die Musiklexika der Gegenwart – Bernsdorf-Schladebach, Gaßner, Riemann u. s. w. – in welchen doch manche andere weniger bedeutende Musikgröße verzeichnet erscheint, ist unser Künstler eine unbekannte Größe. Als Clavierspieler rühmte man seinen zarten von aller Effecthascherei entfernten Vortrag im Cantabile und sein besonders reines und deutliches Spiel. Was seine Compositionen betrifft, so erfreuten sich dieselben – wie schon die hohe Opuszahl dafür spricht – in den Salons der high life großer Beliebtheit, es sind echte Salonstücke, brillant in der ganzen Anlage, aber ohne Tiefe; oft originell in der Auffassung, aber wenn sie verklungen, keine Erinnerung zurücklassend. Erst in letzter Zeit, als er das „Archiv classischer Tonkunst“ herauszugeben begann, betrat er ein reineres Terrain; seine Zeit war jedoch vorüber, Wagner und dessen Gefolge beschäftigten die musicalische Welt, und der greise und gelähmte Componist war vergessen.

Allgemeine Wiener Musik-Zeitung. Herausgegeben von Dr. August Schmid (4°.) 1846, Nr. 14: „Ferdinand Waldmüller“. – d’Elvert (Christian Michael Ritter). Geschichte der Musik in Mähren und Oesterreichisch-Schlesien mit Rücksicht auf die allgemeine, böhmische und österreichische Musikgeschichte (Brünn 1873, gr. 8°.) in den Beilagen S. 187 und 203.
[188] Uebersicht der im Stich erschienenen Compositionen des Pianisten Ferdinand Waidmüller. a) Die mit Opuszahl bezeichneten: „Fantaisie élégante sur des motifs de l’opéra Don Pasquale“. Op. 7. – „L’Espérance. Nocturne“. Op. 10. – „Réminiscences de Fanni Elsler. Fantaisie sur des motifs du ballet Esmeralda“. Op. 11. – „Fantaisie sur des motifs de l’opéra Ernani de Jos. Verdi. Op. 12. – „Fantaisie sur un air arabe intercalé dans Le Désert de F. David. Op. 14. – „La Sicilienne. 2me Tarantelle“. Op. 15. – „La vigeur. Étude de Salon“. Op. 16. – „Un rêve d’amour. Romance sans paroles“. Op. 20. – „Fantaisie de Salon sur les Mousquetaires de la reine“. Op. 21. – „La plainte d’amour. Romance sans paroles“. Op. 23. – „Hommage à Meyerbeer. Grande fantaisie dramatique sur des thèmes favoris d’opéras de Meyerbeer. Op. 25. – „Phantasie über Meyerbeer’s Vielka, ein Feldlager in Schlesien“. Op. 26, Nr. 1 und 2. – „L’orage et le calme. Rêverie poëtique“. Op. 27. – „Lind-Polka“. Op. 28. – „Fantaisie de Salon sur des motifs de l’opéra Der Förster“. Op. 30. – „Erholungen für die Jugend. Phantasien, Rondos und Variationen aus den beliebtesten Opern im leichten Styl“. Op. 31, Nr. 1–12 [siehe auch Op. 47]. – „La Chasse. Rondino facile et agréable“. Op. 34. – „Fantaisie sur de motifs de l’opéra: Ne touchez pas la reine de Boisselot. Op. 38. – „Fantaisie facile et élégante sur les plus belles mélodies de la Part de Diable. Opéra d’Auber. Op. 41. – „Trois pensées musicales. Nr. 1: À toi le bonheur; Nr. 2: Un doux Souvenir; Nr. 3: Je ne pense qu’à toi“. Op. 42. – „Zehn Opernmelodien für junge Pianisten. Mit besonderer Rücksicht auf kleine Hände, im leichten Styl arrangirt“. 4 Hefte. Op. 44. – „Impromptu“. Op. 46. – „Erholungen für die Jugend. Phantasien, Rondos und Variationen aus den beliebtesten Opern, im leichten Style arr.“ Op. 47, Nr. 1–6 [siehe auch Op. 31]. – „Phantasie über beliebte Motive aus der Oper Martha“, Nr. 1. Op. 48. – „Phantasien über Motive aus der Oper Martha. Von Flotow“, Nr. 2, Op. 51. – „Fantaisie“. Op. 58. – „Les Gloires de l’opéra. 12 morceaux faciles sur des airs des opéras les plus favoris“. Nr. 1–6, Op. 59. – „Impromptu über das deutsche Vaterlandslied“. Op. 60. – „La brise du soir. Grand nocturne“. Op. 61. – „La barcarole de D. F. E. Auber, varié“. Op. 62. – Jaleo de Sevilla. „Pas de deux espagnol“. Op. 65. – „Fantaisie sur le Prophète de G. Meyerbeer“ Nr. 1, Op. 66. – „Les plus belles mélodies du Ballet Gisela. Musique d’Adam. Op. 67. – „La tendresse. Nocturne“. Op. 68. – „Transcription beliebter Lieder, Gesänge und Romanzen“. Op. 69, Nr. 1: „Schiffers Gruß“; Nr. 2: „Widmung“; Nr. 3: „Der Vöglein Laubhüttenfest“; Nr. 4: „Die stillen Wanderer“. – „L’étoile du soir. Rêverie“. Op. 72. – „Damen-Album. Die zwölf Monate des Jahres. Melodische Skizzen, mit Benützung beliebter Motive der vorzüglichsten Componisten“. Op. 73. – „La Querida. Bolero espagnol“. Op. 75. – „Fantaisie sur des motifs de l’opéra Oberon de Weber. Op. 78. – „Bouquet de Mélodies p. Piano sur le ballet Faust de Perrot. Op. 79.– „Feuilles théâtrales. Collection des Fantaisies non difficiles“. Opus 80, Nr. 1–21. – „2 Fantaisies sur des motifs favoris de l’opéra Casilda“, Nr. 1 et 2. Op. 81. – „Souvenir de Donizetti. Air varié“. Op 82. – „Morceau de Salon de l’opéra L’enfant prodigue d’Auber. Op. 83. – „Trois rêveries, Nr. 1: Au bord du ruisseau; Nr. 2: Au village; Nr. 3. Au bai“. Op. 85. – „Fantaisie sur des motifs favoris d’opéras de G. Meyerbeer. Op. 86. – „Une fleur du printemps“. Op. 87. – „Morceau de Salon sur l’opéra Rigoletto de Verdi. Op. 89. – „Il marito e l’amante. Opera di Ricci. Morceaux de Salon. Op. 92. – „Sur le lac. Idylle“. Op. 94. – „Hélène. Valse sentimentale“. Op. 95. – „Satanella-Quadrille“. Op. 96. – „Deux pensées expressives: L’oubli me tue. Une rose pour toi“. Op. 98. – „Gott erhalte unsern Kaiser. Oesterreich. Volkslied“. Op. 99. – „Portefeuille musicale de Nouveautés du jour“. Op. 100. – „Divertissement sur le ballet Isaura d’Adam. Op. 101. – „Uebungsstücke für das Pianoforte“. Op. 102. – „Morceau de Salon sur Keolanthe de Balfe. Op. 104. – „Lorber und Myrthe. Zur Vermälungsfeier Seiner k. k. Majestät. Oesterreichische Nationalmelodien“. Op. 105. – „Polka“. Op. 108. – „Douleur et joie. Nocturne“. Op. 110. – „Volkslied aus Thüringen“. Op. 111. – [189] „Fantaisie, motifs de Mendelssohn-Bartholdy. Op. 112. – „L’Amabilité. Morceau de Salon.“. Op. 113. – „Trois morceaux de Salon. Nr. 1: Le papillon; Nr. 2: Langage du coeur; Nr. 3: Loisir“. Op. 114. – „Élan gracieux. Morceau de Salon“. Op. 118. – „L’Europe musicale“. Op. 120, Nr. 1–9. – „La douceur. Morceau de Salon“. Op. 121. – „Styrienne favorite“. Op. 122. – „Barcarole“. Op. 126. – „Elementarstudien zum Unterricht. 1 Heft“. Op. 129. – „Sérénade espagnole. Morceau de Salon“. Op. 130. – „Die Wallfahrt nach Ploermel“. Op. 131. bildet Nr. 33 der „Anthologie musicale“. – „Chant de printemps. Morceau p. Piano“. Op. 142. – „Zauberwelt. Für junge Pianisten, mit besonderer Rücksicht auf kleine Hände, im leichtesten Styl mit Fingersatz eingerichtet“. Op. 145. – „Grande Fantaisie sur des motifs de l’opéra Freischütz de Weber. Op. 146. – „La Danse des Nymphes. Morceau de Salon“. Op. 147. – „Bolero“. Op. 148. b) Ohne Opuszahl: „Grande Fantaisie de Salon sur des motifs favoris de l’opéra Ernani de G. Verdi. – „Grande Fantaisie de Salon sur des thèmes de Lucrezia Borgia“. – „Tarantelle napolitaine“. – „La danse de fées. Valse fantastique“. – „Hommage à Jenny Lind. Receuil des airs les plus favoris des opéras: Robert, Somnambule, Lucia et Norma chantés par J. Lind et arrangés en forme de Fantaisie“. – „Fantaisie de Salon sur des thèmes de l’opéra I Puritani“. – „Galop brillant“. – „Le désir“. – „Impromptu“. – „Apothéose à Donizetti. Marche funèbre“. – „Polka de Salon“. – „Propheten-Quadrille“. – „La belle Coquette“. – „Archiv classischer Tonkunst. Fragmente aus berühmten Tonwerken kirchlichen Charakters alter und neuer Zeit. Heft 1–8, Nr. 1: Händel (Messias); Nr. 2: Haydn (Schöpfung); Nr. 3 und 4: Haydn (Jahreszeiten); Nr. 3: Händel (Josua); Nr. 6: Bach (H-moll-Messe); Nr. 7: Bach (Matthäuspassion); Nr. 8: Pergolese (Stabat mater).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Katharina Waldmüller (Wikipedia).
  2. Vorlage: [Bd. XXX, S. 365].