BLKÖ:Wallbach, Katharina

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 52 (1885), ab Seite: 247. (Quelle)
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Wallbach, Katharina[WS 1] (Sängerin, geb. 1805 zu Baden bei Wien, Todesjahr unbekannt). Eine geborene Kanz, nannte sie sich später als Künstlerin Canzi, unter welchem Namen sie auch in der theatralischen Welt bekannt und berühmt wurde. Nach ihrer Verheiratung mit dem Schauspieler Wallbach [siehe S. 249] schrieb sie sich Canzi-Wallbach. Die irrige Angabe, welche sich hie und da findet, daß sie von italienischer Abkunft sei, erklärt sich aus der Italienisirung ihres Namens. Sie ist von deutschen Eltern, welche sie aber frühzeitig durch [248] den Tod verlor, worauf sie im Hause ihres Pflegevaters, eines Majors von Zinnicq, eines großen Musikfreundes, in Wien, da sie musicalisches Talent zeigte, im Gesange Unterricht erhielt und 1819 eine Schülerin Salieri’s wurde. Bei ungewöhnlicher Befähigung und tüchtiger Schulung trat sie, erst 16 Jahre alt, 1621 in zwei Hofconcerten öffentlich auf und gewann durch ihren vollendeten Gesang die Theilnahme des Kaisers in so hohem Grade, daß ihr derselbe, als sie ihre Absicht, nach Italien zu reisen, ausgesprochen, Empfehlungen an seine hohen Verwandten, den Großherzog von Toscana und den Herzog von Parma, zusicherte. Vor ihrer Abreise aber sang ne noch im Theater an der Wien in einigen Opern Rossini’s, welcher damals das Opernrepertoire beherrschte, und zwar in „Der Barbier von Sevilla“, „Moses in Aegypten“ und „Die diebische Elster“, mit ausgezeichnetem Erfolge. Dann trat sie in Begleitung ihres Pflegevaters die Kunstreise nach Italien über Deutschland an, wo sie auf den Bühnen zu Berlin, Cassel, Dresden, Leipzig, Frankfurt a. M., Darmstadt und Stuttgart Gastvorstellungen mit außerordentlichem Beifall gab. 1822 kam sie nach Mailand, that aber daselbst vorerst weitere Schritte zur höheren Ausbildung im Gesange, indem sie von dem damals ersten Meister des dortigen Conservatoriums, Signor Banderoli, Unterricht in der italienischen Schule nahm. Schon nach einem halben Jahre fand sie Engagement für die ganze Saison am Mailänder Theater La Scala. Nach Ablauf derselben sang sie zwei Saisons in Florenz an Seite der Pisaroni und der Sänger Lablache und Galli. Nun machte sie, überall begehrt, die Runde auf den übrigen italienischen Theatern, in Turin, Parma, Modena, Bologna, auf deren jedem eigens für sie eine Oper componirt wurde, welche dann den Glanzpunkt der Saison bildete. In Bologna gefiel sie so außerordentlich, daß das Conservatorium dieser Stadt sie als Ehrenmitglied aufnahm, welche Auszeichnung ihr mittelst Ueberreichung von Diplom, Gedicht und Kranz bei ihrem letzten Auftreten durch eine eigene Deputation auf der Bühne zutheil wurde. 1825 kehrte sie nach Deutschland zurück und nahm ein zweijähriges Engagement in Leipzig mit jährlichem Reiseurlaub, Letzteren benützte sie zu Vorstellungen in London und Paris. In ersterer Stadt sang sie, da um diese Zeit daselbst das italienische Theater für Opern geschlossen war, in sieben Concerten; in Paris trat sie in der italienischen Oper neben der Pasta auf und sang dreizehnmal mit außerordentlichem Beifall. 1827 glänzte sie als Gast in Stuttgart, und schon nach den ersten Vorstellungen ward ihr ein mehrjähriges Engagement angeboten, welches sie auch annahm. 1830 verheiratete sie sich mit dem dortigen königlichen Hofschauspieler und Regisseur Wallbach. Einige Jahre noch sang sie mit ungetheiltem Beifall als königliche Hof- und Kammersängerin an der Stuttgarter Hofoper; als aber mehrfacher Muttersegen Verbindung mit den Anstrengungen des Berufes ihren von Natur zarten Körper die Beschwerden der Bühne nicht länger ertragen ließ, zog sie sich, die Susanne in „Figaro’s Hochzeit“ als Abschiedsrolle singend, von der Bühne ganz ins Familienleben zurück, in welchem sie von einer glücklichen Häuslichkeit umgeben war. Frau Wallbach-Canzi gehörte zu den ausgezeichnetsten Sängerinen im ersten Viertel dieses Jahrhunderts, war auch ihre [249] Stimme minder umfangreich, so ersetzte die Künstlerin das Mangelnde durch eine vortreffliche Manier, große Fertigkeit und eine seltene Grazie des Vortrages; sie war überhaupt eine der besten Repräsentantinen der italienischen Schule, aber nicht minder bedeutend auch in den Meisterwerken eines Mozart, Weber, Gluck, Lindpaintner, Marschner und Anderer. – Ihr Gatte Ludwig (geb. in Berlin um 1793) bekundete früh Neigung und Talent zur Bühne. Erst 17 Jahre alt, trat er schon auf Dilettantentheatern mit Erfolg auf. 1811 ging er nach Hamburg, 1812 nach Frankfurt a. M. und spielte Naturbursche, so den Peter in „Herbsttag“, den Anton in „Die Jäger“ mit großem Beifall. Dann riefen ihn Familienverhältnisse ins väterliche Haus zurück, wo er sich dem Kaufmannsstande, für den er eigentlich bestimmt war, widmen sollte. Aber er hatte bereits das Leben der Bühne gekostet, und nicht lange währte es, so verließ er das Rechenpult des Kaufmanns und kehrte zu den Brettern zurück, welche die Welt bedeuten. Er ging zunächst nach Breslau, wo er jugendliche Helden und Liebhaber spielte, und dann nach Prag, wo er nach Ludwig Löwe’s Abgang (1819) in dessen Rollenfache auftrat. 1821 gab er Gastrollen im Wiener Hofburgtheater, und zwar den Mortimer in „Maria Stuart“ und den Ferdinand in „Cabale und Liebe“, und gefiel so, daß er fest engagirt wurde und am Hoftheater bis 1826 verblieb, worauf er nach Hamburg ging und von dort einem Rufe nach Stuttgart folgte, wo er blieb, seit 1839 ältere, sowohl ernste als komische Charakterrollen spielte und nebenbei auch die Regie führte. Daß Wallbach sich im Jahre 1830 mit der Sängerin Canzi verheiratete, wurde bereits erwähnt.

Allgemeines Theater-Lexikon oder Encyklopädie alles Wissenswerthen für Bühnenkünstler, Dilettanten und Theaterfreunde u. s. w. Herausgegeben von K. Herloßsohn, H. Marggraff u. A. Neue Ausgabe (Altenburg und Leipzig o. J., kl. 8°.) Bd. VII. S. 186.
Porträt. Unterschrift: „Caterina Canzi“. Kupferstich, ohne Angabe des Zeichners und Stechers. Milano presso Ferd. Artaria Cont. S. Margherita, Nr. 1110 (4°.)´.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Zu dieser Person gibt es Band 24, S. 380, einen 2. Artikel.