BLKÖ:Weinhofer, Hieronymus

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Weinhofer, Joseph
Band: 54 (1886), ab Seite: 41. (Quelle)
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Weinhofer, Hieronymus (gelehrter Jesuit, geb. zu Wien am 14. April 1734, gest. daselbst am 27. Juni 1808). Wohlhabende Eltern sorgten für die sorgfältige Ausbildung des in Rede Stehenden, welcher schon im achtzehnten Jahre seines Alters das Noviciat in der Gesellschaft Jesu begann. Im Orden, in welchem er sich mit Männern wie Denis, Mastalier, Heyrenbach, Metzburg befreundete, wurde er in Berücksichtigung seiner Kenntnisse zum Lehrer der lateinischen Sprache ernannt. Nach [42] einigen Jahren wandte er sich vom Lehrfache auf andere Studien, vorzüglich auf Diplomatik mit ihren verwandten Zweigen Numismatik, Heraldik, Geschichte und Bibliographie. Er forschte unermüdlich den historischen Kostbarkeiten seines Geburtslandes, namentlich seiner Vaterstadt nach, und Oesterreichs, Wiens Historiographen verdanken ihm viele werthvolle Vorarbeiten. Er hat das Verdienst, der erste für die vaterländische Münzkunde Etwas gethan zu haben, denn er sammelte eine nicht unbeträchtliche Anzahl kleiner Silber- und Kupfermünzen Oesterreichs, welche nachmals sorgfältig geordnet in die Hände des Kenners Freiherrn von Müller gelangten. Eine ansehnliche Reihe geschichtlicher Arbeiten floß aus der Feder Weinhofer’s, der mit den bedeutendsten Schriftstellern seiner Zeit in Verbindung stand und ihnen viele wichtige Mittheilungen gewährte. Nie zeichnete er sich als Verfasser seiner Leistungen, weshalb denn auch sein Ruf zu keiner Zeit eine große Verbreitung erlangen konnte. Unter dem Schleier der Anonymität erschienen von ihm die werthvollen Abhandlungen, welche wir weiter unten namhaft machen. Ferner arbeitete er gemeinschaftlich mit Smitmer und Bergenstamm an einer Sammlung von Denk-, Auf- und Inschriften der Residenz, durch welches Werk die verloren gegangene Handschrift Ernst von Trautson’s [Bd. XLVII, S. 48, Nr. 6] über denselben Gegenstand ersetzt werden sollte. Aus wohlbegründetem Vertrauen in Weinhofer’s Sachkenntniß beauftragte ihn der Magistrat in Wien, das Archiv des Bürgerspitals daselbst zu ordnen, was er mit besonderer Umsicht durchführte. Dann ward ihm die Ordnung des magistratischen Archivs übertragen, und er vollendete sie mit gleichem Geschick, später ersuchte ihn Graf Hoyos um die Sichtung der Familienpapiere, womit aber der Gelehrte nicht mehr zum Ziele gelangte, weil ihm der Tod die Feder aus der Hand nahm. Seit der Auflösung des Ordens hatte sich Weinhofer in das väterliche Haus, welches durch Erbschaft an ihn gekommen war, zurückgezogen und im Kreise seiner Freunde ein stilles sokratisches Leben geführt, ganz dem Wohlthun und den Wissenschaften gewidmet. Sein Umgang war höchst belehrend, sowie die zarte Weise, womit er der leidenden Menschheit Gutes zufließen ließ, wahrhaft rührend. Mit warmer Liebe gab und sammelte er Beiträge zu Unterstützungen der Armut, während er als Beisitzer der damals bestandenen Armenleutcasse als echter Menschenfreund thätig war bis zu seinem Ende. Von selbständigen Schriften Weinhofer’s ist nur ein „Verzeichniss der Bisthümer und Pfarren des Erzherzogthums Oesterreich“ (Wien 1791, 12°.) bekannt, als Beitrag zur kirchlichen Statistik bemerkenswerth, außerdem die Abhandlung in des Abbé Hofstätter „Magazin für Kunst und Literatur“: „Ueber die Erbauung von Wiener-Neustadt“; auch mögen in den zwölf Bändchen dieses „Magazins“ sich von ihm noch andere Arbeiten befinden, welche aber, da er sich nie als Verfasser zeichnete, mit Bestimmtheit nicht angegeben werden können; schließlich schrieb er für die verschiedenen Provinzialkalender des österreichischen Kaiserstaates die geschichtlichen Darstellungen seiner Zeit. Wo sein Nachlaß hingerathen, in welchem sich mehrere geschichtliche Abhandlungen befanden, ist nicht bekannt.

Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften philosophisch-historischer Classe (Wien, gr. 8°.) XLI. Band (1863) [43] S. 32 in Jos. von Bergmann’s Pflege der Numismatik in Oesterreich. IV. – Vaterländische Blätter des österreichischen Kaiserthums (Wien, 4°.) 1808, S. 321. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien, 8°.) Bd. VI, S. 56. – Oesterreichs Pantheon. Galerie alles Guten und Nützlichen (Wien 1830, Adolph, 8°.) Bd. II, S. 185.