BLKÖ:Weinhofer, Joseph

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Weinhold, Karl
Band: 54 (1886), ab Seite: 43. (Quelle)
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Weinhofer, Joseph (Homilet, geb. zu Pinkafeld im Eisenburger Comitate Ungarns am 16. Mai 1778, gest. daselbst am 27. Juni 1859). Sein Vater Michael, herrschaftlicher Hofrichter in Pinkafeld, und seine Mutter eine geborene Radakovics waren durch Rechtlichkeit, Frömmigkeit und sonstige bürgerliche Tugenden ein schönes Vorbild für Joseph, den Erstgeborenen von dreizehn Kindern. Derselbe begann seine Studien in Pinkafeld und setzte sie in Steinamanger fort. Nach beendeter Theologie am 10. Mai 1801 zum Priester geweiht, übte er die Seelsorge, zunächst als Caplan in Lockenhaus, nach kurzer Zeit als solcher in Schlaining, bis er 1806 Pfarrer in seinem Geburtsorte wurde. Daselbst wirkte er lange über ein halbes Jahrhundert, feierte 1851 in Gegenwart des berühmten päpstlichen Nuntius Viale Prelà [Bd. L, S. 259] sein fünfzigjähriges Priesterjubiläum und am Ostersonntage 1856 sein fünfzigjähriges Pfarrerjubiläum. Damit wäre der einfache Lebenslauf dieses würdigen Priesters, erschöpft, welcher vom Papste Pius IX. zu dessen geheimem Kämmerer, von seinem Erzbischofe zum Erzpriester und Consistorialrathe ernannt und von Seiner Majestät dem Kaiser durch das Ritterkreuz des Leopoldordens ausgezeichnet wurde. Aber es ist noch Einiges über den berühmten Homileten zu sagen. Gleich beim Beginne seiner Seelsorge wuchs sein Ruf als Prediger derart, daß die Leute nicht nur aus Ungarn, sondern auch aus Steiermark und Oesterreich, und oft aus weiter Ferne, nach Pinkafeld kamen, um Weinhofer predigen zu hören. Er schrieb alle seine Predigten, Christenlehren und Ansprachen nieder, und beläuft ihre Anzahl sich auf mehr als 8000. Nur ein ganz kleiner Theil ist gedruckt, und zwar erschienen seine Predigten und übrigen geistlichen Werke unter folgenden Titeln: „Die Haupt-, Glaubens- und Sittenlehren der katholischen Kirche“ (Pesth 1855, Heckenast, 8°.), dann in ungarischer Sprache unter dem Titel: „A keresztény katholika egyház fő hit- és erkölcstanai tizennégy oktatásban előadva“, d. i. Der christkatholischen Kirche vornehmste Glaubens- und Sittenlehren in vierzehn Unterweisungen (Pesth 1855, 8°.; 2. Aufl. 186%); – „Ünnepi és alkalmi egyházi beszédek“, d. i. Kirchliche Feiertags- und Gelegenheitsreden (ebd. 1856, 8°.; 2. Aufl. 1865); – „Christliche Lebensweisheit eines getreuen Seelenhirten, 52 popul. Predigten auf alle Sonntage des Jahres. Herausgegeben von Rich. Peinlich“ (Wien 1860, Braumüller); – „Einundfünfzig Predigten über die Anbetung des allerheil. Altarsacramentes, die Alle verstehen und die Meisten brauchen können. Herausgegeben von Michael Haas“ (Wien 1865, Mayer, 8°.);· – „Fünfundvierzig Marienpredigten der reinsten Jungfrau zu Ehren, gläubigen Christen zur Erbauung verfasst. Herausgegeben von Mich. Haas“ (ebd. 1868, Mayer, 8°.). Alle von Weinhofer gewählten Gegenstände seiner Predigten überraschten durch Neuheit und die originelle Durchführung. Als großer Kenner des menschlichen Herzens, der h. Schrift, der Kirchenväter und der Geschichte war er in seinen Vorträgen bilderreich, aber [44] in den von ihm gebrauchten Bildern immer ungemein klar und verständlich. Dabei ward er als Beichtvater und Seelenführer von Alt und Jung gesucht, und unzählige Nichtkatholiken holten sich bei ihm Rath, Trost und Hilfe. Während der 58 Jahre, in welchen er unter vielen Protestanten, die im Bereiche seiner Pfarre lebten, seines Amtes waltete, wurde in Pinkafeld der religiöse Friede nicht gestört, und er lebte mit den Pastoren der dortigen Gemeinden stets in Eintracht. Sein Grundsatz war: die katholische Lehre stets deutlich, ausführlich und gründlich zu lehren und alles Polemisiren zu meiden. Auch um die Schule erwarb er sich große Verdienste. Durch mehr als fünfzig Jahre schrieb er für seine Schüler den Inhalt der Vorschriften, die stets am ersten des Monats unter die Schüler vertheilt wurden, dann jedes Jahr zwei lehrreiche Geschichten für ihre Dictandohefte und je hundert deutsche Kernsprüche zur Ausbildung und Stärkung ihres Gedächtnisses. Im Erzählen überhaupt und im Erzählen der biblischen Geschichte insbesondere stand er dem berühmten Christoph Schmid und Augustin Gruber nicht nach. Von seiner werkthätigen Liebe und Herzensgüte sei nur erwähnt: daß er durch das für wiederholte Feuersbrünste schwer heimgesuchte Pinkafeld an Gaben der Liebe über 30.000 fl. gesammelt; daß er die Kirche daselbst aus Eigenem reich und zierlich ausgestattet; daß unter ihm die schöne Filialkirche in Riedlingsau, das Kirchlein in Hochort und so manche Capelle gebaut wurden; durch ihn ward die Kirche in Wisfleck erneuert und geschmückt und auch noch manches andere Gotteshaus ausgestattet; unter ihm erfolgte der Neubau der Friedhofs- und der Calvarienbergkirche sammt der Restauration der Stationen, ferner wurde der Bau des Klosters zum allerh. Herzen Jesu ausgeführt und den frommen Töchtern der christlichen Liebe zur Pflege der armen Siechen und Kranken, zur Erziehung armer Waisenmädchen und zur Erziehung und zum Unterrichte der Heranwachsenden weiblichen Jugend übergeben. Wir hätten über diesen würdigen Priester des Herrn, der nicht nur im Umkreise seiner Pfarre, sondern weit und breit, wo der katholische Glaube lebt, bekannt, geliebt und verehrt war, noch Vieles zu berichten, doch schließen wir diese Skizze mit der Angabe jener Männer, mit denen er im regen brieflichen Verkehre stand, und mit denen ihn freundschaftliche Bande verknüpften; es waren Männer, deren Name herrlich dasteht in den Annalen der katholischen Kirchengeschichte, es sind der berühmte Regensburger Bischof Michael v. Sailer, mit dem er einen lebhaften Briefwechsel unterhielt, Erzbischof Graf Hohenwart, Fürst Hohenlohe, Augustin von Gruber, Frint, Clemens Hofbauer, Passy, Silbert, Em. Veith, Ziegler, Zängerle, Zacharias Werner. Nach seinem Tode baten der Groß-Petersdorfer Pfarrer Ign. Neubauer und der Lockenhauser Pfarrer Georg Streit Alle, die im Besitze von Briefen, Predigten und anderen Schriften Weinhofer’s seien, ihnen dieselben zur Einsicht zu senden. Ob sie damit die Herausgabe eines Briefwechsels des Verewigten bezweckten, oder aber ob sie das Material zur Darstellung einer umfassenden Lebensbeschreibung und zur Zusammenstellung seiner homiletischen und pädagogischen Schriften benützen wollten, wurde nicht näher erwähnt.

Pinkafeld’s Trauer, als ihm Joseph Weinhofer.... durch den Tod entrissen wurde [45] (Wien 1839, Anton Schweizer, 8°.). – Salzburger Kirchenzeitung (4°.) 1859, Nr. 38. – Emlék-Könyv (Pest) II (1832) S. 434.