BLKÖ:Wengerot, Heinrich Schönhaber Ritter von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Wengermayr, Oddo
Band: 54 (1886), ab Seite: 281. (Quelle)
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Wengerot, Heinrich Schönhaber Ritter von (Vorstand der Pressenabtheilung des k. k. militär-geographischen Institutes in Wien, geb. zu Olmütz am 7. März 1821, gest. in Wien 12. Februar 1879). Ein Soldatenkind, trat er nach beendetem Untergymnasium 1834 freiwillig in das 3. Feldartillerie-Regiment, in welchem er mit Auszeichnung die Regimentsschule besuchte. 1840 wurde er Bombardier, 1847 Feuerwerker, 1848 Oberfeuerwerker und kam als solcher zur Besatzung in der damaligen Bundesfestung Mainz. 1849 [282] zum Lieutenant im 1. Feldartillerie-Regimente befördert, wurde er gleichzeitig dem Erzherzog Johann, damaligem Reichsverweser zu Frankfurt a. M. zugetheilt, erhielt aber noch im nämlichen Jahre die Professur für Geometrie und die Artilleriegegenstände im k. k. Bombardiercorps zu Wien. Auf sein Ansuchen ward er 1850 in das Calcul- und Triangulirungsbureau des militär-geographischen Institutes und 1851 unter gleichzeitiger Beförderung zum Oberlieutenant in das k. k. Ingenieur-Geographencorps übersetzt, in welchem er bis 1854 als Trigonometer in Tirol in Verwendung stand. Als 1857 die Vorstandsstelle bei der so wichtigen Pressenabtheilung des militär-geographischen Institutes zu Wien in Erledigung kam, richtete die Direction auf Wengerot, der damals bereits Hauptmann war, ihr Augenmerk, und da er am polytechnischen Institute und an der Hochschule in Wien Physik und Chemie studirt hatte, wurde er zum Vorstand gedachter Abtheilung ernannt. Da es ihm schwer fiel, den seit Kindesbeinen getragenen Soldatenrock abzulegen, übernahm er nur mit Widerstreben diese Stellung, in welcher ihm als technischem Gruppenvorstande die Abtheilungen der Pressen, der Photographie, Heliogravure, Photolithographie, Galvanoplastik und von 1876 ab auch jene für den Kupferstich und die Lithographie unterstanden. Nun aber entfaltete er eine ungemein verdienstliche und ersprießliche Thätigkeit. In jedes Gebiet der kartographischen Technik gründlichst eindringend, brachte er es dahin, daß die Reproductionsmethoden des k. k. militär-geographischen Institutes in Wien als mustergiltig im In- und Auslande anerkannt wurden. Da er selbst ein trefflicher Zeichner war, bildete er sich bald durch Studium kartographischer Arbeiten ein gründliches Urtheil über dieselben und bemühte sich unablässig, in der graphischen Technik wichtige und dem Zwecke entsprechende Verbesserungen einzuführen. Von diesen letzteren seien erwähnt: das galvanische Verstählen der Kupferdruckplatten zur Erzielung einer größeren Zahl von Abdrücken nach einem eigenen Verfahren; ferner die vortheilhafte Vervielfältigung der Kreidezeichnung durch Umdruck; die Ausführung des Farbendruckes auf den Schnellpressen; die Anwendung der Anastatik auf die Vervielfältigung der Karten nach einem speziellen Verfahren; die Ausbildung der verschiedenen photometallographischen Verfahren, insbesondere jenes der Heliogravure, wodurch er mit einer Sicherheit und Vollkommenheit bis dahin für unerreichbar gehaltene Resultate in der Kartenreproduction erzielte, welchen in Fachkreisen die vollste Anerkennung zutheil wurde; die zweckmäßige Einrichtung der Schnellpressen mit Dampfbetrieb zur möglichst schnellen Erzeugung von Kriegskarten in Mobilisirungsfällen u. m. a. Die von ihm eingerichteten photographischen und photochemischen Ateliers des militär-geographischen Institutes waren eben Mustereinrichtungen ihrer Art, die von Fachmännern studirt und nachgeahmt wurden. Sein Tod riß eine nicht leicht ausfüllbare Lücke in den Organismus eines Institutes, das seit jeher zu den musterhaftesten des Continentes zählt. Mit diesen seltenen Vorzügen des Fachmannes verband Wengerot die edelsten Eigenschaften des Menschen überhaupt und des Vorgesetzten insbesondere.

Oesterreichische (später österreichisch-ungarische) Kunst-Chronik. Herausgegeben und redigirt von Dr. Heinrich Kábdebo [283] (Wien, Reisser und Wertheim, 4°.) II. Jahrgang, 15. März 1879, Nr. 10, S. 156 in der „Todtenschau“.