BLKÖ:Wenig, Johann Baptist

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Wengraf, Moriz
Band: 54 (1886), ab Seite: 291. (Quelle)
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Wenig, Johann Baptist (Priester der Gesellschaft Jesu, geb. zu Neudorf bei Kuttenplan in Böhmen 1826, gest. zu Innsbruck am 25. October 1875). Er trat 1844, damals 18 Jahre alt, zu Gratz in den Jesuitenorden. Für denselben zu Linz und Wels ausgebildet, wurde er 1852 Priester, 1854 Professor am bischöflichen Gymnasium zu Linz, 1857 ordentlicher Professor für biblische Einleitung, Archäologie und orientalische Sprachen am Jesuitencolleg und an der theologischen Facultät in Innsbruck, an welcher er dann die Dekans- und Rectorswürde, letztere dreimal, 1863, 1866 und 1869, bekleidete. Seine gelehrte Specialität war das Arabische und Syrische, und er beschäftigte sich in der letzten Lebenszeit mit Abfassung einer arabischen Grammatik. Mehr aber als durch diese’ gelehrte Beschäftigung drang sein Name durch einige philosophisch-theologisch-polemische Schriften in die Oeffentlichkeit, denn Pater Wenig war ein ganz entschiedener streitbarer Kämpfer [292] der katholischen Kirche und erregte zuerst in weiteren Kreisen große Aufmerksamkeit durch seine 1866 gehaltene Rectoratsrede, die auch unter dem Titel: „Ueber die Freiheit der Wissenschaft“ (Innsbruck 1866) im Druck erschien. In dieser weniger umfang- als inhaltreichen Schrift erklärt er: eine unumschränkte Freiheit der Wissenschaft nicht einräumen zu können – bestreitet, daß die Wissenschaft sich selbst Zweck sei, da sie sonst souveräne Gottheit wäre, was aber unstatthaft sei – erblickt in der Freiheit der Wissenschaft nichts als die Freiheit zu irren – erklärt die Voraussetzungslosigkeit der Wissenschaft als Wahn und entdeckt die bisher unbekannte Thatsache, daß Giordano Bruno nur seiner Verbrechen, nicht aber seiner Gelehrsamkeit wegen auf dem Scheiterhaufen geendet habe – im unendlichen Fortschritt sieht er einen Widerspruch mit der Offenbarung, welche feststellt, daß ein Ende der Zeiten kommen werde. Diese Momente seiner Schrift kennzeichnen genügend den Standpunkt, den er in einer so wichtigen Frage, als es die Freiheit der Wissenschaft ist, einnimmt. Noch gab er unter dem Pseudonym Theophilus Philaletes eine zweite Schrift heraus, betitelt: „Ueber die kirchliche und politische Inquisition. Ein Beitrag zur Klärung der Anschauungen über diesen Gegenstand“ (Wien 1875, Sartori), welche in wissenschaftlichen Kreisen so großes Aufsehen hervorrief, daß der Orden, dem der Verfasser angehörte, den Schleier der Anonymität lüften zu müssen glaubte. Ruch diese Schrift war aus Vorträgen entstanden, welche P. Wenig 1872 im katholischen Casino zu Innsbruck gehalten hatte. Er starb im besten Mannesalter von 49 Jahren. Welche philosophischen Ansichten und kirchlichen Dogmen sind mit ihm bestattet worden!

Deutscher Merkur. Organ für katholische Reformbewegung (Köln, Deutz und München, 4°.) 20. November 1875, Nr. 47: „Jesuit P. Wenig als Vertheidiger der Inquisition“. – Neue Freie Presse (Wiener politisches Blatt) 17. Jänner 1872, Nr. 2657, Abendblatt: „Die Jesuitenlehrer in Innsbruck“. – Dieselbe, 30. October 1875, Nr. 4017, S. 5, in der „Kleinen Chronik“.