BLKÖ:Zichy-Vásonykeő, Franz Graf (Staatsmann)

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 60 (1891), ab Seite: 23. (Quelle)
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Zichy-Vásonykeő, Franz Graf (Staatsmann, geb. 24. Jänner 1811), vom I. Zweige der Karlsburger Linie. Ein Sohn des Grafen Franz Joseph, Obergespans des Biharer Comitates, und der Gräfin Amalie Eszterházy, wurde er, für den Staatsdienst erzogen, Hofrath bei der [24] ungarischen Hofkanzlei in Wien, dann wirklicher geheimer Rath, Präses der Studienhofcommission und des Censurcollegiums und während der Abwesenheit des Palatins Präsident der ungarischen Statthalterei. Im Jahre 1849 leistete er, ohne gerade bei der Diplomatie verwendet zu sein, in Petersburg ausgezeichnete Dienste bei der Richtigstellung und Ordnung der Kosten der russischen Occupation in Ungarn. Als dann nach Aufhebung der 1848er Verfassung am 13. April 1851 der vom Kaiser ernannte Reichsrath ins Leben trat, befand sich unter den ersten Mitgliedern desselben Franz Graf Zichy zugleich mit Freiherrn von Buol, Hugo Fürsten Salm, Ladislaus von Szögyényi, B. Purckhardt, Andreas Freiherrn von Baumgartner und Herrn von Salvotti. 1874 erhielt er den Posten eines Botschafters bei der Pforte, den er mehrere Jahre bekleidete, und von welchem er auf sein Ersuchen 1879 enthoben wurde. Er war es, der in einer Audienz im März 1875 dem Sultan die Eröffnung machte, daß die Société d’exploitation des chemins de fer de Roumélie ihren Sitz von Paris nach Wien verlegt und aus einer französischen in eine österreichische Compagnie sich umgestaltet habe. Der Sultan hörte den Bericht des Botschafters an und bemerkte dann, daß er gegen diese Umgestaltung der Société d’exploitation nicht das Geringste einzuwenden habe. Auf Grund dieser Aeußerung des Sultans telegraphirte der Graf nach Wien, daß dieser wichtige Punkt nach der ihm vom Sultan persönlich gemachten Zusicherung als erledigt zu betrachten sei. Kaum aber hatte der Graf diese Depesche expedirt, als ihm der Großvezier Hussein Avni Pascha die Kunde übersandte, daß der Sultan keineswegs geneigt sei, die Frage in dem Sinne, welchen der Graf Zichy annahm, zu erledigen, und daß in diesem Falle umso gewisser ein Mißverständniß obwalte, als der Sultan eben an die hohe Pforte Instructionen gelangen ließ, welche der Annahme des Grafen Zichy vollständig entgegengesetzt lauten. Dieser Act türkischer Intriguenpolitik machte damals begreiflicher Weise in diplomatischen Kreisen nicht geringes Aufsehen und fand die einigermaßen befremdliche Lösung, daß der Sultan anerkannte: Graf Zichy habe ganz richtig an seine Regierung berichtet, nur ihm (dem Sultan) seien nach Entfernung des Botschafters financielle Bedenken aufgestiegen, welche ihn bestimmt hatten, seine ursprünglichen Ansichten über diesen Nationalitätswechsel einer Eisenbahngesellschaft zu modificiren. Allem Anscheine nach waren bei diesem ostensiblen Wechsel der Ansichten französisch-russische Intriguen – es bekleideten damals Graf Vogué den französischen, Graf Ignatiew den russischen Botschafterposten bei der hohen Pforte – im Spiele. Doch verlief der anfänglich ziemlich ernste Zwischenfall ohne weitere politische Folgen. Aus der Zeit seiner Internuntiatur stammt eine Schenkung cypriotischer Vasen, welche der Graf dem ungarischen Nationalmuseum gemacht. Nach seiner Entlassung aus dem diplomatischen Dienste lebt er zurückgezogen von allen öffentlichen Geschäften. Die öffentliche Meinung hatte sich noch zweimal besonders mit ihm beschäftigt, das eine Mal längere Zeit und sehr eingehend, als er 1865 als Administrator, der Fürst Eszterházy’schen Concursmasse heftig angegriffen wurde und die Zeitungen wie besondere Libelle für und wider ihn Partei ergriffen; [25] das andere Mal nur vorübergehend, als er im Herbst 1874 in seiner Eigenschaft als Botschafter bei der hohen Pforte ein eben angekommenes Schiff von Seiner Majestät Kriegsmarine ohne weiters zu einer Spazierfahrt im Bosporus benützte, und den darüber an Seine Majestät erstatteten Bericht der Monarch an die competente Stelle mit der lakonischen Bleistiftglosse zurücksandte: „Wer zahlt die Kohlen?“ In welcher Weise diese eminent praktische Frage des Monarchen beantwortet wurde, ist uns nicht bekannt. Graf Franz hatte sich am 25. November 1847 mit Maria Clara geborenen Marquise de Ville Gräfin Demblin (geb. 15. August 1814, gest. 26. August 1868) vermält, und stammen aus dieser Ehe Joseph, Theodor und die Zwillinge Franz und August, von welch Letzteren Franz den Priesterstand erwählte, am 1. October 1876 das erste Meßopfer feierte und dann als Cooperator zu Szölös bei Großwardein in die Seelsorge trat, aber bereits das Zeitliche gesegnet hat.

Die Verwaltung des Fürst Eszterházy’schen Vermögens durch Grafen Franz Zichy. Beilage zu Nr. 264 des Journals „Der Wanderer“ (Wien 1865, Alex. Eurich, gr. 8°., 34 S.). – Die Verwaltung des Fürst Eszterházy’schen Vermögens durch Grafen Franz Zichy. Berichtigung der in der gleichnamigen Brochure enthaltenen vollständig unwahren und entstellten Thatsachen (Wien 1865, C. Dittmarsch , gr. 8°., 75 S., das sogenannte „Schwarze Buch“). – Neue Freie Presse 1874, Nr. 3671: „Eine Frage des Kaisers“ in der Rubrik „Kleine Chronik“. – Dieselbe. 21. März 1875, Nr. 3796: „Ein ernster Zwischenfall im Orient“. – Fremden-Blatt. Von Gustav Heine (Wien, 4°.) 28. September 1876: „Empfang des Grafen Zichy beim Sultan“. – Didaskalia (Frankfurter Unterhaltungsblatt, 4°.) 1865, Nr. 332: „Eine Cause célèbre“. – Allgemeine Zeitung (Augsburg, Cotta, 4.) 1879, Nr. 302 und 313 in den „Correspondenzen aus Wien“. – Ueber Land und Meer (Stuttgart, Hallberger, Fol.) 38. Bd. 1877, Nr. 38, mit Porträt. – Sarkady (István). Hajnal, d. i. Morgenröthe (Wien 1867, 4°.): „Zichy Ferencz Gróf“.
Porträt. Unterschrift: „Gróf Zichy Ferencz“. Marastoni Jós. 1864 (lithogr.). Druck von Geb. Pollak (Pesth 1864). – Charge. Ueberschrift: „Internuntius Graf Zichy“. [Der Graf unter einem Fenster, aus welchem sich eine schöne Orientalin herausneigt, die Mandoline spielend, während hinter seinem Rücken der Russe durchs Fenster zur Orientalin hineinsteigt.] Zeichnung von Laci von F.(recsay) in der „Bombe“ vom 15. October 1876, Nr. 41.