BLKÖ:Anelli, Angelo

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Angellowicz, Anton
Band: 1 (1856), ab Seite: 38. (Quelle)
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Anelli, Angelo (Dichter, geb. zu Desenzano, 25. April 1761, gest. zu Mailand 3. April 1820). War schon mit 19 Jahren Professor der Literatur an der Lehranstalt seiner Vaterstadt; dann ging er nach Padua, wo er die Rechte studirte. Nun ward er politischer Umtriebe wegen verhaftet, von der Haft frei, trat er als Freiwilliger in die französische Armee ein, wurde Secretär des Generals Augereau, 1797 Commissär des Directoriums im Departement von Benaco. Endlich des wechselnden Looses müde, zog er sich ins Privatleben zurück, und erhielt 1802 die Lehrkanzel der Beredsamkeit und Geschichte am Lyceum zu Brescia, dann die der Rechtswissenschaft und gerichtlichen Beredsamkeit zu Mailand, später wieder nach Pavia übersetzt, brachte er dort 3 Jahre zu, und auf einem Besuche seiner Söhne, welche in Mailand sich befanden, ereilte ihn der Tod. Die eigentliche Sphäre aber, in welcher Anelli glänzte, und worin seine Leistungen eine bleibende Anerkennung verdienen, war die komische Dichtkunst. Seine Opernlibretto’s haben die Runde durch die Welt gemacht und sie eben sind ein Beweis, daß bei einem Tonwerk Musik und Text Hand in Hand gehen müssen. Während Felice Romani eine neue Gattung, die „lyrische Tragödie“ schuf, ist A. so zu sagen der Schöpfer der komischen, noch richtiger der satirischen Libretto’s, denen von einer Seite und dies nicht ganz mit Unrecht der Vorwurf gemacht wird, der moralischen Pointe zu entbehren. Seine Librettos sind: „Gisella“ Musik von Paer und „l’Amor sincero“ Musik von Farinelli, beide für die Scala; „Il Podesta di Chioggia“ Musik von Orlandi; „Il marito migliore“ Musik von Cazzaniga; in diesem Libretto geißelt A. mit scharfer Satire die politischen Wechselfälle seiner Zeit, und die Stelle, worin er auf die Plünderungen der italienischen Meisterwerke durch die Franzosen [39] anspielt, lebt im Volksmunde; „I Saccenti alla Moda“ Musik von Neri und „le Bestie in uomini“ Musik von Mosca; in diesen zwei Libretto’s trifft seine Geißel die Erbärmlichkeit der Journalisten und Schriftsteller von Gewerbe, wofür die Italiener eine meisterhafte Bezeichnung besitzen: letteratuzzi di mestiere. Diese zwei Libretto’s geben an und für sich A. einen Platz unter den besten satirischen Dichtern Italiens; dann: „Ne l’uno ne l’altro“ Musik von Mayr. Diese 6 Opern und eine Cantate gedichtet zur Wiedereröffnung des Teatro grande alla Scala sind alle von 1799–1812 für Mailand geschrieben. Ferner schrieb A. „l’Arighetto“ (1813) für das Theater San Moise in Venedig, Musik von Coccia; die „Italienerin in Algier“ Musik von Rossini für das Theater San Benedetto und „Il Fuoruscito“ (1814) Musik von Paer, für die Scala. Im J. 1815 schrieb er: „l’Impostore“ Musik von Generali auch für die Scala; dann: „Dalla beffa il disinganno“ unter dem Pseudonym Gasparo Scopabirbe; „il Matrimonio per procura“ unter dem Pseudonym Giordano Scannamuse; und „Piglia il mondo come viene“, alle diese drei die Musik von Pacini, für das Teatro Re, 1817. Außerdem schreibt man A. zu die Libretto’s: „Ser Mercantonio“ Musik von Pavesi für die Scala 1810 und „Il Sarto declamatore“ für das Teatro Carcano 1801. Ersteres machte großes Aufsehen in ganz Italien, und Donizetti’s: „Don Pasquale“ ist fast Zeile für Zeile A.’s „Mercantonio.“ A.’s Verdienste als satirischer Dichter sind nicht unbedeutend und Stendhal schreibt über ihn: „Voilà un Italien qui a un peu de génie original! Il a fait rire pendant 30 ans aux dépens de tous les ridicules qui ont paru en Italie.“ Anelli war zärtlicher Gatte und Vater, gesellig, heiter, als Freund wahr und warm.

Er ruht auf dem großartigen Campo Santo von Brescia.

„Gazzetta musicale d’Italia“ Milano. Anno XI. (1854) Nr. 10. – Nuovissimo Dizionario degli uomini illustri ec. (Milano Centenari 1855) vol. I. p. 235.