BLKÖ:Apponyi, Georg Graf

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Aranka, Georg von
Band: 1 (1856), ab Seite: 57. (Quelle)
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Apponyi, Georg Graf (Hof-Kanzler, Kämmerer u. geheimer Rath, geb. 29. Dec. 1808).[BN 1] Stammt aus dem ältern Zweige der Apponyi, ist ein Sohn des Grafen Georg und Bruder des gegenwärtigen Majoratsherrn. A. trat bei der k. ungr. Hofkanzlei als Concipist ein, wurde Secretär und den entschiedenen Anhänger der aristokratisch-conservativen Partei machten bald seine Fähigkeiten und großen Verbindungen zu einem ihrer Führer. Auf dem Landtage von 1839 spielte er noch eine unbedeutende Rolle und lebte darnach bis 1844 als Táblabirò sehr zurückgezogen. Der Landtag von 1843/4 verschaffte seinen Fähigkeiten einen weitern Spielraum. Kossuth, um dessen Stirne seine Partei den Märtyrerkranz geflochten, stand an der Spitze der Demokraten; die Conservativen sahen in Apponyi ihren Retter. 1844 wurde er Kanzler, trat nun energisch auf, erweckte, benützte und ordnete die schlummernden Kräfte, und stand bereit zum Kampf auf Leben und Tod. In der Mehrzahl der Comitate bildete die Gegenpartei noch eine feste Corporation, die auch auf dem Landtage als geschlossene Phalanx auftrat. Aehnliches wollte nun auch A. für die Conservativen zu Stande bringen und der erste Schritt hiezu war die Einführung des Systems der Administration. Es wurden in den Comitaten mit einem Jahresgehalt von 5–6000 fl. C. M. Obergespanns-Stellvertreter ernannt, [58] deren Aufgabe es war, im Geiste der Regierung zu wirken, und ihren schützenden Einfluß aufrecht zu erhalten. Die Gegenpartei erkannte den Zweck dieser Bestrebungen und erhob einen gewaltigen Lärm gegen das neue System. Nun begannen die schonungslosen Comitatskämpfe, wodurch das Gemüth des Kanzlers getrübt wurde; seine bisherige Sanftmuth schlug in Leidenschaftlichkeit um, die ihn in Erreichung seiner Absichten auch nicht förderte. Apponyi büßte nun durch seine schroffe Haltung alle Popularität ein und es entstand selbst unter seiner eigenen Partei Zwiespalt. Baron Anton Majthényi kündigte ihm in einer öfentlichen Sitzung die Freundschaft auf und ward der Anführer einer Mittelpartei, die, wenn es ihr gelungen wäre, Vertrauen zu gewinnen, dem Lande und der Regierung hätte Heil bringen können. Graf Apponyi liebte sein Vaterland und seine Nation, kannte sie aber nicht hinlänglich. Mit dem bloßen Aufwand von Kraft und festem Willen ließ sich solchen Elementen gegenüber nicht Alles richten. Auf dem Landtage von 1847 führte er den Kampf mit aller Erbitterung fort, bis er im J. 1848 zurücktrat. Seit dieser Zeit hat er sich von den allgemeinen Angelegenheiten fern gehalten und bringt seine Zeit größtentheils außerhalb Ungarns zu. Das öffentliche Leben Ungarns verliert seit A.’s Ausscheiden von dem Schauplatze jeder das Land betreffenden Thätigkeit einen Mann von seltenen Kenntnissen, bedeutenden Geistesgaben und großer Energie. Am 23. April 1840 hat sich Graf Georg mit Julie Gräfin Sztáray vermählt, aus welcher Ehe Graf Albert Georg (geb. 29. Mai 1846) stammt.[BN 2]

Ujabb kori ismeretek tára (d. i. ungar. Conversations-Lexikon. Pesth, Heckenast, 1850) I. Bd. S. 135–139.

Berichtigungen und Nachträge

  1. E Apponyi, Georg Graf (Staatsmann, geb. in Ungarn 29. December 1808), lebenslänglicher Reichsrath, im Jahre 1861 Judex Curiaein Ungarn.
    Ueber Land und Meer. Allgemeine illustr. Zeitung. Herausg. von F. W. Hackländer (Stuttgart, Hallberger, kl. Fol.) VI. Band (1861), Nr. 31, S. 482 [auf S. 481 das wohlgetroffene Bildniß im Holzschnitt]. – Ungarns politische Charaktere. Gezeichnet von F. R. (Manz 1851, J. G. Wirth Sohn, 8°.) S. 3. – Verhandlungen des österreichischen verstärkten Reichsrathes 1860 (Wien 1860, Manz, 8°.) Bd. II, S. 385 u. 404.
    Ueber das Adelsgeschlecht der Apponyi vergleiche.: Nagy (Iván), Magyarország családai czimerekkel és nemzékrendi táblákkal, d. i. Die Familien Ungarns mit Wappen und Stammtafeln (Pesth 1860, Moriz Ráth, 8°.) Bd. I, S. 57–62. [Band 22, S. 466]
  2. E Apponyi, Georg Graf, Staatsmann [s. d. Bd. I, S. 57]. Indem der Graf während des Ministeriums Bach kein Staatsamt angenommen, wurde er im Jahre 1860 in den verstärkten Reichsrath nach Wien berufen, in welchem er als Mitglied der magyarischen Partei für den Majoritätsantrag [zum Verständniß vergleiche man die Lebensskizze Franz Hein, Bd. VIII, S. 215] stimmte, in den wichtigeren Debatten stets das Wort ergriff und mit Besonnenheit, Mäßigung, nicht selten mit Begeisterung sprach. Bei den späteren Berathungen im kaiserlichen Cabinete erwirkte er mit Vay, Szécsen, Barkoczy, Mailáth, Andrassy und Anderen die Unterzeichnung des Diploms vom 20. October 1860. Unter Einem wurde ihm die Würde des Judex curiae d. i. Obersten Richters in Ungarn, verliehen. Als kaiserlicher Bevollmächtigter eröffnete er am 8. April 1861 den ungarischen Landtag. Eine conservative Partei überhaupt zu bilden und um sich als Führer zu schaaren, wollte ihm nicht gelingen. Als später, am 18. Juli g. J. seine Amtscollegen Baron Vay und Graf Szécsen ihre Entlassung erhielten, ist Graf Apponyi noch im Amte geblieben, jedoch im April 1863 auch von seinem Posten zurückgetreten. Der Graf Georg ist (seit 23. April 1840) mit Julie geb. Gräfin Sztáray, Sternkreuz-Ordens- und Palastdame I. M. der Kaiserin Elisabeth, vermält, aus welcher Ehe eine Tochter, Gräfin Georgine (geb. 16. März 1841), und ein Sohn, Graf Albert Georg (geb. 29. Mai 1846), entstammen. Ein Vetter des Grafen Georg A. ist Graf Rudolph (geb. 1. August 1812 und nicht wie die „Glocke“ berichtet, am 5. Juli 1802), k. k. Kämmerer, geheimer Rath und Botschafter am kön. großbrit. Hofe zu London. Graf Rudolph ist (seit 10. Mai 1840) mit Anna geb. Gräfin Benkendorff, Sternkreuz-Ordens- und Palastdame I. M. der Kaiserin, vermält, aus welcher Ehe Graf Alexander (geb. 19. Jänner 1844) und Gräfin Helene (geb. 15. November 1848) entstammen.
    Verhandlungen des österreichischen verstärkten Reichsrathes 1860 (Wien 1860, Fr. Manz, 8°.) Bd. I, S. 25; 78. 114, 131, 222, 232, 242, 264, 281, 356, 397, 475 u. 477 [über das Concordat), 628, 631, 750, 752 [über die allgemeinen Finanzen); Bd. II, S. 24 [über die Sprachenfrage), S. 134 [über den Majoritätsantrag], S. 357 [über die ungarischen Rechtszustände], S. 385. – Die Glocke (Leipzig, Payne’s Verlag, Fol.) 1861, Nr. 147, S. 340 mit des Grafen wohlgetroffenem Porträt in Holzschnitt auf S. 341]. – Gratzer Zeitung 1863, Nr. 80 Abendbl.: „Ueber den Rücktritt des Grafen Apponyi“. – Ueber den heutigen Familienstand, die Genealogie und das Wappen der Grafen Apponyi [357] vergleiche: Die „Deutschen Grafenhäuser“ von Dr. E. H. Kneschke (Leipzig 1852, T. O. Weigel, gr. 8°.) Bd. I, S. 23. – Gothaisches genealogisches Taschenbuch der gräflichen Häuser (Gotha, Just. Perthes, 32°.) 37. Jahrg. (1864), S. 26. – Historisch-heraldisches Handbuch zum genealogischen Taschenbuche der gräflichen Hauser (Gotha 1855, Just. Perthes, 32°.) S. 15. [Band 11, S. 356 f.]